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Partner nicht überstrapazieren

Verfasst: 19. Jan 2005, 23:50
von Leberwurst
Hallo zusammen,

ich bin etwas ratlos, wie unser Eheleben nun aussehen soll, wo meine Depressionen offensichtlich "klinisch" und "klassisch" sind.
Mein Mann ist ein sehr rational denkender Mensch, der ohnehin mit stark emotional eingefärbten Situationen schwer umgehen kann. Wir lieben uns über alles, und das macht die Sache noch schwerer für mich.
Ich bin nun mal depressiv, nun sogar diagnostiziert und behandelt. Es ist nun mal so, dass ich an einigen - vielen - Tagen ungerecht, unausstehlich, narzisstisch, selbstmitleidig, einfach nicht zu verstehen bin. Ich weiß, dass ich meinem Mann - der aus beruflichen Gründen nur am Wochenende heimkommen kann - damit das Leben teilweise sehr schwer mache. Ich weiß auch, dass er voll und ganz gewillt ist, das mit mir "durchzustehen". Aber er kann an solchen Tagen nun mal nichts "richtig" machen... wie kann ich ihm näher bringen, was Depressionen bedeuten? Wie meine Krankheit aussieht?
Habe ich ein Recht dazu, ihn einfach mit ausgedruckten "Verhaltenstipps für Angehörige" zu konfrontieren? Unsere Ehe ist doch kein Selbstbedienungsladen für mich und meine Bedürfnisse! Ich hab so ein schlechtes Gewissen ihm gegenüber..

Gruß Eva

Re: Partner nicht überstrapazieren

Verfasst: 20. Jan 2005, 16:24
von kleine-lady
Hallo Eva

ich kann Dir nur raten,nimm Deinen Mann mit zur nächsten Therapiestunde,
der Therapeut/in kann einiges besser erklären,als Du,weil er auch aussenstehender ist.
Es ist dann vieles einfacher.....

Ich war über 3 J. (mit meinen 2 Schwestern)lang Betroffene wegen unsrer Mutter,das war eine schlimme Zeit,Sie war heute ganz lieb u. morgen genau das Gegenteil,
Wenn wir damals nicht ständig den Kontakt gehabt hätten zu ihrem Therapeuten,der uns alles erklärte,wir wären alle drei durchgedreht,und so konnten wir dann doch vieles besser verstehn,anders damit umgehn,und sie merkte das dann auch,wir verhielten uns eben auch anders,es wurde eben für alle dann etwas angenehmer.
Das schlimme bei ihr war auch der ständige Stimmungswechsel.Wer will das verstehn.
Es war unsere Mutter,wir konnten nicht davon laufen........

Jetzt bin ich selber Betroffene,ich hatte,als ich ganz unten war,meinen Mann sofort mitgenommen,zu meiner Therapeutin,GottseiDank.

Ich hatte ja auch Angst das ich so werde wie meine Mutter,aber welch ein Segen - NICHT!

Laß nicht zu das Deine Ehe daran kaputt geht,Dein Mann wird Dich sicher begleiten,zu einem Termin,laß Dir gaaaaaanz schnell helfen......

> enga

Re: Partner nicht überstrapazieren

Verfasst: 20. Jan 2005, 18:02
von tommi
Liebe Eva,

ich bin Angehöriger und kenne genau das was du beschreibst. In ihren Phasen kann ich ihr auch nichts recht machen...

Wichtig für mich war und ist, dass sie sich mir gegenüber geöffnet hat und ich lernte, die "Angriffe" nicht auf mich zu beziehen. Durch die Gespräche habe ich schon vieles verstanden.
Wir haben uns darauf verständigt, dass sie mir sagt, was sie Momentan braucht. Reden, oder Ruhe, oder sogar Ablenkung.
Auch hilft es ihr, dass ich ihr meine Gefühle ausdrücke und auch ihre Hilfe brauche, denn so stärkt das ihr Selbstwertgefühl auch gebraucht zu werden.

Konfrontiere ihn ruhig mit Verhaltenstipps, denn er ist selbst unsicher, fühlt sich unverstanden und hat auch Ängste. Reden ist der Anfang des Verstehens.

Vielleicht kannst du ihm auch dieses Forum zeigen, damit er sich Informationen über deine Krankheit holen und sich mit anderen Angehörigen austauschen kann. Es hilft schon zu erkennen, dass man nicht alleine ist .

Enga hat natürlich die beste Möglichkeit aufgezeigt. Es würde ihn und dir ungemein weiterhelfen, wenn er in deine Therapie eingebunden wird. Vielleicht ist es unter der Woche ja möglich, dass er die Zeit dazu findet, mitzugehen.

Ich kann dir nur Mut machen, dass durch die vielen Gepräche und das Öffnen seiner Gefühle die Beziehung nicht zerstört wird, sondern viel viel inniger wird als vorher .

Habe kein schlechtes Gewissen. Du kannst nichts dazu, dass du krank geworden bist.
Dass du dir auch Gedanken um deinen Mann machst, ist schon toll und führt hoffentlich auch bei euch zu der besagten Innigkeit.

Ich wünsche dir viel Kraft.

Gruß
Tom

Re: Partner nicht überstrapazieren

Verfasst: 20. Jan 2005, 19:20
von Leberwurst
Hallo Enga,
danke für Deine Antwort. Eine sehr gute Idee ist das im Prinzip schon. Nur - ich nehme bislang "nur" Medikamente, die Diagnose ist noch nicht lang her, und ich wüsste gar nicht was ich mit der Therapie anfangen soll. Meine Psychiaterin hat davon auch noch kein Sterbenswörtchen erwähnt, und die ist ja außerdem noch Psychotherapeutin. Leider ist mein Mann auch jobmäßig ja nur am Wochenende hier. Da er erst Urlaub hatte, wird er auch so bald keinen mehr bekommen.
Ich freue mich, dass Du es nicht so machst wie Eure Mutter damals! Hut ab. Dir weiterhin viel Kraft.

Hallo Tom,
danke auch für Deine Antwort. Ich werde es tatsächlich so machen, dass ich meinem Mann, wenn er morgen heimkommt (und sich das antun will), diese Website einfach mal zeige. Ich habe ihm schon ein paar Sachen ausgedruckt. Du hast völlig Recht: Wir müssen reden, reden, reden. Heute fühle ich mich dazu auch in der Lage - hoffe, das ist auch am Wochenende mal so!
Vielleicht tummelt der sich ja auch bald als Angehöriger hier und heult sich bei Dir aus.
Auch Dir weiterhin viel Kraft!

Gruß Eva

Re: Partner nicht überstrapazieren

Verfasst: 25. Jan 2005, 17:55
von tommi
Liebe Eva,

wie ist es dir ergangen. Warst du in der Lage, mit deinem Freud zu reden?

Gruß
Tom