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Viele Therapeuten sind nicht auf der Höhe...

Verfasst: 11. Apr 2005, 18:59
von fish
...meint der interviewte Dresdener Psychologieprofessor Hans-Ulrich Wittchen im Stern. Und zählt auf, woran man einen halbwegs guten Therapeuten erkennt. Und wann man unbedingt wechseln sollte.

Man muss nicht alles gleich richtig finden, was er sagt.

Dennoch: Zur Diskussion/Anregung, oder nur zum Lesen:

http://www.stern.de/wissenschaft/gesund ... 8&nv=ma_ct

Auszug:
"... Und wenn Patienten nach zehn oder 20 Sitzungen immer noch nicht verstehen und benennen können, was in der Therapie passiert, ist dies ein Hinweis für eine schlechte Therapie. ..."

Grüße

Wanda

Re: Viele Therapeuten sind nicht auf der Höhe...

Verfasst: 11. Apr 2005, 21:28
von Junelight
Ist schon ein interessanter Artikel...

Re: Viele Therapeuten sind nicht auf der Höhe...

Verfasst: 11. Apr 2005, 21:40
von joy
Ja, sehr interessant der Artikel.

Ich habe auch versucht meinen Therapeuten damit "abzugleichen".

Aber ich denke, den perfekten Therapeuten gibt es nicht. Klar, wenn absolut nichts zustande kommt, sollte man wechseln.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass wenn ich psychisch besonders schlecht drauf war, ich meinen Therapeuten gehasst habe. Ich habe dann auch schon mal kurzweilig die Therapie abgebrochen, bin dann aber reumütig zurückgekehrt.

Aber der Artikel zeigt gut die Grundvoraussetzungen für einen guten Therapeuten an.

Joy

Re: Viele Therapeuten sind nicht auf der Höhe...

Verfasst: 19. Apr 2005, 11:18
von snooopy
Ich habe noch mehrere Therapien hinter mir..

Es war kein guter Therapeut dabei...
ich hatte bei einigen den Eindruck die
spulen Theoriewissen nur so ab..
vielleicht hatte ich auch nur bisher Pech
mit den Therapeuten..
oder es war die falsche Therapie...

Re: Viele Therapeuten sind nicht auf der Höhe...

Verfasst: 19. Apr 2005, 17:48
von Xenia
>"... Und wenn Patienten nach zehn oder 20 Sitzungen immer noch nicht verstehen und benennen können, was in der Therapie passiert, ist dies ein Hinweis für eine schlechte Therapie. ..."

Also das finde ich zu einfach. Was ist mit den Patienten, die nicht oder nicht besonders zu Introspektion fähig sind?

Auch die These, über einen Therapeutenwechsel nach vier bis fünf Wochen nachzudenken, wenn keine Besserung eingetreten ist zweifle ich stark an. Man muß doch auch über die Motivation des Patienten nachdenken, die Schwere der Erkrankung, an die Anzahl der Symptome usw. Haben denn alle hier, die schon sehr lange (ich z.B. mehrere Jahre) schlechte Therapeuten??? Ich finde nicht.

Was ist damit, wenn der Patient die therapeutische Beziehung nicht auch aktiv mitgestaltet und der Therapeut deshalb an ihm vorbeiredet oder den Patienten auf die "falsche" Art beziehungsmäßig behandelt?

Last but not least fand ich es höchst interessant, daß Wittchen nicht ein Wort darüber verloren hat, ob bzw. wie wichtig eine regelmäßige Supervision ist.

Fazit: wenn eine Therapie mißlingt, dann kann die Verantwortung dafür nicht unbedingt der Therapeut alleine tragen.

Individuell beurteilen-Artiken viel zu einseitig

Verfasst: 26. Apr 2005, 22:07
von wobadong
Ich finde den Artikel erschreckend.
Denn was soll ich dann sagen.
Ich denke doch, daß meine Therapeutin gut ist.
Sie macht auch Supervision und erkundigt sich, falls ein Problem ganz neu ist (sie ist sich nicht zu gut dafür auch wenn sie mindestens 5 Jahre Berufserfahrung hat in der Pschotherapie).

