Seite 1 von 1

(leise) sagen möchte, ich fühle mich gar nicht mehr ignoriert

Verfasst: 3. Feb 2005, 20:22
von Anjafelix
hallo,

ich nehme nun meinen ganzen Mut zusammen und schreibe das nun hier hin
gehört wohl auch zum krankheitsbild ?
das man sich immer gleich ignoriert fühlt wenn man nicht beachtet wird und wird man dann beachtet ergreife ich ganz schnell die Flucht.
Ich lese hier ziemlich viel verfolge eure gegenseitige anteilnahme und hilfsbereitschaft und möchte oft einfach auch dazugehören und dabeisein
dann lese ich streitereien und beziehe es auf mich obwohl ich da gar nichts geschrieben habe, jedoch habe ich woanders was geschrieben und es hat mir niemand geantwortet oder es kommt nicht so bei mir an wie ich es gerne hätte .
Ist ein ziemliches durcheinander also bei mir ist unter anderem eine erschöpfungs- belastungsdepression diagnostiziert und nehme nun seit 2wochen citalopram seit einer woche 20mg und es gelingt mir wieder besser den alltag zu bewältigen ich funktioniere nur das zwischenmenschliche da gerate ich immer zwischen die fronten zumindest kommt dies bei mir so an.
Auf der einen seite Hilfsbereitschaft und Verständnis ein gegenseitiges Freundschaftliches umgehen miteinander und auf der anderen Seite Streitereien die oft eskalieren.
Ich weis jetzt nicht ob ich das alles nachvollziehbar aufschreibe aber das ist das was mich immer wieder in beziehungen die flucht ergreifen lässt und der Depression neue Nahrung gibt.
Ich bin in Therapie, und die Ursachen dieser traumatas sollen in einer Klinik aufgedröselt werden.
Jedoch belastet mich meine andauernde und auch derzeitige Isolation sehr
vieleicht kann mir jemand was hilfreiches dazu schreiben.

liebe Grüsse
anja

Re: (leise) sagen möchte, ich fühle mich mal wieder ignoriert

Verfasst: 4. Feb 2005, 09:58
von Britta
Hallo Anja,

wie schön, daß das Citalopram sich schon positiv bemerkbar macht. Den Alltag besser bewältigen zu können ist bestimmt schon mal sehr hilfreich.

Auch ich hinterfrage oft was ich gesagt, getan, geschrieben habe, ob dieses oder jenes vielleicht auf mich bezogen war. Nicht nur hier im Forum sondern ganz allgemein. Früher war es noch schlimmer. Ich bin heute doch schon ein Stück stabiler, und kann ein wenig mehr zu mir stehen. Aber wenn z. Bsp. hinter mir jemand kichert, denke ich natürlich sofort, der kichert über mich. Dieses Gefühl kennen glaube ich alle!

Viele Grüße, Britta

Re: (leise) sagen möchte, ich fühle mich mal wieder ignoriert

Verfasst: 4. Feb 2005, 10:31
von Mo
Ich kann das was Du schreibst ganz gut nachvollziehen, ich glaube mir geht es auch oft so.

leider fällt mir nix hilfreiches ein im Moment...
Aber vielleicht hilfts auch schon wenn Du weißt daß es Leute gibt die das verstehen?!

Ich wünsch Dir viel Glück bei Deiner Therapie!

Simone

Re: (leise) sagen möchte, ich fühle mich gar nicht ignoriert

Verfasst: 4. Feb 2005, 14:14
von Anjafelix
Hallo Britta

da bin ich aber froh das man mich nicht falsch versteht sondern das es anderen auch so ähnlich geht. Bei mir sind das diese unsicherheiten und innerliche zerrissenheit wenn ich unter den anderen menschen bin.
liest sich irgendwie komisch wenn ich das so schreibe doch weis ich nicht wie ich das anders erklären soll, also ich habe da wohl eine ganz andere Wahrnehmung von Situationen und ich bin jedoch dabei neue Erfahrungen zu machen und eher meinen positiven Wahrnehmungen zu trauen und die negativen stimmen in mir drin zu ignorieren.Die eigene Mitte finden und meiner eigenen Wahrnehmung trauen.
Ich bin mitlerweile sehr dazu übergegangen das ich mich mehr traue auf die anderen zuzugehen und auch nachfrage wer war nun gemeint und wie war das gemeint.
So wie auch hier ich habe mich getraut meine Unsicherheit zuzugeben und frage nach.
liebe Grüsse
anja
::::::::::::::::
::::::::::::::::
Hallo Simone

