Tagesklinik

Rolfe
Beiträge: 388
Registriert: 27. Jul 2004, 15:59

Tagesklinik

Beitrag von Rolfe »

Seid gegrüßt,
ich bin froh, seit einer Woche in der Tages-
klinik zu sein, aber meine Frau ist seit Dienstag nach 4-wöchiger Kur zu Hause, meine Tochter ist auch froh, dass wir alle wieder zusammen sind -
und ich habe noch eine Woche Tagesklinik vor mir, und das ist eigentlich auch gut so, weil ich mich noch nicht ganz so fit fühle, obwohl ich es eigentlich sein müsste.
Dazu kommt, dass ich heute ein Gespräch mit der Psychologin hatte, und sie mich fragte,
wie lange ich denn glaube, noch hier zu sein
bzw. denke, was ich hier noch erreichen könnte (als Ziel der Therapie - diese Frage hat mich nicht verwundert, weil sie mich das öfters gefragt haben).
Aber andererseits habe ich eine ziemliche Angst vor der Zukunft und davor, jetzt völlig auf mich gestellt zu sein, obwohl das ja eigentlich nicht stimmt. Ich habe ja meine Familie, und ich bin glücklich, dass es so ist. Aber ich habe trotzdem Angst davor, jetzt wieder nach Hause zu gehen und vor allen Problemen zu stehen, ohne mich beraten zu können - natürlich ist meine Frau da, die zu mir hält (mein Gott, was machen eigentlich diejenigen, die niemanden haben),
aber trotzdem. Bin ich zu schwach für diese Welt? Aber vorher ging das doch auch! Vor
meiner Depression bin ich doch mit ganz anderen Problemen fertiggeworden!
Warum geht das denn jetzt nicht mehr? Ich habe eine Scheiß Angst!!!!!!!!!!!!
Ist das normal? Ich schäme mich so vor meiner Familie!! Wie kommt Ihr denn damit klar? Ich weiß nicht, wie ich damit klarkommen soll. Wie kann es sein, dass ich nach fast 3 MOnaten stationären Aufenthalt
so unsicher bin? Das ist doch nicht normal, oder? Die waren alle so lieb zu mir und irgendwie habe ich eine Scheiß Angst, das alles zu verlieren - obwohl es ja nicht meine Familie war und ich mit meiner Familie
eigentlich viel besser dran bin.
Irgendwie habe ich auch das Gefühl, man wollte mir sagen, die Tgaesklinik sei nur etwas für Menschen, die sich erst wieder an einen geregelten Ablauf gewöhnen müssen -
darunter würde ich doch nicht zählen!
Aber ich war trotzdem froh, nicht sofort ins kalte Wasser geworfen zu werden - muss ich mich denn dafür wirklich schämen?
Es ist für mich der erste Kliniksaufenthalt und ich habe Angst, irgendwann wieder hierher zu kommen. Aber das will ich nicht; ich will mein Leben vor allem wegen meiner Familie selber in den Griff kriegen! Es geht hier nicht um mich. Wenn meine Frau und mein Kind nicht wären, wäre ich längst ganz weit weg,
Um mich ist es nicht schade; aber meine Familie braucht mich. Ich hoffe, noch lange.
Meine eigentlichen Probleme kann in der Klinik sowieso niemand für mich lösen.
Wie schafft Ihr das? Gruß Rolle
KatzeI
Beiträge: 136
Registriert: 15. Okt 2004, 05:59

Re: Tagesklinik

Beitrag von KatzeI »

Hey Guten Morgen Rolle!

Deine Ängste vor der Zukunft kann ich nur sehr gut verstehen! Nun bin ich seit zwei Wochen aus der Klinik entlassen und das Fallen kann ich nur durch absolute Ablenkung verhindern!!

Jeder Mensch auf Erden hat ein Recht auf Leben - egal ob alleine oder mit Familie! Man ist nicht mehr oder weniger wert wenn man jemanden an seiner Seite hat!! Aber Du hast Recht: hätte man während dieser ganzen Zeit seine Familie nicht an seiner Seite gehabt,man wäre untergegangen! Ein dickes Dank also an unsere Lieben, die immer zu uns halten!!!

Hast Du mal in Erwähgung gezogen, Deine Nachsorge in der Tagesklinik fortzuführen? ich meine zu den Einzelgesprächen dorthin zu fahren, bzw. an einer Aussengruppe teilzunehmen? Oftmals bieten Dir die Kliniken das ja auch an.

Am Mittwoch als ich bei meiner Therapeutin im Ginsterhof war (für sie fahre ich gerne die 180km), sagte sie mir das eine Genesung mind. zwei Jahre dauern wird und niemand die Hoffnung verlieren soll! Du hast schon Recht Rolle, ohne die Menschen die wir lieben, werden wir es nicht schaffen. Mach Dir also keine allzu großen Gedanken!

Leider habe ich lernen müssen, das nun nichts mehr so ist wie früher! Man erkennt seine Grenzen, hält sie ein, steckt sie neu. Aber das ist doch auch etwas, wofür wir uns in Therapie begeben! Zu lernen uns zu mögen..
Vielleicht hast Du Dir ja ein paar Freunde aus Deiner Klinikzeit mitgenommen?! Ich habe während der letzten drei Monate ein paar neue Freunde dazugewonnen und wir helfen uns weiterhin gegenseitig. Denn egal wie sehr wir auch geliebt werden von unserer Familie und Freunden, es ist was ganz anderes wenn man in der Klinik war! Mir geben die Gp mit Leuten aus dem Ginsterhof jedenfalls superviel Kraft und Energie!

