Ein Buchtipp

sabiosa

Ein Buchtipp

Beitrag von sabiosa »

hallo, ich habe einen tipp zu einem buch, das mir sehr geholfen hat. ich hoffe, ich darf das, und es ist keine schleichwerbung oder so.

das buch heißt "Sie haben es doch gut gemeint - Depressionen und Familie". von Josef Giger-Bütler.

vom buchrücken:

"Verständlich, einfühlsam und weitgehend unter Verzicht auf fachpsychologische Begriffe beschreibt der Psychotherapeut Josef Giger-Bütler die Familienkonstellationen und Erziehungsstile, die zur Entwicklung depressiver Verhaltensmuster in der Kindheit führen und die später maßgeblich die Depression im Erwachsenenalter bestimmen. Seine langjährig mit den Patienten zusammen erworbenen Kenntnisse, in deren Vordergrund die permanente Selbstüberforderung der Erkrankten steht, bestimmen dann auch die Wege, die der Autor zum Erkennen, Verstehen und Überwinden der Depression aufzeigt. 'Wichtig ist, dass der Mensch sich spürt und ernst nimmt, was er will und braucht. Dann kann er etwas verändern, dann kann er Ja und Nein sagen und läuft nicht Gefahr, ausgebrannt und leer zu werden.'"

und:

"Von der Krankheit "Depression" hört und liest man heute fast täglich. Aber wann verbirgt sich hinter emotionalen und körperlichen Zuständen wie Lustlosigkeit, Interesselosigkeit, Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit und Müdigkeit wirklich eine´Depression?

Der Schlüssel für die Beantwortung dieser Frage liegt für den Autor dieses Buches in der Kindheit und in der Familie. Hier werden die depressiven Verhaltensmuster geformt. Es handelt sich um Kinder, die sich ständig selbst überfordern, weil ihre Umgebung es von ihnen verlangt. Um Kinder, die versuchen, es allen Recht zu machen - außer sich selbst. Diese "Zurücknahme" von der Welt geht soweit, bis von ihrem Selbst nicht mehr viel übrig geworden ist. Aber diese Kinder funktionieren nach außen hin. Und genau hier liegt das eigentlich Krankmachende an der Depression, der lebenslange Kampf gegen die Selbstaufgabe, der, wenn er verloren wird, zur Aufgabe des eigenen Lebens führen kann."


sorry, falls schreibfehler drin sind.

ich habe dieses buch per zufall entdeckt. es ist meine bibel. es steht so viel "wahres" drin, ich finde mich in dem buch wieder. am liebsten würde ich es meinen eltern zum lesen geben. aber ich glaube nicht, dass sie "neutral" dran gehen könnten, sie würden es doch nur als vorwurf verstehen.

ich stecke gerade in einer krise. weiß noch nicht, wie weit sie sich ausbreitet. deshalb bin ich wahrscheinlich auch gerade hier so aktiv... ich schreibe mir gerade ganz viel von der seele. ordne. ich weiß, dass sich was ändern muss. weiß aber nicht, wo anfangen.. wollte es euch evt. auch mal zum lesen geben. aber da ist dann direkt die angst, anderen zur last zu fallen. weil es viel ist. aber mit fehlen lösungen, und vielleicht fällt ja einem außenstehenden was dazu ein. weiß man ja, dass man besser lösungen findet, wenn man nicht so stark emotional eingebunden ist. könnte hilfe gebrauchen...
Belinda
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Re: Ein Buchtipp

Beitrag von Belinda »

Hallo Steffi,

ich glaube ich fahre gleich mal los und kaufe mir dieses Buch. Ich stecke auch wieder bzw. immer noch in der Krise und heute ist es wieder echt sch...!

Ich werde mich jetzt zusammen reißen und los fahren. Mein Hund muß eh mal raus und frische Luft tut auch gut. Vielleicht hilft es mir.

Hast du denn jemand, der von deiner Depression weiß und für dich da ist?

Ich habe meinen Freund, aber der arbeitet viel und ich fühle mich trotzdem ganz alleine mit meinem Problem.

Wünsche dir viel Kraft und dass es dir bald wieder besser geht.
Tinalesekatze
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Re: Ein Buchtipp

Beitrag von Tinalesekatze »

Hallo Steffi,
auch ich werde mir dieses Buch kaufen und ganz schnell lesen - dann können wir uns ja mal darüber austauschen.

