Bad Dürrheim oder ZPR Reichenau?

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isobel
Beiträge: 6
Registriert: 29. Mär 2004, 08:51

Bad Dürrheim oder ZPR Reichenau?

Beitrag von isobel »

Hallo Ihr Lieben,

Ihr habt mir schon so oft geholfen... und auch, wenn ich nicht oft hier schreibe, bin ich doch eine treue Mitleserin

Im Moment geht es mir sehr schlecht. Hab letzte Woche auch noch Mist gebaut mit Schlaftbl. (kein Selbstmordversuch), und jetzt drängt mein ganzes Umfeld auf stationären Klinikaufenthalt. Und auch ich sehe endlich ein, dass es ohne wohl nicht geht. Dass ich ein bißchen Abstand von zu Hause brauche. Auch wenns schwerfällt.

Jetzt habe ich die 'Wahl' zwischen der Depressionsstation im ZPR Reichenau oder der Akutklinik Bad Dürrheim.
Hat jemand von Euch mit einer dieser Kliniken schon Erfahrungen gemacht und möchte mir davon berichten?

Habe halt ein ziemlich großes Autonomiebedürfnis. Würde deshalb auch auf ein Einzelzimmer bestehen, selbst wenn es einiges mehr kostet.

Würde mich über Erfahrungsberichte wirklich sehr freuen

Ich danke Euch schonmal herzlich im Voraus.

Mit ganz lieben Grüßlies

isobel
Lisa23

Re: Bad Dürrheim oder ZPR Reichenau?

Beitrag von Lisa23 »

Hallo Isobel, ich war 93 in der Luisenklinik in Bad Dürrheim. Ist das die Klinik, in die auch Du sollst?

Ich habe mich in der Klinik sehr gut gefühlt und habe auch heute noch den Eindruck, dass man dort wirklich sehr bemüht ist, den Patienten zu helfen. Es ist eine Klinik für Verhaltenstherapie.

Ich habe viele schöne Erinnerungen an die Zeit in Bad Dürrheim. Auch die Gegend ist gerade jetzt im Sommer herrlich.

Wenn Du mehr wissen möchtest, darfst Du mich gerne fragen. Liebe Grüße, Lisa
isobel
Beiträge: 6
Registriert: 29. Mär 2004, 08:51

Re: Bad Dürrheim oder ZPR Reichenau?

Beitrag von isobel »

Liebe Lisa,

ja, genau. Die neue Akut-Abteilung der Luisenklinik wärs gewesen. Oder wirds sein. Für ein Einzelzimmer wird dort auch kein Zuschlag verlangt.

Leider leider ist jetzt etwas 'dazwischengekommen' .
Mit meiner Katze (14) war ich am Donnerstag noch beim Tierarzt. Sie war in letzter Zeit a bisserl schlapp, hat abgenommen. Ich wollte sie, bevor ich wegfahre, einfach nochmal durchchecken lassen.
Dort stellte der Tierarzt leider eine chronische Niereninsuffizienz fest. Es arbeiten nur noch 30% ihrer Nieren. D.h., sie vergiftet sich mit der Zeit selbst. Der Tierarzt sprach noch von ein paar Monaten...
Sie bekommt jetzt Spezialfutter und einen ACE-Hemmer.
Ich kann und werde sie nach 14 Jahren jetzt in den letzten Monaten ihres Lebens nicht alleine lassen. Sie ist schließlich der Grund, warum ich noch nicht Schluß gemacht habe. Die Gewissheit, dass sie mich braucht, hat mich all die Jahre hindurch vom Suizid abgehalten. Auch wenn das als alleiniger Grund nicht ausreichen sollte, ich weiss. Aber es war manchmal halt so...

Sie wurde ausgesetzt und im Tierheim per Fläschchen aufgezogen. Mit ca 2-3 Monaten kam sie zu mir. Solche von Menschenhand aufgezogenen Kätzchen sind sehr sehr anhänglich. Sie war in den schweren Zeiten der Scheidung meiner Eltern und meiner ersten Depressionsschübe oft mein einziger Trost. Und ist es noch. Sie spürt, wenns mir nicht gut geht, kommt dann kuscheln, 'kümmert' sich regelrecht...

Leider stoße ich mit meinem Entschluß, den Klinikaufenthalt bis nach dem Tod meiner Mieze zu verschieben, fast nur auf Unveständniss bei den Ärzten. Es sei eine Ausrede, ich müsse an mich denken...
Aber ich denke dabei doch irgendwie auch an mich! Wäre ein Klinikaufenthalt so sinnvoll, wenn ich mit meinem Kopf nur zu Hause bei meiner todkranken Mieze wäre? Wenn sie während meiner Abwesenheit stürbe? Ist es nicht sinnvoller, mich 'danach' aufzufangen?
Ganz abgesehen davon, dass sie eben wirklich 'meine' Katze ist, bzw. ich ihr Mensch. Während meines dreiwöchigen Afrikaurlaubs vor fünf Jahren heulte sie nächtelang und fraß kaum was, und da war sie noch jung und gesund. Und mein Freund war ja zu Hause und für sie da. Wenn sie jetzt nichts mehr fräße würde sie buchstäblich verhungern!