Lieber Rolle, ich wünsche Dir und Deiner Familie so unheimlich viel... - vor allen Dingen wünsche ich Dir, die nötige Kraft alles durchzustehen und Dich auf den Frühling zu freuen...!!1

Kathrin
Erst wenn man unten ist, weiß man wie es oben aussieht..
MissMarple

Re: Tagesklinik

Beitrag von MissMarple »

Hallo Rolle,

Deine Ängste, was mache ich, wenn ............., kann ich gut verstehen. Mir ging es vor 3 Jahren genauso.

Ich war wie Du 3 Monate stationär in der Klinik, bevor ich in die, dem Krankenhaus angegliederte, Tagesklinik kam. Als erstes sagte man mir, die durchschnittliche Dauer in der Tagesklinik sei 6 Wochen. Ich und 6 Wochen, lachhaft, nach spätestens 14 Tagen bin ich wieder so fit, mein Leben ohne Krankenhaus/Tagesklinik zu leben. Denkste, nach 14 Tagen war ich nicht wesentlich weiter, die ADs schienen bei mir nicht zu wirken. Also wurden neue ADs „ausprobiert“, das hieß für mich weitere 6 Wochen Tagesklinik. Die „Probierzeit“ diverser ADs dauerte jedes Mal mindestens 6 Wochen, d. h. bis zum Finden „meines“ ADs dauerte es über 12 Monate und, die ganze Zeit war ich in der Tagesklinik. Ich gehörte dort, glaube ich jedenfalls, schon zum Inventar, nur die Inventarnummer fehlte noch.

In den ersten Wochen rief ab und zu eine Mitarbeiterin meiner Krankenkasse bei mir an. um zu fragen, wann ich denn meine, wieder arbeiten gehen zu können, verbat ich mir diese Anrufe. Ich könne darüber keine Auskunft geben, sie solle doch bitte in der Tagesklinik bei „meinem“ Arzt nachfragen. Dies hat sie wohl auch gemacht, aber die Begründungen, auch schriftlicher Art, meines Arztes waren wohl so fundiert, dass ich die ganze Zeit ohne jemals zum MDK zu müssen, in der Tagesklinik bleiben konnte.

Spreche doch einmal mit Deiner Ärztin in der Tagesklinik, ob sie die Möglichkeit sieht, dass Du noch etwas länger in der Tagesklinik und somit noch stabiler werden kannst.

In meiner Tagesklinik gab es auch eine Sozialarbeiterin, die sich um „ihre“ Patienten sehr gut kümmerte und ihnen einen leichteren Einstieg ins Realleben ebnete. Vielleicht gibt es ja solch eine Stelle auch in deiner Tagesklinik.

Nutze alle Dir sich bietenden Möglichkeiten, um ohne Angst (oder nur noch ein bisschen) leben zu können.

Liebe Grüße

Birgit
Rolfe
Beiträge: 388
Registriert: 27. Jul 2004, 15:59

Re: Tagesklinik

Beitrag von Rolfe »

Seid lieb gegrüßt und danke für Eure lieben Worte. Trotzdem habe ich den Eindruck, die wollen mich da in der Tagesklinik loswerden, weil meine (private) Krankenkasse mit viel
Wenn und Aber überhaupt die 2 Wochen Tagesklinik genehmigt hat.
Aber ich will mir das nicht vermiesen lassen. Vieleicht kann ich ja wirklich z.B.
ambulant an der Ergotherapie teilnehmen.
Zwar hätte ich auch zu Hause genug zu tun,
aber ich merke, dass mir vieles zuviel wird - der Druck, "funktionieren" zu müssen, ist in der Klinik aber nicht so groß. Zu Hause denke ich immer, ich muss alles richtig machen; mein Kind will ja auch sein Recht, und das ist gut so, aber ich kann ihr mit 6 Jahren doch nicht sagen, es geht jetzt nicht, mir geht es nicht gut, komme morgen wieder.
Das würde ich mir nie verzeihen.
Glücklicherweise steuert da meine Frau in entsprechenden Situationen gegen, aber sie kann auch nicht immer. Ihr wächst das mit meiner Krankheit manchmal auch über den Kopf, aber ich bin froh, dass ich sie habe und meine Tochter.
Danke dafür, dass Ihr mich versteht.
Dieses Forum ist ein Segen, an dem ich mich aufrichten kann, auch wenn meine Frau mal nicht da ist und ich mal so richtig verzweifelt bin. Das kann man doch nicht jedem erzählen. Aber bei Euch fühle ich mich wohl und muß mich dafür nicht schämen.
Seid lieb gegrüßt, Rolle
Rolfe
Beiträge: 388
Registriert: 27. Jul 2004, 15:59

Re: Tagesklinik

Beitrag von Rolfe »