Das Problem mit dem es allen immer Recht machen zu wollen kenne ich zugenüge und genau das ist es auch, was mich in die Depression getrieben hat.
Ich denke, dass die Verhaltensmuster, die ich z.B. bei meinen Eltern gelernt habe, eben bei anderen (meinem Mann, meinem Schwiegereltern etc.) nicht fruchten und es schon allein deshalb in die Hose gehen muss.
Ich stecke meine Wünsche immer gaaaaanz weit zurück, damit es ja keinen Unfrieden gibt. Ich weiß es mittlerweile - kann aber nicht die Kraft aufbringen dafür zu kämpfen und mich durchzusetzen, aus Angst vor dem, was dann kommen könnte. Allerdings weiß ich noch nicht genau, was früher kam, wenn ich nicht so gehandelt oder reagiert habe, wenn es von mir erwartet wurde. Das versuche ich noch mit meiner Therapeutin herauszufinden.

Ich grüße Dich ganz lieb und wünsche Dir, dass Du den Mut nicht verlierst.

Ich weiß, dass es nicht wirklich geht, denen, die auch ein bisschen Schuld an allem sind das zu sagen oder zu zeigen - genau daran verzweifele ich auch immer.
Aber wahrscheinlich geht es darum auch gar nicht mehr.
Diese Zeit, diese Erziehung können wir nicht mehr rückgängig machen.
Wir müssen lernen zu leben, mit dem was wir haben. Wir müssen umlernen.
Aber das dauert. Nachdem wir jahrelang (ich bin 33) nach den alten antrainierten Verhaltensmustern gelebt haben, können wir es keinesfalls von heute auf morgen ablegen.
Es wird sicher noch viele graue Tage geben und auch einige Tränen kosten, bis wir zu uns selbst stehen können.

Aber - wir lassen uns nicht unterkriegen, gell?!

Gruß, Tina
Meine Träume heute, sind Erinnerungen an gestern und Hoffnungen auf morgen.
Sadness
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Registriert: 5. Apr 2003, 19:56

Re: Ein Buchtipp

Beitrag von Sadness »

Hallo,

ich kenne das Buch auch und finde es eines der besten Bücher über Depression!!!! Ich konnte so vieles nachempfinden. Es enthält interessante Erklärungsansätze. Der Autor wiederholt sich zwar oft und gerne, aber trotzdem kann ich den Tipp nur unterschreiben!!!

Sonnige Grüße zum Wochenende an alle!
Sadness
Kroki
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Registriert: 15. Mär 2004, 17:50

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Beitrag von Kroki »

sabiosa

Re: Ein Buchtipp

Beitrag von sabiosa »

schön, freue mich über eure reaktionen! ich doofi habe den text selbst vom buch abgeschrieben, nachher gesehen, hätte ich nur bei amazon.de kopieren brauchen...
kennt denn jemand eines der bücher "Welchen Sinn macht Depression?", "Mittendrin und nicht dabei" oder "Die Sprache der Seele verstehen" ? wurden im zusammenhang mit "meinem" buch genannt.

belinda, hast du dir tatsächlich das buch schon geholt? ich wollte ja zu aldi, war nix, hatte schon zu, bis ich dort war (hätte schwören können, die haben jetzt samstags auch bis 8 auf..), war noch bei einer nachbarin, war nett. danach bin ich noch ein bisschen durch die gegend gefahren. du hast ja gefragt, ob ich jemanden habe. ich habe einen lieben freund. der aber 1. selbst sehr sensibel ist, auch ein bisschen depries hat (war auch in einer klinik, macht auch therapie) und 2. ist sein 5-jähriger sohn bei ihm (mein freund ist geschieden). so "gemein" es klingt, aber dann ist er beschäftigt (das habe ich leider auch daran gemerkt, dass er mir auf meine sms noch nicht geantwortet und sich überhaupt lange nicht bei mir gemeldet hat). ansonsten habe ich noch diverse freundinnen, aber wenn's mir schlecht geht, zieh ich mich eher zurück. eine versteht mich zwar ganz gut, jammert aber ihrerseits selbst so sehr, dass wir uns nur gegenseitig runterziehen.

