Was tun, wenn die Therapie nicht weitergeht?

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Sphynx
Beiträge: 27
Registriert: 23. Okt 2003, 22:29

Was tun, wenn die Therapie nicht weitergeht?

Beitrag von Sphynx »

Hallo,
bin derzeit seit ca 8Wochen in teilstationärer Behandlung, von der meine Zukunft abhängt.
Zunächst war ich mit der Behandlung dort sehr zufrieden.
Nun merke ich plötzlich in mir und vom Team aus dort erhebliche Widerstände, die mich nicht weiterbringen. Dort gibt es z.ZT. nur Zoff.

Angefangen hat es damit, dass die Chemie zwischen dem Psychotherapeuten und mir nicht stimmt. Deshalb bekomme ich von ihm aus keine Einzeltherapien mehr, weil er mein Vertrauen nicht mehr hat, was ich ihm kundtat.

Mir dreht sich schon der Magen rum, wenn ich morgens dorthin muss. Ich erlebe das Team nur noch als eine Bedrohung.
Dass Übertragungsproblematiken in meiner derzeitigen Therapie vorhanden sind, ist mir auch klar. Aber die Form wie mir das rübergebracht wird, ist recht robust. Ich bin ein sehr empfindsamer Mensch und habe auch in Therapien traumatische Erlebnisse gehabt, wo ich manipuliert wurde bis zur Suggestion. Und wenn ich das Gefühl habe, man will mir etwas, gehen meine ganzen Jalusien runter, und dann geht nichts mehr.

Habe aufgrund meiner rezidivierenden Depressionen meinen Arbeitsplatz verloren und versuche durch meine teilstationäre Behandlung einen beruflichen und privaten Wiedereinstieg ins normale Leben zu finden.

Die Tagesklinik arbeitet nach verhaltenstherapeutischen Konzept. Habe dort in den 8Wochen schon einiges lernen können.
Aber momentan harkt es in der Therapie. Habe schon Aussprachen darüber geführt und werde es noch tun, bis ich nicht mehr kann.

Ich kann eigentlich jetzt schon nicht mehr und bin vollkommen verzweifelt und fast im Begriff die Therapie abzubrechen, weil ich nicht weiß, ob ich dort noch in guten Händen bin.

Würde mich über einen Austausch darüber sehr freuen.

LG Josy
rivo
Beiträge: 185
Registriert: 26. Mai 2003, 12:34

Re: Was tun, wenn die Therapie nicht weitergeht?

Beitrag von rivo »

Hallo Josy,
ich hoffe, dass ich Dir ein wenig helfen konnte mit dem Gespräch. Ich hoffe für Dich, dass Du aus dieser Dich völlig aus der Bahn werfenden und in meinen Augen sehr negativ gewordenen Therapie raus kommst, ohne dass für Dich Nachteile entstehen. Aber wenn eine solche belastende Situation da ist, sollte man diese Situation - wenn möglich - so schnell man kann beenden. Ich mache mir Sorgen um Dich! Nimm Dich und Deine Gefühle wahr und handel danach. Du weißt, was für Dich das Richtige ist. Höre auf Deine innere Stimme. Eine Situation, die Dir nicht gut tut, bringt Dich auch nicht weiter. Aber bitte spar Deine Kräfte und denk drüber nach, ob es überhaupt noch Sinn macht, weitere Auseinandersetzungen in der Klinik zu haben. Du bist aus meiner Sicht momentan wieder da, wo Du vor Möhnesee warst und das ist überhaupt nicht gut. Ich war gestern bei unserem Gespräch total betroffen. Es ist schlimm, wenn man mitbekommt, dass es jemandem, der erst nach der Kur so positiv auf einen gewirkt hat, wieder total am Boden liegt. Ich hoffe so sehr, dass Du aus diesem Tief wieder nach oben kommst. Auch für die Arbeitssuche ist eine gewisse Stabilität sehr wichtig, denn Arbeitgeber achten sehr darauf, wie der potentielle Arbeitnehmer wirkt und wie er argumentieren kann.
Bitte melde Dich bei mir, wenn Du den inneren Druck nicht mehr verkraftest!
Viele Grüße
Rita
R. Volkwein
susan
Beiträge: 2551
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Was tun, wenn die Therapie nicht weitergeht?

Beitrag von susan »

Hallo Josy,

wenn du nur mit Widerwillen in die Tagesklinik gehst, ist das auf Dauer sicher keine gute Lösung. Immerhin sollst du von der Behandlung profitieren und das scheint ja zur Zeit nicht der Fall zu sein. Gibt es denn an der Klinik keinen anderen Therapeuten, zu dem du gehen könntest?

Du schreibst, dass du schon Gespräche geführt hast und es auch noch weiterhin versuchen willst. Gibt es denn in dem ganzen Team niemand, zu dem du Vertrauen hast und der dir helfen und raten könnte, wie du mit der jetzigen Situation umgehen könntest? Und wenn es mit dem ganzen Team nicht klappt, käme evtl ein Klinikwechsel in Frage?

Oft wiederholen sich Probleme, die wir in RL haben in Therapiegruppen und in den Beziehungen zu Therapeuten und Ärzten. Siehst du eine Möglichkeit, diesen Konflikt für dich zu nutzen, um daran zu arbeiten? Besser wäre es natürlich, wenn du dabei unterstützt wirst z.b. von einem Therapeuten.

Ich hoffe, du findest einen gangbaren Weg!

Liebe Grüße
Susan


Bellasus
Beiträge: 1628
Registriert: 10. Jun 2004, 21:41

Re: Was tun, wenn die Therapie nicht weitergeht?

Beitrag von Bellasus »

Hallo Josy,

ich habe ebenfalls in einer Tagesklinik ähnliche Erfahrungen gemacht, habe darüber letzten Winter auch geschrieben (jetzt irgendwo im Archiv )
Ich hatte das Gefühl, nicht in deren Konzept zu passen. Arbeiten alle Tageskliniken verhaltenstherapeutisch? Es kam auch zu Vertrauensverlust meinerseits, fühlte mich hängengelassen, man sagte mir, das was ich suche bekomme ich dort nicht, hat mir aber auch nicht bei der Suche nach einer Lösung geholfen. Letztendlich haben sie mich mehr oder weniger rausgeschmissen, und obwohl ich riesige Angst vor der Entlassung hatte, ging es mir sofort erheblich besser, als die Zeit dort vorbei war. Zurückgeblieben ist ein Verletztsein, dass aber eindeutig mit meinem Grundproblem zu tun hat und hier massiv aufgewühlt wurde. Da bin ich in meiner ambulanten Therapie dran.

Was für dich das Beste jetzt ist, solltest du herauszufinden versuchen. Auch wenn du die Therapie in der TK abbrichst, wäre es sicher gut, diese Geschichte in der ambulanten Therapie zu bearbeiten. Denn es wird ja einen Grund haben, dass es anfing zu haken, und auf jeden Fall wäre es nicht gut, das weiterhin mit dir herumzuschleppen. Hast du vielleicht außerhalb der TK jemanden, mit dem du das besprechen kannst, dein Arzt z.B.?

Wieso hängt eigentlich deine Zukunft von der Tagesklinik-Therapie ab? Und außerdem, trotz der sehr bitteren Erlebnisse haben mir die 13 Wochen dort trotzdem sehr viel gebracht, weniger die Einzelgespräche, in denen es die Probleme gab, als das Miteinander mit den Mitpatienten, wo ich eine Menge gelernt habe.

Quäl dich nicht zu lange und vertrau auf dich, dass du eine gute Entscheidung triffst.

Alles Gute
Annette




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