Und täglich grüßt das Murmeltier, oder: Was bedeutet Depression für euch?

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Kullertraenchen
Beiträge: 6
Registriert: 13. Mai 2005, 02:14

Und täglich grüßt das Murmeltier, oder: Was bedeutet Depression für euch?

Beitrag von Kullertraenchen »

Liebes Forum,

mein Leben ist so leer. Ich habe keine Aufgabe, und brauche fast keine Verantwortung zu tragen. Gut, ich könnte mein Leben mit ganz vielen Aufgaben füllen, nur fehlt mir dazu einfach der Antrieb. Ich habe schon etliche AD`S ausprobiert, leider blieben alle ohne Erfolg. Ich muss wohl damit leben, dass ich einfach keinen Antrieb hab. Ich schaffe es vor zehn Uhr nicht aus dem Bett, und dann weiß ich mit meiner vielen freien Zeit nichts anzufangen. Naja, ich weiß es schon, allerdings hapert es dann gewaltig an der Umsetzung.

Für mich ist die Depression einfach eine Flucht in meine kleine Welt, in der ich geschützt bin. Keine Verantwortung tragen zu müssen, mich mit niemanden auseinandersetzen, keinerlei Kritik meiner Mitmenschen ausgeliefert sein. Alles Dinge, vor denen ich mich so sehr fürchte.

Und anstatt wirklich mal in diese Welt rauszugehen, in der man sicher nicht nur negatives Feedback bekommt, verkrieche ich mich in mein Schneckenhaus. Ich komme da seit Jahre nicht mehr raus, und es ist echt hart! Kennt ihr den Film: Und täglich grüßt das Murmeltier??? Genauso fühle ich mich. Jeder Tag ist gleich. Jeder Tag besteht aus etlichen Symptomen und Langeweile.

Ich bin nicht dumm, könnte sicher ganz viel aus meinem Leben machen. Ich hätte genug Potenzial und Ressourcen, aber ich pack es einfach nicht. Ich packe es nicht, und es belastet mich ungemein. Die Welt, in der ich seit zig Jahren lebe, ist mir so vertraut und erscheint mir auch sicher. Doch die Welt, der ich jahrelang meine Kerseite zeigte, macht mir Angst, Angst, Angst.

Ich möchte mich so gern von der alten Welt verabschieden, endlich mal loslassen, um vielleicht auch mal endlich die Chance zu haben, mich dadurch von meinem seelischen Leid zu lösen. Ich brauche alle die Symptome, um mich der Realität nicht stellen zu müssen. Ja nicht das Schneckenhaus verlassen! Ja nicht mal einen Schritt nach da draußen zu wagen!

Dabei möchte ich doch so gern leben. Ja,ich möchte leben, nur ich weiß einfach nicht wie.

Vielleicht habt ihr ja ähnliche Erfahrungen gemacht und mögt darüber berichten. Vielleicht hat es jemand hier ja sogar auch da raus geschafft. Ich werde es wohl nie daraus schaffen, und das macht mich einfach nur traurig, traurig, traurig.

Kullertraenchen
Lichtsuche
Beiträge: 99
Registriert: 18. Mai 2005, 10:18

Re: Und täglich grüßt das Murmeltier, oder: Was bedeutet Depression für euch?

Beitrag von Lichtsuche »

Kullertränchen,

bist Du in Therapie? Erhältst Du Antidepressiva?

Liebe Grüße
Lichtsuche
einsamerwolf
Beiträge: 13
Registriert: 18. Mai 2005, 18:33
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Re: Und täglich grüßt das Murmeltier, oder: Was bedeutet Depression für euch?