übrigens, du hattest ja geschrieben, dass nur wenige von deiner depression wissen. meiner erfahrung nach würde ich es auch so lassen, oder es mir sehr gut überlegen, wem ich es erzähle. das verständnis ist wirklich nur minimal. die wenigsten wissen was von der krankheit, halten es für eine stimmungssache und meinen auch, man müsste sich nur zusammen reißen. dass das auch was körperliches ist, glauben sie kaum. die wenigsten wollen aber auch mehr darüber wissen. keine ahnung, warum. ob das thema zu unangenehm ist. bei mir ist es leider zu spät, es wissen sehr viele, leider auch auf der arbeit. und schon bin ich wieder in verteidigungsstellung und erklärungsnot. erst kürzlich habe ich versucht, es einer (sehr jungen) kollegin zu erklären. fehlanzeige, kurz darauf wurde ich total von ihr angeschissen. ich habe das gefühl, sie hat meine schwäche ausgenutzt..

tina, du sprichst mir aus der seele. ich bin 36 und habe viel, viel "falsches" gelernt. ich habe ein großes bedürfnis danach, dass andere mich verstehen. zum beispiel meine eltern. ich habe ihnen nämlich vor 3 jahren einen bitterbösen brief geschrieben, ihnen viel an den kopf geworfen. weil es nicht nur um die vergangenheit ging, sondern weil sie mich immer noch so behandelt haben wie früher. wir haben daraufhin kaum noch kontakt gehabt. erst, als meine mutter im januar krebs hatte, kamen wir wieder zusammen. und haben uns, als wir uns das erste mal wieder sahen, im wartezimmer des krankenhauses erst mal heftig gestritten...

viele sagen ja, man soll die kindheit vergessen. aber wie soll ich, daraus ist aus mir der mensch geworden, der ich heute bin, mit all den reaktionen. empfindlich, voller selbstzweifel, unsicher, liebeshungrig,...

genauso hätte ich gerne, dass mein ex-freund mich versteht. ich wollte damals eine räumliche trennung. mir ging es gar nicht gut und ich wollte sehen, wie es mir alleine ging. er hatte nicht viel verständnis für mich, ich fühlte mich von ihm eher unter druck gesetzt. er fühlte sich von mir rausgeschmissen, und es kam, wie es kommen musste, er verliebte sich in eine andere... das war der super-gau 2002... ich habe immer wieder versucht, ihm zu erklären, warum ich so gehandelt habe. nothing. bis heute nicht. und das finde ich schlimm.. aber wie du schreibst, es ist nicht zu ändern..

hui, heute schreibe ich mir richtig viel seelenmüll von der seele... in manchen momenten verstehe ich, warum ich depries habe. ich finde - natürlich nicht sehr objektiv - dass ich wirklich schon viel mist erlebt habe. aber wann hört das auf...? ich würde gerne die vergangenheit ruhen lassen, von vorne beginnen. deshalb mache ich ja jetzt verhaltenstherapie. andererseits hätte ich gerne erklärungen, das hilft mir sehr, habe ich festgestellt. warum mich jemand so und nicht anders behandelt hat. kennt ihr das auch, wenn ich drüber nachdenke (und das tue ich in schlimmen zeiten ohne ende, das kennt ihr wohl auch..), dann zieht sich das schon seit dem kindergarten so hin. schon da wurde ich "unfair" behandelt. und immer wieder die frage "warum??" warum haben die das alle mit mir gemacht? warum stand meine mutter nie hinter mir? als mich andere kinder gehänselt haben... warum haben die mich überhaupt gehänselt?? weil ich so dünn war, das ist natürlich ein grund...

ok, ich höre auf, sonst steiger' ich mich noch vollends rein... könnte ein buch schreiben.. ;-{

ich wünsch euch was!
Belinda
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Re: Ein Buchtipp

Beitrag von Belinda »

Hallo Steffi,

ja, ich war tatsächlich noch los, habe ein wenig eingekauft und bin in einen Buchladen. Erst habe ich alleine versucht das Buch zu finden, doch habe ich überhaupt nichts über Depressionen gefunden und dann einen Verkäufer gefragt. Leider habe ich mir den Autor nicht aufgeschrieben und konnte ihm nur Bruchteile sagen. Er hat es nicht gefunden und mir eins was er da hatte gezeigt. Das schien mir aber zu wissenschaftlich und darauf hatte ich dann keine lust. Nun hat er mir noch eins bestellt, das heißt: "Depressionen: Mehr als nur ein Stimmungstief" von Gerhardt Günter. Soll wohl ein gutes Buch sein, wie er sagte. Das gucke ich mir Dienstag an und entweder hole ich es oder nicht. Bei Amazonen habe ich deinen Buchtipp auch nicht gefunden. Ich suche noch mal!

