offener Umgang mit Depression ???

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steppenwolf1

offener Umgang mit Depression ???

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo zusammen,

Geht Ihr offen mit Depris um ? Wenn ja, wie geht es Euch dabei ?

ich habe mich nun seit einiger Zeit darauf eingelassen (nach Vorschlag meiner Thera) offener mit den Depressionen umzugehen.

So hab ich auf meiner Arbeitsstelle die Karten offen auf den Tisch gelegt, glaub aber nicht so recht, dass sie es so wirklich verstanden haben. Seither fühle ich mich irgendwie nackt ...

Auch mit meinen Eltern habe ich darüber gesprochen. Sie waren schon mit zu einem Familiengespräch in der Klinik - und haben es kaum verkraftet (sind in Tränen ausgebrochen) ... und verstehen das alles nicht ... ich habe ihnen bis dato immer etwas vorgemacht.

Ich komme damit jedoch auch nicht klar ... ich fühlte mich mit meiner Maske geschützter ... gestern versuchte ich Ihnen mein Beziehungsproblem klar zu machen, dass ich innerlich irgendwie keine wirklich Beziehung aufgebaut bekomme - und habe sie damit glaub ich geschockt ...

Was tue ich Ihnen an ???????

Eigentlich habe ich einen richtigen Drang, wegzulaufen, ich wünsche mir sogar, dass meine Eltern mich emotional loslassen.
Der Druck auf Arbeit bleibt, ich fühle mich dem auch nicht gewachsen, alles ist mir zuviel. Ich denke die ganze Zeit an SM, was ich meinen Eltern aber auch nicht antun kann.

ich fühl mich einfach nur schrecklich !...

Viele Grüße, steppenwolf
grau
Beiträge: 97
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: offener Umgang mit Depression ???

Beitrag von grau »

Hallo Steppenwolf,
ich habe bisher meinen Eltern nichts von meinen Depressionen erzählt, ich schweige seit Jahren darüber aus Angst, sie könnten so reagieren, wie du es beschreibst. Aber ist das besser? Sie merken doch, dass ich Probleme habe und merken gleichzeitig, dass ich sie nich teilhaben lasse. Ich habe kein einfaches Verhältnis zu meinen Eltern, insbesondere nicht zu meinem Vater, aber ich liebe sie und will sie nicht kränken. Dennoch tue ich es, in dem ich schweige.
Ich glaube daher, dass es mutig und richtig von dir war, sie einzubeziehen, denn sie haben nun Gelegenheit, sich damit auseinanderzusetzen. Das wird seine Zeit brauchen. Natürlich kenne ich deine Eltern und euer Verhältnis zueinander nicht und kann das daher nicht wirklich einschätzen, aber ich glaube, dass du auf Zukunft eine Basis mit ihnen erarbeiten kannst, zumindest eröffnest du damit eine Möglichkeit.
Was den Arbeitsplatz angeht, finde ich es schon viel schwieriger. Bei mir weiß meine Chefin Bescheid, es ging nicht anders, sie hat es einfach mitgekriegt, und ich brauchte auch ihre Unterstützung, um meine Therapie durchziehen zu können. Es ist ok, aber ich merke, dass meine Erwartungen an sie dadurch unbewußt höher geworden sind. Als müßte sie mich nun besser verstehen, mir näher sein. Was sie natürlich nicht muß, es ist halt mein Wunsch, da ich ihr nun mal mein großes und ansonsten geheimes Problem anvertraut habe.
Du hast mit deinen Kollegen geredet. Vielleicht war es ein bißchen früh, so daß du dich nun nackt fühlst und angreifbar. Aber es war nun mal dein Weg, damit umzugehen, schließlich haben sie dir mit hoher Wahrscheinlichkeit auch so angemerkt, dass du nicht gesund bist. Es wird sicher einige von ihnen geben, die unverständig sind und dich in eine Schublade stecken. Die hätten das aber sicher auch so getan. Und die anderen haben nun die Chance, dich besser zu verstehen.
Ich denke, es muß jeder seinen ureigenen Weg gehen bezüglich der Offenheit gegenüber anderen. Ich bin ein schrecklicher Einzelgänger und sowieso kaum in Gesellschaft anderer. Vielleicht halte ich mich deshalb so zurück, und natürlich auch aus Angst. Leider, denke ich oft.
Würde mich freuen, wenn du was dazu schreiben würdest.
Herzliche Grüße, Grau
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Hinter jeder Ecke



lauern ein paar Richtungen. Stanislaw Jerzy Lec
0711
Beiträge: 6
Registriert: 23. Mär 2005, 00:32

Re: offener Umgang mit Depression ???

