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Warum ist man so blöd?

Verfasst: 28. Jan 2005, 11:25
von paradiddler
Hallo,

vor einiger Zeit habe ich eine freie Mitarbeit bei einer Werbeagentur angeboten bekommen. Ich bin Student und brauche das Geld dringend. Aber ich habe nicht zurückgerufen. Warum? Ich weiß, das es momentan eine Frau gibt, die mir Avancen macht. Ich kann nicht darauf eingehen. Warum? Ich weiß, das mein Konto leer ist, und ich meinem letzten Mieter noch Geld schulde. Ich tue nichts. Warum?

Ich scheine zu warten. Worauf?

Stefan

Re: Warum ist man so blöd?

Verfasst: 28. Jan 2005, 12:43
von LadyDepresse
Du kannst Dich wahrscheinlich nicht entscheiden und moechtest Dich vergraben bis alles vorbei ist?
Auch die kleinsten Entscheidungen ob Du jetzt einen Freund anrufst, oder nicht faellt Dir schwer?

Tjoa... also mir gehts im Moment so und es zerreisst mich innerlich immer.
Entscheidugen zu treffen sind in eienr Depression meines Erachtens deshalb so schwer, da man in einer akuten Phase kein Vertrauen zu sich selbst hat.

Und wuerde man jemanden fuer sich entscheiden lassen, zu dem man kein Vertrauen hat? Wohl eher nein.
Du musst Dich nicht entscheiden. Wenn Du keine Kraft hast.
Und wenn der JOb futsch sein sollte, wird wieder einer kommen!

Gruß
Lady Depresse

Re: Warum ist man so blöd?

Verfasst: 28. Jan 2005, 12:51
von Träumerin
Manchmal ist man blöd und handelt auch nicht korrekt. Ich kenne das Gefühl, wenn man einen Berg Aufgaben vor sich hat und vor lauter Angst, etwas falsch zu machen, dann garnichts tut. Ich behelfe mir in solchen Situationen damit, dass ich mit den einfachsten Aufgaben anfange, damit hinterher nicht alles falsch läuft.

Re: Warum ist man so blöd?

Verfasst: 28. Jan 2005, 13:06
von rilke
Ist das nicht eine Problematik der Depression? Auf einmal bin ich nicht mehr in der Lage einfachste Telefonate zu führen, der Antrieb und die Überwindung ist mir dann schlicht abhanden gekommen. Deshalb ist nicht die Frage nach dem Warum entscheidend für mich, sondern, wie ich vorgehe, um den Alltag zu meistern. Ich schreibe mir die wichtigsten Dinge auf einen Zettel und erledige jeden Tag etwas von dieser Liste. Das sind dann meine Tageserfolge. Mühsam, aber hilfreich.
Liebe Grüße Gika

Re: Warum ist man so blöd?

Verfasst: 28. Jan 2005, 13:15
von paradiddler
Vielen Dank für eure Gedanken! Natürlich weiß ich, dass dies alles Symptome der Depression sind; aber es ist zum Verzweifeln, man verbaut sich alles, hat so viel Gutes vor sich und kann sich nichts nehmen. Ich will aber irgendwo in mir etwas nehmen vom Leben.

Danke für die Antworten.
Stefan

Re: Warum ist man so blöd?

Verfasst: 31. Jan 2005, 17:37
von Eduard
Hallo, Stefan

Du scheinst unter einer Depression zu leide, bei der die Untereinheit "Antriebsstörung" besonders stark ausgeprägt ist. Das liegt vermutlich daran, das das Motivationszentrum in deinem Gehirn nicht mehr richtig funktioniert. Nach bisherigen Forschungen wird Motivation durch Dopamin vermittelt. Vielleicht erzeugt dein Motivationszentrum zuwenig Dopamin oder die Rezeptoren für Dopamin sind fehlerhaft und reagieren nicht richtig auf das Dopamin. Deshalb schlage ich vor, das du Medikamente nimmst, die den Dopaminspiegel in deinem Gehirn künstlich erhöhen. Auf jeden Fall mußt du das vorher mit deinem Arzt besprechen. Laß dich auf keine Psychotherapie ein. Das ist Zeitverschwendung

Re: Warum ist man so blöd?

Verfasst: 1. Feb 2005, 10:44
von Edeltraud
Hallo Stefan,

deine Frage "warum" kannst nur du dir beantworten.

Vielleicht tragen meine Gegenfragen dazu bei, dass du die Frage nach dem "warum" dir beantworten kannst.

