total fertig - merkt das niemand?!

[SchafClaudia]

Vor einiger Zeit habe ich schon mal hier im Forum Rat gesucht und heute ist es wieder soweit.

Ich war die letzten zwei Jahre immer in Kliniken und bin nun seit gut sechs Wochen wieder daheim. Die ersten vier Wochen ging es ziemlich gut. Doch irgendwie habe ich den "Absprung ins Leben" verpasst und mir geht es wieder sehr schlecht.
Ich lebe mit meinem Freund zusammen und versuche, so gut es geht, meine Depri vor ihm zu verbergen, obwohl ich mir andererseits total wünsche, dass er teil hat an meiner Krankheit. Doch ich habe auch Angst. Er sagt immer, ich muss an meinem Willen arbeiten, dann würde das schon wieder werden. Fällt mir schwer zu vermitteln, dass es eine Krankheit ist.
Und mir fehlt auch die Kraft dazu. Ich bekomme nichts mehr auf die Reihe, denke nur noch an das Eine und weiß nicht mehr weiter... auf keinen Fall jedoch will ich wieder zurück in die Psychiatrie!
Meine Thera meinte gestern, dass eine Tagesklinik für mich gut wäre. Vielleicht ist ja bald ein Platz für mich frei.

Wenn ich alleine bin, dämpfe ich mich nur noch mit Tavor runter, damit ich nichts mehr vom Leben mitbekomme.
Ich weiß einfach nicht mehr, was ich machen soll und versinke total in meiner Depri...

Claudia

[sommertag]

hallo claudia,

das es dir so schlecht geht tut mir leid.
bei mir war es damals genauso.nur das sich damals mein freund von mir getrennt hat und ich danach total tief gesunken bin.habe mich ca 4 monate zu hause verkrochen und nur noch geschlafen,eben um nichts mehr mitzubekommen.
ich bin dann auch in eine tagesklinik gegangen und das hat mir geholfen aus diesem loch wieder raus zu kommen.
ich hatte einen strukturierten tagesablauf und das war sehr wichtig für mich.ich war in einer tagesklinik für depressionen.die kümmern sich dort intensiv um dich,betreun dich mit medikamenten,ergotherapie und vorallem mit gesprächen.

also mir hat das sehr geholfen,ich hoffe auch für dich,daß das bei dir klappt
alles liebe

und vergiß nicht,eine depression hat nichts mit starkem willen zu tun,mann WILL ja aber die krankheit läßt einen nicht.

[Tim_Pfeiffer]

Liebe Claudia,
nur um das noch einmal zu unterstreichen: Ich finde den Beitrag von Sommertag sehr gut und glaube, dass sie/er (?) einige wichtige Akzente gesetzt hat (z.B. strukturierter Tagesablauf). Auch ich möchte noch einmal betonen, dass eine Depression nichts mit "zusammenreissen" zu tun hat, sondern eine ernstzunehmende Erkrankung ist, die professionelle Hilfe erfordert. Sie haben ja geschrieben, dass Sie eine Therapeutin haben - sicherlich wäre sie eine gute Ansprechpartnerin für Ihre Ängste, Sorgen und die gegenwärtige Verzweiflung. Natürlich muss sie vom Ausmass Ihrer Sorgen wissen, um Ihnen helfen zu können.

Viele Grüße
Tim Pfeiffer

[SchafClaudia]

Hallo Sommertag, hallo Herr Pfeiffer,

ich bekomme mein Leben einfach nicht mehr geregelt. Ich schlafe bis mind. 14 Uhr und gehe spätestens um 21 Uhr wieder ins Bett. Dröhne mich zu, nur um den Tag nicht miterleben zu müssen.

Ich bräuchte auch einen strukturierten bzw. überhaupt einen Tagesablauf, doch alleine kriege ich das nicht auf die Reihe.

Tja, meine Therapeutin... ich kenne sie erst seit wenigen Wochen und kann mich noch nicht so öffnen, wie es eigentlich sein sollte. Sie kennt nicht meine ganzen Ängste und Probleme. Außerdem ist sie jetzt zwei Wochen im Urlaub, was die Situationsbewältigung noch schwieriger für mich macht.

Ich bin total am Ende und weiß nicht mehr, wofür das gut sein soll, dieses Leben...

