es hat nichts gebracht

Antworten
S.V.
Beiträge: 11
Registriert: 12. Jun 2004, 11:49

es hat nichts gebracht

Beitrag von S.V. »

Hallo an alle hier!
Schön zu wissen, dass man nicht ganz alleine ist mit so einem Problem obwohl es ja verhältnismäßig wenige Jugendliche gibt, die Depressionen haben. Ich stelle mich jetzt noch einmal vor: Ich bin jetzt 16 Jahre alt, weiblich und gehe noch zur Schule. Ich war schon einmal hier, vor einem Jahr ca.
Ich nejme jetzt schon seit ca 1 Jahr ein AntiDepressiva, aber es hat eigentlich nichts gebracht. Ich fühle mich immer noch sehr oft (6 von 7 tagen in der woche) leer, gefühllos und bringe für rein gar nichts mehr Begeisterung auf. Das komische ist ja das diese langen und fast unerträglichen Phasen, die oft sehr schlechte Gedanken mit sich bringen aus heiterem Himmel zu kommen scheinen. Es gibt keinen besonderen äußeren Einfluss, der diese auslösen würde, wie es bei normalen Menschen üblich ist. Manchmal bessert sich das auch, aber das passiert eher selten. Da fragt man sich was das Leben eigentlich noch für einen Sinn hat. Gefühle sind doch das wichtigste in einem Leben oder? Für was soll man leben wenn man keine hat? Trotzdem werde ich nicht aufgeben und versuchen eine Lösung zu finden. Was ich eigentlich wissen wollte ist, wie sich die Depression bei euch auf emotionaler Ebene bemerkbar macht. Gibt es eigentlich jemanden der es geschafft hat aus diesem Loch wieder ganz herauszukommen und nie wieder hineinzufallen?
Liebe Grüße ich hoffe auf ein paar Antworten
S.V.
balduin.cruchot
Beiträge: 222
Registriert: 26. Apr 2005, 21:24

Re: es hat nichts gebracht

Beitrag von balduin.cruchot »

Mir ist es zumindest mit Antidepressiva gelungen, wieder ein ganz "normales", nicht-depressives Leben zu führen, ohne jede Einschränkung. Ohne die Dinger schaffe ich es auch nicht.
Vielleicht solltest Du mal ein anderes AD probieren? Hast Du das mal mit Deinem Arzt besprochen?
Faustus
Beiträge: 690
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: es hat nichts gebracht

Beitrag von Faustus »

Hallo S.V.,

neben dem angeregten Medikamentenwechsel ist eine ambivalente Therapie notwendig. Das Medikament soll ja nur die Kraft geben, die Depression zu bekaempfen. Und dies kann auf verschiedenste Weisen geschehen - allen voran die Psychotherapie, aber auch die Lektuere von Buechern, die Verbesserung der Lebensbedingungen etc. - wie gesagt, ich glaube nicht dass ein Antidepressivum allein eine gute Loesung ist. Es ist wie eine Kruecke, die man solange braucht bis die Verletzung verheilt ist - die aber fuer sich keine Therapie darstellt.

Alles Gute wuenscht

Faustus
S.V.
Beiträge: 11
Registriert: 12. Jun 2004, 11:49

Re: es hat nichts gebracht

Beitrag von S.V. »

Hallo Anke!
Nein über einen Wechsel des ADs habe ich noch nicht mit meinem Arzt gesprochen. Vielleicht bringt das aber doch was? Schön das du es geschafft hast wieder ein normales Leben zu führen. Ich hoffe, das ich das auch bald mal erreichen werde. Warum schaffst du es nicht ohne ein AD? Kannst du es nicht langsam absetzen?
Viele Grüsse
S.V.
S.V.
Beiträge: 11
Registriert: 12. Jun 2004, 11:49

Re: es hat nichts gebracht

Beitrag von S.V. »