Nächste Woche Sonntag fliege ich in die Türkei mit meinem Freund. Richtig freuen kann ich mich noch nicht, obwohl ich Hoffnung darin setze, dass es mir mal besser geht. Allerdings habe ich Angst vorm fliegen, aber dafür muß mein Freund dann seine Hand her halten.


Erzählen, werde ich wohl keinem von der Depression, weil ich auch glaube, dass es mir nicht unbedingt weiter hilft und mal wieder nur eher denkt, man wäre nicht normal. Das kann ich nicht gebrauchen, weil ich eh schon so sehr damit zu knabbern habe.
Kroki
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Beitrag von Kroki »

gelberosen
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Re: Ein Buchtipp

Beitrag von gelberosen »

Hallo Steffi und alle anderen,

im Forum wurde schon viel über Bücher geschrieben. Ihr findet das, indem ihr mit der Suchfunktion nach den threads sucht, die „Bücherecke“ heißen. Vielleicht kann da jemand den link dieses threads reinsetzen oder hier den link der alten „Bücherecke“. Nur mal so, damit die Übersichtlichkeit etwas besser wird hier im Forum. Ich selber mags nicht machen, weil ich keine flatrate hab und immer offline schreibe.


Liebe Steffi,

vielleicht kannst du auch bei deiner Signatur ein paar der „~~~“ wegnehmen. Bei mir paßt dein Geschriebenes nicht so gut auf den Bildschirm. Und wenn die Seite etwas schmaler ist, liest es sich auch bequemer.


Liebe Grüße
die Besserung
Kroki
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Beitrag von Kroki »

kruedorida
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Re: Ein Buchtipp

Beitrag von kruedorida »

Das angesprochene Buch ist auch mir bekannt. Ich habe schon viele Bücher über Depression gelesen.... und dann wieder bei Amazon eingestellt. Aber dieses Buch bleibt in meinem Bücherschrank, denn es ist MEINE Geschichte.
Am Austausch darüber bin auch ich interessiert.
Doro
Denker
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Re: Ein Buchtipp

Beitrag von Denker »

Habe das Buch schon 2 mal gelesen und werde es sicher nochmals lesen. Das Buch beschreibt mein Leben!
Gruß
Denker
sabiosa

Re: Ein Buchtipp

Beitrag von sabiosa »

hallo,

das freut mich wirklich, das so viele das buch kennen und auch so gut finden wie ich. ich habe aber länger nicht richtig reingeschaut, es macht mich traurig.

besserung,ist's so ok mit den ~~~~~ ?

danke kroki für die links!

habe heute recht lange mit meiner mutter telefoniert. das war lange nicht möglich, hinterher war ich meistens sauer/genervt oder sonst was. heute war's eigentlich ok, obwohl ich ihr mal wieder viel erklären musste, was man eigentlich nicht erklären muss, wenn man sich ein bisschen in andere einfühlen kann... naja, mit 64 lernt sie es wohl auch nicht mehr...

das ist übrigens ein kleiner trost für mich: als ich mich mit meinen eltern im krankenhaus so gestritten habe, habe ich mich besonders über meinen vater geärgert, weil er nicht ein bisschen einsichtig war. meine mutter sieht schon eher ein, was falsch gemacht zu haben. aber ich habe es mir so erklärt: mein vater ist ein "einfacher" mann, arbeiter, war mal kranführer, also alleine in der kabine, redet auch so nicht viel. meine erkenntnis war: er KANN gar nicht anders. er weiß und versteht es nicht besser. es ist noch nicht mals böser wille. diese erkenntnis hat mich ein bisschen beruhigt.
Denker
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Re: Ein Buchtipp

Beitrag von Denker »

Hallo Steffi,
ja, das Buch macht mich auch traurig, aber er ist eine wichtige Trauer, nämlich die Trauer um die Kindheit, um die ich betrogen wurde. Es ist ein wichtiges Stück Verarbeitung, diese Trauer zuzulassen, finde ich.
Du bist noch sehr damit beschäftigt, Entschuldigungen für deine Eltern zu finden. Ich hab meine zum Teufel gejagt!
Gruß
Denker
gelberosen
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Re: Ein Buchtipp

Beitrag von gelberosen »

Hallo Steffi,

ja, jetzt paßt es mit den ~~~ auch auf meinen kleinen Bildschirm. Das war Maßarbeit von dir.