Claudia

[Paulinchen2601]

Hallo Claudia,
auch mir tut es sehr leid, dass es Dir so schlecht geht.
Mir selbst geht es momentan auch nicht sehr gut und kämpfe ebenfalls mit mir und meinen "dunklen" Gedanken.
Aber eins möcht ich Dir mit auf den Weg geben:
"Auch für uns wird die Sonne eines Tages wieder scheinen"
wir dürfen nur den Mut nicht verlieren - so hart es ist und ich weiß manchmal geht er eben doch verloren - aber dann muss man ihn wieder finden.

Fühl Dich ganz lieb gedrückt!
Paulinchen

[SchafClaudia]

Hallo Paulinchen,

aber wie findet man denn den richtigen Weg wieder? Wie gibt man dem Dasein wieder einen Sinn? Ich war schon so weit gekommen und jetzt, durch diesen Rückfall, fängt alles wieder von vorne an... wenn nur diese ständigen "dunklen" Gedanken nicht wären - wie geht man denn mit diesen um?

Claudia

[Frauw]

Hallo Claudia, Halo Paulinchen,

das tut mir sehr Leid, dass es Euch beiden momentan nicht so gut geht, schliesse mich da an....

Aber ich wollte Euch nur einen Satz sagen, den mir manchmal meine Therapeutin sagt: "Rückschläge gibt es immer. Das ist wie bei einem kleinen Kind, das laufen lernt, wenn es ein wenig laufen kann, setzt es sich zwischendurch auch wieder hin und krabbelt wieder - aber das Kind hat dadurch das Laufen ja nicht verlernt, es nutzt die Fähigkeit nur gerade nicht"
Das finde ich manchmal ganz beruhigend und vielleicht hilft es Euch ja auch ein wenig, zu wissen, das ist normal, die Rückschläge, aber irgendwann wird es auch wieder besser gehen!

Claudia, wenn es gar nicht mehr geht, hast Du schonml überlegt bei einer Notfallnummer an zu rufen? Vielleicht kannst Du Dich denen besser öffnen, weil die total fremd sind und vielleicht hilft das mitteilen ja schon ein ganz klein wenig, weil es dann ein bisschen draussen ist.

Ganz liebe Grüße
Silke

[bigcoder]

Hallo Claudia.

Zitat: "Meine Thera meinte gestern, dass eine Tagesklinik für mich gut wäre." Auch von meiner Seite aus kann ich sagen, das mir die Tagesklinik sehr geholfen hatte und man sich dort sehr intensiv um mich gekümmert hatte. Einen (strukturierten) Tagesablauf halte ich bei Depressionen für "sehr wirksam".
Weitere TIPPS von mir:

Ausdauersport (Walking, Jogging, ...) oder zumindest Spaziergänge. (Es hilft, ich weiß von Vielen, denen es auch geholfen hat, aber warum es hilft, ist mir nicht bekannt.)

"Ursache der Depression Besprechen", um der Depression die "Grundlage" zu nehmen.

Das sind aber mehr MEINE Erfahrungen und meine Ideen. Mir hatte genau "Das" geholfen.

MfG Michael alias BigCoder

[SchafClaudia]

Hallo Sandra, Silke und Michael,

rationell gesehen weiß ich auch, dass Rückschläge normal sind bei einer Depression, aber emotional sieht die Sache wieder ganz anders aus. Ich denke, ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr, ich halte das alles nicht mehr aus. Und bin dem Tod näher als dem Leben. Ich hoffe, dass ich rechtzeitig einen Weg finde, mit der Krise umzugehen...

Ich weiß natürlich auch, dass es nicht gut ist, mich so zuzudröhnen, aber es ist das Einzige, was mir hilft, mit dem vielen schlafen.

Ich habe mir auch schon überlegt, einmal bei einer Notfallnummer anzurufen, aber ich habe Angst, dass ich wieder eingewiesen werde! Und das ist das letzte, was ich will!

Früher habe ich sehr viel Sport gemacht und da ging es mir auch besser. Aber zur Zeit kann ich mich einfach nicht aufraffen irgendetwas zu machen, geschweige denn Sport.

Mein Freund hat schon einmal mit mir Tagespläne geschrieben, aber ich konnte sie nicht einhalten, weil ich mich eben zu nichts motivieren kann.

