step by step - Depression als Chance? III

Dendrit
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step by step - Depression als Chance? III

Beitrag von Dendrit »

Neuer Thread aus Rücksicht für alle mit analogem Anschluss


step by step - Depression als Chance? http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1116521311
step by step - Depression als Chance? II http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1119945442

von Susan

Letzer Beitrag von Lee:

Hallo, liebe Stepper!

Ich steppe gerade singend durch die Wohnung. Nix mehr Depression, Heulen und Zähneknirschen.

Eine Zeitlang hatte ich diesen Spruch in meiner Signatur:

Trenne Dich nicht von Deinen Illusionen,
wenn sie verschwunden sind, wirst Du weiter existieren,
aber aufhören zu leben.
(Marc Twain)

Twain hatte Unrecht. Ich habe die Aufgabe meiner Illusionen (= unbedingt alte Wunden heilen wollen, müssen, können) nicht nur überlebt, sondern durch den Abschied auch noch etwas gewonnen. Etwas, was mir sehr wichtig ist und was mich nun hoffentlich lange begleiten wird: innere Freiheit.

Wer hätte diese Chance hinter meinem Theradrama in 17 Akten vermutet? Ich nicht. Hurra!

Lee
susan
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Re: step by step - Depression als Chance? III

Beitrag von susan »

Liebe Annette, liebe Mitleser

ich denke auch, dass vieles erst reifen muss, bevor man sich damit befasst. Das gilt sowohl für kleine Probleme wie für grosse. Nicht immer ist man bereit, die Konsequenzen zu tragen, die oft auch nicht offensichtlich und erkennbar sind. Da bringt manch kleiner Schritt eine Lawine ins Rollen und man war sich dessen gar nicht bewusst. Ist es dann nicht mehr aufzuhalten, und weitere Schritte werden nötig, verliert man leicht den Überblick und auch die Motivation ist nicht mehr die, die man anfänglich noch hatte.

Ich bin deshalb sehr vorsichtig, Veränderungen vorzunehmen - bin mir schon bewusst, dass zuviel Vorsichtigkeit auch hinderlich sein kann - aber ehe ich einen Schritt gehe und das beziehe ich jetzt mal auf die Gruppe, mache ich mir schon Gedanken, wie es sich entwickeln könnte und was dieser Schritt so in Bewegung bringt.

Man kann nicht alles bis ins letzte Detail voraussagen und planen, aber eine gewisse Orientierung und Weitsicht kann nicht verkehrt sein. Es verbindet mich - noch - viel mit der Gruppe und ich würde es schade finden, wenn durch übereilige Entscheidungen alles den Bach runtergehen würde. Und zur Zeit ist es so, dass da niemand wäre, der den Schlüssel auf Dauer nimmt und auch die Absprachen mit der Kontaktstelle sowie die Verbindung zur Psychologin gehören dazu. Es wäre schon ein lohnendes Ziel, einigen aus der Gruppe Verantwortung zu übertragen, das würde auch mich entlasten.

Doch so was geschieht nicht von heute auf morgen - die Leute sind ziemlich labil und manche haben zu sehr mit sich zu tun, hangeln von Tag zu Tag und da würde sie diese Aufgabe überfordern. Vielleicht hört es sich auch so an, dass ich zuviel Rücksicht nehme - nein, das ist es nicht - ich verliere es nicht aus den Augen, die Last zu verteilen, nur sehe ich es als Prozess und nicht als einen losgelösten Schritt.

Wie weit ist es mit dem Pferdeumzug, gibt es Neuigkeiten? Und wie kommst du mit der Therapie derzeit zurecht, gibt es bestimmte Themen, die dich bewegen, geht es viel um die Vergangenheit oder eher um das Hier und Jetzt?

Ich versuche, so gut es geht, mit etwas Struktur durch die Tage zu kommen. Kleine Aufgaben - damit die Erfolgserlebnisse nicht ausbleiben - die Nähe zur Natur und der Glaube an bessere Zeiten geben mir den nötigen Halt. Ich denke nicht tiefer darüber nach, dass mein Therapeut nicht erreichbar ist, dass auch der nette Krisenmann Urlaub hat und der Heilpraktiker sich auch ein paar freie Tage gönnt. Und ich versuche, den Augenblick mehr zu leben, mich von aufkommenden negativen Gefühlen nicht beherrschen zu lassen, ihnen nicht so viel Raum zu geben. Imgrunde ist es Verdrängung, was ich da treibe - aber wenn's hilft?

Ich habe noch einen Text zum Thema "Krisen als Chance" gefunden
http://www.psychotipps.com/Lebenskrisen.html

@Lee
Glückwunsch zur inneren Freiheit! Ich kann mir vorstellen, dass es sich gut anfühlt und du nun auch Platz für Neues geschaffen hast. Gab es eine Erkenntnis, einen Denkanstoss, der dir besonders geholfen hat (beim Abschiednehmen)? Würde mich interessieren...