Sorry, ich texte Dich ganz schön zu, hmmm? Ich knabbere nur so daran, dass mich keiner verstehen will. Meine Hausärztin kanns nachvollziehen, zum Glück. Sie hat auch Tiere. Sämtliche Katzen'besitzer' in meinem Umfeld könnens nachvollziehen. Nur meine Noch-Thera und meine zukünftige Thera nicht. Meine Noch-Thera macht mir ohne Ende Vorwürfe, ich würde ja eh nur machen, was ich will, und ich solle doch mal auf die Therapeuten hören... Dabei versuche ich wirklich, an mir zu arbeiten. Habe Remergil genommen, davon 10kg zugelegt, es trotzdem nicht eigenmächtig abgesetzt. Habe mich bei Cipralex in der Hoffnung auf Besserung auf 30mg hochschrauben lassen, obwohl ich bei der Dosierung nur noch am mit-den-Füßen-zuckeln war. Hab Trevilor unter vielen Nebenwirkungen eingeschlichen und dann - aufgrund von Dauerkopfschmerz und Megapickeln - und weil meine Thera dann auch meinte, ADs nützen bei mir nichts, mit vielen vielen Absetzsymptomen wieder ausgeschlichen. Wollte nach ein paar gräßlichen Wochen wieder ADs, die sie mir aber verweigerte, da sie meinte, bei mir sei die Depri nicht endogen. Obwohl wohl zumindest zwei Ärzte des Teams der TK (mache bei ihr in der Tagesklinik ambulant weiter) da anderer Meinung waren, wie auch mein Chef (Arzt), meine Kolleginnen, mein Freund...
Ich habe viele ihrer Ratschläge beherzigt, gehe brav jeden Tag raus (fällt mir sehr sehr schwer), schreibe Tagebuch, übe Autogenes Training...
Meine strikte Weigerung, JETZT in eine Klinik zu gehen, hat zwischen uns wohl irgendwie zu einem Bruch geführt. Schade...
Sie wirft mir außerdem ein 'Ärztedurcheinander' vor. Dass ich die Thera wechseln muss, liegt aber doch daran, dass sie ab September nicht mehr hier arbeitet! Und meinen Hausarzt habe ich jetzt auf das dritte Quartal gewechselt, weil ich nicht mehr zu meinem Chef wollte, der bis dahin noch mein Hausarzt war. Wollte aber bis zum Quartalswechsel warten, weil ich in 2/04 schonmal bei ihm in Behandlung war. Für ihn ists ja auch leichter, wenn er nicht die Rollen Chef & Arzt gleichzeitig innehat...

Habe nur noch einen Termin bei ihr. Sie geht dann in eine andere Stadt. Muss dann auf meinen zweiten Termin bei meiner neuen Thera bis Oktober warten. Obwohl ich schon ein Erstgespräch hatte. In dem ich aber noch überzeugt war, ich geh jetzt in ne Klinik.
Dann kam aber eben die Diagnose meiner Mieze dazwischen. *Seufz*

Es ist ja auch so, dass ich meinen Freund mit den Entscheidungen, was die Behandlung meiner Miez angeht, jetzt nicht allein lassen kann oder will. Infusion oder nicht, Einschläfern: wann ist der richtige Zeitpunkt? Wir müssen da jetzt gemeinsam durch, alle drei...

Pffffffff..... sorry, ich glaube, ich musste mir das jetzt alles mal von der Seele schreiben. Die Vorwürfe meiner Thera machen mir ganz schön zu schaffen...

Werde am Montag gleich einen Termin beim Neurologen/Psychiater machen wegen ADs. Die neue Thera wollte mir auch welche verschreiben, meinte aber, wenn ich eh in ne Klinik geh, würde man das dort machen...

Sorry, Lisa, aber nochmal danke für Deinen Tip. Jetzt verschiebt sich mein Aufenthalt in der Luisenklinik zwar um einige Monate, aber früher oder später möchte ich auf jeden Fall hingehen.

Nochmal Entschuldigung fürs volllabern...

Und danke fürs Zuhören!

Mit ganz lieben Grüßen

isobel
Lisa23

Re: Bad Dürrheim oder ZPR Reichenau?