Beitrag von 0711 »

hallo steppenwolf,

den einzigen leuten, denen ich von meiner depression erzählt habe, sind meine eltern, meine zwei besten freundinnen und mein freund. anderen leuten will ich das nicht erzählen bzw. es ist mehr die angst auf ablehnung zu stoßen.

ich bin noch in der schule, k12. wenn alles gut geht, mach ich nächstes jahr abi. zur zeit bin ich am überlegen, ob ich meinen lehrern von meiner krankheit erzählen soll. meine leistungen haben ziemlich nachgelassen, weil es mir schwer fällt mich zu konzentrieren. zudem bin ich oft müde, was dazu führt, dass ich nachmittags drei, vier stunden schlafe und mich danach selten dazu aufraffen kann noch zu lernen. ich hab einfach das gefühl, dass die alle denken, ich bin total faul und desinteressiert, was ja nicht stimmt. ich bemühe mich, aber es kostet so viel kraft, die ich im moment nicht habe. das will ich denen sagen, aber ich weiß nicht wie und bei wem ich anfangen soll. ich will auch nicht, dass es andere mitschüler erfahren. hab auch die angst dann nackt vor denen dazustehen.
wie hast du es deinen arbeitskollegen erzählt? wieso glaunst du, dass sie es nicht verstanden haben?

die schule macht mich ziemlich fertig, habe ständig angst es nicht zu schaffen, und diese angst lässt mich dauernd daran denken mit allem schluss zu machen. aber gleichzeitig habe ich auch das gefühl, dass ich es meinen eltern nicht antun kann, weil ich deren ein und alles bin. wünsche mir auch oft, sie würden mich nicht so einengen, etwas mehr loslassen. es ist ein teufelskreis, der sich immer weiter dreht.

liebe grüße,

aleks
ReBa
Beiträge: 1
Registriert: 20. Apr 2005, 18:45

Re: offener Umgang mit Depression ???

Beitrag von ReBa »

Hallo Steppenwolf!

Ich bin neu hier und habe bisher eigentlich immer eher die Beiträge einfach gelesen, aber auf deinen hatte ich heute das Bedürfnis zu antworten.
Ich bin seit 7 Jahren depressiv. Meine Eltern haben von meinen Depressionen schon recht früh gewußt, aber nur, weil jemand anders ihnen davon erzählte und sie mich daraufhin darauf ansprachen. Inzwischen wissen auch meine engeren Freunde von meinen Depressionen, alleine wegen meinen 2 Klinikaufenthalten. Ich bin jetzt aber ungefähr vor einem Jahr umgezogen und mir fällt es schwer hier Kontakte aufzubauen. Ich fühle mich immer als würde ich ein dunkles Geheimnis mit mir rumschleppen, nämlich meine Depressionen. Trotzdem versuche auch ich gerade offener mit dem Thema umzugehen. Und ich merke genau wie du, dass viele damit nicht wirklich umgehen können und es auch nicht wirklich verstehen. Wichtig finde ich dabei, sie nicht zu sehr zu überfordern, sondern ihnen immer mal wieder ein bisschen davon zu erzählen, wie das für mich ist. Andererseits bin ich auch überrascht, wie viele Leute doch irgendeinen Bekannten oder Verwandten haben, der auch depressiv ist/war und dem ganzen Thema doch toleranter und verständnisvoller gegenüber stehen als ich gedacht hätte.
Ich habe auch oft Masken aufgesetzt und tue es immernoch. Momentan versuche ich, diese etwas abzulegen. Aber ich glaube das ist ein Prozess, der Zeit braucht, damit man sich selbst und auch die anderen nicht überfordert. Ich suche mir die Leute immer noch sehr genau aus, denen ich mehr von meinen Depressionen erzähle. Ich denke, dass ist auch in Ordnung. Ein bisschen schützen sollte man sich ja schon.
Vielleicht schaffst du es ja etwas Geduld mit dir und mit anderen zu haben, wie mit deinen Eltern und mit deinen Kollegen.
Eine Sache liegt mir noch auf der Seele: ich glaube, dass gerade solche Themen wie SM vielleicht eher in den Rahmen der Therapie gehören. Alle anderen sind von dem Thema nur entsetzt (und zu Recht). Besprich sowas vielleicht eher mit deinem Therapeuten, da kannst du ja alles abladen. Aber anderen gegenüber ist das kein gutes Thema, habe ich zumindest aus Erfahrung gemerkt. Der Therapeut kann dir da vielleicht eher helfen, stabiler zu werden und die anderen müssen dann nicht solche Angst um dich haben.
Gib jedenfalls nicht auf! Ich finde es sehr mutig, was du getan hast!