Ich wünsche allen hier einen erträglichen und hoffentlich entspannten Sommerabend!

Liebe Grüße
Susan


heike56
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Re: step by step - Depression als Chance? III

Beitrag von heike56 »

Liebe Susan,

denke Du an die schönen Tage in Backnang .
Mein Psychiater hat mir mal gesagt, verdrängen sei in manchen Situationen sogar sehr wichtig. Und deshalb denke ich, ist es richtig, wie Du es zur zeit machst. Nicht verdrängen kann auch zur Überlastung führen.

Ich denke noch sehr gerne an Backnang zurück und hatte auch in München noch einen sehr schönen Tag.
Insgesamt fühle ich mich stabil.

Ganz lieben Gruß

Heike 47
Lee
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Depression als Chance!

Beitrag von Lee »

Lee
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Noch ein Denkstoß

Beitrag von Lee »

susan
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Re: step by step - Depression als Chance? III

Beitrag von susan »

Hallo, liebe Lee

dein Weg hört sich alles andere als einfach an und ich kann sicher nur annähernd nachempfinden, wie nah dir das alles gegangen sein muss und durch welche Täler du gehen musstest. Den alten Gefühlen ausgesetzt zu sein ist sehr schmerzvoll und dieser Therapeut war wohl nicht die beste Wahl. Doch wer weiß das schon vorher? Am Ende - so habe ich den Eindruck - hat dich das Ganze dir ein grosses Stück nähergebracht und du bist in Tiefen abgetaucht, die du sonst wohl nicht gesehen hättest. Doch muss es immer so qualvoll sein?

Ich kann mir vorstellen, dass es immer wieder Wegstrecken für dich gab, in denen du dich hilfslos und verraten gefühlt hast, und auch Wut auf den Therapeuten war sicher dabei - nur zu verständlich! Um so bewundernswerter, dass du heute zu dieser Sichtweise gekommen bist und es geschafft hast, dich da rauszumanövrieren. Denkst du, dass du dich ganz von diesem Therapeuten gelöst hast? Ich stelle es mir sehr schwierig vor nach all diesen Verletzungen, die er dir zugefügt hat.

Es gelingt in den seltensten Fällen, dass die "Täter" ihre Schuld erkennen und um Verzeihung bitten. Somit bleibt Schmerz und Trauer oft in uns stecken und an Wiedergutmachung ist nicht zu denken. Auf ein Ändern des "Außen" zu warten, kann sehr enttäuschend sein, was bleibt ist, die Verantwortung dafür nicht sich selbst zuzuschreiben, sondern sie an den/die anderen zurückzugeben. Es liegt nicht in unser Macht, andere zu ändern und so zu formen, dass sie uns nicht weh tun. Wir können aber klar unsere Grenzen aufzeigen und uns damit vor weiteren Verletzungen schützen.

Ich finde es ganz wichtig, der eigenen Wahrnehmung zu vertrauen - wer weiss es besser als wir selbst, was uns gut tut oder eher schadet. Und so etwas, wie es dir passiert ist, schärft die Wahrnehmung um ein Vielfaches und somit wirst du auch deine Grenzen viel deutlicher spüren als manch anderer. Das Interview gefällt mir sehr, es bestätigt sich vieles darin, was ich auch schon für mich erkannt habe. So auch die Tatsache, dass es wichtig ist, bei sich zu bleiben mit allem, was man tut ohne Maske, ohne sich zu verbiegen für andere.

Ich wünsche dir sehr, dass du dieses neu gewonnene Stück Freiheit leben kannst und die Dinge sich so entwickeln, wie du es brauchst.

Liebe Grüße
Susan


Lee
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Depression als Chance!

Beitrag von Lee »

Lee
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Depression als Chance!

Beitrag von Lee »

susan
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Re: step by step - Depression als Chance? III

Beitrag von susan »

Hallo, liebe Lee!

"Insofern kann ein Therapeut eigentlich nie was falsch machen?"

Ich denke schon, dass ein Therapeut auch Fehler machen kann. Sicher gibt es eine Menge Menschen, die das auch so erlebt haben. Es kommt doch immer darauf an, wie man das, was er mit seinem Verhalten auslöst, auch verarbeiten kann. Ist der Schmerz übermächtig und die Gefühle spielen verrückt, dann kann das auch böse Folgen haben. Nicht jeder ist in der Lage, sich da herauszumanövrieren bezw. Schritte zu gehen, die aus der Ohnmacht herausführen.

Du hast da eine Menge geleistet und ich kann mir vorstellen, dass du dabei auch an deine Grenzen gestoßen bist, was das Aushalten bezw. Durchhalten angeht. Gab es zwischen dir und dem Therapeuten eigentlich so was wie ein "klärendes" Gespräch? Hast du ihm mitteilen können, dass er eine tiefe Wunde in dir berührt hat? Oder hat er dich damit allein gelassen?

