bin am ende und keiner bekommt was mit

Twinkle
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bin am ende und keiner bekommt was mit

Beitrag von Twinkle »

Hallo ihr!

Hm, weiß garnicht richtig wie ich das erklären soll, aber irgendwo muss ich das mal posten. Hier kennt mich ja keiner, da ist das doch noch etwas anderes.

Mir ging es eine ganze Zeit lang wieder richtig gut und ich konnte mein Leben wieder ein Stück weit genießen. Ich war viel unterwegs, bin viel gereist und habe meine Kraft genossen.

Seit knapp einer Woche hänge ich nun wieder voll drin. Es ist einfach nur scheiße. Ans Telefon geh ich eh nicht mehr, Kontakte nach außen gibt es auch nur wenn es sich (durch meine Eltern) nicht vermeiden läßt. Den ganzen Tag gammel ich in meiner Wohnung im Dreck rum und bekomme nichts gebacken. Es ist mittlerweile so ein Saustall hier, dass es schon eklig ist. Mein Tagesablauf besteht nur noch aus schlafen, fernsehen und essen. Zwischendurch beame ich mich mit Medis weg um mich nicht ertragen zu müssen, was mir aber auch wieder Angst macht, dass ich wieder abhängig werde.

Keiner bekommt was mit, das es mir schlecht geht, nunja, wie auch, ich sag ja nichts. Da müßte ich mir ja offen eingestehen, das ich schon wieder versagt habe. Ich empfinde mich als totale Zumutung für meine Umwelt und weiß nicht was es da für einen Weg raus geben soll. Warum kann ich nicht einmal zugeben, dass es mir nicht gut geht? Ich weiß nicht, aber es ist real einfach nicht möglich das durchzuziehen. Mit ein Grund ist wohl, dass ich mein Umfeld nicht auch noch mit meinem Scheiß belasten will, die haben genug am Backen. Meine Thera ist auch für 3 Wochen im Urlaub, wobei ich denke, selbst wenn sie da wäre, würde es mir nicht anders gehen.

Keine Ahnung wie das weiter gehen soll, habe mir ein paar Medis gegönnt und verkrieche mich wieder in mein Bett.

ein trauriges
Twinkle
Maikel
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Re: bin am ende und keiner bekommt was mit

Beitrag von Maikel »

Hallo Twinkle,
man dass hört sich echt nicht gut an.Hast du schon mal überlegt in die Klinik zu gehen?Denke du bist mitten in einer schlimmen Depressionsphase.Mir geht es seit einigen Tagen auch sehr schlecht,mit dem einen Unterschied,dass wenigstens meine Wohnung sauber ist.Hat mir auch viel Kraft gekostet.Was für eine Depression hast du?Ich habe eine bipolare Störung.Musste mich heute morgen auch zwingen aufzustehen.Aber irgendwie hab ich dass geschaft.Versteh dich sehr gut wie du dich fühlst.Möchtest du nicht deinen Eltern sagen,wie schlecht es Dir geht?Vielleicht geht es dir dann besser.Schau ich bin nun seit ende April krank,war wieder in der Klinik,dann kam ich nach Hause es ging mir besser.Nun seit einigen Tagen wieder sehr schlecht.Es ist halt so bei einer Depression,dass es einem plötzlich wieder schlecht geht.
Wenn du möchtest schreib mir doch einfach
Wünsche Dir viel Kraft,und Mut
Maikel
flügelchen
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Re: bin am ende und keiner bekommt was mit

Beitrag von flügelchen »

Hallo Twinkle,

ich les hier schon eine ganze Weile stumm mit. Dein Posting hat mich sehr berührt und ich habe beschlossen mich endlich anzumelden.

Was du da schilderst hört sich gar nicht gut an.

Was meinst du hat deinen Absturz ausgelöst?

Oder umgekehrt, was war es, das es dir vorher so gut ging. Vielleicht ist es ganz gut es von der positiven Seite anzupacken.

Hast Du wirklich niemand, den du um Hilfe bitten könntest, eine Freundin, Vertretung Deiner Thera?

Nur, solange du niemandem Bescheid sagst, kann wohl wirklich keiner merken, daß es dir so schlecht geht.


Vielleicht magst du noch ein bißchen mehr erzählen, das erleichert dich vielleicht etwas.

Ich schick dir zumindest mal virtuell ein Kraftpaket rüber und hoffe du spürst es.

lieben Gruß

flügelchen
Sophia
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Re: bin am ende und keiner bekommt was mit

Beitrag von Sophia »

Hallo Twinkle!

Ich kann dir gar nicht sagen, wie gut ich dich verstehen kann. In der letzten Woche ging es mir genauso, ich war allein in meiner Wohnung und habe vor mich hinvegetiert. Am Ende der Woche musste ich dann heim zu meinen Eltern fahren und allein die Tatschache, zu packen und die Wohnung bisschen aufzuräumen, hat mich total überfordert, aber irgendwie ging’s dann doch, so wie halt alles dann irgendwie doch geht.
Jetzt bin ich daheim, und das schlimmste ist, dass ich mit niemanden reden kann. Ich könnte meinen Eltern nie sagen, dass es mir schlecht geht, obwohl sie es ja teilweise selbst merken, aber ich glaube, sie haben es akzeptiert, dass ich nicht darüber reden will und außerdem versuch ich es auch, wenn es möglich ist, meine Depressionen vor ihnen so gut wie möglich zu überspielen.
Nächste Woche muss ich anfangen in meinem Ferienjob zu arbeiten und auf eine mündliche Prüfung muss ich auch noch lernen, hab keine Ahnung, wie ich das hinkriegen soll
Mit meinem Gejammere bin ich dir wahrscheinlich wirklich keine große Hilfe, aber vielleicht hilft es dir da ja zu wissen, dass es mir auch so geht.

Ich hab leider auch keine guten Ratschläge, weil für mich selbst alles so sinnlos erscheint, aber ich wünsche dir trotzdem von ganzem Herzen, dass die Welt für dich bald nicht mehr so trostlos erscheint.