es hilft schon sehr viel sich darüber unterhalten zu können und das es nicht nur mir so geht
ich hoffte ja darauf das ich damit nicht so alleine dastehe und in der Therapie ist dies auch ein grosses Thema und das es auch meine Aufgabe ist da von mir aus auf die Anderen zuzugehen und nachzufragen und so auch selbstsicherer zu werden.
Mich auch langsam immer weiter vortasten und Kontakte knüpfen, naja nun habe ich es schon wieder getan über meine Probleme kontakte geknüpft was meine Thera sagt das ich das nicht so auf diese Art und Weise tun soll.
aber ich will ja zuerst meine selbstsicherheit verbessern und so auch durch diese Kontakte hier mich besser zu verstehen lernen.

dir auch liebe grüsse
anja

Re: (leise) sagen möchte, ich fühle mich mal wieder ignoriert

Verfasst: 4. Feb 2005, 16:00
von Antje
Hallo Anja,

wenn es mir nicht so gut geht, habe ich genau die gleichen Gedanken wie Du.
Ich habe dann immer das Gefühl für fast alles verantworlich zu sein, auch wenn dem überhaupt nicht so ist, ersticke in Schuldgefühlen und habe wie Du den Eindruck, man wird doch irgendwie ignoriert.

Ich denke, daß das einfach mit dieser besch... Krankheit zusammen hängt.

Geht es mir ganz gut, habe ich diese negativen Gedanken erst gar nicht.

Ich denke, es geht sehr vielen von uns so.

Liebe Grüße

Antje2

Re: (leise) sagen möchte, ich fühle mich mal wieder ignoriert

Verfasst: 4. Feb 2005, 18:57
von Anjafelix
Hallo Antje2

ja genauso ist es bei mir wenn es mir gut geht und ich fit bin dann habe ich so komische Gedanken nicht, da gelingt es mir auch im Kontakt zu bleiben
Bin ich jedoch im Stress und gönne mir selber keine Pause dann gerät alles durcheinander auch die Gedanken.
Meine Thera erklärte es mir diese Woche nocheinmal das ich eben auch deshalb sogut auf die Medikamente anspreche weil meine Batterien total am Ende seien und nun wieder Nahrung bekommen.
Noch bin ich dabei dies zu stabilisieren auch das ich es mir nicht mehr erlaube in so tiefe negative Gedankengänge zu fallen.
Wobei es mir nach wie vor schwer fällt negativer kritik gelassen entgegenzutreten.
Ich hatte grosse ängste was ich da auslösen könnte wenn ich das nun hier hinschreibe ,
es hätte ja auch so ankommen können
"he da, was will die denn da, von wegen fühlt sich ignoriert und will nun beachtet werden, "
Ihr habt mir schon sehr viel geholfen indem ihr mir da verständnis entgegenbringt
naja noch brauche ich diese Bestätigungen von aussen das es auch Menschen gibt die einem nicht überrollen wenn man schwäche zeigt.
Ich danke euch
liebe grüsse
anja

Re: (leise) sagen möchte, ich fühle mich mal wieder ignoriert

Verfasst: 4. Feb 2005, 20:36
von Antje
Liebe Anja,

ich hatte eine lange Phase, in der es mir hundeelend ging, trotz jede Menge Medis.
Aber im Moment geht es mir ganz gut.
Als ich mitten in der Depri steckte, hatte ich null Selbstbewustsein, vor allem Angst, traute mich nicht etwas zusagen, könnte ja falsch verstanden werden, fühlte mich für alles verantwortlich in der Familie, hatte null Selbstwertgefühl, sah alles nur negativ, bezog das negative auch immer nur auf mich usw. Kurz gesagt, ich war total am Ende.

Ich hatte 2 schwere depressive Episoden mit jeweiligem Klinikaufenthalt. Da hatte ich dann natürlich fürchterliche Schuldgefühle wegen meiner Kinder. Habe seither auch mal immer wieder Rückschläge gehabt.

Ich konnte nichts mehr, hab mich nichts mehr getraut, war einfach total am Ende. Aber immer dann, wenn es mir etwas besser geht, wird das alles auch besser. Ich war auch übersensibel, schnell verletztlich. Du kennst das ja.