Denkst du ab und zu, eine neue Therapie zu beginnnen oder bringt es dir mehr, eigene Strategien zu entwickeln, die dir dann auch in schwierigen Phasen helfen?

Liebe Grüße
Susan


susan
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Re: step by step - Depression als Chance? III

Beitrag von susan »

Liebe Heike47, liebe Mitleser

an manchen Tagen hilft es mir sehr, wenn ich mich an schöne Erlebnisse erinnere - und dazu gehört natürlich die Zeit in Backnang
Gestern aber hatte ich einen ausgesprochen schlechten Tag, an dem auch das nicht funktionierte

Es ist ein lähmender Zustand, der keine "Bewegung" ermöglicht, du kennst es sicher noch aus deinen Deprizeiten. Ich freue mich immer wieder von dir zu lesen, dass du dich stabil fühlst. Ob ich das auch mal sagen kann?

Meine "instabile Phase" hält nun schon sehr lange an. Mein Therapeut meint zwar, das hat seine Berechtigung und er nimmt es eher gelassen, dass mir oft nur kleine Schritte möglich sind. Auf der einen Seite beruhigt mich das schon, ich fühle mich nicht überfordert, doch manchmal packt mich halt die Ungeduld und dann will ich mit dem Kopf durch die Wand

Was mir sehr zu schaffen macht, ist mein negatives Selbstbild. Ich traue mir wenig zu, zweifle oft an dem, was ich tue und von Selbstliebe bin ich weit entfernt. Kennst du das auch? Sich selbst zu akzeptieren - das ist wohl der Schlüssel zu allem - ein Anfang. Sich an kleinen Erfolgen messen und nicht nach dem Unerreichbaren Ausschau zu halten - ein Weg von vielen.

Ich bin schon froh, dass es mir heute etwas besser geht. Donnerstag ist meine nächste Therapiestunde, da wird wieder alles geradegerückt, was in "Schieflage" geraten ist

Ich habe mir ein Buch bestellt - hat es jemand von euch schon gelesen?
"Der Verrat am Selbst"
von Arno Gruen

Dir, liebe Heike, weiterhin alles Gute, dass die schönen, glücklichen Momente überwiegen und dass die Kraft immer ausreicht, deinen Weg weiterzugehen

Liebe Grüße
Susan


Lee
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Re: step by step - Depression als Chance? III

Beitrag von Lee »

susan
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Re: step by step - Depression als Chance? III

Beitrag von susan »

Guten Morgen, liebe Lee

da hat dein Therapeut nicht gerade professionell gehandelt. So wie es aussieht, spielt seine eigene Problematik (und die gab es sicher!) da mit rein. Wenn eine Seite nicht bereit ist, den Konflikt zu lösen, so bleibt der anderen Seite, in dem Fall dir, nur übrig, den eigenen Anteil für sich zu klären. Alles in allem war das sicher sehr schmerzvoll für dich. Doch wichtig ist: Du hast es geschafft

Es ist verständlich, dass du vorerst keine Lust auf Therapie hast. Es ist immer schwierig, sich nicht zu sehr in die Abhängigkeit zum Therapeuten zu begeben. Ich versuche, auch ohne Therapie - was mir nicht leicht fällt - eigene Wege zu gehen und Therapie nicht als das einzige Allheilmittel zu sehen. Sie kann sehr hilfreich sein, wenn es schwierig wird, wenn man es nicht mehr aus eigener Kraft schafft, das Leben zu meistern. Ein Strohhalm, nach dem ich greifen kann, ein Wegweiser, wenn ich mich im Dickicht nicht mehr zurechtfinde.

Eigener Wille zur Veränderung - Verlassen der Opferrolle - sind das Fundament, auf dem Neues entstehen kann. Solange ich verharre und warte, dass andere für mich etwas ändern, bin ich auch abhängig von ihnen. Da ist man besser dran, wenn man selbst die Zügel in die Hand nimmt und das eigene Leben gestaltet. Doch du hast Recht, in Deprizeiten ist das oft nicht möglich, weil negative Gedanken übermächtig sind, die Sicht auf gangbare Wege ist versperrt und jede noch so kleine Aktivität ist ein Kampf gegen den Sog, der immer stärker zu sein scheint.