Viele liebe Grüße,
Sophia
Twinkle
Beiträge: 179
Registriert: 28. Mär 2003, 15:55

Re: bin am ende und keiner bekommt was mit

Beitrag von Twinkle »

Erstmal vielen Dank, dass ihr mir geschrieben habt. Es tut doch gut, wenn man nicht ganz allein dasteht mit dem ganzen. Auch wenn der Kontakt hier nur virtuell ist, ist es einfach ein Ersatz wenn es in der Realität keine Möglichkeit gibt.

@ Maikel
In Kliniken war ich schon mehrfach. Leider ist das bei mir so ausgereizt, dass die Krankenkasse nur noch Psychiatrie bezahlt. Das wäre aber viel zu hoch gegriffen und die würden mich auch garnicht sofort aufnehmen, da ich ja nicht gefährdet bin. Zudem ist die für mich zuständige Psychiatrie eine totale Katastrophe.
Meinen Eltern kann ich das nicht sagen, das habe ich schon probiert. Depression ist bei mir eins von vielen Symptomen meiner Krankheit und sie verstehen das einfach nicht, obwohl ich schon seit einiger Zeit in Rente bin deswegen. Die genaue Diagnose möchte ich auch nicht erklären, da es ihnen Angst machen würde.

@ flügelchen
Bin mir nicht sicher, ob ich weiß was den Absturz ausgelöst hat. Einerseits ist es mir schon viel zu lange gut gegangen, andererseits war einfach auch in den letzten Wochen viel los und ich habe zur Zeit keinen mit dem ich das besprechen kann.

Nun, theoretisch hätte ich vielleicht jemanden den ich um Hilfe bitten könnte. Praktisch ist es aber nicht möglich. Freunde sind in Ferien oder selbst krank. Meine Thera hat keine Vertretung angegeben, weil es mir gut ging und wir beide nicht mit dem Absturz gerechnet haben. Beim Neuro habe ich angerufen, die sind in Urlaub. Zu jemand fremden gehen bringt nicht wirklich was, denn ich bin mit Medis versorgt.

Ja, ich weiß, ich müßte dringend mal anfangen irgendwo die Wahrheit zu sagen, doch ich weiß garnicht wo. Die einen wollen nichts hören, die anderen können garnicht weil es ihnen selbst schlecht geht. Merk grad selbst, ich dreh mich im Kreis.

@ Sophia
Tut mir leid, dass es dir so schlecht geht. Dann mußt du auch noch arbeiten gehen, gibts da keinen Weg drum rum? sodass du wenigstens die Prüfung hinbekommst?
Dein Posting gibt mir auch ein wenig das Gefühl, nicht alleine dazustehen mit dem was gerade passiert, ich bin also nicht wie immer der Alien, der alles hat was andere nicht haben.

Grüße
Twinkle
Tascheret
Beiträge: 8
Registriert: 26. Jun 2004, 13:10

Re: bin am ende und keiner bekommt was mit

Beitrag von Tascheret »

Hallo Twinkle,

hab' auch schon den ganzen Tag überlegt, ob ich ein neues Topic starte, mir geht es nämlich gerade genauso. Nehmt ihr mich auf in den Club?
Mich hat diese depressive Phase diesmal auch total überrascht, weil es mir wirklich sehr lange gut gegangen ist und ich keine Ahnung habe, was diese erneute Depriepisode ausgelöst haben könnte.
Ich hab' im Moment nicht einmal ein Therapeutin, da ich meine Therapie schon im letzten Jahr beendet habe, nachdem ich der Ansicht war, dass es eh nichts mehr bringt.
Ich traue mich übrigens auch nicht, mit meinen Eltern darüber zu reden, da sie so froh waren, dass ich die Depressionen endlich überstanden hatte, und weil ich schon lange nicht mehr zu Hause wohne, würden sie auch nur was mitbekommen, wenn ich sie anrufen würde.
Ich kann einfach nur hoffen, dass die Phase wieder vorübergeht. Was tut ihr so dagegen?

Gruß Steffi
ursus
Beiträge: 159
Registriert: 22. Apr 2004, 12:52

Re: bin am ende und keiner bekommt was mit

Beitrag von ursus »

Hallo Twinkle, Steffi, Sophia, ...

bei mir ist es im Moment nicht ganz so dramatisch. Ich hatte heute den ersten Arbeitstag nach ein paar Tagen Erkältung, die ich zu Hause verbracht habe. Problem: Mein Vorgesetzter ist jetzt aus dem Urlaub zurück. Das ist ein Mensch, der nicht den blassesten Schimmer von dem hat, was in seiner Organisationseinheit läuft. Um einer möglichen ersten Begegnung möglichst gelassen entgegensehen zu können, habe ich erst einmal 2,5 mg Tavor genommen. Kurz vor der Mittagsbesprechung habe ich sicherheitshalber noch einmal soviel nachgeworfen. Und jetzt habe ich mich durch den Nachmittag gequält (was mich ein weiteres mg gekostet hat) und sehe noch keinen rechten Sinn.

1. In den letzten Wochen hatte ich langsam wieder begonnen, so etwas wie Interesse an meiner Arbeit zu finden. Vorbei?

2. Es ist mir auch wieder gelungen, ein gewisses Leistungsethos aufzubauen. Und im Überschwang habe ich zwei Ausgleichstage für Überstunden beantragt, die mir natürlich abgelehnt wurden. Soll ich mich etwa wieder um vier Uhr in die Schlange vor der Gleitzeiterfassung einreihen?

3. Das Wochenende war teilweise erfreulich. Ich habe am Samstag Sport gemacht und bin in der Stadt gewesen. Wer immer sich noch dazu aufraffen kann - dem sei empfohlen, eine Viertelstunde durch eine Grünanlage zu laufen. Das hilft beträchtlich. (Ich mache außerdem Krafttraining, das ist nicht für jeden was, aber auch keine schlechte Betätigung).