Beitrag von einsamerwolf »

ich wollte lange Zeit auch gar nicht, schon gar nicht etwas unternehmen was mir aus der Depression hilft. Wollte nicht dass man mir hilft und doch wollte ich Hilfe. Ich war die Gegensätzlichkeit in Person. Eine Seite schrie: so helft mir doch, die Andere flüsterte: unternimm nur nichts so musst du dich nicht stellen. Ja und eines Tages war ich soweit (ich war in der Klinik) ich will leben und zwar auf der Sonnenseite. So kam ich langsam heraus. Gut die Depressionen sind noch da aber ich habe sie sehr gut unter Kontrolle und mein Leben hat wieder an Qualität gewonnen.
Nun, bist Du in psychiatrischer Behandlung? Dort kannst Du sehr viel lernen wie Du mit dem Tag klar kommst, ihn strukturieren (Stundenplan) hilft sehr, damit Du wieder etwas Schönes unternehmen kannst und Freude daran finden kannst.
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Wolfi
neurotica
Beiträge: 8
Registriert: 20. Mai 2005, 12:35

Re: Und täglich grüßt das Murmeltier, oder: Was bedeutet Depression für euch?

Beitrag von neurotica »

hey Kullertränchen!

Jaja, kenne ich irgendwo her(siehe "Endlosschleife"- *grins*)Immer wieder die selbe Leier.Ich komme aus den alten Strukturen schlichtweg nicht raus scheint mir, alles wiederholt sich, nur die Schauplätze und die Akteure ändern sich vielleicht. Das ist eine scheinbar endlose Berg-und-Talbahn-Fahrt. Nur langsam wird mir schlecht von all dem auf und ab und ich frage mich ob ich nicht irgendwie "aussteigen" kann!
Aber ein bißchen Trost gibt es doch - Die "Wellenlänge" dieser aufundAbKurve wird langsam aber sicher immer geringer. Die Tiefs sind nicht mehr so tief wie sie einmal waren und es dauert auch nicht mehr so lange bis der nächste Aufschwung kommt...

Lieben Gruß, Schreib mal zurück!
Neurotica
Kullertraenchen
Beiträge: 6
Registriert: 13. Mai 2005, 02:14

Re: Und täglich grüßt das Murmeltier, oder: Was bedeutet Depression für euch?

Beitrag von Kullertraenchen »

Hallo,

und schön, dass ihr mir so schnell geantwortet habt. Ja meine Tiefs dauern zum Glück auch nicht mehr so lange an. Sie sind zwar da, aber wenn ich das mit früher vergleiche ist es wie Tag und Nacht. Dennoch belastend.
Ich denke man verfällt auch ganz schnell wieder in seine alten Gewohnheiten zurück, oder nicht? Viele, von denen man hört und/oder liest, sind es zumindest, oft auch nach Klinikzeiten. Ich bin selbst für eine Fachklinik angemeldet, mal schauen. Auf den Platz warte ich nun schon seit zig Monaten. Länger hätte ich es auch nicht ausgehalten. Das Einzige, das mit noch Freude bereitet, ist mein Sport, den ich oft betreibe. Danach spüre ich mich so richtig, und schäume vor lauter Endorphinen über. Ein tolles Gefühl. Leider hält das nicht lange an. Deswegen tanke ich nun wieder neue Kraft und Energie. In 25 Minuten muss ich da sein. Es grüßt euch

Kullertraenchen
einsamerwolf
Beiträge: 13
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Re: Und täglich grüßt das Murmeltier, oder: Was bedeutet Depression für euch?

Beitrag von einsamerwolf »

liebes Kullertränchen
ja, ich war in der Klinik und kämpfe noch immer stark gegen die alten Gewohnheiten an. Grade heute hatte ich Mühe meinen Plan einzuhalten. Als ich dann aber das auf dem Plan stehende erledigt habe war ich froh, es getan zu haben.
Auch habe ich gegen, zum Teil, enormen Tiefs zu kämpfen. Manchmal denke ich: wann komme ich wieder raus? Grade das Letzte Mal, es war Sonntag Abend (15.Mai) als ich in ein starkes Tief fiel. Es hielt an bis Mittwoch abend. Da war ich in der Djembe-Gruppe und das half mir aus dem Tief raus. Wie lange das anhält weiss ich nicht.
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Wolfi
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