Seid gegrüßt,
gestern hatte ich einen ziemlichen Absturz;
sie wollten mich fast von der Tagesklinik auf
die Station zurückverlegen, aber es ist heute wieder besser. In mir ist alles wieder hochgekommen; ich weiß gar nicht, warum, wo es mir etwa eine Woche lang sehr gut ging.
Vielleicht hätte ich den abendlichen Besuch
bei mir auf Arbeit im Büro lieber bleiben
lassen sollen - nachdem ich feststellen mußte, daß mein Dienstherr offensichtlich in meiner Abwesenheit im Rahmen des Disziplinarverfahrens alles bei mir im Büro
durchsucht und den ganzen Krempel (sowohl Dientsliches, als auch Privates) in Form eines riesigen Berges auf meinem Schreibtisch gestapelt hat. Zwar bin ich über diese Aktion von meinem Anwalt informiert worden, aber das Ergebnis schockt mich! Und nun soll ich das alles wieder sortieren! Ich habe es keine 5 Minuten dort ausgehalten und bin im Schutz der Dunkelheit gleich wieder nach Hause gefahren.
Wie soll das alles noch enden? Unter diesen Umständen kann ich mir derzeit eine Wieder-
aufnahme meiner Arbeit überhaupt nicht vorstellen! Meiner Psychologin in der Klinik habe ich das zwar gesagt, aber wer kann mir da schon wirklich helfen?
Das Ganze hat mich ziemlich zurückgeworfen.
Und dann noch ein "guter Bekannter", der mich
am Wochenende anrief und mir auf den Kopf zusagt, es gäbe Gerüchte, mein Job sei in Gefahr und ich würde mich in der Psychiatrie "verstecken"? Da war das Maß voll. Aber eine Rückverlegung auf die Station wollte ich nicht; das kann ich meiner Tochter doch nicht antun. Nachdem meine Frau erst seit 1 Woche wieder aus der Kur zurück ist, sagt die Kleine immer, wie froh sie ist, dass wir nun alle wieder zusammen sind. Und das stimmt ja auch.
Am Freitag dieser Woche stand eigentlich meine Entlassung aus der Tagesklinik an; nun versuchen sie, bei meiner privaten Krankenversicherung noch eine Kostenzusage für eine Verlängerung zu bekommen.
Hoffentlich klappt es.
Mir tut meine Familie leid - was die alles mit mir durchstehen müssen! Manchmal könnte ich heulen und schreien gleichzeitig!
Lieben Gruß, Rolle
Rolfe
Beiträge: 388
Registriert: 27. Jul 2004, 15:59

Re: Tagesklinik

Beitrag von Rolfe »

Entschuldigt, dass ich mich schon wieder melde, aber ich bin ziemlich down.
Meine FRau war gerade bei mir und hat sich
aufgeregt, dass ich mal eine Flasche Wein getrunken habe. Ich gebe ja zu, dass das auch nicht hilft, aber es läßt mich mal an andere Dinge denken. Ich bin auch nur ein Mensch. Warum verstehen Frauen das nicht?
Ach, vergeßt, was ich geschrieben habe - ist doch eh alles egal.
Gute Nacht, Rolle
DYS-
Beiträge: 1838
Registriert: 19. Mär 2003, 17:28
Kontaktdaten:

Re: Tagesklinik

Beitrag von DYS- »

Prost Rolle

Nun verallgemeiner' es mal nicht mit den Frauen.
Ich selber habe auch meine Mittelchen um abzuschalten.
Nun verübele es aber nicht deiner Frau, dass sie auf dich achtet. Sie sorgt sich und meint es höchst wahrscheinlich nicht böse.

Gute Nacht
Dys
°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°

Gerade weil wir alle in einem Boot sitzen,

sollten wir heilfroh darüber sein,

dass nicht alle auf unserer Seite stehen.
MissMarple

Re: Tagesklinik

Beitrag von MissMarple »

Hallo Rolle,

zuerst hoffe ich, dass es Dir möglich war, wieder in die Tagesklinik zu gehen.

Es gibt immer wieder Tage, an denen es einem einfach nur schlecht geht. Zumal, wenn man mit einem der Auslöser seiner Depressionen konfrontiert wird.

Ich selbst habe 1 ¼ Jahr gebraucht, das erste Mal wieder ins Büro zu gehen, dabei liegt das Büro im gleiche Haus, in dem ich wohne. Ich konnte in dieser Zeit nicht einmal zu Büroöffnungszeiten daran vorbei gehen, Gott sei Dank, hielt der Bus etwas vor den Bürofenstern. Erst, nach dem das für mich richtige AD gefunden war, war es mir möglich dieses zu ändern und wieder ins Büro gehen. und nicht drum herum.

Du schreibst immer, Du könntest dies und jenes Deiner Frau und Deiner Tochter nicht zu muten. Das Einzige, was Du ihnen nicht zumuten kannst, ist meines Erachtens, nicht alles zu unternehmen, wieder gesund zu werden. Und, wenn dazu ein erneuter stationärer Klinikaufenthalt nötig ist, dann ist dies doch auch in Ordnung.

Ich wünsche Dir jetzt erst einmal stressfreie Tage.