4. Es kommt grundsätzlich auf die Analyse an. Wenn es einem schlecht geht, muss man sofort analysieren, wo die Ursache liegt. Je schneller man einen berechtigten Verdacht hat, desto besser sind die Möglichkeiten, durch eigene Verhaltensänderungen einzugreifen. Niemand wird verlangen, eine verwahrloste Wohnung von einem auf den anderen Tag in beste Ordnung zu bringen, aber mit homöopathischen Dosen gtht es auch. Man muss sich feste Rituale schaffen für Zeiten, in denen es einem schlecht geht.

5. Früher dachte ich immer, Krisenpläne wären für den äußersten Fall gedacht. Das stimmt nur teilweise. So, wie man den Ablauf eines Krisenplans internalisiert, so kann man auch das Verhalten bei schlechter Stimmung konditionieren. Ein erster Schritt dazu ist, sich Aufzeichnungen über gute und schlechte Tage zu machen.

Grüße
ursus
flügelchen
Beiträge: 6
Registriert: 8. Aug 2005, 12:22

Re: bin am ende und keiner bekommt was mit

Beitrag von flügelchen »

Liebe Twinkle,

als ich das letzte Mal abgestürzt bin und fest davon überzeugt war, das da keiner ist, der mir helfen könnte oder wollte, hat mich mein Therapeut gebeten zu formulieren, was ich mir denn von den Menschen, von denen ich mir vorstellen könnte, das sie mir helfen sollten (oder könnten), wünschen würde, das sie tun. Dabei ist mir aufgefallen, das ich mir selber im Weg gestanden habe, das es wohl für mein Umfeld (also in dem Fall speziell meine Freunde) gar nicht möglich war etwas zu tun.

Was hast du zu verlieren, wenn du auf jemand zu gehst und sagst, es geht mir mies. Im schlimmsten Fall wirst du zurückgewiesen, aber dann hast du es wenigstens probiert.

Oder vielleicht hilft es ja auch schon, wenn du versuchst mit jemandem eine Verabredung zu treffen, um dich wenigstens ein paar Stunden abzulenken.

Das hört sich jetzt bestimmt so an, als würde ich dich nicht verstehen, aber ich weiß genau , wovon du sprichtst. Aber solange du nicht den ersten Schritt tust, wird nichts passieren.

Ich wünsche dir, das du es schaffst ein bißchen aus dem Loch herauszukommen und jemanden findest, der dir zuhört. Manchmal tun es genau die Menschen, denen man es am wenigsten zugetraut hat.

Ich schick dir noch ein bißchen Kraft und Sonnenschein.

Gruß

flügelchen
Anna9
Beiträge: 2
Registriert: 16. Feb 2005, 11:29

Re: bin am ende und keiner bekommt was mit

Beitrag von Anna9 »

Fühlt euch verstanden ... *seufz*

Trotz einer gewissen Sprachlosigkeit einige Worte (kennt ihr das auch, dass zu gewissen Zeiten sogar das Basteln von Sätzen fast nicht machbar erscheint?).
Vermutlich spreche ich nur aus einer reaktiven Depression heraus, doch der Grund und der Name des Zustandes hilft wohl nicht, ihn zu bewältigen. Ach was, "bewältigen" ist wohl auch der pure Heroismus *zg*. Bescheidenerweise würde es - zumindest mir - schon reichen, die Zeit zu überstehen, bis es wieder besser wird. Meine vorsichtige Frage: könnte Joggen helfen? Vielleicht lässt sich zumindest kurzfristig eine kleine Endorphinausschüttung ertrotzen .

An euch alle liebe Grüße, besonders an dich, Twinkle

die davoneilende
Anna
Twinkle
Beiträge: 179
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Re: bin am ende und keiner bekommt was mit

Beitrag von Twinkle »

Hallo flügelchen!

"Was hast du zu verlieren, wenn du auf jemand zu gehst und sagst, es geht mir mies."
Das habe ich gemacht, ich wurde um Hilfe gebeten und habe gesagt, dass ich nicht voll einsatzfähig bin, weil es mir nicht gut geht. Dann bin ich zurückgewiesen worden und habe mich noch schlechter gefühlt, weil ich nicht mal mehr zum helfen gut bin. Mit Zurückweisungen kann ich nicht umgehen, das ist für mich wie ein vollkommenes Abweisen. Ich weiß, dass ich da überreagiere, aber es ist für mich einfach kaum auszuhalten, also gehe ich solchen Situationen zunehmend aus dem Weg.

"was ich mir denn von den Menschen, von denen ich mir vorstellen könnte, das sie mir helfen sollten (oder könnten), wünschen würde, das sie tun"
Denke mal, das manche auch aus der eigenen Situation heraus einfach nicht können. Was ich mir wünschen würde, weiß ich genau. Ich möchte einfach nur ICH sein dürfen, eben auch mit der Tatsache, dass es mir mal nicht gut geht und ich nicht 100% einsatzfähig bin. Möchte nicht nur Notnagel, sondern auch mal ganz normal da sein.

Nun, der springende Punkt dürfte wohl sein, dass ich überhaupt erstmal um Hilfe bitten müßte, was ich nie getan habe. Sonst werde nur ich um Hilfe gebeten und wenn ich dann nicht so kann, ... Aber es wiederspricht meinem Gefühl, Menschen denen es selbst nicht gut geht um Hilfe zu bitten.

Also drehe ich mich halt weiter im Kreis.

Twinkle
Sophia
Beiträge: 49
Registriert: 22. Mär 2005, 17:56

Re: bin am ende und keiner bekommt was mit

Beitrag von Sophia »

Hallo Steffi,
zu deiner Frage, was ich dagegen tue... Wenn es mir so richtig schlecht geht, kann ich gar nichts tun, dann starre ich die meiste Zeit vor mich hin und bin total abwesend, dann überfordert mich jede Kleinigkeit. Aber sobald ich wieder ein ganz kleines bisschen Hoffnung habe merke, dass es ganz langsam wieder bergauf gehen könnte, versuche ich irgendetwas zu tun; spazieren gehen, lesen, lernen, ganz egal was, irgendetwas, das mich ablenkt und wieder auf andere Gedanken bringt. Und das hilft dann auch meistens.