Heute ist das fast gar nicht mehr vorhanden. War aber auch ein langer Weg. Und ich hoffe, daß es anhalten wird.

Ich habe gemerkt, daß Geduld und Hoffnung dabei sehr wichtig sind.

Ich wünsche Dir einen schönen Abend.

L`G

Antje2

Re: (leise) sagen möchte, ich fühle mich mal wieder ignoriert

Verfasst: 9. Feb 2005, 23:56
von abim
Liebe Anja,
Deine Gedanken sind auch für mich sehr gut nachvollziehbar.
Und, das möchte ich Dir sagen: daß Du Dich sehr gut ausdrücken kannst, ist viel wert! Ich hatte oft Zeiten, in denen ich einfach nicht sagen konnte, was Sache ist.

Gruß
Achim

Re: (leise) sagen möchte, ich fühle mich mal wieder ignoriert

Verfasst: 10. Feb 2005, 00:00
von abim
Uups,
da ist glaube ich etwas schief gegangen.

Sorry!

Re: (leise) sagen möchte, ich fühle mich mal wieder ignoriert

Verfasst: 10. Feb 2005, 00:11
von abim
Hallo an Alle da draussen,

als Neuling im Forum wusste ich nicht, wie sich das so verhält. Jetzt weiß ich es!
Ich dachte erst, die Meldung 'Reply to this message' am unteren Ende, beruhte auf einem Eingabefehler meinerseits. Dem ist wohl nicht so.

Also nochmal liebe Grüsse an Anja!

Sich artikulieren zu können in Krisenzeiten ist eine grossartige Leistung. Oftmals war ich so verwirrt über mich selbst, daß ich praktisch sprachlos war.

Liebe Grüße
und viel Erfolg
Achim

Re: (leise) sagen möchte, ich fühle mich mal wieder ignoriert

Verfasst: 10. Feb 2005, 06:54
von Anjafelix
@hallo Antje2

ich hoffe es geht dir nach wie vor gut geht
Du schreibst das du trotz jeder Menge Medis
auch lange gebraucht hast das es besser wird.
Bei mir ist es so das ich es zusehr spüre was die Medikamenten mit meinem Körper machen und wie sehr ich darauf reagiere deshalb habe ich mich auch so sehr dagegen gewehrt überhaupt welche zu nehmen.
Ich dachte, also wenn Andere viel brauchen dann haben die es notwendig die sind wirklich krank. Ich bilde mir das alles nur ein habe die falschen gedanken und sowieso ist bei mir alles falsch- ich muss mich nur ändern dann habe ich auch keine Probleme mehr.
Ja und das war nun der total falsche weg.
Ich bin eben ich - ich reagiere eben so wie ich bin - ich bin nicht jemand anderes-
ich bin was ich bin
und das zu akzeptieren und überhaupt richtig wahrzunehmen - da stehe ich nun am Anfang-
Geduld und Hoffnung - ja das wünsche ich mir auch
das wünsche ich dir und euch anderen auch
mutmachende Grüsse
Anja
-------------
@hallo achim
das was du schreibst , bekomme ich sehr oft zu hören, das ich mich gut ausdrücken kann
und das resultat davon ist meistens das man sich von mir überfordert fühlt und sich Fenster und Türen schliessen.Naja auch weil ich oft den eindruck erwecke das ich gar keine hilfe will - will alles selber machen.
Eine psychiaterin meinte mal ich wäre wie der Mann und das Meer
jedoch würde ich neben dem Rettungsboot herschwimmen, laut um hilfe schreien , jedoch immer noch kraftvoll und in sicherer Richtung an das richtige Ufer und die angebotene hilfe abweisen und es nicht richtig wahrnehmen was man mir an hilfe anbietet.
Ich habe bei ihr eine Therapie angefangen sie war mein rettungsboot das in sicherer entfernung mir trotzdem hilfe gab und auf einmal war sie weg, ist weggezogen hat ihre gemeinschaftspraxis aufgegeben und ich musste mir wieder ein anderes Boot suchen das mir die sicherheit gibt das ich in die richtige richtung schwimme.
Ich hoffe ich drücke mich immer noch verständlich und nachvollziehbar aus.
Mittlerweile habe ich meine eigene Insel gefunden und habe mein eigenes Rettungsboot und ich schaffe es mit diesem Boot aufs Meer zu fahren und da andere zu treffen die auch in einem Boot sitzen und es gibt da auch noch Andere die noch keine eigene Insel haben und in diesem großen Meer nach hilfe suchen.
Für mich tut sich da ein Bild auf und das sieht so aus Wir sitzen nicht alle im gleichen Boot sondern wir schwimmen alle im gleichen Meer und jeder ist auf der suche nach seiner eigenen Insel und benötigt ein eigenes sicheres Boot um Kontakte zu anderen aufzunehmen.
Nähe und Distanz
viele mutmachende grüsse
Anja