Liebe Grüße

Birgit
Rolfe
Beiträge: 388
Registriert: 27. Jul 2004, 15:59

Re: Tagesklinik

Beitrag von Rolfe »

Seid alle ganz lieb gegrüßt,

bei meiner Stimmung der letzten Tage frage ich mich, was die letzten 3 Monate Klinik gebracht haben. Ich fühle mich mies und habe meiner Familie gegenüber eben deshalb ein schlechtes Gewissen. Es muß doch irgendwann auch dauerhaft besser werden, zumal es mir vor etwa einer Woche über mehrere Tage gut ging, weshalb ich auch froh war, daß
ich am 18.2.05 endgültig nach Hause darf. Aber dann der Rückschlag, der Antrag an die
Krankenversicherung, die Tagesklinik um 2 Wochen zu verlängern, obwohl die Ärzte sogar die Rückverlegung auf die Station in Erwägung gezogen haben. Aber das wollte ich nicht, weil meine Frau und vor allem meine Tochter doch froh sind, daß ich wenigstens
ab Nachmittag bis zum nächsten Morgen da bin. Es ist alles so verzwickt.
Und dabei habe ich manchmal dieselben Gedanken, wie ganz am Anfang, wofür ich mich
schäme, weil sich so viele Menschen in der Klinik um mich ganz lieb gekümmert haben -
war das nun alles umsonst? Das kann doch nicht wahr sein! Ist es Euch auch schon mal so ergangen? Wie seid Ihr damit fertiggeworden? Ich will ja wieder ins "normale" Leben zurück, schon deshalb, weil ich eigentlich nur noch für meine Familie lebe und beide mich brauchen.
Sie wären - weil über die berufliche Zukunft meiner Frau (Erwerbsunfähigkeitsrente) immer
noch nicht entschieden ist - auf mich angewiesen; wenn ich in meiner Verzweiflung
"verschwinde", müßten meine Frau und meine Tochter von Sozialhilfe leben. Das könnte ich erst recht nicht ertragen!
Es ist alles Scheiße! Warum gibt es keine Medikamente, die dafür sorgen, daß man alles Vergangene, Belastende vergißt und man damit nicht mehr belastet wird?
Ich weiß, das ist Utopie, aber manchmal wünsche ich es mir.
Machts gut, vielleicht gehts mir morgen ja besser. Liebe Grüße
Rolle
Rolfe
Beiträge: 388
Registriert: 27. Jul 2004, 15:59

Re: Tagesklinik

Beitrag von Rolfe »

Seid ganz lieb gegrüßt,
ich habe eine Scheiß Angst vor morgen.
Dann wird sich entscheiden, ob ich noch 2 Wochen in der Tagesklinik bleiben darf.
Es hängt davon ab, ob meine Krankenversicherung mitspielt. Ich weiß nicht, warum die sich so querstellen.
Die Ärzte wollten mich schon auf die Station zurückverlegen; das wäre für die Versicherung doch viel teurer! Warum muß ich mich denn damit herumschlagen?
Ich weiß nur, daß ich in den letzten Tagen mies drauf war und froh bin, jemanden zu haben, mit dem ich reden kann. Ich will meine Frau nicht immer damit belasten. Sie hat es doch schon schwer genug mit mir!
Welche Erfahrungen habt Ihr damit? Was soll ich tun, wenn die Verlängerung morgen nicht klappt? Ich weiß nicht, was ich dann tue.
Natürlich kann und werde ich dann zu meiner Psychiaterin gehen, die mich auch vorher
behandelt hat, aber die Gespräche sind doch nur 1-2 mal im Monat! Ich würde gern öfter reden, aber das geht nicht.
Seid lieb gegrüßt, Rolle
Rolfe
Beiträge: 388
Registriert: 27. Jul 2004, 15:59

Re: Tagesklinik

Beitrag von Rolfe »

Seid gegrüßt,

in letzter Minute hat die Krankenversicherung doch noch einer Verlängerung der Tagesklinik bis 7.3.05 zugestimmt. Ein Glück. Ich hätte nie gedacht, dass mir das so viel gibt. Ein bißchen tut mir meine Familie leid, aber
wenn ich arbeiten würde, wäre ich ja tagsüber auch nicht da.
An Arbeiten ist derzeit noch nicht zu denken; allein der Anblick meines Büros treibt mich nach kurzer Zeit wieder raus;
nur weit weg! Aber irgendwann muß ich mich
der Situation stellen, das weiß ich.
Machts gut, Rolle
grau
Beiträge: 97
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Tagesklinik

Beitrag von grau »

Hallo Rolle,
das sind erst mal gute Nachrichten, dass du noch in der Tagesklinik weiter sein darfst. Ich kann verstehen, dass die Änderungen, die dir noch bevorstehen, dich ängstigen. Denk nicht so weit voraus. Denk mal nur an morgen, an das, was in der Therapie dich besonders stärkt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich viel Kraft damit verpulvere, mich um Dinge zu sorgen, die sich dann doch ganz anders ergeben haben. Ich hoffe, das hilft dir etwas. Herzliche Grüße von Grau
-----------------------------



Hinter jeder Ecke



lauern ein paar Richtungen. Stanislaw Jerzy Lec
Rolfe
Beiträge: 388
Registriert: 27. Jul 2004, 15:59

Re: Tagesklinik

Beitrag von Rolfe »