Hallo Faustus!
Das das AD ansich keine Therapie ist hat mir mein Arzt auch schon versichert. Ein Psychiater ist in so einem Tief sicher nicht schlecht, aber ich habe schon von vielen schlechten Psychiatern gehört. Z.B. einer der mir vorgeschlagen wurde ist der festen Ansicht dass Depressionen im Jugendalter nur auf 3 Dinge zurückzuführen sind: -unerfüllte Liebe, -Verständnislosigkeit der Eltern, -Stress.
Ich finde das schon ziemlich uneinfühlsam. Deshalb bin ich auch nicht zu ihm gegangen und auch weil ich ein bisschen Angst vor so einem Gespräch habe. Wie kann ein wildfremder Mensch mich verstehen und mir helfen, wenn es nicht einmal meine Eltern können?
Danke für deine Antwort
Liebe Grüße
S.V.
Sadness
Beiträge: 812
Registriert: 5. Apr 2003, 19:56

Re: es hat nichts gebracht

Beitrag von Sadness »

Liebe S.V.,

Für eine Therapie solltest Du nicht zum Psychiater gehen sondern zu einem/einer Psychotherapeut/in, in Deinem Fall muss es ein Kind- und Jugendlichenpsychotherapeut sein. Ich verstehe nicht, dass Dein Arzt, der Dir das AD gibt (Hausarzt?) das noch nicht angeregt hat. Das AD kann die Symptome lindern, aber nicht die Ursachen für die Depression beseitigen. Man muss herausfinden, was man ändern muss an sich und seinem Leben bzw. an seiner Art, mit sich und dem Leben umzugehen. Und dafür solltest Du zu einem Therapeuten gehen. Vielleicht scheust Du diesen Schritt, aber glaube mir, es kann Dir helfen. Alleine schaffst Du das nicht. Überleg Dir, ob Du lieber mit einer Frau oder einem Mann reden möchtest und dann versuche jemanden zu finden. Mit Hilfe Deiner Eltern, des Hausarztes oder der Krankenkasse. Vielleicht suchst Du auch mal nach einer Beratungsstelle in Deiner Nähe. Es gibt viele Angebote für Jugendliche. Man muss sich halt ein bisschen umschauen.

Ich wünsche Dir, dass Du jemanden findest, der mit Dir Deine Probleme angeht. Es gibt viele einfühlsame Therapeuten. Du solltest das für Dich tun! Je eher desto besser!

Lieben Gruß
Sadness
Faustus
Beiträge: 690
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: es hat nichts gebracht

Beitrag von Faustus »

Hallo S.V.,

die Aussage des Psychiaters war sicher zu pauschal. Jedoch ist gerade bei den Aelteren noch die Meinung vertreten, Depressionen seien eine reine Erwachsenenkrankheit. Ich habe erst neulich erfahren, dass meine Mutter bereits Depressionen bei mir vermutete, als ich 12 Jahre alt war (nachdem ich durch den Krebstod meines 11 Jahre alten Cousins traumatisiert wurde) - die Antwort des Hausarztes war nur "Das muss ein Junge in dem Alter aushalten koennen". Damit war das Thema vom Tisch.

Inzwischen ist die Wissenschaft da weiter. Und gerade _weil_ viele Grundlagen der Depression in der fruehen Kindheit anerzogen werden, kann sich die Depression meiner Meinung nach auch schon dann aeussern. Sie braucht sich nicht erst zu verstecken, bis man erwachsen ist.

Ich wuerde es an Deiner Stelle mal versuchen, und speziell diese Befuerchtung, aufgrund Deines Alters nicht ernstgenommen zu werden, mit anbringen.

Abgesehen davon koennen Buecher helfen. Mir persoenlich haben die Buecher von Alice Miller, vor allem "Das Drama des begabten Kindes" viel gebracht. Haengt aber ganz von der Natur Deiner Depression ab, kann sein dass Dir das Buch sehr viel oder gar nichts bringt.