Liebe Grüße,
Renae (P.S. Nur weil mein Name immer wieder Verwirrung auslöst: ich bin ein Mädel.
steppenwolf schrieb:
> Hallo zusammen,
>
> Geht Ihr offen mit Depris um ? Wenn ja, wie geht es Euch dabei ?
>
> ich habe mich nun seit einiger Zeit darauf eingelassen (nach Vorschlag meiner Thera) offener mit den Depressionen umzugehen.
>
> So hab ich auf meiner Arbeitsstelle die Karten offen auf den Tisch gelegt, glaub aber nicht so recht, dass sie es so wirklich verstanden haben. Seither fühle ich mich irgendwie nackt ...
>
> Auch mit meinen Eltern habe ich darüber gesprochen. Sie waren schon mit zu einem Familiengespräch in der Klinik - und haben es kaum verkraftet (sind in Tränen ausgebrochen) ... und verstehen das alles nicht ... ich habe ihnen bis dato immer etwas vorgemacht.
>
> Ich komme damit jedoch auch nicht klar ... ich fühlte mich mit meiner Maske geschützter ... gestern versuchte ich Ihnen mein Beziehungsproblem klar zu machen, dass ich innerlich irgendwie keine wirklich Beziehung aufgebaut bekomme - und habe sie damit glaub ich geschockt ...
>
> Was tue ich Ihnen an ???????
>
> Eigentlich habe ich einen richtigen Drang, wegzulaufen, ich wünsche mir sogar, dass meine Eltern mich emotional loslassen.
> Der Druck auf Arbeit bleibt, ich fühle mich dem auch nicht gewachsen, alles ist mir zuviel. Ich denke die ganze Zeit an SM, was ich meinen Eltern aber auch nicht antun kann.
>
> ich fühl mich einfach nur schrecklich !...
>
> Viele Grüße, steppenwolf
steppenwolf1

Re: offener Umgang mit Depression ???

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo,

danke, dass Ihr so schnell geantwortet habt.

na ja, ob es nun Mut war ... da was zu sagen ??? Auf Arbeit hatte ich einfach nichts zu verlieren, da ich ein Praktikum gemacht hab, und das Ende April sowieso zu Ende war. Es ist ne schwierige Situation ... ich war letztes Jahr in einer Klinik, danach das Praktikum, so als Arbeitsversuch ... und ich bin sehr langsam, unkonzentriert und so ... um das zu kaschieren, hab ich meist nach der Arbeit zu Hause noch gemacht (fast schon zwanghaft, ich kann nicht abschalten) .... aber meine Kraft ist wieder zu Ende ... der Druck so gross ... und ich möchte manchmal nur noch Ruhe

Na ja, und meine Eltern wußten es ja quasi schon, weil die Klinik damals ein Familiengespräch gemacht hat, und jetzt versuchen meine Eltern immer, sich mit mir darüber zu unterhalten und ich mache immer dicht. Und gestern hab ich eben mein Beziehungsproblem gesagt, was sie ziemlich geschockt hat. Ich erklärte eben, dass ich innerlich keine Beziehung zu jemanden aufgebaut bekomme ... Zuneigung, Freude, Spass sind alles abgeflacht oder weg ... sie haben es auf sich projeziert, da ich ja auch für sie keine zuneigung oder so empfinde ....sie kommen damit nicht klar und ich auch nicht ... ich wünschte sie hätten niemals etwas erfahren.
Ich möchte mich wieder hinter meiner Mauer verstecken. Das ist mir alles zuviel.