Danke, Grau,
das hilft wirklich.
Ich hoffe, dass mir die Tagesklinik auch weiterhin hilft. Habe ja lange genug dafür gekämpft, dort weiterhin sein zu dürfen.
Trotzdem habe ich irgendwie ein schlechtes Gewissen meiner Familie gegenüber, weil meine Frau und vor allem meine Tochter mich vermissen. Ich weiß, daß meine 6-jährige Tochter gehofft hat, mich auch tagsüber für sich zu haben. Wie soll ich ihr das erklären?
Das kann sie doch nicht verstehen. Auch, wenn sich meine Frau viel Mühe gibt, den Zusammenhalt beizubehalten, was ja bisher auch klappt, schäme ich mich schon ein bißchen, daß ich so schwach bin und deswegen nicht für meine Tochter so dasein kann, wie sie es gern hätte und wie andere Väter es sein können. Aber, was soll ich denn tun?
Ich versuche doch alles, was in meiner Macht steht. Wie kommen denn andere damit klar?
Meine Tochter hat mit ihren 6 Jahren schon gespürt, daß mit mir etwas nicht stimmt.
Ich könnte schreien! Warum kann ich nicht
so sein wie andere Väter? Ich weiß es nicht.
Wie kommt Ihr damit klar?
Gruß Rolle
grau
Beiträge: 97
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Tagesklinik

Beitrag von grau »

Lieber Rolle,
ja natürlich spürt sie, dass du nicht arbeiten gehst, abends halt wieder kommst und gut drauf bist. Aber sei mal ehrlich, in welcher Familie ist das so? In den meisten wird rumgeschrien und die Väter interessieren sich einen Dreck für ihre Kinder. Bei dir ist das anders. Du liebst deine Tochter und deine Frau, sie sind dir unendlich wichtig. Und das spüren sie. DAS ist es, worauf es ankommt. Ich bin sicher, deine Tochter wollte dich mit keinem Vater dieser Erde tauschen.
Du hast eine sehr schwere Lebenssituation im Moment. Dafür kannst du nichts. Im Gegenteil, ich finde es bewundernswert, wie du kämpfst und trotz allem versuchst, deine Familie einzubeziehen.
Vielleicht noch ein anderer Gedanke, der dir helfen könnte: Eine Depression sucht sich, was das Gedankenkreisen und die Selbstvorwürfe angeht, immer einen Inhalt. Deiner ist der, dass du deine Familie vernachlässigst. Was du aber gar nicht tust, du bekämpfst deine Krankheit, und diese Gedankenwelt ist ein Symptom derselben.
Sei so, wie du bist. Und im Moment ist Tagesklinik und Therapie angesagt, und der Zeitpunkt wird kommen, da siehst du einen anderen Weg vor dir. Versuche zu akzeptieren, dass du diese Zeit brauchst. Ich weiß, das ist hundeschwer und ich hadere selbst gerade wieder sehr damit, hätte doch so gern alles endlich und endgültig hiner mir. Es hilft nichts, da müssen wir durch, Rolle...
Herzliche Grüße von Grau
-----------------------------



Hinter jeder Ecke



lauern ein paar Richtungen. Stanislaw Jerzy Lec
Rolfe
Beiträge: 388
Registriert: 27. Jul 2004, 15:59

Re: Tagesklinik

Beitrag von Rolfe »

Seid lieb gegrüßt,
danke Euch allen für Eure Beiträge, aber seit heute Nachmittag fühle ich mich nach 3 Tagen Wohlfühlen echt mies! Ein dicker Kloß ist in meinem Hals und meine Frau wundert sich darüber, daß ich so schlecht drauf bin, obwohl sie zu mir hält und mich sogar am Wochenende in mein Büro begleiten will, um das dortige Chaos zu bewältigen.
Warum habe ich so eine Scheiß-Angst davor, wieder ins Büro zu gehen und das Durcheinander dort in Ordnung zu bringen? Ich könnte es mir ja einfach machen und sagen: Diejenigen, die das verursacht haben, sollen es auch wieder in Ordnung bringen.
Aber das wird nichts. Und irgendwie ist es für mich ein Test, ob ich es schaffe, durchzuhalten. Ich habe Angst, dass ich es nicht schaffe! Das wird für mich die Prüfung, ob ich in absehbarer Zeit überhaupt wieder dort arbeiten kann - aber ich will!
Ich habe mir nichts vorzuwerfen, und das will ich denen auch irgendwie klarmachen!
Aber ich bin doch auch nur ein Mensch! Wenn ich das am Wochende nicht schaffe, obwohl ich es meiner Psychologin (als "Hausaufgabe")
versprochen habe - was dann? Wie geht es dann weiter? Sie (meine Psychologin von der Tagesklinik) hat mir zwar gesagt, ich könne immer zum Dienstarzt gehen, wenn es schief geht - aber was denn dann? Es muß doch irgendwie weitergehen? Und das will ich doch auch! Zumal meine Kollegen (nach Auskünften einer eng vertrauten Kollegin) von meinem Aufenthalt in der Psychiatrie bisher nichts wissen; nur eben, daß ich krank bin.
Das kann ich mir kaum vorstellen, obwohl ich es gern würde.
Welche Erfahrungen habt Ihr mit solchen Rückschlägen? Ich habe eine solche Angst, die mich so lähmt. Ich weiß nicht, was ich tun soll, wenn das morgen in meinem Büro schief geht (mit dem Aufräumen - ich habe Angst, dass ich vielleicht in 2 Minuten abhaue, weil ich es nicht ertrage!).
Seid gegrüßt, Rolle
Rolfe
Beiträge: 388
Registriert: 27. Jul 2004, 15:59

Re: Tagesklinik

Beitrag von Rolfe »

Seid lieb gegrüßt,

ich habe noch eine Gnadenfrist bis morgen, weil meine Frau erst morgen mit mir ins Büro fahren will.
Aber besser geht es mir dehalb nicht.
Hoffentlich schaffe ich das.
Aber Ihr habt mir schon so oft weitergeholfen, und meine Frau auch und auch die Zeit in der Klinik - irgendwie werde ich es schon schaffen.
Tschüß Rolle
Rolfe
Beiträge: 388
Registriert: 27. Jul 2004, 15:59