Alles Gute wuenscht

Faustus, der jetzt ein paar Tage wegmuss und deswegen schweigt.
balduin.cruchot
Beiträge: 222
Registriert: 26. Apr 2005, 21:24

Re: es hat nichts gebracht

Beitrag von balduin.cruchot »

Hallo S.V., habe das Ausschleichen bereits mehrfach probiert, aber dann immer wieder nach einiger Zeit dieselben Symptome gehabt. Habe auch sowohl eine tiefenpsychologische als auch eine Kognitive Verhaltenstherapie hinter mir, und beide Therapeuten waren schlussendlich der Meinung, dass bei mir einfach eine genetische Veranlagung zur Depri gegeben sei - dazu muss ich sagen, dass meine beiden Eltern ebenfalls an Depressionen leiden bzw. litten.
Das sollte Dich aber nicht entmutigen! Ich habe über 2 Jahre hinweg ein Medikament gehabt, dass mir wirklich sehr gut geholfen hat, ich war wirklich beschwerdefrei und hatte keinerlei spürbare Nebenwirkungen. Leider habe ich das Medi dann nicht mehr vertragen (Blutwerte) und suche nun ein anderes, das ähnlich gut hilft. Der erste Versuch war nix - starke Nebenwirkungen und wenig Besserung, mit dem 2. Versuch fühle ich mich bisher ganz wohl, bin aber noch in der Anfangsphase.
Ich rate Dir wirklich, nochmal mit Deinem Arzt zu reden bzw. - falls Du noch beim Hausarzt bist - zu einem Neurologen/Psychiater zu gehen. Der kann dann mit Dir besprechen, ob ein anderes Medi versucht werden sollte (und ich bin davon überzeugt, dass das der Fall ist) und ob eine Psychotherapie sinnvoll ist (und auch da bin ich absolut sicher).
Ich kann all Deine Gefühle und Ängste gut nachvollziehen. Sie haben mich jahrelang daran gehindert, mir hilfe zu suchen. Im Nachhinein sind das verlorene Jahre für mich und ich kann Dir nur raten, Deine Ängste einfach zu ignorieren und trotzdem hinzugehen. Anke
Depressiva
Beiträge: 97
Registriert: 12. Mär 2005, 17:25

Re: es hat nichts gebracht

Beitrag von Depressiva »

Hallo S.V.,

Bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 7-18 Jahren soll angeblich nur der Wirkstoff Fluoxetin (Medikamentenname: z.B. Fluctin) wirksam sein, nachzulesen hier:
http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/art ... p?id=46199

Welches Antidepressivum hast du denn verordnet bekommen?
S.V.
Beiträge: 11
Registriert: 12. Jun 2004, 11:49

Re: es hat nichts gebracht

Beitrag von S.V. »

Hallo Matthias!
Davon habe ich noch nie gehört, dass nur dieser Wirkstoff wirken soll. Ich habe das AD Tresleen mit dem Wirkstoff Sertralin. Mein Hausarzt hat mir gesagt ich soll es ausschleichen, weil ich es schon 1 Jahr nehme aber ich will nicht weil ich Angst habe, dass ich dann einen totalen Rückfall bekomme und wieder am Anfang stehe. Dennoch, vielleicht wäre ein Wechsel gar nicht so schlecht.
Danke für deine Antwort
Liebe Grüße
S.V.
Depressiva
Beiträge: 97
Registriert: 12. Mär 2005, 17:25

Re: es hat nichts gebracht

Beitrag von Depressiva »

Hallo,
hier sind (nochmal) die Stellen aus dem Artikel:

"Eine Überlegenheit gegenüber Placebo konnte nur für Fluoxetin und Sertralin empirisch belegt werden. Für Paroxetin und Venlafaxin wurde kein überzeugender Wirksamkeitsnachweis erbracht. Die Studienlage zu Citalopram (eine Studie mit positivem, eine mit negativem Resultat) ist nicht eindeutig."

"Für trizyklische Antidepressiva ließ sich in zahlreichen kontrollierten Studien bei depressiven Kindern und präpubertären Jugendlichen kein Wirksamkeitsnachweis erbringen."