Wie ich vorankomme.....Ja, für mich haben sich schon einige Tore geöffnet, ich bin auch bereit, da durchzugehen. An manchen Tagen bin ich weniger mutig und dann halte ich an Altem fest, bin voller Unsicherheit und wage kaum einen Schritt. Es gibt jedoch - und darüber bin ich froh - auch Zeiten, in denen ich mich gut mit dem fühle, was ich tue, indem ich vorwärts gehe - ohne zurückzublicken - und wo ich dem, was vor mir liegt, vertraue. In der Therapie bin ich jetzt an einem sehr schmerzhaften Punkt. Ich merke, wie ich verdrängen und vermeiden will, doch da ist eine Kraft in mir, die sich dem stellen will und die Heilung bewirkt. Dieser Kraft versuche ich mehr Raum zu geben, was mir mal besser und mal weniger gut gelingt. Unter'm Strich bleibt es, so wie du es sagst: Alles braucht seine Zeit und bei zu grossen Schritten kommt man leicht ins Stolpern

Dir einen lieben Gruss
Susan


susan
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Re: step by step - Depression als Chance? III

Beitrag von susan »

Hallo, Ihr Lieben

ich habe gestern eine "Negativerfahrung" mit dem Krisendienst (telefonisch) gemacht. Ich habe mich nach letzter Therapiestunde sehr schlecht gefühlt und wusste mir keinen Rat, als dort anzurufen.

Ich hatte jemand am anderen Ende, der mich total unter Druck setzte. Ich müßte dies und jenes tun, um mich abzulenken, spazierengehen, ein Bad nehmen, jemand anrufen usw.. Die Ideen waren nicht verkehrt, aber wie ist es, wenn man das alles im Kopf hat und dennoch nicht weiter weiss

Mein Therapeut hat sich wieder für 14 Tage verabschiedet und was sind schon 14 Tage, wenn man lange Zeit seines Lebens ohne Therapie verbringt Ich will so unabhängig wie nur möglich von ihm sein und trotzdem hätte ich ihn gestern dringend gebraucht. So viel offene Fragen - ein Wirrwarr an Gedanken und Gefühlen - wohin damit....? Der Krisendienst hat mir dem Moment auch nicht helfen können.

Ich möchte niemand den Mut nehmen, dort anzurufen, meine bisherigen Erfahrungen waren eher positiv. Ich denke, gestern hatte ich einfach Pech, irgendwann gibt es keine greifbare Möglichkeit mehr, da muss man sich selber helfen - so gut es geht.

Gruss an alle hier
Susan


Lee
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Re: step by step - Depression als Chance? III

Beitrag von Lee »

susan
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Re: step by step - Depression als Chance? III

Beitrag von susan »

Hallo, liebe Lee,

danke für deinen Zuspruch!

Es ist mein allergrößter Wunsch, allein mit solchen Phasen/Tiefs zurechtzukommen und manchmal schaffe ich das auch schon Doch was ist, wenn ich mir selbst nicht mehr vertrauen kann - wenn meine negativen Gedanken so stark sind, dass es mir Angst macht? Wenn ich unsicher werde, ob ich nicht doch einen Schritt zu weit gehe?

Ich glaube, das ist der Punkt, an dem ich es nicht unterlassen sollte, mir Hilfe zu holen - in welcher Form auch immer. Mein Therapeut hat mir eine Adresse gegeben, wo es auch stationäre Krisenintervention gibt (keine Psychiatrie) und ich war nicht weit davon entfernt, auch diese in Anspruch zu nehmen.

Zurückblickend ist es für mich immer wieder wichtig, nicht aus falschem Ehrgeiz zuviel auszuhalten. Auch wenn ich mich mit dem Gedanken, Hilfe annehmen zu müssen, nicht so gut fühle, so bleibt es doch eine Möglichkeit, um mich vor mir selbst zu schützen. Es muss ja nicht immer so laufen wie oben beschrieben - das zeigen meine positiven Erfahrungen mit dem Krisendienst.

Ich habe gestern dort angerufen, um zu sagen, dass mir das Gespräch am Vortag nicht geholfen hat und warum. Ich denke, so ein Feedback kann nicht schaden, so kann man es beim nächsten anders und evtl. besser machen. Für nächste Woche habe ich einen Termin für ein Gespräch dort, das hat man mir angeboten.

Mir geht es heute wesentlich besser, das merke ich daran, dass viel mehr Raum da ist, auch positives zu bemerken oder etwas zu planen. In Krisenzeiten ist das wie ausgelöscht, vielleicht kennst du das auch...

Dir einen lieben Gruß
Susan

PS Liebe Annette, liebe Martina, gibt es euch hier noch, lest ihr noch mit? Ich würde mich sehr über ein Lebenszeichen von euch freuen.


Bellasus
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Re: step by step - Depression als Chance? III

Beitrag von Bellasus »

Ja, Susan, bin noch da zur Zeit fast nur lesend. Aber euer aktuelles Thema ist gerade auch meins: Wann aushalten und wann Hilfe holen?

Für mein Gefühl hast du "richtig" gehandelt, und ich finde es auch gut, dass du denen Rückmeldung gegeben hast und sie offenbar darauf eingehen. Es ist wirklich eine Gratwanderung, wann man sich sagt, dass es einem zwar gerade besch. geht, man aber spürt, dass es nicht brenzlig wird und man doch noch Reserven entdeckt, die einen die Sache durchstehen lassen. Oder wann man einfach weiß, dass das jetzt zu heftig ist und Hilfe her muß.