Re: (leise) sagen möchte, ich fühle mich mal wieder ignoriert

Verfasst: 10. Feb 2005, 18:24
von Antje
Liebe Anja,

bei mir hat es auch einige Zeit gedauert, bis ich überhaupt gemerkt habe, daß ich depressiv bin.
Ich hatte alle möglichen körperlichen Symptome und wollte es irgendwie nicht wahrhaben, daß ich depressiv bin. Erst als gar nichts mehr ging und ich freiwillig in eine Klinik bin, war ich bereit das zu akzeptieren.

Ich habe auch den fatalen Fehler gemacht und zu mir gesagt, reiß Dich zusammen, so schlimm ist es nicht usw. Aber es war sogar sehr schlimm. Ohne die Klinik wäre ich heute sehr warscheinlich nicht mehr da.

Ohne Medis und Therapie hätte ich es nie geschafft. Und wie bereits erwähnt, man braucht Geduld und Hoffnung.

Liebe Grüße

Antje2

Re: (leise) sagen möchte, ich fühle mich mal wieder ignoriert

Verfasst: 10. Feb 2005, 22:11
von abim
Liebe Antje2, liebe Anja,

das ist die typisch deutsche Heldenethik: reiß dich zusammen - stell dich nicht so an - jammer nicht - wer sich krank schreiben läßt, ist hinter vorgehaltener ein Krankfeierer usw. Alles solche Schagzeilen die uns von unseren Vorfahren vor die Füße geworfen wurden. Das sind noch Reste der Kriegs - und Nachkriegsgeneration, die, um selbst überleben zu können im Wahnsinn dieser Tage, daß verdrängen mit solchen Worten perfektioniert hat.
Leider auch den folgenden Generationen ziemlich große Probleme beschert hat.

Speziell zu Deiner message Anja:
Deine Gedanken sind für mich durchaus verständlich und nachvollziehbar. Hättest Du in der Schriftstellerei einen prominenten Namen würden sich viele Menschen Mühe machen Deine Worte zu verstehen.
Und das ist genau der Punkt: unser soziales Umfeld macht sich in persönlichen Krisenzeiten wenig bis keine Mühe jmd. zu verstehen. Das Wort "kümmern" ist da plötzlich in keinem Wortschatz mehr zu finden. Solche Verhaltensweisen bekommt man, leider sogar in sehr vielen Familien geboten. Da sieht dann die Reaktion so aus, daß eigene Kinder massiv verbal attackiert werden, ohne sich auch nur ansatzweise Mühe zu machen, die Hintergründe von Problemen und Krisen zu ergründen. Mit vermeintlich guten Freunden verhält sich das genauso.
Ein anderer Begriff dafür ist Abgrenzung.
Auf der Arbeit (ganz besonders im Bereich von Verwaltungen) vertreiben sich die Mitarbeiter die Hälfte ihrer Zeit mit Abgrenzung.
Sorry, ich halte mal hier an. Weiß auch nicht, warum ich hier so aushole. Das Thema hat mich wohl in den letzten 12 Monaten sehr stark beschäftigt.