Wie könnt Ihr Euch denn aufraffen, z. B. Sport zu machen oder den ganz normalen Tagesablauf zu bewältigen?

Claudia

[deary]

Hallo Claudia,

zuerst einmal möchte ich sagen, dass Du nicht aufgeben solltest.

Ich war auch schon so oft davor, und habe dann immer hinterher gedacht, wenn doch wieder etwas Schönes im Leben kam: gut, dass Du nicht aufgegeben hast.

Es ist doch schön, dass Dein Freund zu Dir hält.
Du weißt sicher, dass viele Beziehungen an der Krankheit scheitern und wenn Du das so leben kannst , solltest Du daraus Kraft schöpfen.

Wie man es schafft, trotzdem sich aufzuraffen: Eine Frage, die hier schon öfters diskutiert wurde:

Es ist eine Gratwanderung zwischen Vermeiden und Hervorpreschen: Dazu sollte man die einigermaßen guten Phasen und Wellen nutzen, sich dann um Ärzte, Kliniken, etc. kümmern.

Dann wieder sollte man Erholungsphasen nutzen.
Daraus zieht man dann Kraft, man hat Erfolgserlebnisse, die einen beim nächsten Tief "anschubsen".

So hab ich es erlebt.
Aber die Rückschläge kommen trotzdem, wie hier auch schon anklang.
Aber das muß man lernen, als Teil des Lebens zu akzeptieren.

Liebe Grüße an Dich und noch einen schönen Sonntag
deary

[sommertag]

hallo claudia,

oh mann,ich kann das so gut nachvollziehen.bei mir war es damals genauso.ich wollte nur noch schlafen,nichts mehr spüren.bei mir war es damals aber so,daß ich unbedingt in die klinik wollte.ich wußte einfach nicht mehr weiter.letztendlich bin ich aber nicht in die klinik und habe "einfach" abgewartet.wie ich das damals ausgehalten habe,ist mir heute unklar.
nimmst du denn medikamente ein? oder hast du einen guten psychiater? bei mir wurden damals die medikamente erhöht und langsam wurde es dann besser. und vergiß nicht ,auch wenn du momentan nicht daran glaubst,es wird besser BESTIMMT . das mit dem motivieren war bei mir damals auch unmöglich.ich konnte mich zu nichts aufraffen. vielleicht hilft es dir,deine jetzige situation so zu akzeptieren. und mit jedem bißchen mit dem es dir besser geht versuchst du dich ein bißchen mehr zu etwas aufzuraffen. denn bei mir war es so,daß ich immer ein schlechtes gewissen hatte,wenn ich nur geschlafen habe. aber als ich die situation akzeptiert habe,ging es besser.
liebe claudia ich wünsche dir alles,alles gute und ich weiß,bald wird es besser. hab gedult auch wenn es unglaublich schwer fällt

[SchafClaudia]

Hallo Anna, hallo Sommertag,

eigentlich ist es so, dass ich mich für so gefährdet halte, dass die Klinik wohl schon das momentan beste für mich wäre.

ABER: bisher hat meine Beziehung gehalten, doch ich habe große, sehr große Angst, dass ein weiterer stationärer Aufenthalt diese Beziehung beenden wird. Das ist meine größte Angst.

Heute sehe ich wieder weder ein noch aus. Habe mich mit Tavor zugestopft (5 St.), das macht es einigermaßen erträglich.

Keine Ahnung, was ich eigentlich wirklich will. Der Grat zwischen leben und nicht leben ist halt doch verdammt schmal, nicht wahr?!

Claudia

[SchafClaudia]

@Sommertag:

Ich nehme folgende Medikamente:
Nemexin 75 mg
Trevilor retard 225 mg
Seroquel 150 mg
Neurocil 100 mg
Tavor 2,5 mg bei Bedarf

Einen guten Psychiater habe ich, und zufällig auch morgen vormittag einen Termin bei ihm. Werde mal abwarten, was der zu meiner Geschichte sagt.

Claudia

[sommertag]

liebe claudia,

ich hoffe dein arztbesuch heute bringt dich ein bißchen weiter. zu deiner beziehung: weshalb denkst du,daß deine beziehung kaputt gehen könnte wenn du in die klinik gehst? viel glück heute. vielleicht hast du ja lust darüber zu berichten.
alles gute.