Ich mache eine tiefenpsychologische Psychotherapie seit 15 Monaten.

Im moment hat sich, seit Wochen bei mir ein "komisches Gefühl" bei mir von Geborgenheit eingestellt.
Etwas was ich nie kenne, da ich seit meiner Geburt immer umziehen mußte.
Wie sie es geschafft hat, daß ich dieses Gefühl nun erfahren kann, kann ich mir nicht erklären.
Wahrscheinlich ist es durch die sogenannte therapeutische Beziehung geschehen.

Trotzdem ist es mir Wochen und Monate immer wierder genauso schlecht gegangen wie am Anfang der Therapie.
Dies war sicher auch zum Teil dadurch bedingt, daß ich das Beziehungsproblem mit meiner Mutter immer noch nicht gelöst habe,und daß ich immer noch keine Möglichkeit gefunden habe meine private Situation zu verbessern. (D.h, wieder neue Stelle, immer noch in der Probezeit, Lückenbüser für alles was in der Gesellschaft schlecht läuft, ständig im Beruf höhere Ansprüche, als ich auch gesellschaftspolitisch bedingt, erfüllen kann).
Wenn ich nun alleine nach dem Sternartiken gehen würde, dann wäre meine Therapeutin keine gute Therapeutin, da es mir seit Therapiebeginn März 2004 Monate lang immer wieder so schlecht gegangen ist, wie am Anfang der Behandlung.
Auch bestehen bei mir viele Probleme auf einmal: Probleme in der Familie, Einsamkeit,keine Heimat,Trauer um den Vater, der im Alter von 69 Jahren nach 10 jähriger Demenz verstarb, keine gute Kindheit.
Kann ich dann wirklich an der Zeit bis eine Besserung dauerhaft eintritt, die Qualität meiner Therapeutin beurteilen???
Ich finde den Artikel sehr bedenklich und irreleitend, da es die verschiedenste Sorte von Patienten und Depressionen gibt, und auch manche Behandlungen (z.B. tiefen= psychologisch, analytisch, zwar lange nicht so schnell helfen, aber in vielen Fällen bessere Langzeitergebnisse haben)

Re: Viele Therapeuten sind nicht auf der Höhe...

Verfasst: 16. Mai 2005, 14:32
von süße
ach...ich wünschte,ich hätte den artikel schon vor nem jahr gelesen.war damals wegen akuter depressionen bei nem therapueten (ich wußte überhaupt nicht,was mit mir los ist..),und der hat mir bloß antidepressiva verschrieben und das wars.
ja,und der effekt war der,dass es mir dann zwar besser ging,aber das hat nich lange angehalten,bis ich im februar völlig zusammengeklappt bin.es folgten 7 wochen klinik und jetzt ne psychoanalys bei nem anderen therapeuten,den ich mir zuvor SEHR genau angeschaut hab.
ich kann den satz aus dem artikel voll unterstreichen "es ist unverantwortlich,eine depression nur mit medikamenten zu behandeln".

Re: Viele Therapeuten sind nicht auf der Höhe...