Hallo Kroki,

danke fürs Reinsetzen der links. Ich werde mir in nächster Zeit wohl doch eine flatrate zulegen, dann kann ich das auch selber machen.


Grüßle
die Besserung
kruedorida
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Re: Ein Buchtipp

Beitrag von kruedorida »

Hallo Denker,

du bist sehr verbittert und hälst deine Eltern für "schuldig geworden an dir". Bist du dir sicher, dass sie bewusst und schuldhaft gehandelt haben? Habedn sie nicht auch ihre Lebensgeschichte, ihre Kindheit und Jugend, aus der heraus sie so gehandelt haben, wie es dir wiederfahren ist, mit bestem Wissen und Gewissen?
ich war auch an dem Punkt wie du, meinen Eltern, vor allem meiner Mutter, zu grollen und sie zu verurteilen für das, was sie an mir falsch gemacht hat. Ich bin aber dabei, ihr zu verzeihen, denn sie konnte mit der "Geschichte", die sie geprägt hat, nicht anders handeln und ich stellte fest, auch ich habe an meinen Kindern Fehler gemacht - wiederum anderer Art - weil ich meine Geschichte hatte. Unverzeihlich? - Ich denke nein, den auch ich "habe es doch gut gemeint"!
Denk mal drüber nach.
Doro
Denker
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Re: Ein Buchtipp

Beitrag von Denker »

Hallo Doro,
du sollst deine Eltern ehren. Dieses Gebot haben wir wohl alle verinnerlicht. Meine Eltern sind schuldig, und dafür gibt es sicher eine Menge Erklärungen und mildernde Umstände und ich habe mich in letzter Zeit auch intensiv mit der Biografie meiner Eltern auseinander gesetzt.
Was für mich wichtig ist: Es macht für mich überhaupt keinen Unterschied, ob man mir meine Verletzungen bewusst oder unbewusst zugefügt hat. Sie sind da und sie wirken bis heute hin. Das ist das einzige was zählt! Stell dir vor, jemand überfährt dein Kind. Hilft es dir dann zu wissen, dass derjenige das nicht bewusst getan hat, sondern dass es vermutlich ein Unfall war?
Ich sehe das als Phasen, die ich durchlaufen muss. In der jetztigen Phase trauere ich um meine Kindheit. Irgendwann später werde ich meinen Eltern möglicherweise verzeihen können. Aber ich weiß dann wenigstens, was ich verzeihe.
Ich hoffe, du verstehst das einigermaßen.
Gruß
Denker
kruedorida
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Re: Ein Buchtipp

Beitrag von kruedorida »

Hallo Denker,
klar, verstehe ich das, denn diese Phase habe ich ja auch durchlaufen --- und der Groll holt mich ab und zu auch immer wieder mal ein. Meine Kindheit war auch sehr kurz und dann geprägt von Leistungsdruck und Forderungen, denen ich immer gerecht zu werden versuchte .....um geliebt zu werden. Ja, aber dennoch: Wie du schon andeutest, gibt es auch Erklärungen und Ursachen für das Verhalten der Eltern.... und auch der, der ein Kind totfährt ist, hat unsere Milde verdient, zumindest, wenn er nicht nachweislich grob fahrlässig gehandelt hat (z. B. unter Alkoholeinfluss stand etc.). Haben wir das Recht zu urteilen? Ich beantworte diese Frage mit : NEIN! Verletzungen, die uns zugeführt wurden, sind schwer wiedergutzumachen, aber wir können und haben gelernt bzw. sind dabei es zu lernen, damit zu leben. Ich denke, wenn Eltern miterleben, dass ihre - wenn auch erwachsenen Kinder - depressiv werden, dann tragen sie auch schwer daran ...... und machen sich vielleicht auch ein Teil Gedanken darum, warum das so ist, wenn sie es auch nicht offen eingestehen, dass sie daran "mitgewirkt" haben. Ich habe das so empfunden, auch wenn es nie offen ausgesprochen wurde zwischen mir und meinen Eltern.
Gruß
Doro
Denker
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Re: Ein Buchtipp