Und auch einige Worte zu Dir speziell Antje2:
'Ich hatte alle möglichen körperlichen Symptome und wollte es irgendwie nicht wahrhaben, daß ich depressiv bin.'
Die hatte ich auch, die ganze Klaviatur. Man ist total verwirrt. - Habe ich mit 25 schon einen Herzinfarkt (bei massiven Herzstichen)z. B.? - Leider musste ich in den vergangenen 20 Jahren feststellen, daß mir von keiner Seite eine zusammenhängende, logische und nachvollziehbare Erklärung für alle Symptome mitgegeben wurde. Die musste ich mir selbst basteln, aus gesagtem und gelesenem. Ich hatte ja 20 Jahre bis heute Zeit.
Dabei sollten solche Maßnahmen von Seiten der Therapeuten an erster Stelle stehen um Vertrauen herzustellen und dem Patienten wieder so Selbstsicherheit zu schaffen.
Aber Therapeuten arbeiten auch nur 38,5 Stunden in der Woche. Aber: es gab auch Lichtblicke, zugegeben, sonst würde ich noch an der selben Stelle wie vor 20 Jahren stehen.
Und zu den Suizidgedanken:
ganz am Anfang hat mir der erste Psychiater wohl 'suizidgefährdet' ins Buch geschrieben, worauf ich die folgenden 2 Monaten stationär in Behandlung war und dabei erlebt habe, was es in diesem Land mit der Menschenwürde auf sich hat.
Das hat mir meine Mutter viele Jahre später erzählt. Was absolut der Hammer ist. Denn ich hänge zum Schluß doch immer sehr am Leben. Warum?
Weil ich mir immer sagte, daß ich es meinem Umfeld, daß doch im wesentlichen für die Probleme verantwortlich ist, nicht so einfach mache.
Das hat in Krisenzeiten immer gewirkt.
Und weil
ich in meinen Panikattacken immer Todesängste hatte. Und wer Angst vor dem Tod hat, wird sich nicht umbringen. Eine verblüffend einfache Logik, von einer Therapeutin, die eine solche Diagnose auch nicht nachvollziehen konnte.

Schön, von Euch weiterhin zu lesen, Ihr seid auf einem guten Weg!

Liebe Grüße an Euch beide
Achim

Re: (leise) sagen möchte, ich fühle mich mal wieder ignoriert

Verfasst: 11. Feb 2005, 10:25
von Antje
Hallo Anja, hallo Achim,

ich habe zum Glück eine sehr gute Therapeutin und einen guten Psychiater.
Zur Zeit bin ich einigermaßen stabil.

Meine Suizidgedanken waren sehr stark. Ich wollte nicht mehr leben, weil der Zustand, in dem ich mich befand, unerträglich für mich war. Nicht, weil ich einfach nicht mehr leben wollte.

In der Akutphase in der Klinik hatte ich gute Therapeuten, auch beim ersten Aufenhalt auf einer Depressionsstation.

Beim 2. Aufenthalt mußte ich in eine andere Klinik als beim 1. Da kam ich nach einigen Wochen auf eine offene Station, die war aber besch...Ich habe mich dann sehr schnell selbst entlassen, ich habe ja hier gute Therapeuten.

Ich habe jetzt auch gelernt, daß ich es zugeben kann, wenn es mir nicht gut geht. Ich kann mir auch immer besser Hilfe holen, wenn es so ist ( Kinder mal stundenweise abgeben usw.) Und wie Du schon schreibst, zusammenreißen ist das blödeste, daß man zu einem Depressiven sagen kann.

Das einzig Gute ist, daß ich durch die Krankheit viel über mich und das Leben gelernt habe. Ich hoffe, daß mein derzeitiger Zustand bleibt und ich nicht wieder abrutsche.

Liebe Grüße

Antje2

Re: (leise) sagen möchte, ich fühle mich mal wieder ignoriert

Verfasst: 12. Feb 2005, 21:51
von abim
Hallo Antje2,

Deinen folgenden Satz möchte ich für mich genauso übernehmen, darf ich?

'Das einzig Gute ist, daß ich durch die Krankheit viel über mich und das Leben gelernt habe'

Bei den Gedichten ist mir folgender Leitsatz über den Weg gelaufen:

Wer bekommt, was er mag, ist erfolgreich
wer mag, was er bekommt, ist glücklich.

Weiterhin schönes Wochenende
auch an Anja

Liebe Grüße
Achim

Re: (leise) sagen möchte, ich fühle mich mal wieder ignoriert

Verfasst: 13. Feb 2005, 17:04
von Antje
Hallo Achim, hallo Anja,

das Gedicht kenne ich nicht, aber es ist die Wahrheit. Klar hätte ich sehr gerne auf die Depri verzichtet, ich hatte echt das Gefühl, ich gehe durch die Hölle. Aber ich versuche auch das Positive darin zu sehen.
Und die Hoffnung hat mich auch zum Glück nie ganz verlassen.