Viele Grüße steppenwolf
Cizzer
Beiträge: 95
Registriert: 14. Apr 2005, 16:28

Re: offener Umgang mit Depression ???

Beitrag von Cizzer »

steppenwolf,

ich gehe im privaten Umfeld sehr offen mit der Krankheit um, ich will einen Beitrag dazu leisten, dass die erkrankung als solche gesellschaftlich akzeptiert wird.

beruflich bin ich vorsichtiger, weil ich weiss, wie personaler auf die diagnose reagieren können.

mir ist auch klar, dass diese trennung von beruf und privatleben ein seiltanz ist, aber bis jetzt klappt es.

ich hoffe, dass unsere erkrankung irgenwann so gesellschaftlich akzeptiert ist wie beispilesweise diabetis und ich will meinen beitrag dazu leisten.

gruss
cizzer
cizzer = ex-sadman
atetobi
Beiträge: 274
Registriert: 12. Feb 2004, 14:02

Re: offener Umgang mit Depression ???

Beitrag von atetobi »

Hallo Steppenwolf,

ja, es ist ein großes Problem, sich zu "outen". Dennoch empfinde ich es für mich als sehr positiv.

Auch ich habe viele Jahre lang der Außenwelt (auch meinen Eltern) verschwiegen, was mit mir "los ist". Vor ca. 14 Jahren habe ich in einer Phase, in der es mir nach einer Therapie wieder einigermaßen gut ging, damit begonnen, Eltern und Freunden gegenüber offen über die Depressionen zu sprechen.

Die Reaktion meiner Mutter war eine einzige Katastrophe für mich, einige "Freunde" waren so unangenehm berührt, dass sie sich von mir distanzierten.

In all diesen Jahren, in denen ich mit dem outing nie aufgehört habe, es auch in meinem Kollegenkreis bekannt machte, habe ich die Erfahrung gemacht, dass zwar etliche Menschen über mich die Nase gerümpft haben, aber ich denke, um die war es nicht unbedingt schade, denn in der Umkehr habe ich erstaunlich viele Menschen getroffen, die entweder selbst unter Depressionen leiden oder jemanden kennen.

Richtig verstehen können Nichtdepressive wohl nie, wie es Menschen mit Depressionen geht, aber ich freue mich immer wieder darüber, dass VERSUCHT wird, zu verstehen.

Wie ich schon in einem anderen Thread an Cizzer schrieb: In meinen Augen ist es gut, über die Krankheit zu sprechen, weil man damit auch dazu beiträgt, sie in der Gesellschaft akzeptabler zu machen.

Liebe Grüße
Beate
Und wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her.
rilke
Beiträge: 235
Registriert: 17. Dez 2004, 19:33

Re: offener Umgang mit Depression ???

Beitrag von rilke »

Hallo Steppenwolf,

ich bin mit dem Thema "Outing" eher vorsichtig, weil ich mir vorstellen kann, wie schwer das für einen Außenstehenden zu verstehen ist. Ich begreife meine Krankheit "Depression" selbst nur schwer - zu oft denke ich an einen Makel, an dem einzig ich allein die Schuld trage. Zu oft habe ich schon zu hören bekommen, ich sollte mich einfach mal "zusammenreißen". Da ich aufgrund der nun schon lang anhaltenden depressiven Phase und meiner sozialen Phobie auch eher eine Einzelgängerin bin wäre mir ein Offenlegen meiner Krankheit peinlich und ich befürchte, dass ich nicht die Kraft habe, gegen all die Vorurteile anzugehen. Aus meinem Umfeld weiß nur ein sehr guter Freund Bescheid und ich habe das Gefühl es ist gut so.
Gruß Gika
______________________________

Zwei Dinge sind unendlich:

Das Universum

und die menschliche Dummheit.

Aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.

(Albert Einstein)
kruedorida
Beiträge: 383
Registriert: 27. Sep 2003, 21:30

Re: offener Umgang mit Depression ???

Beitrag von kruedorida »

Ich habe mich geoutet - und seitdem geht es mir besser! Deshalb: NUR MUT!

Natürlich habe ich auch eine Zeit gebraucht, bis ich dazu in der Lage war, offen über meine Erkrankung zur reden, erst im Familienkreis, dann im Freundeskreis, schließlich auch gegenüber Bekannten und Kollegen. Es war nicht leicht, zumal ich Lehrerin bin(war), aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass es besser ist, seine Umgebung aufzuklären, was mit einem los ist, als der Gerüchteküche Tor und Tür zu öffnen. Solange ich verzweifelt versucht habe, die Maske der Normalität nicht fallen zu lassen, wirkte ich eher seltsam, denn es war doch irgendwie bemerkbar, das etwas nicht stimmte. ....Und genau diese bemerkbare Veränderung gibt dann Anlass zu allerlei Tuscheleien, was es denn wohl sein könnte. Sobald ich mit der Wahrheit rausrückte, traf ich auf viel mehr Veständnis, als ich erwartet hatte - selbst bei Schülern, die sonst auch recht grausam sein können, wenn es darum geht, den Lehrer in die Pfanne zu hauen. Jetzt aber - nachdem alle wussten, was mit mir los ist -wurde man vorsichtiger mit seinem Urteil. Gut, einige wenige stecken einen immer noch in die Ecke der "Psychos" und "Irrenhausbewohner", aber auf diese "Dummies" kann man/lernt man auf die Dauer zu pfeifen.- Ich hab jedenfalls das Pfeifen darauf gelernt und kann gut mit solchen gelegentlichen Fehlurteilen leben.
Im Übrigen: Wir machen es auch unserer Umgebung leichter, wenn wir uns öffnen, denn im Gespräch mit meinen Mitmenschen wurde mir immer wieder klar: Dass, was wir als Depressive oft als Ablehnung empfinden, ist meist Unsicherheit, Verlegenheit auf der Gegenseite, da die "Normalos" nicht wissen, wie man denn mit uns umgehen darf/kann (mitleidig, einfach die Krankheit ignorierend, hart, aufmunternd, etc) Wenn ich erzähle, wie ich mich fühle, wie ich denke, wie es mir geht, klappt die Kommunikation mit meinen Mitmenschen viel besser und reibungsloser und der Effekt war oft ein sehr positiver. Oft kam dann auch noch raus, dass das Gegenüber sich auch zu Phasen von Depression bekannte, zu berichten wusste von ganz ähnlichen Zuständen, sich aber bisher nicht getraut hatte, davon zu erzählen.

AlsO: MUT ZUR OFFENHEIT - ohne mit seiner Krankheit hausieren zu wollen und überall und jedem sein Leid und seine Symptomatik aufzudrängen. Auch eine Depression ist kein Entschuldigungsgrund für alle Eigenarten, mit denen wir unseren Mitmenschen begegnen.
Doro
Thuja
Beiträge: 444
Registriert: 16. Mär 2004, 20:59

Re: offener Umgang mit Depression ???

Beitrag von Thuja »

Hallo Aleksandra!

Zu Deinem Posting ist mir noch 'was eingefallen: Gibt es bei Euch an der Schule einen Vertrauenslehrer/Verbindungslehrer (ich weiß nicht mehr genau, wie er sich nennt. Bei mir war das damals so, daß er für die Schulprobleme der Schüler zuständig war und auch eine etwas bessere psychologische Schulung für Konflikte hatte)?? Vielleicht kannst Du mit dem reden, so daß er es den entsprechenden Lehrern, von denen Du meinst, daß es sinnvoll wäre, die wüßten Bescheid, erklären könnte? Dann bräuchtest Du nicht bei jedem "von vorne anzufangen" damit. (Und er kann ihnen das vielleicht auch etwas besser klar machen, falls sie noch keine Ahnung davon haben, denn er müßte für solche Fälle doch besser trainiert sein...)
Und das erleichtert dann vielleicht auch den Umgang mit Kurs-KameradInnen, wenn evtl. keine "komischen" Lehrerkommentare Dir gegenüber mehr kommen...