Leider hab ich auch keinen guten Tipp, was man tun kann, wenn man gerade mitten in einer schlimmen Phase ist. Vielleicht fällt ja jemand anderem was ein??

Lieber Gruß,
Sophia
SKY_V
Beiträge: 5
Registriert: 8. Aug 2005, 20:42

Re: bin am ende und keiner bekommt was mit

Beitrag von SKY_V »

hallo twinkle ich habe mich nun auch x-tra wegen dir registriert weil dein posting mich irgendwie gerührt hat und ich was hilfreiches sagen wollte--keine ahnung ob dabei was rauskommt.

ganz kurz zu mir damit du weisst wer dir schreibt: ich bin am sa. durch zufall in dieses forum gerutscht- ich bin schon jahrelang depressiv, hatte aber noch nie eine therapie da ich nach aussen hin zum schein immernoch gut funktioniere- keiner in meinem umfeld hat eine ahnung dass es mir so oft so schlecht geht- es gelingt mir noch immer nach aussen hin super relaxed, selbstbewusst,stark und immer partybereit zu wirken - das ist aber fake und macht mich um so einsamer u. in warheit schwächer..


aber nun zu dir liebes twinkle:

was mich besonder erschreckt hat war, dass du im ersten posting von medis und der angst wieder abhängig zu werden geschrieben hast. meine frage an dich: twinkle, wenn du von der gefahr abhängig zu werden weisst dann verstehe ich nicht warum du sie (wieder)nimmst. denn offensichtlich heilen die medis ja nicht deine krankheit sondern "helfen dir nur dich besser zu ertragen"-- hey allein die fromulierung: " besser ertragen können" so schlimm kannste gar nich sein:-) aber weisst du was ich meine: dir gehts ja mit den medis immernoch schlecht (wie ich deinem posting entnehmen kann) also machst du den beschissenen zustand kurzfristig zu etwas weniger beschissen und riskierst noch das eine abhängigkeit entsteht. ich will jetzt nicht altklug klingen aber das ist es doch nicht wert denn eine abhängigkeit ( bei dir ja sogar eine erneute oder habe ich das falsch verstanden?) wäre echt das allerletzte. bitte pass da auf dich auf. mach nen spatziergang im grünen, ruf ein sorgentelefon an-bis die therapeutin wieder kommt- keine ahnung was- aber versuch nicht in eine abhängigkeit von medis zu kommen-BITTE!!!

zum zweiten:du sagst " du willst nur du selbst sein" das ist ja super. denn genau das wird dir helfen. du kannst doch aber nur du selbst sein wenn du den anderen zeigst und erzählst wer und was du selbst bist. und wenn du im MOMENT (und ich hoffe sehr stark dass dieser moment vorübergeht!!!) sehr krank bist und es dir schlecht geht dann musst du es eben deiner umwelt mitteilen. ich denke ehrlichkeit ist der anfang. es ist lustig, dass ich von ehrlichkeit rede, wo gerade ich meiner umwelt (noch) eine lüge vorlebe. ich habe eben unwillkürlich gedacht" mensch ich könnte nie meiner umwelt sagen, dass ich schwach bin, dass ich mich nach jemandem sehne, dass ich depressiv bin - niemals könnte ich das! so geht es glaube ich vielen hier. auch steffi kann es ihren eltern nicht sagen..du musst aber.

ich verstehe aber nicht warum wir es nicht sagen können! nur so können uns die anderen helfen nur so fällt zumindest diese ewige etwas vorfaken, die ewige unehrlichkeit weg. ich glaube mir würde das schon viel helfen. ich will es für mich versuchen.

sorry bei mir kommt irgendwie nichts mehr raus- ich wollte dir eigentlich viel mehr hilfreiches schreiben aber das ist gar nicht so leicht hier---wow immerhin mein erstes posting in meinem leben:-)

ich sende dir und euch allen aber meine besten wünsche und ganz viel positive energie die ich heute ausnahmsweise habe!!!

SKY_V
BeAk

Re: bin am ende und keiner bekommt was mit

Beitrag von BeAk »

Liebe Twinkel,

Eltern wollen oft nicht sehen wie es ihren erwachsenen Kindern geht. Das habe ich letzte Woche merken müssen, als ich meine Mutter sagte, das ich Depressionen habe, das es mir schlecht geht und Medikamente nehmen muß. Es kam sofort Abwehr von ihrer Seite. Auf gar keinen Fall die Medikamnte länger einzunehmen und ich würde mir das nur einbilden, krank zu sein.
Am Wochenende war ich bei meinm Bruder eingeladen, Mutter war auch da, sie bewachte mich damit ich ja niemanden die Wahrheit sagen konnte. Ich denke es ist besser Geschwister oder Freunde um Hilfe zu bitten, wenn Eltern sich derart weigern, die Realität zu sehen.
Es ist wäre sich nicht zu verstellen. Offen der sein zu können, der man ist, auch mit seinen Wunden und Krankheiten. Aber das geht nur schrittweise. Heute oute ich mich dem, morgen jehnem.


Willkommen Volker,

ich denke Deine Ratschläge die Du Twinkel gegeben hast, hast Du Dir selbst gegeben. Das was Du Twinkel schreibst beschreibt Deine eigene Situation. In vielen Dingen hast Du noch Vorurteile, Du mußt Dich noch mehr mit den Thema Depressionen und ihren Therapien befassen um Deine Ängste abzubauen und breit zu werden den Kampf gegen die Krankheit auf zu nehmen. Aber den ersten Schritt dazu hast Du jetzt gemacht, in dem Du hier geschrieben hast. Und das ist sehr gut.
Um mit deinem ersten Vorurteil aufzuräumen: Antidepressiva machen nicht abhängig. Es kommt beim abrupen Absetzen zu Problemen u.a. wieder aufleben der Depressionen, deshalb müssen Antidepressiva immer ganz langsam ausgeschlichen werden.