Für mich war immer das Kriterium, wann ich Hilfe in Anspruch nehme, wenn gar nichts mehr ging, erst wenn es wirklich kritisch wurde. Nach dem Motto: Wenn ich es irgendwie alleine schaffe, auch wenn es mir noch so schlecht dabei geht, stehe ich es auch alleine durch. Ich habe ganz viele Situationen alleine bewältigt und mich dabei unendlich einsam gefühlt. Daher kam wohl auch letztes Jahr das extreme Gefühl: Ich will es nicht mehr alleine schaffen, es soll mir jemand helfen.

Für mich ist es ein Riesen-Fortschritt, mir Unterstützung zu holen, wenn ich sie mir wünsche, und nicht erst, wenn es ohne nicht mehr geht. Vorgestern habe ich das ganz bewußt so gemacht, und es ist ein sehr gutes Gefühl! Es ist gut, im Notfall vieles selber zu schaffen, aber man muß es nicht um jeden Preis tun!

Nach mehr Schreiben ist mir jetzt gerade nicht, liebe Grüße an euch alle!

Annette




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- Betroffene für Betroffene -
susan
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Re: step by step - Depression als Chance? III

Beitrag von susan »

Liebe Annette,

Hilfe annehmen oder es alleine schaffen?

Mir wurde es mit in die Wiege gelegt, alles mit mir selbst abzumachen und um Gottes Willen andere nicht um Unterstützung zu bitten. Mich aus diesem Korsett zu befreien, war ein Kampf mit mir selbst - ist er schon beendet

Du scheinst ähnliches erlebt zu haben und mit Recht kannst du stolz darauf sein, heute in brenzligen Situationen auch Hilfe anzunehmen - ohne das Gefühl, etwas "falsch" gemacht zu haben. Wozu ein schlechtes Gewissen, wozu diese Selbstzweifel? Irgendwie sind sie doch überflüssig (geworden), findest du nicht auch? Warum halten wir so daran fest?

Hat es nicht auch was Gutes, wenn wir uns FÜR Hilfe entscheiden? Übernehmen wir nicht ein Stück Verantwortung und sorgen für uns? Ohne Frage, es ist immer von Vorteil, wenn man allein über die Runden kommt, wenn man Mittel und Wege findet ohne fremde Hilfe auszukommen.

Letztendlich sollte es genau so wie ein alltäglicher Handgriff selbstverständlich werden, Hilfe anderer anzunehmen, genau dann, wenn wir spüren, dass wir es allein nicht mehr schaffen.

Dir alles Liebe!

bis demnächst
Susan


Lee
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Re: step by step - Depression als Chance? III

Beitrag von Lee »

susan
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Re: step by step - Depression als Chance? III

Beitrag von susan »

Hallo, liebe Lee!

So wie ich dich verstehe, würdest du schon gern Hilfe annehmen, auch einen erneuten Therapieversuch starten. Doch die negativen Erfahrungen auf der einen Seite und die Vorstellung, dass da dann jemand ist, der dich am Ende allein mit dem läßt, mit dem, was sich auftut, halten dich davon ab. Ich finde es auch schwierig, einen Therapeuten zu finden, der einen da abholt, wo man gerade steht, der erkennt, was jetzt wichtig und gut für mich ist.

Jemand, der sagt, man sei zu weit oder man wisse zuviel, ist da bestimmt nicht der/die Richtige. Und wenn man prophezeit bekommt, einen langen Weg vor sich zu haben und das schon nach einem oder zwei Probegesprächen finde ich das auch nicht gerade professionell. Die goldene Mitte trifft es da wohl eher, die einem das Gefühl gibt, dass eigene bisherige Schritte (und dazu gehört auch das Auseinandersetzen mit der Krankheit) sehr wohl gut und sinnvoll waren und dass ein "Zuviel" an Wissen eher förderlich ist für eine Therapie, weil man dann nicht bei Null anfangen muss.

Und selbst dann, wenn man jemand findet, der den Ist-Zustand akzeptiert und der bereit ist, dich für gewisse Zeit zu begleiten, kann es sein, dass die Chemie nicht stimmt, weil derjenige sehr wenig oder gar nicht das eigene Mensch-sein zeigt, so dass man das von dir beschriebene Gefühl des "Therapieauftrages" nicht los wird.

Liebe Lee, trotz aller Skepsis und Vorbehalte würde ich an deiner Stelle einen Neubeginn - was die Therapie angeht - wagen. Deine Ängste kann ich verstehen, auch das Zweifeln daran, ob diese Art Hilfe derzeit die Richtige für dich ist. Doch wenn dein Bauchgefühl dir sagt - auch wenn's ganz leise ist - verwehre dir nicht selbst diese Chance auf Veränderung. Alles bisherige da lassen, wo es hingehört, in der Vergangenheit und im Hier und Jetzt neu anfangen, kann doch nicht verkehrt sein....? (ist nur schwer umzusetzen - ich weiß)

Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Mut, die Barrieren, die sich aufgebaut haben, aus dem Weg zu räumen
und den Weg zu gehen, der dich dorthin führt, wo du dich geborgen und sicher fühlst.