Willst du nicht? (mangels Interesse oder warum auch immer)
oder
kannst du nicht? (mangels Antrieb)

Viele Grüße
Edeltraud

Re: Warum ist man so blöd?

Verfasst: 5. Feb 2005, 06:22
von KatzeI
Lieber Stefan!

Ich möchte Dich und Deine Problematik nicht denunzieren aber ist es nicht häufig ein Problem nicht zu wissen ob und was man tun soll?

Denn es ist letztenendes doch so, das man einfach viele Dinge nicht tut weil man das Ergebnis nicht kennt. Aus der Angst heraus, zu Versagen, sich anderen Menschen öffnen zu müssen. Mit den Jahren verlieren immer Menschen den Mut etwas zu wagen vor lauter Angst verletzt zu werden.

Allerdings denke ich auch, das es Leuten wie uns noch schwerer fällt, diese Entscheidung zu treffen. Funktioniert es nicht, fallen wir in ein Loch das so groß ist wie der Ozean.
Was also hast Du zu verlieren? Habe den Mut und probiere es aus...!! Wenn es funktioniert, geht es Dir gut. Wenn es nicht funktioniert, hast Du es zumindestens versucht!!

Ich wünsche Dir und auch allen Anderen, den Mut und die Kraft andere Wege zu gehen, neues auszuprobieren!! TSCHAKA! Wir schaffen das schon!

Liebe Grüße
Kathrin

Re: Warum ist man so blöd?

Verfasst: 8. Feb 2005, 01:15
von tubolo
Hallo Stefan, deine Gefühle kenne ich ganz genau. Mir ging es 20 Jahre genau so wie Dir. Habe mich immer wieder vor der Welt verkrochen, einfachste Angelegenheiten konnte ich nicht erledigen. Ich emfpand alles wie eine einzige Lebenslähmung. Ich rate Dir sobald wie möglich Hilfe zu holen. Mache seit Anfang Januar 2005 eine Medikamententherapie und fühle mich wie ein neuer Mensch so wie Alice im Wunderland eben. Es ist so als ob mir ein neues Leben geschenkt worden ist. Nur Mut. Jeder Tag mit einer Depression is ein verlorener Tag, meine hat mir 20 Jahre gestohlen.

Re: Warum ist man so blöd?

Verfasst: 14. Feb 2005, 06:24
von ff
Lieber Stefan,

das ist unser ewiges Dilemma, in dem wir stecken:
Man will, aber man kann nicht. Da ist eine unbeschreibliche, undefinierte Blockade, etwas, was uns einleimt, den Atem abschnürrt, fesselt und beherrscht. Wir haben alle das Gefühl, die innere Empfindung, wir sind nicht mehr Herr unseres Lebens, unseres Alltags, unseres Willens.
Der Druck von außen, wie in deinem Fall, kommt noch hinzu, aber du selbst kannst ja nichts dafür. Das ist keine Entschuldigung oder eine nette Umschreibung, das ist momentan deine/unsere Realität. Wir können nicht anders. In einer Depression Entscheidungen zu treffen, neue Wege zu gehen, Perspektiven zu erkennen und diese verfolgen - das ist verdammt schwer.
Diese Antriebsstörungen kenne ich nur allzu gut. Bin seit eineinhalb Jahren ein "offizieller" Depressiver, noch arbeitsunfähig, von der KK ausgesteuert, auf Chancen wartend, auf einen Befreiungsschlag wartend.
ADs, die antriebssteigernd sein sollen und das ewige Karussellfahren im Kopf unterbrechen, wirken zum größten Teil, aber nicht immer, nicht kontinuierlich.
Hast du schon einmal mit deinem behandelnden Psychiater über Therapien, Rehas etc. gesprochen? Oder bist du noch gar nicht in Behandlung? Warst du schon einmal bei den sozialen Diensten in deiner Stadt? Caritas etc. bieten so etwas an.
Die Lähmung ist ja das Schlimmste an der Depression. Aber vergiss nicht: Du bist nicht allein:) Das Forum gibt uns Kraft und hilft uns weiter. Es ist mitunter ein langer Weg, aber wir gehen ihn, mit all den Stolpersteinen, Barrieren Orientierungsschwierigkeiten. In einem halben Jahr, in einem Jahr oder auch in zwei Jahren sind wir weitergekommen und wissen dann vielleicht, warum die momentane Phase unseres Lebens sein sollte. Wir geben nicht auf, wir kennen nur noch nicht alle Wege.
Hoffe, dir geholfen zu haben.

Grüße
ff