Lieber Volker, ich hoffe Du wirst in Deinem jetzt eingeschlagenen Weg, Dich mit der Krankheit auseinander zu setzen, vortfahren.
Du findest hier viele Weggefährten Die Dich gerne begleiten.
SKY_V
Beiträge: 5
Registriert: 8. Aug 2005, 20:42

Re: bin am ende und keiner bekommt was mit

Beitrag von SKY_V »

hi bea, danke für die antwort und die aufmunternden worte.

du hast vermutlich recht-dass meine ratschläge auch für mich waren. du hattest auch recht mit meiner unwissenheit bezüglich dem thema 'depression'. ich wollte auch keine binsenweisheiten loswerden die für länger-leidenden falsch verstanden oder unpäßlich sind.

von der abhängigkeit von anti-depresiva habe ich jedoch nicht gesprochen. twinkle hat selbst gesagt angst zu haben wieder abhängig zu werden...darum meine worte-vielleicht geht es auch um andere medikamente. ich selbst habe mit anti-depressiva gar keine erfahrung...

trotzdem danke für die antwort und die guten wünsche. ich werde die sache angehen bevor es wieder schlimmer wird. liebe grüsse
volker
Tascheret
Beiträge: 8
Registriert: 26. Jun 2004, 13:10

Re: bin am ende und keiner bekommt was mit

Beitrag von Tascheret »

Hallo Volker - und alle anderen natürlich auch,

ich kenne es auch nur zu gut, dass man sich bemüht, sich nichts anmerken zu lassen. Mein Umfeld hat es - abgesehen von denen, denen ich es erzählt habe - anfangs auch nicht mitbekommen, dass es mir schlecht geht. Beim Thema Depressionen fühlen sich die meisten auch einfach total hilflos. Ich kenne das von einer guten Freundin, die sich seit Jahren mit Depris rumquält, obwohl ich selbst Depressionen kenne, weiß ich im Grunde nicht, wie ich ihr helfen soll.
Und zu der Krankheit zu stehen ist in der heutigen Zeit auch nicht so einfach. Würde ich meinen Dozenten an der Uni signalisieren, dass ich depressionbedingt gerade mal wieder nicht so belastbar bin, dann bringt das nicht gerade Punkte. Selbst wenn sie Verständnis aufbringen, wenn's um die Jobvergabe geht, dann wählt man doch lieber den leistungsfähigeren Kandidaten aus - der nicht auf Psychotherapieerfahrung, sondern auf Berufserfahrung zurückblicken kann.
Nachdem ich zum ersten mal in einer Klinik war, hat mir die dortige Therapeutin geraten, dazu zu stehen. Das hab ich auch getan, ich hab nicht behauptet, im Urlaub gewesen zu sein, sondern zugegeben, dass ich in einer Klinik war. Jetzt bekomme ich manchmal von Kommilitonen zu hören, ob ich nicht mal wieder in die Klinik gehen möchte, wenn sie gerade irgendeine fachliche Auseinandersetzung mit mir haben. Der Konkurrenzdruck ist eben auch an der Uni zu spüren und da sollte man den anderen nicht auch noch seine Schwachstellen auf dem Silbertablett darreichen. Wenn ich die Wahl hätte, ich würde mich nicht nochmal als Depri outen.

Gruß Steffi
Annika
Beiträge: 7
Registriert: 9. Aug 2005, 12:53

Re: bin am ende und keiner bekommt was mit

Beitrag von Annika »

Hallo,

ich bin auch neu hier und stehe im Moment vor einer ähnlichen Situation. Ich habe schon öfter depressive Episoden erlebt und bin vor allem auch in "guten" Zeiten oft sorgenvoll, nicht voll einsatzfähig und kann das Leben nicht so richtig geniessen.

Im Moment bin ich auch wieder in einer schlimmen Phase, die sich schon seit ein paar Monaten angekündigt hat. Und ich stelle mir dieselbe Frage: Wieso weiss mein gesamter Freundeskreis nicht, was ich die ganze ZEit so durchmache?! Ich fühle mich immer so am Rand und mag mich den anderen nicht zumuten. Selbst bei engeren Freunden habe ich Angst, dass ich ihnen auf die Nerven gehe, wenn es mir immer so schlecht geht. Dahinter steht aber wohl vor allem, dass ich mich selbst mit dieser Schwäche und dem "Versagen" nicht annehmen kann.

Jetzt, wo ich aber so eine Krise habe, merke ich, wie mich die Isolation noch mehr erdrückt. Ich brauche unbedingt ein Netz. Ich habe mir also fest vorgenommen, es wenigstens engen Freunden zu sagen, auch wenn sie mich nicht sofort verstehen. Auch meinem Vater, mit dem ich seit Jahren ein sehr schwieriges Verhältnis habe. Hätte ich eine andere schwere Krankheit, würden eine doch auch alle unterstützen. Ich brauche einfach Menschen, die mich unterstützen!
Trotzdem habe ich Angst, festgelegt zu werden auf die Krankheit und es gibt bestimmt unangenehme Reaktionen. Aber ich kenne selbst ein paar Leute, die offen zu ihrer Krankheit stehen und ich finde das oft bewundernswert und hat mir auch geholfen. Trotzdem wollte ich nie selbst einer von ihnen sein. Ihr merkt, ich bin noch immer hin und her gerissen. Ich sehne mich nur einfach danach, so akzeptiert zu werden, wie ich bin und mich nicht immer als Aussenseiter zu fühlen.

Ich finde sehr gut, was Ursus geschrieben hat. Rituale sind glaub ich sehr hilfreich. Bei früheren depressiven Phasen habe ich mir einfach nur vorgenommen, morgens aufzustehen und drei normale Mahlzeiten zu mir zu nehmen. Ein bisschen spazierengehen. Keine zu hohen Erwartungen. Und dann braucht man diesen Krisenplan für den Akutfall. Jemanden anrufen (Sorgentelefon vielleicht), Tagebuch schreiben oder ins Forum...