Liebe Grusse auch an Annette und alle Mitleser
von
Susan


häslein
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Registriert: 26. Okt 2004, 19:02

Re: step by step - Depression als Chance? III

Beitrag von häslein »

Liebe Susan, liebe Annette, Lee und alle Mitleser,

klar bin ich noch da, aber ich schaffe es nur alle paar Tage hereinzuschauen, und etwas mitzulesen. Das liegt zum einen an der Arbeit, die zur Zeit meine ganze Aufmerksamkeit erfordert, und zum anderen daran, daß ich den Kopf selbst auch so voll habe mit Therapie, neuen Versuchen, wie es weitergeht in einer neuen Therapie, zwischenzeitlichen Abstürzen, und der Arbeit damit, wieder rauszufinden.
Insofern kann ich Eure Gedanken, wann man sich externe Hilfe nimmt, und wann man das Leben mit seinen Unwägbarkeiten alleine aushalten kann, sehr gut nachvollziehen. Ich denke, im Idealzustand schafft man es irgendwann, objektivere Betrachtungsweisen auf das eigene Selbst zu erhalten, so daß der /die TherapeutIn diese Projektionsfläche nicht mehr bieten muß. Sich selbst eine Beruhigung geben können, davon bin ich leider auch noch weit entfernt. Es ist ein wenig so, als vermisse man die helfende Hand, die sich um einem legt, und sagt: "Ist doch alles nicht so schlimm, das wird alles wieder gut."
Übungssituationen habe ich tagtäglich, aber die Reizschwelle will noch nicht runter gehen. Na ja, Geduld ist ja bekanntlich alles, oder?...

Ich habe mir momentan selbst die Aufgabe gestellt, 2 Wochen in Urlaub zu fahren. Nicht weit weg, aber die Zeit ohne sichere Umgebung mal wieder aushalten können. Das beschäftigt mich im Moment am meisten, ob ich die mir selbst gestellte Aufgabe meistern kann. Wenn ich es schaffe, ist es vielleicht ein weiterer Schritt hin zu mehr Selbstsicherheit und Freiheitsgefühlen. Wenn nicht, kann ich relativ schnell wieder zuhause sein...

Die Unruhe und die Ängste mal wieder abschüttlen können, Sicherheit für den Tag gewinnen, und die Langsamkeit eines Tages zu spüren, das wäre schön.
Ich solle Panik und Traurigkeit mitnehmen, riet mir meine Therapeutin, bei der ich zur Zeit die Ergotherapie mache, sonst würde es eh nicht klappen. Die beiden als Gefährten akzeptieren, und mit Ihnen zusammen die Klippen umschiffen... ein weiser Ratschlag. Ich versuche mal, mich bis dahin aufrecht zu halten.

Vorerst ganz liebe Grüße an Euch.
Liebe Susan, dir gute Tage, laß dich nicht verunsichern, indem vielleicht zuviele Therapeuten an dir ziehen; ich wünsche dir dazu viel Kraft weiterhin.

Bis bald wieder,
Martina.
Bellasus
Beiträge: 1628
Registriert: 10. Jun 2004, 21:41

Re: step by step - Depression als Chance? III

Beitrag von Bellasus »

Ihr Lieben!

Eben habe ich ein einem anderen Thread den Hinweis gelesen, dass ein Notfallplan ja nicht nur für die äußersten Krisen existieren muß, sondern dass man genauso für weniger kritische, aber trotzdem einen momentan überfordernde Situationen eine Liste von potentiellen Helfern oder einen Plan aufstellen kann. Genau das können wir Stepper hier ja so gut: Aushalten bis zum Geht-nicht-mehr, bloß nicht helfen lassen, solange man noch irgendwie Luft bekommt, aber wenn man dann am ertrinken ist, in Panik geraten.

Vielleicht macht das helfen ja einem Helfer gar keine große Mühe, wenn die Krise noch ganz am Anfang ist, vielleicht reicht eine neue Sichtweise, eine ganz liebe Umarmung. Je später man jedoch um Hilfe bittet, desto schwerer macht man es auch den Helfern, die müssen dann richtig ackern um einem aus dem Loch zu helfen. Und die Nachwehen eines Absturzes kennen wir ja alle, wie mühsam man sich wieder berappelt. Das könnte man sich auch erleichtern.

Ich schwanke auch gerade zwischen Thera anrufen oder nicht wegen Nachwirkungen der heutigen Stunde und habe beschlossen, das morgen früh zu entscheiden.