Hier ist noch ein Artikel zu dem Thema, allerdings schon älter:
http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/art ... p?id=42312

Das fast nur die Wirkstoffe Fluoxetin und (vielleicht) Sertralin bei Kindern und Jugendlichen wirksam seien sollen, habe ich zuerst auch nicht geglaubt.
Du solltest besser noch zu einem Anderen Kinder- und Jugendpsychiater gehen, die kennen sich in dem Bereich einfach viel besser als Hausärzte aus.

Noch etwas zum Thema Psychotherapie:
Bei mir würde ich sagen, dass ein Antidepressivum, das wirkt, eine Therapie erst möglich machen würde, ich weis nicht wie es bei dir ist.
Hier noch das Ergebnis einer Studie aus dem aktuellen Artikel dazu:

"Verglichen wurde die Wirksamkeit einer zwölfwöchigen Behandlung mit dem SSRI Fluoxetin, die Kombination von kognitiver Verhaltenstherapie (KVT) und Fluoxetin, KVT alleine sowie Placebo. Die Ansprechraten betrugen 71 Prozent für die Kombinationsbehandlung, 61 Prozent für Fluoxetin allein, 43 Prozent für KVT alleine und 35 Prozent für Placebo. Im Hinblick auf die depressive Symptomatik ist somit die Kombinationsbehandlung aus KVT und SSRI am wirksamsten, gefolgt von der SSRI-Behandlung; KVT alleine war Placebo nicht überlegen."
Sadness
Beiträge: 812
Registriert: 5. Apr 2003, 19:56

Re: es hat nichts gebracht

Beitrag von Sadness »

Hallo S.V.,

leider äußerst Du Dich gar nicht zu den anderen Ratschlägen insb. der Idee, eine Therapie zu probieren? Was denkst Du darüber?

Gruß
Sadness
S.V.
Beiträge: 11
Registriert: 12. Jun 2004, 11:49

Re: es hat nichts gebracht

Beitrag von S.V. »

Hallo!
Ich weiß selbst nicht so recht. Ich bin ganz sicher gegen eine Therapie in einer Psychiatrie , also stationär (nennt man das so?). Alle aus meinem Umfeld würden dadurch von meinem Problem erfahren und mich anders behandeln als vorher was ich nicht will. Zur zeit wissen nur meine Eltern davon und ich konnte es auch recht gut verbergen in der Öffentlichkeit.
Vielleicht kann ein Psychotherapeut aber helfen, die ganzen Gedanken und Ängste in meinem Kopf zu ordnen, die so durcheinander sind (so wie mein Zimmer), dass ich manchmal nicht mehr wirklich klar denken kann.
Wie lange dauert es eigentlich im Durchschnitt bis eine Gesprächstherapie hilft?
Lieben Gruß
S.V.
Sadness
Beiträge: 812
Registriert: 5. Apr 2003, 19:56

Re: es hat nichts gebracht

Beitrag von Sadness »

Du musst auf keinen Fall eine stationäre Therapie machen. Ich meinte eine ambulante Therapie. Die kann genau wie Du sagst, helfen, die Gedanken und Gefühle zu ordnen. Wie lange so etwas dauert, kann Dir allerdings niemand sagen. Aber Du bist noch jung und wenn Du jetzt früh genug anfängst, etwas zu unternehmen, wird es sicher schneller gehen als wenn man erstmal so weitermacht, sich "durchbeißt" und dann im Erwachsenenalter plötzlich wieder da steht und nicht mehr weiter weiß. Wenn Du jetzt anfängst, können sich manche Verhaltensmuster gar nicht erst so festsetzen, sondern Du kannst sie vielleicht im Keim ersticken.

Wenn Du ne ambulante Therapie machst, erfährt niemand davon, wenn Du es nicht willst. Das geht nur Dich etwas an. Ok, Deine Eltern wahrscheinlich schon, da Du noch minderjährig bist. Ich weiß nicht, wie sich das da verhält, aber es wäre sicher sowie besser, wenn sie eingeweiht sind und Dich dabei unterstützen!

Nur Mut
Sadness
Antworten