Obwohl man doch immer denkt, dass man nichts schafft, leistet man doch in der Depriphase wesentlich mehr als sonst, weil man ständig an den Grenzen ist und man sie doch auch überwindet. Das tut mir auch gut, dass hier im Forum zu lesen, dass es doch irgendwie weiter geht und es auch Lösungen gibt. Mir machen diese sehr gewundenen Lebenswege von kranken Menschen eigentlich auch sehr viel Mut! Sinn lässt sich ja nicht nur über Erfolg definieren.

So, jetzt habe ich einen Roman geschrieben..bis demnächst mal wieder..

Annika
ursus
Beiträge: 159
Registriert: 22. Apr 2004, 12:52

Re: bin am ende und keiner bekommt was mit

Beitrag von ursus »

Hallo,

gute Nachricht an alle: Die gesellschaftliche Akzeptanz für depressive Menschen steigt. Schon allein deswegen, weil die Depression mittlerweile eine Volkskrankheit mit nationalökonomisch messbarem Schadenspotential und hohem Letalitätsrisiko ist - man kann heute nicht mehr um den heißen Brei herumreden. Sicher, es ist noch viel an Aufklärung vonnöten, das mag jeder an seiner eigenen Familie überprüfen. Aber wenn man sich im großen und ganzen vor Augen hält, wie die Depression Eingang in Medien und öffentlichen Diskurs gefunden hat, dann muss man sagen, dass einige erhebliche Hürden genommen sind.

Was nun aus dieser Erkenntnis machen? Meine Erfahrung ist, dass viele depressive Patienten aus Angst vor Zurückweisung zu diskret sind. Aber hier gilt: Diskretion führt zu nichts! Nur wer laut auf sich aufmerksam macht, wird gehört (bei all dem Lärm doch auch kein Wunder). Insofern ermuntere ich alle: Seid auffällig und unangepasst! Geht eurer Umgebung auf die Nerven!

Freunde, die ein Problem damit haben, dass es euch schlecht geht, sind keine echten Freunde. Auf die sollte man lieber verzichten, als Freunde sind sie komplett entbehrlich. Man kann sie als Namen im Adressbuch stehen lassen aber doch bitte keine emotionale Energie mehr darein investieren. Sonst wird man in Freundschaftsverhältnissen zum Netto-Zahler, und das frustriert. Wirklich gute Freunde verstehen meist mehr von euch, als ihr eigentlich erwartet. Aber die sind selten. Für Depressive ist ein intaktes soziales Netz wichtig. Das kann allerdings auch heißen, dass man zwei oder drei gute Freunde und ansonsten bloß Menschen in seinem Umfeld hat, die in die Kategorie "gelegentliche Kontakte" fallen. Es hilft nur: sich und anderen (den richtigen) gegenüber eingestehen, dass es einem schlecht geht.

Ja, auch mit sich selbst muss man das erst einmal ins Reine bringen. Sonst kann man ja keine Gegenstrategien entwickeln. Wenn es mir schlecht geht, schreibe ich detailliert auf, was in meiner Welt gerade nicht in Ordnung ist, und schicke es einzelnen Personen meines Umkreises. Mit der Zeit (und bei zunehmender Verschlechterung meines Zustands) bin ich vorsichtshalber wählerischer bei meinen Adressaten geworden, aber der Grundsatz bleibt: Ich mute jemandem zu, sich für einen Moment mit mir und meinem Innenleben zu befassen. Ja, ich bin eine Zumutung. Soviel Selbstbewusstsein muss sein!

Dass es Menschen gibt, die diese Haltung egozentrisch, abstoßend und krank finden, muss ich dabei in Kauf nehmen. Genau an dieser Stelle scheidet sich doch die Spreu vom Weizen: Wer kann euch noch akzeptieren, wer nicht mehr. Natürlich habe ich durch mein Verhalten auch Menschen brüskiert und als "Freunde" verloren, aber wenn es mir nicht gut geht, dann kann sich auch niemand in meinem nächsten Umfeld wohlfühlen. Krank? Ja, krank bin ich, das ist sicher. Abstoßend? Ich finde die Normalität des Lebens aus kapitalistischer Serienproduktion viel abstoßender, geradezu bedrohlich. Egozentrisch? Ich habe ein Recht darauf, dass es mir gut geht. Manchmal muss ich mir (durch Medikamente, Ärzte, Therapeuten) helfen lassen, dieses Recht wahrzunehmen. Aber ich gefährde damit, solange ich nicht manisch werde, keine Mitmenschen.

Mit Schriftlichkeit habe ich übrigens meist sehr positive Erfahrungen gemacht. Hat jemand mal versucht, ein "Mind map" seiner depressiven Episode zu entwerfen? Halte ich für sehr empfehlenswert. (Kurioserweise setzt mein Therapeut übrigens genau im Gegenteil auf Mündlichkeit, was für mich eine unglaubliche Anstrengung bedeutet, weil ich mit dem Maulwerk nicht besonders schnell denke. Aber letzten Endes kommt es darauf natürlich in erheblichem Maße an.)

Ich protokolliere jetzt jeden Tag zweimal meine Stimmung auf einer Zehnerskala. Die Skala stimmt von vorne bis hinten nicht, wie ich jetzt feststelle (bin ausgebildeter empirischer Soziololge), und eigentlich müsste ich das System noch erhheblich verbessern - aber warum soll es jetzt wieder perfekt sein? In vielen Fällen kommt es nicht darauf an, perfekt zu sein, sondern überhaupt etwas in die Welt zu setzen. Wir müssen Unterschiede produzieren. Jede meiner Eintragungen markiert einen Unterschied - zu vorher und nachher, zu anderen Menschen und Befindlichkeiten.

Diese Erlebnisse kann man nicht haben, wenn man nur fernsieht, isst und schläft. Aber meine Erfahrung auch in übelsten Zeiten war, dass es nichts aufregenderes als das intellektuelle Abenteuer gibt. Und das Schöne ist: Wenn der Depressive anfängt zu spekulieren, ist meist eine ordentliche Portion Pragmatismus und Realitätssinn dabei.