Beitrag von Denker »

Hallo Doro,
ich sehe es einfach aus der Sicht des überfahrenen Kindes. Das Kind ist tot! Daran ändert auch kein Verständnis für den Täter etwas!
Gruß
Denker
kruedorida
Beiträge: 383
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Re: Ein Buchtipp

Beitrag von kruedorida »

Na gut, dann wünsche ich dir, dass du irgend wann einmal verzeihen kannst. Glaub mir, damit geht es auch dir besser. Aber die Zeit muss dafür reif sein.

Alles Gute
Doro
Denker
Beiträge: 645
Registriert: 11. Apr 2005, 13:55

Re: Ein Buchtipp

Beitrag von Denker »

Danke Doro,
das sehe ich genau so!
Gruß
Denker
Diomee
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Registriert: 10. Jun 2005, 15:19

Re: Ein Buchtipp

Beitrag von Diomee »

Hi Denker, hi doro,

ich habe auch ein ziemlich schwieriges verhältnis zu meinen eltern (besonders zu meinem vater) und kann eure beiträge daher sehr gut nachvollziehen. ich schwanke immer wieder zwischen groll und vergebung. bzw. vergeben habe ich ihnen eigentlich schon, aber meine kindheit bringt es eben nicht zurück. und die dinge, die passiert sind, werden leider nicht ungeschehen, dadurch dass man vergibt. genausowenig wie die probleme, die sich im aktuellen leben aus der vergangenheit ergeben. ihr handeln hat sicher seine ursachen, da jeder - wie du geschrieben hast doro, seine eigene biografie und "prägung" hat und vielleicht gar nicht anders konnte deshalb.
hass spüre ich also nicht mehr in mir...

aber trotzdem frage ich mich einfach, wohin mit den schlimmen erinnerungen und den dingen, die passiert sind? wie kann ich sie verarbeiten und hinter mir lassen? vergeben alleine reicht da leider nicht...

und obwohl ich meinen vater nicht hasse, nehme ich mir trotzdem das recht ihn aus meinem leben "rauszuhalten". seine ganze person und sein ganzes verhalten belasten mich nämlich immer noch so sehr, dass ich einfach so wenig wie möglich mit ihm zu tun haben möchte. ich denke, dieses recht sollte man auch haben...

lieben gruss,
diomee

p.s.
werde mir das buch auch bald besorgen -
bin schon sehr gespannt...
fish
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Registriert: 19. Jul 2004, 03:12

Re: Ein Buchtipp

Beitrag von fish »

Hallo miteinand,
ich bin Angehörige und mein Mann kommt nicht so recht aus dem Quark (?Dysthymie? generalisierte Angst). Seine Kindheit und Jugend war mit Verlaub bedrückend, seine Eltern - wussten es natürlich nicht besser - haben ganz schönen Schaden angerichtet. Dessen Ausmaß ich langsam erahne.

Zum Thema Buchtipp habe ich ein Buch anzubieten, das gut zur Diskussion passt:
"Vergiftete Kindheit" von Susan Forward.
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3 ... 04-3447713

Ich habe es gelesen und finde da einiges wieder bei ihm. Er hat's nicht gelesen, schätze, das Tabu ist recht stark bei ihm, seine Eltern "nicht zu lieben". Das respektiere ich natürlich, ich zwinge ihn nicht zu lesen. Das Buch liegt im Regal (nein, ich lasse nicht extra Bücher rumliegen, "damit ER sie liest" , aus dem rosa Stadium bin ich hinaus.) Auch bin der Beratungsliteratur nicht mehr recht zugeneigt. *öd* Mein Kritikpunkt an den meisten Psycho- oder Lebenstipps-Büchern: über 3/4 der Seiten wird der beklagte Zustand mehr oder weniger interessant oder langatmig beschrieben (weil der Lektor eine gewisse Seitenanzahl vorgibt *?*), endlose Wiederholungen misslicher Seelenzustände, wenn man Pech hat, sind das auch noch negative Verstärker und man schraubt sich runter; in den letzten 10 Seiten sind so Gott will, dann ein paar konstruktive Beispiele, auf die ich aber sehr gut selber gekommen wäre. *knurr*

Ok, das ist überspitzt, aber es ist was dran.
Will jetzt nicht die anderen vorgeschlagenen Bücher hier angreifen, sie sind sicher super hilfreich.