Wünsch' Dir ganz viel Glück und Erfolg dabei, daß Du die Schule schaffst!

Liebe Grüße
Annette
Senif
Beiträge: 1330
Registriert: 23. Jul 2023, 21:42

Re: offener Umgang mit Depression ???

Beitrag von Senif »

Hallo zusammen,

ich habe verschiedene Erfahrungen gemacht. Vor vielen Jahren habe ich wegen psychischer Erkrankung meinen Job verloren, als die Diagnose rauskam. Die Firma konnte damit gar nicht umgehen.
Heute bin ich nicht mehr bereit die Energie für eine Maske aufzubringen. Mich hat dieses verstellen immer so viel Energie gekostet, die dann woanders gefehlt hat.
Das mit dem zu Hause nacharbeiten auch zwanghaft kenne ich auch. Dieses Muster hat bei mir dann auch irgendwann einen Totalzusammenbruch verursacht.
Jetzt habe ich einen Minijob aus der Rente heraus angefangen (der mir sehr wichtig ist - hat momentan Priorität 1) und bin offen damit umgegangen, zumal der Arbeitgeber sowieso wissen muss, dass ich berentet bin. Aber auch so nimmt es mir den Druck, mit meinem Mentor z.B. zu sprechen, warum ich hier und da etwas den Kopf verloren habe (aus Versagensängsten heraus) und ich bekomme da schon Verständnis und merke wieder, dass vieles eigentlich an meiner Bewertung liegt. Ich war ein zutiefst verunsicherter Mensch, der kein Vertrauen in sich selbst hatte/hat. Und dies gilt es zu verändern, denn wenn ich in mir sicherer bin, dann bin ich nicht mehr so abhängig von dem Außen. Und schäme mich dann auch nicht mehr für meine Krankheit.
Natürlich schaue ich schon auch, wem ich was erzähle ... aber schaue auch, ob mir das jetzt guttut oder nicht.

LG Senif :hello:
Suchende2
Beiträge: 1242
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: offener Umgang mit Depression ???

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Steppenwolf,

ich habe verschiedene Erfahrungen mit meiner Offenheit gemacht. Zum Glück zum größten Teil positive.
Im beruflichen Umfeld kommt es auf den Arbeitgeber und die Vorgesetzten an. Da gibt es keine "allgemeingültige" Empfehlung.

Im privaten Umfeld habe ich damit überwiegend gute Erfahrungen gemacht. Ich war sogar überrascht, wer mir dann erzählte auch eine Wochenbettdepression oder Depression gehabt zu haben.

Im familiären Umfeld wissen alle, mit denen ich regelmäßig Kontakt habe, bescheid. Die meisten können ganz gut damit umgehen und die anderen meinen es gut, verstehen die Krankheit aber nicht. Da kamen dann Aussagen wie "Du musst einfach Deine Kindheit vergessen" "Du musst einfach positiv denken" und ähnliches. Da ich weiß, daß diese Aussagen nicht bös gemeint sind, kann ich mit denen auch ganz gut umgehen.

Alles Gute,
Suchende
Schnuffelchen
Beiträge: 12
Registriert: 12. Jan 2017, 20:39

Re: offener Umgang mit Depression ???

Beitrag von Schnuffelchen »

Ich schwanke, was die Thematik angeht. Zumal ich festgestellt habe, dass manche Menschen sich einfach damit schwertun, sich auch nur ansatzweise vorzustellen, wie es sich mit einer Depression lebt, die man seit Kindheitstagen hat. Bei mir ist das wenigstens so. Meine engen Freunde, Schwester und Schwägerin wissen Bescheid. (Meine Eltern leben nicht mehr und mit Cousins und Cousinen habe ich zuwenig Kontakt, um ihnen das auf die Nase zu binden)

Bei Vorgesetzten und Kollegen habe ich eher die Erfahrung gemacht, dass sie verunsichert wurden, wenn ich es sagte. Auf der anderen Seite waren sie auch verunsichert, wenn ich es nicht sagte. Heute warte ich eher ab, sage aber meist dann doch, was los ist. Bevor es wieder heißt: könnten Sie sich bitte mehr konzentrieren oder Kommentare zu meinem Morgentief kommen. Allerdings habe ich auch erlebt, dass eine Kollegin, die sich profilieren wollte, mich in die Pfanne gehauen hat, als ich mich geöffnet habe. So nach dem Motto wer so was hat, ist eh zu doof zu allem.