Krafttraining und Joggen: Zugegeben, mir gibt es mehr, eine Dreiviertelstunde allein mit den Maschinen zu sein, als dieselbe Zeit durch die Natur zu laufen. Aber beides hilft. (Es gibt übrigens auch Studien darüber. Und vor ein paar Wochen - hier im Forum nachzulesen - habe ich mich mit Schlafentzug und täglichem Laufen in eine Hypomanie gebracht.)

Setzt euch Ziele und lasst sie nicht aus dem Auge! Führt Protokoll über eure Befindlichkeiten! Versucht nicht, euch schlechten Freunden anzuvertrauen! Nur so kann man sich helfen (und helfen lassen).

Liebe Grüße
ursus
BeAk

Re: bin am ende und keiner bekommt was mit

Beitrag von BeAk »

Ursue,

deien Post finde ich gut bis auf die Stelle. "Wenn es mir nicht gut geht, kann sich auch niemand in meiner Umgebung wohl fühlen. Ich habe ein Recht darauf das es mir gut geht." Das Recht darauf das es einem Gut geht, hat niemand. Und Du hast vor allem nicht das Recht darauf, es anderen schlecht gehen zu lassen, egal wie Du Dich fühlst. Deine Denkweise hatte mein Mann auch, in seiner Depression und genau deshalb hat er mir das leben zur Hölle gemacht und das ist der Grund dafür, weswegen ich jetzt Depessionen habe. Es geht nicht an, das der Depri seine Umwelt genauso leiden läßt, wie er leiden muß.
Niehmand hat das recht die Welt mit Depressionen zu überziehen.
Tine
Beiträge: 214
Registriert: 11. Okt 2004, 19:57

Re: bin am ende und keiner bekommt was mit

Beitrag von Tine »

@Twinkle and all,
die zahlreichen Beiträge in kurzer Zeit zeigen, dass du ein brennendes Thema ansprichst.
Das Gefühl, das du Twinkle im Eingangsposting beschreibst, ist schrecklich. Man fühlt sich so schlecht, hat das Gefühl unterzugehen, wie soll man dann noch den Mund aufmachen und um Hilfe rufen? Sieht denn keiner, dass man im See der Trostlosigkeit zappelt und versucht zu schwimmen? Wo bleibt der Rettungsring? Es kommt einem vor, als würden die anderen am Rande des Ufers sitzen und gemütlich picknicken.
Ich glaube, dass viele Menschen, die einem nahestehen schon wissen, dass etwas nicht stimmt. Aber sie haben Angst, sich darauf einzulassen. Gerade bei den Eltern scheint dies so zu sein. Ich traf heute beispielsweise meine Mutter, wie gerne hätte ich mit ihr über meinen Kummer gesprochen, aber schon bei den ersten Versuchen treffe ich auf Unverständnis, zumindest fühle ich es so. Bei Freunden mache ich oft die Erfahrung, dass es kaum jemanden gibt, der in der Lage ist, sich einem einmal ganz zu widmen. Irgendwie finden doch alle schnell den Bezug zu sich selbst und ihrer eigenen Situation.
Was nützt also die von Ursus angesprochene höhere Akzeptanz der Gesellschaft, wenn die Menschen um einen herum nicht akzeptieren?
Deshalb ist wohl auch zu erklären, warum das Forum einen so großen Zuspruch hat.
Wenigstens haben wir uns.
Twinkel, auch du hast uns. Was hast du heute den Tag über gemacht? Hast du wenigstens mit einem Menschen heute gesprochen auch wenn es nur ganz belanglos war?
Fühl dich einfach mal gedrückt.
Tine
Tine
Beiträge: 214
Registriert: 11. Okt 2004, 19:57

Re: bin am ende und keiner bekommt was mit

Beitrag von Tine »

Hallo Bea,

ich verstehe so gut was du sagst. Im Moment sprichst du mir damit voll aus der Seele. Tut mir im Moment gut, das einmal so klar zu lesen.
Tine
Twinkle
Beiträge: 179
Registriert: 28. Mär 2003, 15:55

Re: bin am ende und keiner bekommt was mit

Beitrag von Twinkle »

Hi Tine!

Hm, was habe ich heute gemacht. Bin gegen 14.30 Uhr aufgestanden und war dann kurz in der Apotheke und einkaufen. Danach habe ich mich vor den PC gesetzt und ca. 3 Stunden lang Spider Solitär gespielt, wobei ich ein paar Marmeladebrote gegessen habe. Danach bin ich wieder ins Bett, bis mich gerade meine Mutter rausgeklingelt hat. Sie wollte nur was bringen und war entsetzt mich im Nachthemd zu sehen. Hab ihr erzählt ich mach nen gemütlichen Fernsehabend im Bett. Die glaubt alles. Nun, jetzt bin ich nochmal an den PC und werde mich gleich wieder verkrümeln. Mit mir ist einfach nix anzufangen zur Zeit.

Hallo Bea!

Bei der Angst um Abhängigkeit geht es nicht um Antidepressiva. Das die nicht abhängig machen, weiß hier glaub ich mittlerweile jeder. Ich war bereits 3 mal von Benzos (Valium, Lorazepam, Flunis u.ä.) abhängig und habe eben jetzt auch wieder welche geschluckt um die Situation einigermaßen ertragen zu können, teils auch um mich einfach wegzubeamen.

Gruß
Twinkle
Anna9
Beiträge: 2
Registriert: 16. Feb 2005, 11:29

Re: bin am ende und keiner bekommt was mit

Beitrag von Anna9 »

Hallo Ursus,

das zu lesen tat richtig gut. *schwelg*
Es freut mich zu hören, dass auch bei anderen die Verbindung Hirn-Tastatur zu gewissen Zeiten stärker ausgesprägt ist als die zwischen Hirn und Mundwerk. Kontakte im rl haben derzeit leider die Tendenz, in Sprachlosigkeit zu enden bzw. mich zu beschämen, da ich mich regelrecht kommunikativ-grenzdebil erlebe. Ein kurzer, löschbarer Text im anonymen Kontext ist da weniger peinlich.

Zitat ursus: "Egozentrisch? Ich habe ein Recht darauf, dass es mir gut geht."