Re: Tagesklinik

Beitrag von Rolfe »

Seid gegrüßt,

meine Befürchtungen waren wohl überspitzt; ich habe es geschafft, zusammen mit meiner Frau das Büro wieder in einen begehbaren Zustand zu versetzen. Wenn sie nicht gewesen wäre, wäre ich wohl nach 2 Minuten wieder gegangen. Aber so haben wir beide in 2 Stunden alles wieder in Ordnung gebracht;
und ein bißchen war es wie in alten Zeiten.
Nun hoffe ich, dass nicht alles umsonst war
und ich auch wieder dort arbeiten kann und darf.
Wenn ich wieder soweit bin, will ich eine stufenweise Wiedereingliederung machen.
Wenn sie das ablehnen, weiss ich Bescheid.
Dann wollen sie mich nicht mehr und das Ende ist besiegelt. Aber so leicht werde ich es denen nicht machen. Ich will und muß kämpfen;
nicht für mich, aber für meine Familie, die mich braucht.
Tschüß, Rolle
DYS-
Beiträge: 1838
Registriert: 19. Mär 2003, 17:28
Kontaktdaten:

Re: Tagesklinik

Beitrag von DYS- »

Hallo Rolle

Nun hast du dich ja schon prima vorgearbeitet. Ich hoffe, es gibt dir etwas Kraft und Zuversicht.
Hut ab!!!
Gruß
Dys
°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°

Gerade weil wir alle in einem Boot sitzen,

sollten wir heilfroh darüber sein,

dass nicht alle auf unserer Seite stehen.
Rolfe
Beiträge: 388
Registriert: 27. Jul 2004, 15:59

Re: Tagesklinik

Beitrag von Rolfe »

Danke, Dys,
das gibt mir Kraft.
Ich hoffe, es geht so weiter und ich kann es schaffen, meine Ängste zu überwinden.
Meine Psychologin in der Tagesklinik wird sich freuen, dass ich es geschafft habe.
Wir haben schon Notfallprogramme ausgearbeitet für den Fall, dass ich völlig abdrifte, aber glücklicherweise brauchen wir die nicht.
Ich freue mich so sehr, wie lange nicht.
Meine Frau war und ist lieb - ich liebe sie wie vor 17 Jahren, als wir uns kennengelernt
haben. Und nicht nur wegen heute, sondern immer schon.
Ich könnte die ganze Welt umarmen und hoffe,
das bleibt so.
Seid lieb gegrüßt, Rolle
grau
Beiträge: 97
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Tagesklinik

Beitrag von grau »

Hallo Rolle, gerade wollte ich dir vorschlagen, doch erst mal für eine halbe Stunde begrenzt hinzugehen...und da hast du so gute Nachrichten! Ich freue mich sehr für dich! Es ändert sich immer mehr, als man für möglich hält. Herzliche Grüße von Grau
-----------------------------



Hinter jeder Ecke



lauern ein paar Richtungen. Stanislaw Jerzy Lec
Rolfe
Beiträge: 388
Registriert: 27. Jul 2004, 15:59

Re: Tagesklinik

Beitrag von Rolfe »

Seid lieb gegrüßt,

nun werde ich am kommenden Montag aus der Tagesklinik entlassen - mit einem weinenden und lachenden Auge. Einerseits bin ich "reif" dafür, andererseits waren wir wie eine große Familie. Eine Vertrautheit, wie man sie nur in einer Familie kennt, weil alle ihre psychischen Probleme haben und schon dadurch den anderen verstehen.
Es gab viele persönliche Gespräche unter uns, wobei ich mich wegen meines Berufes
zurückhalten musste, was mir sehr schwer fiel. Ich hätte auch gern gewusst, was meine Mitpatienten von meinen Problemen halten und wie sie sie vielleicht gelöst hätten.
Aber ich kann mir diesen Luxus der Offenbarung gegenüber eigentlich fremden Menschen nicht leisten. Wenn die Medien davon erfahren, kann ich wirklich Schluß machen!!
Und ich will meiner Familie noch erhalten bleiben, wenn es irgendwie geht.
Ich habe eine ziemliche Angst davor, am 8.3.05 zu meiner Psychiaterin zu gehen und
ihr alles erklären zu müssen, was sich in den letzten Wochen und Monaten in der Klinik ereignet hat. Zwar habe ich absolutes Vertrauen zu ihr, aber irgendwie schäme ich mich auch dafür, nach 3 Monaten ambulanter Behandlung doch in die Klinik gegangen zu sein, weil die Alternative schrecklich gewesen wäre. Aber, was hätte ich denn sonst tun sollen? Ich konnte es doch meiner Familie nicht antun, mich aus diesem Leben zu verabschieden und habe es gemerkt, dass ich kurz davor stand. Obwohl es kurz vor Weihnachten war (26.11.04), bin ich den Weg in die Geschlossene gegangen, weil ich panische Angst hatte vor mir selbst und davor, Mist zu bauen! Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass meine Psychiaterin das versteht und das nicht als Erfolglosigkeit
ihrer eigenen Bemühungen sieht. Das könnte ich nur schwer ertragen, weil sie auch sehr lieb mit mir war.
Wovor ich auch Angst habe, ist, dass sie mich jetzt vielleicht gleich wieder arbeiten schickt! Das könnte ich beim besten Willen noch nicht, obwohl ich natürlich wieder in meinem Job arbeiten will, aber ich kann jetzt noch nicht. Und wenn später, dann nur über eine schrittweise Wiedereingliederung.
Ob es das auch für Beamte gibt, weiss ich aber auch nicht.
Und ich weiss auch nicht, was meine Kollegen über meine monatelange Abwesenheit wissen - ob sie wissen, wo ich war (Psychiatrie) und wie sie sich mir gegenüber verhalten.
Was soll ich tun? Meine Psychiaterin in der Klinik meint, ich kann mich nicht ewig verkriechen - das will ich doch auch nicht,
aber wie soll ich mich verhalten?
Auf ihre Frage, wie ich denn reagieren würde auf die Frage, woran ich denn erkrankt sei, habe ich gesagt, ich würde einfach sagen,
ich will nicht darüber reden! Das fand sie (die Psychiaterin) gut, aber was ist, wenn die sich damit nicht zufrieden geben?
Was dann? Ich bin ziemlich ratlos.
Welche Erfahrungen habt Ihr mit Eurer "Abnabelung" aus der Klinik und mit dem ersten Aufeinandertreffen mit den Kollegen auf Arbeit?
Ich weiß nicht, wie ich reagieren soll auf
dämliche Bemerkungen von denen.
Helft mir bitte!
Gruß, Rolle
Rolfe
Beiträge: 388
Registriert: 27. Jul 2004, 15:59