Ich wünsche Euch einen schönen Sonntagabend.

Gruß

Antje2

Re: (leise) sagen möchte, ich fühle mich mal wieder ignoriert

Verfasst: 17. Feb 2005, 06:58
von Anjafelix
Hallo Achim und Antje

eure Gedanken hatte ich auch schon oft , das die Depression auch positive Seiten hat wobei das Leiden und das erkennen das im Leben was falsch läuft neue Wege eröffnet.
Ich wünsche es niemandem so durch die innere seelische Hölle zu gehen, doch irgendwie habe ich auch nie die Hoffnung aufgegeben das da noch was anderes sein muss und sein darf im Leben und das dies nicht das Ende ist.
Es gab bei mir Zeiten da war es mir zuviel wenn ich zur Aufmunterung von einer netten Bekannten einen Blumenstraus aus ihrem Garten geschenkt bekam da sie sah wie schlecht es mir geht ich sah das "Ding" und es war nur "zuviel" es störte meine Ordnung die sich festgefahren hatte. Meine Wohnung war durcheinander durch einen "Gegenstand" der da in dieser Zeit nicht dazugehörte.
Ich konnte mich an gar nichts mehr erfreuen alles war zuviel .
Aber nun geht es wieder viel besser und ich habe auch sehr viel über mich durch die Depression gelernt und das ich alleine die Verantwortung habe das ich was aus meinem Leben mache.
Und ich kann wieder sehen und spüren das kleine Dinge das Leben schön machen .
Ich wünsche uns das immer irgendwo ein Lichtchen brennt damit wir wenn es dunkel um uns herum wird, wir einen Lichblick haben der zeigt da ist immer noch Hoffnung und wenn auch ab und zu die Richtung falsch war es gibt immer wieder irgendwo einen neuen Weg
liebe Grüße
Anja

Re: (leise) sagen möchte, ich fühle mich mal wieder ignoriert

Verfasst: 17. Feb 2005, 23:41
von abim
Hi Anja,

sehr schön, etwas von Dir zu lesen!
Diese seelische Hölle, dieses leben nur mit der kleinen Zündflamme, komisch nicht, das sind manchmal Jahre, das ist eine ganz andere Welt. Da ist nichts: keine Perspektive, weder berufliche noch private, einfach nichts. Keine Hoffnung auf irgendwas. Nur ein letzter Selbsterhaltungstrieb. Sowas wie der 'Abgesicherte Modus' des Betriebssystems eines PC.
In dieser Situation hatte ich das unsägliche Glück, bei Verwandten unterzukriechen, besser: aufgenommen zu werden.
Da war ich dann endlich mal wieder integriert. Brauchte mir keine Sorgen um das 'tägliche Brot' zu machen, es gab kleine Arbeiten in der Werkstatt meines Onkels, Hilfstätigkeiten für die ich sehr dankbar war und die ich für mich als Ausgleich für die Unterkunft gesehen habe, worauf ich auch wieder sowas wie Stolz für mich empfand.

Das regelmäßige Essen war so etwas wie die einzige Befriedigung.

Mein Onkel ist nun schon seit 9 Jahren tod, Krebs. Mein Vater, als Auslöser meines Lebensdesasters ist letztes Jahr gestorben.

Im Moment arrangiere ich mich relativ gut. Bin wieder mal auf Arbeitssuche, aber das zieht mich zur Zeit nicht runter.

Die einzige Baustelle, die mir zur Zeit die größten Schwierigkeiten bereitet und mich in kurze depressive Schübe fallen lässt, ist die Liebe. Das ist sowas wie meine Lebensbaustelle schlechthin. Aber auch da habe ich doch wieder Hoffnung, wenn auch nicht Mut.

Hier möchte ich noch ein Zitat wiedergeben, daß ich an anderer Stelle in diesem Forum gesehen habe, in dem ich mich sehr gut wiederfinde:

Trenne dich nicht von deinen Illusionen. Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren, aber aufhören zu leben.
(Mark Twain)

Liebe Grüße
Achim

Re: (leise) sagen möchte, ich fühle mich mal wieder ignoriert

Verfasst: 18. Feb 2005, 13:40
von Antje
Liebe Anja, lieber Achim,

in der Depri selbst, hatte ich auch an nichts mehr Freude, alles war mit zu viel, es ging einfach nichts mehr.
Ich habe heute auch immer wieder Tage, an denen es mir mies geht und ich Angst habe, wieder abzurutschen. Wenn es dann nach einigen Tagen, manchmal schon am nächsten Tag, wieder deutlich besser geht, freue ich mich und klopfe mir auf die Schulter. Denn für uns ist das nicht selbstverständlich.