Bei mir macht die Tatsache, dass ich intervallmäßig stationär behandelt werde (ich habe noch eine weitere Diagnose), es manchmal leichter, mich zu outen. Aber das hängt ganz stark vom Gegenüber ab.

Alles Gute wünscht Schnuffelchen
niri76
Beiträge: 84
Registriert: 26. Aug 2022, 10:06

Re: offener Umgang mit Depression ???

Beitrag von niri76 »

Hallo!

Tatsächlich wissen fast alle in meinem Leben von der Depression. Ich bin ganz bewußt offen damit umgegangen, weil ich gern einen Beitrag dazu leisten wollte, dass Thema aus der Tabuzone zu holen. Natürlich mache ich mich damit zwar angreifbar.

Die Reaktionen sind eigentlich durchweg positiv gewesen. Ob ich es bei meinem Arbeitgeber nochmal sagen würde....Ich glaube nicht. Vieles wird seitdem auf die Depression geschoben. Und das gefällt mir nicht. Aber auch hier habe ich Verständnis erfahren, wenn ich mal länger krankgeschrieben war.

Die Menschen in meinem Umfeld sehen ja auch, dass man auch mit Depressionen leben kann. Da möchte ich auch gern Mutt machen.Manchmal ist es zwar ziemlich schwer. Aber wenn man gut eingestellt ist mit AD oder auch nur eine Therapie macht, wird es irgendwann wieder besser. Es gibt einen Ausweg.

Was mir in letzter Zeit nur aufgefallen ist: Meine Freunde und Verwandte fragen so gut wie nie, wie es mir mit den Depressionen geht. Und wenn ich es mal anspreche kommt meistens nur ein "Aha" oder so ähnlich. Kein wirkliches Interesse.

Was für Erfahrungen habt ihr damit gemacht?

Liebe Grüße
niri76
Maxegon
Beiträge: 2532
Registriert: 25. Mai 2021, 11:33

Re: offener Umgang mit Depression ???

Beitrag von Maxegon »

niri76 hat geschrieben: 1. Feb 2024, 11:56 Was mir in letzter Zeit nur aufgefallen ist: Meine Freunde und Verwandte fragen so gut wie nie, wie es mir mit den Depressionen geht. Und wenn ich es mal anspreche kommt meistens nur ein "Aha" oder so ähnlich. Kein wirkliches Interesse.

Was für Erfahrungen habt ihr damit gemacht?
Hallo niri76,

warum sollten sie nachfragen? Aus purer Höflichkeit?
Und wenn sie es täten, was fangen die dann mit den Informationen an?

Ärger, Trauer, Probleme, Depressionen sind immer unangenehme Themen, wer mag sich schon gern mit den Problemen anderer beschäftigen?
Jeder hat seine eigenen!
Jeder kämpft mehr oder weniger mit "der garstigen Welt", der Intoleranz, dem eigenen Unverständnis.
Alles was ich fernhalten kann, versuche ich auch fernzuhalten, damit es mich nicht berührt, damit es mich nicht beschäftig und mich ggf. noch deprimiert.

Warum halte ich mich von den ganzen negativen Nachrichten (Weltpolitik) fern?
... weil es mich berührt, weil es etwas mit mir macht, ich bin eben kein gefühlloses Wesen, dem alles egal ist!
Ich habe meine eigenen "kleinen" Probleme, warum soll ich mir die der Anderen auch noch aufhalsen???
Gerade wenn es mir selbst nicht so gut geht und ich im Stress bin?
Clown
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Kontaktdaten:

Re: offener Umgang mit Depression ???