Beitrag von Lisa23 »

Hallo Isobel, Deinen Kummer um Deine Katze kann ich sehr wohl verstehen und ich würde sie jetzt in diesem Stadium auch nicht verlassen.

Ich hatte auch eine Katze, die ich mit der Flasche großzog und die sehr auf mich fixiert war, musste sie ebenfalls mit 14 Jahren leider einschläfern lassen. Sie wurde zuvor noch operiert und ihr Leiden ging fast ein ganzes Jahr. Ich hätte sie in dieser Zeit nicht alleine gelassen.

Ob Du allerdings soviel Zeit hast? Du bist ja nun auch selbst in einer schlechten gesundheitlichen Situation. Trotzdem, handele rein nach Deinem Gefühl, es wird schon werden.

Die Luisenklinik, soweit ich das in Erinnerung habe, hält nicht allzuviel von Medikamenten. Kann sich aber auch zwischenzeitlich geändert haben. Ich denke aber, dass man es Deiner Entscheidung überläßt, was Du an Medis nimmst und man wird Dich dort auch zu nichts überreden. Schließlich hast Du schon viel ohne Erfolg durchprobiert. Ich selbst bin auch kein Freund von AD´s.

Ich kann Dir diese Klinik nur empfehlen und ich denke Du wirst Dich gut aufgehoben fühlen und eine schöne Zeit verbringen. Gerade in der Zeit, wenn Deine geliebte Katze dann nicht mehr sein wird, ist es sicherlich wichtig für Dich, gut aufgehoben zu sein. Sorge dafür. Vielleicht kannst Du Dir die Klinik vorher schon mal anschauen. Das habe ich damals auch gemacht.

Liebe Grüße, Lisa
Lisa23

Re: Bad Dürrheim oder ZPR Reichenau?

Beitrag von Lisa23 »

Liebe Isobel, leider kann ich Dir erst wieder am Samstag schreiben, weil ich z.Z. selbst in einer Klinik bin und nicht immer an den PC kann.

Nimm Dir Zeit für Dein Kätzchen. Sie hat es verdient, dass Du sie in ihren letzten Tagen begleitest. Sie war ja auch für Dich immer da.

Ab Oktober hast Du eine andere Therapeutin, vielleicht sieht sie es auch anders und hat mehr Verständnis für eine Katzenmama. Das verstehen nicht alle. Es gibt auch Menschen die mit Tieren im allgemeinen nichts anfangen können. Da ist jede Diskussion zwecklos und kostet nur Kraft.

Suche Dir aber für die Zeit nach dem Tod Deiner kleinen Mietze eine gute Stütze, die Dich nicht allein läßt. Wenn Du dann, so schnell es geht in die Klinik kommst, wird es wohl für Dich das Beste sein. Vorher hättest Du auch einfach den Kopf nicht frei und könntest Dich auf keine Therapie einlassen.

Ich war damals 6 Wochen in Bad Dürrheim. Die Klinik war noch sehr neu. Der damalige Chefarzt (vielleicht ist er auch heute noch dort) hat auch ein Buch über Verhaltenstherapie geschrieben.

Ich kann mich auch noch erinnern, dass ich Patienten, die mir bei ihrer Ankunft auffielen, weil sie ihre Bewegungen nicht koordinieren konnten (zuviele AD´s) bereits nach einer Woche, ziemlich frisch und gut aussahen. Sie hatten wieder menschliche Gesichtszüge und waren ansprechbar.

Ich selbst hatte vor dem Klinikaufenthalt Insidon genommen und dieses Mittel zu Beginn der Reha, in Absprache mit meinem Arzt in der Klinik, abgesetzt. Ich gehörte aber sicherlich zu den leichteren Fällen. Ich bin auch nach der Reha wieder an meinen Arbeitsplatz zurückgekehrt. Es kommen auch nicht nur Akkutpatienten in diese Klinik.

Was mir besonders auffiel, waren die vielen jungen Frauen und noch fast Mädchen mit Essstörungen. Ich denke, das ist ein Schwerpunkt in dieser Klinik.

Ansonsten waren alle Berufsgruppen vertreten. Polizisten, Lehrer, Pfarrer, Hausfrauen, Geschäftsleute, Freiberufler, Arbeiter, Angestellte, Studenten.

Ich wünsche Dir, dass Du Deinen Aufnahmetermin verschieben kannst, dass die dafür verantwortlichen Stellen Verständnis zeigen und Du nicht weiterhin mit Vorwürfen überschüttet wirst. Das bringt ja nichts. Was ist das eigentlich für eine Therapeutin? Hat sie vielleicht selbst ein Problem und fühlt sich durch Dich überfordert?

Ich wünsche Dir viel Kraft, bis dann Lisa
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