Dieses Buch von Forward bringt einiges auf den Punkt. Es geht vor allem darum, in der Gegenwart mit den Eltern ein Coping mit ihnen und ein Coping im Leben generell zu finden, das das eigene Selbstvertrauen stärkt, und zeigt Wege auf. Anonymisierte Beispiele von Clienten sind drin.

Da steht, das man seine Eltern konfrontieren* muss, sonst kann man kaum selbst_bewusst werden und kann daher den Schritt des Verzeihens nicht gehen. Viele erwachsene Kinder machen nach Forward den "Verfahrens"-Fehler, das Verzeihen vorn dran und über alles zu stellen. Debei ist dies nach Forwards Lesart die letzte Phase, nicht die erste.

* wie das Konfrontieren geht - ob über Gespräch (allein oder mit therapeutischem Beistand) oder abgeschickten Brief oder noch nicht oder gar nicht abgeschickten Brief, da werden ja nach Persönlichkeit des erwachsenen Kindes und der Eltern verschieden Optionen vorgeschlagen und erörtert. Susan Forward verficht vehement die Überzeugung, dass es zu geschehen hat, sonst kann man kein von den alten negativen Energien befreiter Erwachsener werden, der auf Augenhöhe mit seien Eltern umgeht. (Natürlich gibt es auch Eltern, bei denen es besser ist, den Kontakt sehr sparsam, lose, zu halten oder in schlimmen Fällen zu beenden. Schlimmer Fall ist, wenn die Eltern nach freundlicher und kooperativer Unterredung und "Bedürfnis"- aber auch "Liebes"-Erklärung keine Einsicht haben, ihre alten Verhaltensweisen weiterhin voll anwenden, sie absichtlich nicht beenden, und deutlich darauf bestehen, dass die alte ungleiche krankmachende Situation weitergeführt wird.

Also wer die Forward'sche Denke von vornherein ablehnt, das Buch dann lieber nicht lesen. Ansonsten: lesenswert.


Abendliche Grüße

die Wanda
Diomee
Beiträge: 43
Registriert: 10. Jun 2005, 15:19

Re: Ein Buchtipp

Beitrag von Diomee »

hi wanda,

hört sich sehr gut an, dein buchtipp.
hatte ich bei amazon auch schon mal gesehen. habe mich aber doch dagegen entschieden, weil ich den eindruck habe, dass es mehr auf sexuellen missbrauch abzielt - täusche ich mich?
ist bei mir nicht der fall, daher will ich nicht unbedingt noch ein buch mit bedrückenden geschichten lesen, die mich selber (zum glück) nicht betreffen. glaube, dass würde mich noch mehr runterziehen...

gruss
diomee
fish
Beiträge: 423
Registriert: 19. Jul 2004, 03:12

Re: Ein Buchtipp

Beitrag von fish »

Ach ja,
ich noch mal:

Ein Dr. Bogner als einer der freiwilligen amazon-Rezensenten bezeichnet das Buch "Vergiftete Kindheit" wortreich als übelste Psycho-Pop-Literatur. Nur zur Kenntnis, dass ich euch absoluten Schund empfohlen habe.

Leider begründet er das in keinem seiner Sätze nachvollziehbar, warum dieses, er redet von fehlender Wissenschaftlichkeit und dass alles inn Wirklichkeit viel komplexer und komplizierter ist. Wie wahr, die Wissenschaft ist komplex, wer hätte das gedacht.

Wo er recht hat, hat er recht - wenn er ein wissenschaftliches Buch rezensiert. Forward wendet sich an die Zielgruppe Normal-Leser. Hat der gute Doc nicht aufgepasst? Soll auch Basis-Psychologie Geheimwissenschaft sein? Fragen über Fragen hat die arme Wanda an die Alma Mater und ihre Adepten. Weden sie je beantwortet? WErde ich je mit meienm kleinen Verstand fähig sein, ein wirklich wissenschaftliches Buch zu erkennen und zu verstehen? Natürlich nicht

Grübel *g*

Gutnacht
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