Re: Tagesklinik

Beitrag von Rolfe »

Seid gegrüßt,
je näher der Termin meiner Entlassung aus der Tagesklinik rückt, desto unruhiger werde ich. Ich habe einfach Angst davor, dann nicht klar zu kommen, vor allem aber davor, daß mich meine Psychiaterin gleich wieder arbeiten schickt, obwohl ich mich überhaupt noch nicht danach fühle. Ich weiß, dass ich mich nicht ewig verkriechen kann, aber noch ein bißchen - weil ich hoffe, dass sich mit zunehmender Zeit noch einiges in meinen Verfahren klärt und davon evtl. abhängt, ob ich suspendiert werde oder nicht.
Wenn die meine stufenweise Wiedereingliederung nicht akzeptieren, weiß ich, was ich davon zu halten habe.
Es ist alles so verzwickt. Jetzt fast noch schlimmer, als im November, als ich mich habe in die Geschlossene einweisen lassen, weil jetzt meine Frau überhaupt kein Einkommen mehr hat (nach 78 Wochen Krankengeld und 1 Jahr Arbeitslosengeld).
Und ich muß - weil ich privat krankenversichert bin und es da keine kosten-
lose Familienversicherung gibt - jetzt sogar noch die Krankenversicherung und Rentenversicherung meiner Frau von meinem Nettoeinkommen bezahlen!
Und wenn ich mich jetzt per Suizid aus dem Staub machen würde, müsste meine Familie von Sozialhilfe leben - und das will ich auf keinen Fall!!!
Es ist alles Scheiße. Waren denn die 3 Monate Klinik völlig umsonst? Warum habe ich kein dickeres Fell? Im Rahmen einer Studie, an der ich freiwillig teilgenommen habe, hat man nicht nur alle möglichen Test vorgenommen, sondern gestern auch festgestellt, daß ich immer noch eine mittelschwere Depression habe (vorher war es eine schwere - immerhin eine Besserung);
obwohl ich mich manchmal kurzzeitig in ganz schlimme Zeiten zurückversetzt fühle, aber das in der Visite verschwiegen habe, weil ich unbedingt am Montag raus will. Ich kann es meiner Familie nicht länger zumuten, weiter in der Klinik zu sein. Die Kleine wartet doch.
Hoffentlich versteht mich meine Psychiaterin am Dienstag und läßt mich noch ein bißchen zu Hause, sonst gehe ich kaputt.
Machts gut, Rolle
Edeltraud
Beiträge: 1495
Registriert: 22. Mai 2003, 16:49

Re: Tagesklinik

Beitrag von Edeltraud »

Hallo Rolle,

an deiner Stelle würde ich dem behandelnden Arzt sagen, dass du dich noch nicht in der Lage siehst zu arbeiten und du eine schrittweise Wiedereingliederung anstrebst. Hast du dich schon informiert, ob dies bei Beamten möglich ist?

Damit tust du dir nichts Gutes in der Visite gravierende Symptome zu verschweigen. Zumal dies auch wichtig ist bezüglich der idealen Medikamente. Es ist auch nicht unbedingt gesagt, dass du deswegen nicht entlassen wirst.

Es ist sehr gut, dass du Vertrauen in deinen Arzt hast. Dies ist wichtig für eine ideale Zusammenarbeit gegen die Erkrankung.
Deine Angst, deinem Arzt erklären zu müssen, und dich dafür auch noch zu schämen, ist unangebracht. Die ambulante Behandlung reichte nun mal nicht aus. Dies ist doch nicht als "Versagen" des Arztes zu werten. Bei körperlichen Erkrankungen würdest du doch bestimmt auch nicht so denken, wenn eine ambulante Behandlung nicht ausreicht?!