JA! Jaaaaaaaaaaa. Volle Zustimmung.
Der Vorschlag, sich im Freundeskreis authentisch zu verhalten, ist nicht absolut zu setzen, wie ich finde. Dieses Verhalten muss doch nicht ausschließlich durch den Impuls entstehen, sich in ein Netz zu werfen und zu saugen, was das Zeug hält, sich für die Depression bemitleiden und in gewisser Weise „streicheln“ zu lassen, um einen sekundären Krankheitsgewinn einzuheimsen und fürderhin noch viel effektiver depressiv zu sein.

Die Authentizität des „Nicht-immer-lächeln-müssen“ klingt für mich unglaublich entspannend. Gerade für Menschen, die oft helfend unterwegs sind, sich an subtilen Mimikveränderungen der Mitmenschen orientieren, um einen (bestellten) harmonischen Einheitsbrei durch eigene Verbiegungen herzustellen, könnte dieses „Verdammt nochmal, jetzt entspreche ich mal NICHT euren Vorstellungen“ ein Schritt in unbekanntes Land sein, der gut tut.

Das ist jetzt ziemlich verbuxelt geschrieben, doch im Gegensatz zu einer sonst üblichen halbstündigen Lektortätigkeit und Suche nach verständlicheren Sprachbausteinen gönne ich mir mal Antiperfektion. Gefällt mir gut. „Sorry, ich bin grad depressiv. Morgen bemühe ich mich ja auch wieder. Oder nächste Woche. September wäre auch nicht schlecht…“

Danke für deine Tipps, Ursus. Protokollieren mit Skala gefällt mir auch gut (komme aus einer verwandten Studienecke) solange man nicht versucht ist, das Ganze faktorenanalytisch aufzubereiten, sondern über sich selbst und sein Verhalten Informationen zu erhalten, mit deren Hilfe man sich mittels des Verstandes ein wenig aus dem Sumpf ziehen kann.

Grüße von

Anna
BeAk

Re: bin am ende und keiner bekommt was mit

Beitrag von BeAk »

Anna und Ursus,

es gibt Menschenrechte. Das Grundrecht auf Nahrung, Kleidung, Obdach. Es gibt das recht auf körperliche Unversehrtheit.
Ein Grundrecht zum "gut gehen" gibt es nicht.
Von wem wollt Ihr das einfordern? Vom Staat, vom Herrgott, vom Arzt, von Euch selbst? Was ist mit Schwerstkranken? Mit cronisch Kranken? Was ist mit Menschen die von der Sozialhilfe leben? Was mit Menschen die gerade einen Angehöhrigen verloren haben? usw

Ein Recht auf "gut gehen" gibt es nicht.
Tine
Beiträge: 214
Registriert: 11. Okt 2004, 19:57

Re: bin am ende und keiner bekommt was mit

Beitrag von Tine »

Hallo Twinkle,
spider solitär spiele ich auch gerne und ausdauernd, außerdem irgendsoein Kartrennen.
Dass du dabei etwas gegessen hast ist schon einmal erfreulich.
Sorge macht jedoch deine Aussage, dass du in der Apotheke warst.
Mütter sind schon so eine Kaste für sich. Bin einerseits froh, dass meine so weit weg wohnt, sonst käme zu allem noch das Genörgel wegen des Chaos in der Wohnung.
Zur Zeit rette ich mich in das Lesen von Krimis. Gestern habe ich einen 5oo Seiten Wäscher geschafft. Auch eine gute Methode zum Wegbeamen. Heute habe ich gleich Nachschub besorgt.
Im Moment hilft mir ein leichter Alkoholspiegel über den größten Kummer. Keine Lösung, ich weiß.
Hast du für morgen irgendeinen Plan? Ich versuche, mir jeden Tag einen Termin zu setzen, der mich aus dem Haus zwingt. Seltsames Gefühl. Einerseits gut, andererseits furchtbar schwer. Am liebsten bin ich in solchen Zeiten zu Hause, da bin ich wenigstens sicher. Auch so ambivalent. Einerseits fühle ich mich eingesperrt in der Wohnung, andererseits will ich sie gar nicht verlassen, fühle mich hier am besten aufgehoben. Scheint dir ähnlich zu gehen.
Aber noch einmal: Dein Hinweis auf die Apotheke klingt nicht gut.
Vielleicht gelingt es dir, irgendwie einen Hauch von Struktur in deinen Tag zu bringen. Wie wäre es zum Beispiel, wenn du dich morgen um 12Uhr hier meldest? Ich würde mich freuen von dir zu hören.
Liebe Grüße
Martine
Anna9
Beiträge: 2
Registriert: 16. Feb 2005, 11:29

Re: bin am ende und keiner bekommt was mit

Beitrag von Anna9 »

Hallo Beatrix,

das stimmt. Ich gebe nur zu bedenken, dass die Menschenrechte, die Grundrechte auf Nahrung, … bis hin zum Recht auf körperlichen Unversehrtheit in so vielen Fällen mit Füßen getreten werden, dass es schon weh tut.

Übergeordnete Stellen versagen. Der Begriff „Recht“ ist im Zusammenhang mit „Gutgehen“ vielleicht falsch.

Ich weiß nicht, was Ursus genau meinte und kann hier nur für mich sprechen: wenn du berichtest:

Zitat Bea: „Deine Denkweise hatte mein Mann auch, in seiner Depression und genau deshalb hat er mir das leben zur Hölle gemacht und das ist der Grund dafür, weswegen ich jetzt Depessionen habe.“

klingt das sehr schlimm und ich wünschte dir von Herzen, dass du damals einen Ausweg gehabt hättest. Es scheint, als ob *du* deinem Mann das Recht eingeräumt hast, dir das Leben zur Hölle zu machen. Vielleicht denke ich hier zu einfach, aber in dieser Situation zum Opfer zu werden, hat eine gewisse Tragik.
Ich frage mich dennoch, wohin hätte damals die alternative Haltung „auch mir darf und soll es gut gehen“ von dir geführt ...

Grübelnde Grüße,
Anna

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