Ich habe an die 2 Jahre niemanden mehr zu uns nach Hause eingeladen. Es ging einfach nicht. Heute machen wir das wieder regelmäßig, auch gehen wir andere Bekannte wieder besuchen.


@ Anja, es ist schön zu lesen, daß es Dir besser geht. Ich habe auch gelernt, daß man auf jeden kleinen Fortschritt, den man bei sich entdeckt, stolz ein darf.Und man sollte sich dafür auch öfters belohnen, mit Dingen oder Aktivitäten, die einem Spaß machen, die man mag.


Man braucht viel Geduld und Zeit, aber irgendwann wird es besser.

Liebe Grüße

Antje

Re: (leise) sagen möchte, ich fühle mich gar nicht mehr ignoriert

Verfasst: 10. Mär 2005, 12:06
von Anjafelix
Hallo Antje 2 und Achim
und auch ihr alle Anderen ich hoffe ich vergessen niemanden
Albert,Data,Bernd,Simpl,Emriye,Geborgenheit,Edeltraut,Sewi
Tom (tm), Theo,Beate(atetobi), Lee,Mo,Xavro
Antje, Monia ,Kobi, Ulli, Daniela,Clara,Troelf,Flora
Martina,Britta,Angel, Wuschel,
ihr alle habt mir Mut gemacht besser für mich selber zu sorgen und am Montag gehe ich in die Psychiatrie
da ich immer mehr merke das ich einem Abgrund entgegengleite doch diesmal habe ich sehr deutlich und laut um hilfe geschrien und habe die hilfe auch angenommen.
Diesmal kein Krankenwagen und magen auspumpen damit ich viel aufmerksamkeit bekomme.
In Gedanken nehme ich euch alle mit und es hilft mir sehr nicht so alleine zu sein, eine Auszeit für mich zu nehmen ohne zuvor eine Katastrophe ausgelöst zu haben.
Ich wünsche euch Allen alles gute auch den stillen mitlesern alles gute.

liebe Grüsse
Anja

Re: (leise) sagen möchte, ich fühle mich mal wieder ignoriert

Verfasst: 10. Mär 2005, 13:40
von Lee
Alles Gute!

Re: (leise) sagen möchte, ich fühle mich mal wieder ignoriert

Verfasst: 10. Mär 2005, 15:05
von tm
Hallo Anja.

Ich wünsch Dir auch viel Glück und alles liebe..Und komm ja heil wieder...oder heiler als jetzt?
Ich finde es schön, dass Du uns gedanklich alle mitnimmst. Ich hatte gestern einen recht ähnlichen Gedanken im Hinblick auf meine erste Thera am 11. April *zitter*..Um wieviel einfacher wäre es, wenn man all die lieben Menschen als Verstärkung mit einpacken könnte, die man mit angenehmen Dingen verbindet...Aber durch manche Dinge müssen wir auch mal halbwegs ohne Hilfe vertrauter Menschen durch - weil deren Hilfe ja auch leider restriktiert ist, d.h. heilen können mich meine Mitmenschen nicht, aber doch zumindest zur Seite stehen und wenn es auch nur gedanklich ist.

Ich wünsche Dir auf jeden Fall alles Liebe - und wenns mal schwer sein sollte, dann denk daran, dass es ne Menge Menschen gibt, die da mit Dir fühlen.

liebe Grüße und in Hoffnung auf ein baldiges Wiederlesen,
Thomas.

Re: (leise) sagen möchte, ich fühle mich gar nicht mehr ignoriert

Verfasst: 10. Mär 2005, 22:17
von Antje
Liebe Anja,

ich möchte Dir auf die Schultern klopfen uns sagen:"Gut gemacht mit Deiner Entscheidung für die Klinik"

Ich wünsche Dir alles Gute und freue mich auf ein Wiederlesen nach Deinem Klinikaufenthalt.

Liebe Grüße

Antje2