Beitrag von Clown »

Maxegon hat geschrieben: 1. Feb 2024, 15:14
Hallo niri76,

warum sollten sie nachfragen? Aus purer Höflichkeit?
Und wenn sie es täten, was fangen die dann mit den Informationen an?

Ärger, Trauer, Probleme, Depressionen sind immer unangenehme Themen, wer mag sich schon gern mit den Problemen anderer beschäftigen?
Jeder hat seine eigenen!
Jeder kämpft mehr oder weniger mit "der garstigen Welt", der Intoleranz, dem eigenen Unverständnis.
Alles was ich fernhalten kann, versuche ich auch fernzuhalten, damit es mich nicht berührt, damit es mich nicht beschäftig und mich ggf. noch deprimiert.

Warum halte ich mich von den ganzen negativen Nachrichten (Weltpolitik) fern?
... weil es mich berührt, weil es etwas mit mir macht, ich bin eben kein gefühlloses Wesen, dem alles egal ist!
Ich habe meine eigenen "kleinen" Probleme, warum soll ich mir die der Anderen auch noch aufhalsen???
Gerade wenn es mir selbst nicht so gut geht und ich im Stress bin?
Ja genau, Maxegon, warum sollte sich jemand für deine Gefühle interessieren, womöglich Anteil nehmen. :roll:

Vielleicht, weil ich Nähe zu jemandem empfinde, diejenige/derjenige mir am Herzen liegt?
Nur weil ich wissen möchte, wie es derjenigen geht, ich Anteil nehme, heißt das noch lange nicht, dass ich mitleide oder mir ihre Probleme aufhalse.
Das gibt es, du scheinst es leider nicht zu kennen.

Clown
Senif
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Re: offener Umgang mit Depression ???

Beitrag von Senif »

Ich hatte früher das Problem, dass ich bei allem ganz schlimm mitgelitten habe - was meine Freunde betraf. Schlaflose Nächte inklusive.
Aber es war mein Problem - ich hatte eine zu durchlässige Ich-Grenze. Mittlerweile halte ich mich an: Mitgefühl ja, Mitleid nein. Ich hab früher den Unterschied auch nicht erkannt. Aber seither geht es mir besser, auch im Umgang mit anderen.
Aber die Durchlässige Ich - Grenze hat mich dann auch ganz schön niedergeknüppelt, als die Freundschaft auseinander ging.

Heute wäge ich ab, wo das Zeigen des Mitgefühls m.M.n. Sinn macht, und wo nicht. Denn nicht jede gut gemeinte Hilfe ist auch gute und sinnvolle Hilfe.
Was ich aber auch mache ist, wenn mir emotional etwas zu viel wird, grenze ich mich ab - das kann auch mal sehr rigoros rüber kommen, ist aber Selbstschutz. Ich musste erst lernen, dass ich dadurch nicht zu einem schlechten Menschen werde.

Wie dem auch sei: es gibt Menschen, die mit gefühlter Empathie nichts anfangen können, die aber kognitive Empathie haben - wobei ich dann auch nicht mehr unbedingt von Empathie sprechen würde, aber ich hab die Begrifflichkeit jetzt schon öfter mal gelesen.

Ich kann den Weltschmerz mittlerweile gut aushalten, auch er hat was mit unseren Bewertungen und Einstellungen zu tun. Natürlich bin ich auch geschockt, was alles so passiert - aber ich lass es nicht mehr mein Leben beeinflussen. Ich möchte ein zufriedenes Leben führen und kann die Welt nicht verändern.

:hello: LG Senif
Maxegon
Beiträge: 2532
Registriert: 25. Mai 2021, 11:33

Re: offener Umgang mit Depression ???

Beitrag von Maxegon »

Clown hat geschrieben: 1. Feb 2024, 18:10 Ja genau, Maxegon, warum sollte sich jemand für deine Gefühle interessieren, womöglich Anteil nehmen. :roll:

Vielleicht, weil ich Nähe zu jemandem empfinde, diejenige/derjenige mir am Herzen liegt?
Stimmt genau!
Alle anderen fragen nicht oder scheuen sich.
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