Sicher ist es gut, alleine über die Runden zu kommen, solange man eben seine Grenzen erkennt. Mein erklärtes Ziel war es immer, unter allen Umständen unabhängig zu sein und bleiben. Ich konnte es schon nicht ertragen, als ich mal im Urlaub zum Arzt mußte, dass meine Mitreisenden mich hingefahren und im Wartezimmer gewartet haben. Das empfinde ich als so paradox bei mir: Die mir bescheinigte abhängige PS und mein Bestreben, mich niemals auf andere verlassen zu müssen. Ich gebe extrem viel auf die Meinung anderer, aber vertrauen kann ich ihnen nicht. Schon ganz schön verquer

Susan, das mit dem alltäglichen Handgriff finde ich gut, denn ich ertappe mich auch immer wieder, wie ich mich für kleine alltägl. Hilfeleistungen übermäßig bedanke und Irritationen ernte, weil es mir immer als etwas ganz besonderes vorkommt, was andere ganz normal finden.

@Lee: Ich bin sicher, dass es außer meiner Thera noch mehr Therapeuten gibt, die Mensch sind und das auch in der Stunde nicht verstecken. In der Überzahl scheinen sie jedoch nicht zu sein, das war auch mein Eindruck in der Klinik, wo vielleicht 3 oder 4 absolut authentisch rüberkamen, denn ich reagiere auch allergisch, wenn sie mit Lehrbuchformulierungen ankommen. Vielleicht hilft auch ein wenig das Bewußtsein, dass in erster Linie du dir einen Therapeuten aussuchst und nicht umgekehrt. Ob demnächst oder später, ich bin sicher dass dein Bauchgefühl dich gut beraten wird.

@Martina:
>>>im Idealzustand schafft man es irgendwann, objektivere Betrachtungsweisen auf das eigene Selbst zu erhalten, so daß der /die TherapeutIn diese Projektionsfläche nicht mehr bieten muß.<<<
Genauso sehe ich das auch, und ab und zu hat das bei mir auch schon funktioniert.
Deine Urlaubsplanung hört sich gut an, du hast gut vorgesorgt und es besteht keine Gefahr, in eine Situation ohne Ausweg zu geraten - und wenns kritisch wird - s.o.

Dir einen schönen Urlaub und allen anderen eine gute Woche

Annette




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- Betroffene für Betroffene -
susan
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Re: step by step - Depression als Chance? III

Beitrag von susan »

Liebe Martina, liebe Mitleser

freut mich, dass du dich trotz aller Turbulenzen gemeldet hast. Und alles in allem klingst du recht positiv. Zumindest deine Urlaubspläne sind doch ein Zeichen, dass du dich einen Schritt nach vorn wagen willst. Und sicher wählst du nicht umsonst ein Ziel in deiner Nähe - so kannst du jederzeit wieder auf deine "Insel" zurück Ich wünsch' dir sehr, dass du dich dort wohl fühlst und das es dir gelingt, die alltäglichen Sorgen abzustreifen, Ruhe und Kraft zu tanken für alles, was vor dir liegt.

Therapie und alles, was uns hilft, den Halt nicht zu verlieren, wird solange gebraucht, wie wir nicht trittsicher sind und man sollte weder zu früh loslassen noch zu lange daran festhalten - doch wie kriegt man das hin? An manchen Tagen fühle ich mich gut und sicher, es gibt aber auch noch die, an denen alles wackelig und unsicher ist. Ich hoffe, dass ich mit der Zeit eine gewisse Stabilität erreiche, ein Fundament, auf dem ich mich bewegen kann, das mich auch an schlechten Tagen trägt und das mir die Gewissheit gibt, dass ich da jederzeit wieder rauskomme - aus eigener Kraft. Zur Zeit brauche ich noch mein "Sicherheitsnetz", das mich auffängt, aber das kann ich auch so akzeptieren - es ist wie es ist.

Du hast Recht, es wäre viel leichter, wenn jemand da wäre, der Mut macht und der tröstet, wenn nötig. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mein Umfeld, meine Familie, nur bedingt verstehen kann, und dass es schwierig ist - jedenfalls für mich - zu sagen, was ich brauche und was gerade wichtig für mich ist. Manchmal weiß ich es selbst nicht, ich fühle mich nur traurig und habe null Antrieb, irgendetwas zu tun. Mal ist es Rückzug auf meine "Insel", der mir da hilft - mal brauche ich jemand, der einfach da ist. Ich weiß, dass es oft an mir ist, zu sagen, was ich brauche - aber ich schaffe es nicht immer, das in Worte zu fassen - somit wird es schwer für die anderen, auf mich einzugehen - was ich auch verstehe, immerhin sind sie keine Hellseher;-)

"Sicherheit für den Tag gewinnen, und die Langsamkeit eines Tages zu spüren, das wäre schön."