"Ich kann es meiner Familie nicht länger zumuten, weiter in der Klinik zu sein. Die Kleine wartet doch."
Du bist doch in der Tagesklinik? Und kannst deswegen abends und am WE für deine Familie da sein.
Wenn du jetzt voll arbeitsfähig wärst, dann könntet ihr doch auch nicht mehr Zeit miteinander verbringen oder?

Herzliche Grüße
Edeltraud
Rolfe
Beiträge: 388
Registriert: 27. Jul 2004, 15:59

Re: Tagesklinik

Beitrag von Rolfe »

Hast ja recht, Edeltraut.
Ich habe eine Scheiß Angst, am Montag aus der Tagesklinik zu gehen, aber andererseits kann ich dort meine Probleme sowieso nicht lösen. Jetzt kommt auch noch die Modernisierung unserer Wohnung hinzu.
Die Wohnungsgesellschaft hat uns vor 2 Tagen die Ankündigung geschickt; sie wissen aber, dass ich mich mit allen rechtlichen Mitteln dagegen wehre - vor 2 Jahren habe ich das schon einmal geschafft! Da haben sie - weil sie wussten, dass sie im Unrecht waren, davon
Abstand genommen - einfach die Modernisierung auf unbestimmte Zeit verschoben. Und jetzt dasselbe wieder! Juristisch habe ich genügend Gründe, dagegen
vorzugehen, habe aber gegenüber den Mietern, die schon ausgezogen sind für 3 Monate, ein schlechtes Gewissen, weil die dann eben mindestens 1-2 Jahre in ihrer Übergangswohnung leben müssen; obwohl sie meine Meinung dazu kannten, weil ich es allen gesagt habe.
Meine Frau meint, unter diesen Umständen müßte ich eigentlich noch in der Klinik bleiben und auch die Ärztin hat heute bei der Visite solche Andeutungen gemacht, aber was würde das denn bringen? Meine Probleme kann ich dort doch nicht lösen, wenn ich auch dort Leute hätte, mit denen ich reden kann. Die Ärztin hat heute auch zu mir gesagt, ich brauche unbedingt neben meiner Frau und neben meiner (ambulanten) Psychiaterin jemanden, mit dem ich mal reden kann, wenn ich will, so eine Art Selbsthilfegruppe - aber mit wem kann ich denn darüber reden? Das geht doch nicht!
Selbst meine Mitpatienten in der Tagesklinik
wissen nicht, was mit mir los ist, obwohl ich ein sehr gutes Verhältnis zu ihnen habe und ansonsten jeder von jedem weiß und ich mir ein bißchen schäbig vorkomme, bisher mit allem hinter dem Berg gehalten zu haben. Selbst während der Visiten habe ich immer darauf geachtet, so zu formulieren, dass zwar die Ärzte und Psychologen wissen, was ich meine, aber alle anderen eben nicht. War gar nicht so einfach, aber irgendwie mies den anderen gegenüber. Aber was soll ich denn tun? Ich weiß, es würde mir guttun, mich auch mal bei den anderen "auszuweinen",
aber es geht nicht. Wenn die Medien von meiner Geschichte Wind bekommen, kann ich wirklich Schluß machen!!!!!!!!!
Es ist alles so verzwickt!
Und jetzt noch diese Modernisierungsgeschichte! Wenn die Wohnungsgesellschaft sogar soweit geht, sich wegen meiner Verweigerung selbst an die Medien zu wenden, dann gute Nacht! Denen ist es doch egal, was wirklich war - die schlachten das nach Belieben aus. Aber trotzdem kann ich nicht anders. Ich kann der Wohnungsgesellschaft doch nicht sagen, dass ich in psychiatrischer Behandlung bin und Veränderungen dieser Art (Umzüge) derzeit nicht ertrage. Das wäre doch ein gefundenes Fressen für die!
Ich weiß nicht, was ich tun soll.
Meine Frau meint, wenn ich noch in der Klinik bleiben will, soll ich das tun - aber sollen die Ärzte nochmal mit meiner privaten Krankenversicherung "kungeln", ob ich noch
bleiben "darf"? Es sei denn, sie würden mich auf die normale Station zurückverlegen, dann könnte die Versicherung es sich nicht aussuchen und müßte in jedem Fall zahlen. Meine Frau sagt, sie würde es meiner Tochter schon irgendwie verklickern, wenn ich am Dienstag noch nicht nach Hause käme und vielleicht sogar auf der Normalstation bleiben müßte. Aber ich frage mich, was das denn bringen würde. Einerseits sicherlich mehr Sicherheit und immer jemanden, mit dem ich reden kann. Andererseits leidet meine Familie darunter - und wie lange?
Ich kann doch nicht so lange in der Klinik bleiben, bis meine Probleme gelöst sind; das kann Monate und Jahre dauern!!
Das kann ich meiner Familie doch nicht antun. Andererseits habe ich in den letzten 3 Tagen die gleiche Stimmung wie ganz am Anfang; das darf ich bloß keinem sagen!
Dann stecken die mich doch wieder auf die Geschlossene, obwohl ich mich selbst da wohl gefühlt habe. Kaum zu glauben, oder?
Ich bin innerlich so zerrissen; was soll ich tun?
Alles Scheiße!
Machts gut, Rolle
Rolfe
Beiträge: 388
Registriert: 27. Jul 2004, 15:59

Re: Tagesklinik

Beitrag von Rolfe »

Sagt doch mal was, bitte - ich weiß nicht, was ich tun soll!
Antworten