Verfasst: 30. Mai 2005, 20:53
von 130178
Hey! Seit drei wochen stecke ich wieder ziemlich tief drin. lese seitdem öfter im archiv rum und kriegs grad das erste mal hin selbst was zu schreiben..
Wenn ich gut denken kann rätsele ich herum wies mit mir weitergehen soll. eine der ideen ist, die therapeutin zu wechseln. ich glaube sie ist tatsächlich nicht so bewandert auf dem mich betreffenden gebiet und über einige sachen kann ich mit ihr nur sehr schwer oder nicht reden (über die ich mit anderen menschen eher rede), was vermutlich auch daran liegt dass sie mich an meine mutter erinnert (die war ziemlich schlimm). Auch unterbricht sie mich häufig oder lässt mich nicht ausreden. Ich hab häufig das gefühl in den gesprächen nicht da anzukommen wo ich richtungsmäßig hin wollte bzw. wo ich denke das da "etwas" sein könnte. Andererseits hat sie mir in den letzten 1 1/2 jahren schon weitergeholfen. aber ich glaube ich komme mit ihr nicht mehr weiter. kann natürlich auch an mir liegen...
bäh, ich komm mir grad schon wieder so bekloppt vor... ich schicks jetzt einfach schnell ab bevor ichs mir anders überlege.
würd mich freuen dazu eure meinung zu hören... lotta
wanda schrieb:
> ...meint der interviewte Dresdener Psychologieprofessor Hans-Ulrich Wittchen im Stern. Und zählt auf, woran man einen halbwegs guten Therapeuten erkennt. Und wann man unbedingt wechseln sollte.
>
> Man muss nicht alles gleich richtig finden, was er sagt.
>
> Dennoch: Zur Diskussion/Anregung, oder nur zum Lesen:
>
> http://www.stern.de/wissenschaft/gesund ... 8&nv=ma_ct
>
> Auszug:
> "... Und wenn Patienten nach zehn oder 20 Sitzungen immer noch nicht verstehen und benennen können, was in der Therapie passiert, ist dies ein Hinweis für eine schlechte Therapie. ..."
>
> Grüße
>
> Wanda

Re: Viele Therapeuten sind nicht auf der Höhe...

Verfasst: 30. Mai 2005, 20:56
von 130178
nanu. wie kommen denn die genzen zitate von wanda da rein? sollte so nicht sein. lotta

Re: Viele Therapeuten sind nicht auf der Höhe...

Verfasst: 10. Jun 2005, 01:06
von wobadong
Zu dem Thema bin ich in dem Buch Stiftung Warentest
Titel: "Depressionen überwinden" ISBN 3-931908-83-6

Seite 90-91 "Was ist eigenlich Psychotherapie.."

Der Erfolg läßt sich schwer messen:

Vor einigen Jahren erregte eine Untersuchung des Berner Psychologieprofessors Klaus Grawe Aufsehen.Er war mit anderen beauftragt worden, für die Bundesregierung ein Gutachten zur Frage der Wirksamkeit einzelner Psychotherapieverfahren zu erstellen.
Dass dies angesichts psychotherapeutischer Verfahren ein schwierigen Unterfangen ist, hat sicher eine vielzahl von Gründen.
Vor allem gibt es ein bisher nicht zufriedenstellend gelöstes methodisches Problem:
Es ist ungleich schwerer den Effekt einer psychotherapeutischen Behandlung als einer medikamentösen zu messen, sind doch zu viele zwischenmenschlichen Ebenen berührt, die sich einer Umsetzung in nüchternes Zahlenwerk widersetzen.
Das Ergebnis war in Psychotherapiekreisen denn auch heftig umstritten.Aber obwohl Gawe offenkundig das von ihm selbst praktizierte Verfahren bevorzugte, wurde doch deutlich, dass für nicht wenige Richtungen ein wissenschaftlicher Wirksamkeitsnachweis fehlt.
Kein Medikament wird bei und ohne einen solchen Wirksamkeitsnachweis neu zugelassen!
Immerhin hatte die ganze Aufregung auch etwas Gutes:Mittelerweise sind viele wissenschaftliche Projekte begonnen worden.Sie sollen die Wirksamkeit vieler einzelner psychotherapeutischer Verfahren untersuchen. Die Datenlage, auch für die anfänglich heftig kritisierten tiefenpsychologischen Verfahren, wurde immer besser.
Zwei Trends sind sichtbar:Zum einen wurde deutlich, wie wichtig es ist,dass unabhängig von der psychotherapeutischen Methode die Bezieung zwischen Patient und Therapeut stimmig ist.Zum anderen ist ein Trend hin zu störungsbezogenen Therapieformen auszumachen.Es entstehen innerhalb der therapeutischen Schulen "Spezialtherapien" für Depression,Angst-und Zwangserkrankungen und andere.

Der Abschnitt hat mir sehr aus dem Herzen gesprochen.
Was meint ihr?