Au ja, das möchte ich auch. Wenn wenigstens der Tag planbar wäre, wenn ich mich nur darauf verlassen könnte, dass ein gutes Gefühl für den Tag erhalten bleibt, ich wäre froh. Ich glaube, es kostet mich zuviel Energie, mich auf die jeweilige Situation einzustellen und den Moment zu leben. Nichts ist planbar, kein Verlass auf die nächste Stunde, alles kann sich jederzeit ändern. Ist das Leben? Gerade noch gut drauf - dann wieder traurig und hoffnungslos?

Sicher ist es sinnvoll, die guten Momente bewußter zu leben, sie abzuspeichern, und zu verstehen, dass wie Licht und Schatten zusammengehört, auch Traurigkeit, Angst und Wut Gefühle sind, die zu uns gehören, die wir nicht ignorieren können, das funktioniert nicht. So ist der Rat deiner Therapeutin sicher gut gemeint, die Panik und Traurigkeit mitzunehmen, weil sie nicht losgelöst von dir existieren, sondern ein Teil von dir sind.

Liebe Grüße
Susan


susan
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Re: step by step - Depression als Chance? III

Beitrag von susan »

Liebe Annette, liebe Mitleser

wie hast du dich entschieden - hast du den Thera am nächsten Tag angerufen oder bist du allein damit fertig geworden? Nach der Therapiestunde ist man oft so aufgewühlt und manchmal tun sich dann auch Fragen auf, die man gern beantwortet hätte. Hast du das Gefühl, dass deine Therapeutin darauf achtet, dass nicht zuviel "losgetreten" wird? Bis auf 1-2 Ausnahmen kann ich sagen, dass mein Therapeut doch sehr gut erspürt, wie weit er gehen kann und wann es mir zuviel wird. Oft bin ich ungeduldig und gerade nach seinem Urlaub wollte ich soviel wie möglich erzählen, wie es mir gegangen ist und was mir Schwierigkeiten gemacht hat. Doch da hat er mich "ausgebremst" und das war gut so.

In der SHG habe ich gesehen, dass ich nicht die Einzige bin, der es schwer fällt, Hilfe von aussen anzunehmen. Auch das "nicht-nein-sagen-können" kennen viele Sicher hast Du Recht, was das Hilfe-annehmen angeht, dass man nicht zu lange damit warten sollte, weil dann die Helfer auch überfordert sein können. In der Gruppe kommt es oft vor, dass wir da an Grenzen stossen, dass Leute kommen, wenn gar nichts mehr geht und wir als SHG sagen müssen, dass es nicht - mehr - in unserer Macht steht, Hilfe zu leisten und wir dann auf andere Anlaufstellen (Klinik, Krisendienst usw)hinweisen. Das so zu sehen, war für mich sehr wichtig - denn wenn man selbst in so einer Situation ist, in der man Hilfe braucht, findet man eher den "passenden" Helfer - da hilft auch, dass man sich alle möglichen Anlaufstellen notiert, damit man sie im Notfall nicht erst suchen muss.

Was mich in der letzten Zeit sehr beschäftigt, ist das Thema: authentisch sein. Wie geht es euch damit? Gelingt es euch, ohne Fassade, ohne Maske durch's Leben zu gehen? Fühlt ihr euch verstanden und angenommen? Ich denke, dass man sich durch Therapie und das Auseinandersetzen mit der Krankheit verändert. Einerseits fühle ich mich durch diese Veränderungen besser, ich bin mehr "Ich" geworden - so mein Gefühl - aber ich spüre auch, dass mein Umfeld (Familie, Bekannte) sehr unterschiedlich darauf reagiert. Von manchen bekomme ich sogar ein positives Feedback , andere reagieren unsicher, oft auch ablehnend. Sobald das kleinste Anzeichen einer „negativen“ Reaktion auftaucht, ertappe ich mich dabei, dass ich mich schnell wieder "anpasse", mehr so reagiere, wie sie es (scheinbar) von mir erwarten. Das ärgert mich, denn eigentlich will ich weg davon, mich nach anderen zu richten. Was mir fehlt, ist wohl ein Stück Selbstsicherheit, die Gewissheit, dass andere mich auch dann mögen, wenn ich mich so zeige, wie ich bin. Geht es euch ähnlich?

Liebe Grüße
Susan


Bellasus
Beiträge: 1628
Registriert: 10. Jun 2004, 21:41

Re: step by step - Depression als Chance? III

Beitrag von Bellasus »

Hi Susan,

war ein paar Sekunden schneller im Positiv-Thread

Zu deinen letzten Beiträgen muß ich mir noch paar Gedanken machen - vielleicht morgen.

Liebe Grüße
Annette




www.depressionsliga.de

- Betroffene für Betroffene -
susan
Beiträge: 2551
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: step by step - Depression als Chance? III

Beitrag von susan »

@all
zum Thema "Fassade" passt dieser Beitrag von Muriel aus dem Archiv-Gedichte-thread (Bitte höre, was ich nicht sage)

http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1994#38884

@Annette
schöner Zufall gestern

Euch allen einen schönen Abend!

Gruss
Susan


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