Diskussionsforum Depression

Hallo Zusammen,
nach 3,5 Monaten Krankmeldung, davon 8 Wochen in einer Tagesklinik wegen mittelgradiger Depression, wollte ich eigentlich nächste Woche meine Wiedereingliederung starten. So war es mit der Ärztin abgesprochen. Wir haben letzte Woche auch alles ausgefüllt und ich habe meine Vorgesetzte angerufen, da sie der Wiedereingliederung ja zustimmen muss. Am Telefon teilte sie mir dann mit, dass sie mit mir ein Gespräch führen möchte, an dem auch die oberste Chefin und der Betriebsrat teilnehmen werden. Auf meine Frage, warum das Gespräch in der Konstellation stattfinden wird und welcher Art das Gespräch sein wird bekam ich als Antwort, dass sie mir das nicht sagen würde, denn dann müsste das Gespräch ja nicht geführt werden. Nun habe ich noch eine Woche Zeit bis das Gespräch stattfindet, was meiner derzeitigen Verfassung absolut nicht gut tut. Ich befürchte, dass ich versetzt werden soll. In mir wüten Gefühle wie verletzt sein, Wut, Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit... Über mehrere Ecken habe ich erfahren, dass meine Krankheitsvertretung meinen Posten übernehmen wird. Hatte vielleicht einer von euch auch schon einmal solch eine Situation? Ich weiß gerade gar nicht, wie ich in dieses Gespräch reingehen soll.
Viele Grüße und Danke

Hallo Bluevelvet,

ja, wenn deine Krankheitsvertretung deinen Posten übernehmen soll, dann klingt das ja sehr nach Versetzung oder Kündigung.
Ich hab da leider auch nicht wirklich Erfahrung.

Kannst du deine Gefühle mit irgendjemandem besprechen ? Speziell vielleicht in der Therapie ?

Bei solchen Sachen bin ich immer sehr schnell im Abschließen und Hintermirlassen - was aber auch nicht immer eine gute Strategie ist. Damit vermeide ich zu negative Gefühle und versuche dann wieder positiv in die Zukunft zu schauen. Auch der Spruch "es gibt immer eine Lösung" hat mir schon sehr geholfen. Oftmals schmiede ich mir auch Plan B und Plan C, um wirklich Alternativen zu haben und zu wissen, was ich mache, wenn dieser oder jener Fall eintritt.

Innerlich solltest du Dir sagen, dass egal was von den Leuten kommt, dein Wert deshalb nicht anders ist, du auch nicht wertloser bist. Deinen Selbstwert bestimmst sowieso nur du selbst. Es gibt Menschen, die sehen in ihren Mitarbeitern nur einen wert, wenn es sich für die Firma rentiert - wobei eine Firma schon auch wirtschaftlich überleben muss. Aber du selbst musst ja nicht genauso denken - und schon gar nicht über dich.

LG Senif

Hallo Bluevelvet,
ich kann Dich voll verstehen.
Als Person, die schon viele ähnliche Gespräche als Betriebsrätin begleitet hat, kann ich dir nur folgendes nahe legen:
- Auch wenn es schwer fällt, nicht zu emotional in das Gespräch gehen.
- Lass Dich bitte nicht unter Druck setzen.
-Nimm eine Person Deines Vetrauens als Beistand mit- geht aber bei sogenannten Krankenrückkehrgesprächen leider nicht.
-führe ggf. ein Gesprächsprotokoll und lass es ggf. gegenzeichnen.
Vermeide die Worte "Ja" oder "dem stimme ich zu" o.ä.
- Schweigen oder um ein weiteres Gespräch bitten, ist keine Schande.

Best case: Das Gespräch ist als BEM-Betriebliches Eingliederungsgespräch- vorgesehen, welches jeder Betrieb erkranken MA ab dem 41 Krankheitstag anbieten muss. Das wird im optimalen Fall durch das BEM Team- BR,Perso,MA- durchgeführt.
Leider ist nach meiner Kenntnis der Grundgedanke eines BEM`S in vielen Personalabteilungen und bei Betriebsräten immer noch nicht angekommen .

Worst case: Ein sogenanntes Krankenrückkehrgespräch- Disziplinarmaßnahme AG
Die Unteschiede zwischen den beiden Gesprächen sind gravierend.
Tipp: Informiere Dich bitte Was ein BEM eigenlich ist und wie es richtig durchgeführt durchgeführt wird. https://www.bih.de/integrationsaemter/t ... mpakt/bem/
Sprich ggf. vorher mit dem BR-Mitglied Deines Vertaruens.
In welche Richtung sich Dein Gespräch entwickelt ist reine Spekulation und schürt nur Ängste.
Viel Glück
Schlu

Hallo Bluevelvet,

wenn dir dein alter Posten am Herzen liegt, dann kämpfe.

Hast du einen GdB und kannst die Schwerbehinderung mit ins Boot nehmen? Einen besonderen Kündigungsschutz hättest du dann ja auch.

Wie lange bist du schon in der Firma? 3,5 Monate sind ja noch nicht wirklich viel an AU vor allem, wenn man schon länger beschäftigt ist.

Was sagt dein Arbeitsvertrag? Ist eine interne Versetzung seitens des AG einfach möglich?

Welche Verbindung hast du zum Betriebsrat? Du könntest dich auch mit denen auf das Gespräch vorbereiten. Habt ihr ein betriebliches Eingliederungsmanagement und wenn ja, was ist darin festgehalten?

Eine Information über "5 Ecken", daß dein bisheriger Arbeitsplatz von der Krankheitsvertretung dauerhaft übernommen wird, muss nicht der Wahrheit entsprechen.

Ich kann verstehen, dass dich das Ganze verunsichert, aber zunächst würde ich das Gespräch abwarten und mich drauf vorbereiten im Sinne der positiven eigenen Eigenschaften in Bezug auf die bisherige Arbeit.

Solltest du aktuell in therapeutischer Behandlung sein, würde ich mich mit der Therapeutin auf das Gespräch vorbereiten.

Alles Gute für dich

Vielen lieben Dank für eure Antworten.
Heute habe ich ein Gespräch mit dem Betriebsrat geführt. Sie war auch sehr erbost darüber, wie man in der Situation auf mich zugegangen ist. Wir haben uns aber gut abgesprochen und sie hat mir ihre Rückendeckung bei dem Gespräch zugesagt.
Außerdem hat der Betriebsrat mit der obersten Chefetage gesprochen und darauf hingewiesen, dass das Vorgehen nicht korrekt war.
Vorhin hat mich dann meine Chefin angerufen, doch ich konnte nicht drangehen, da ich zu aufgewühlt war als ich gesehen habe, dass sie dran ist. Sie hat mir auf den AB gesprochen und mir mitgeteilt, dass ich sie morgen anrufen soll, da sie noch etwas zu unserem letzten Gespräch hinzufügen möchte.
Ich merke gerade sehr, wie mich diese ganze Situation wieder runterzieht und aktuell weiß ich auch nicht, was ich möchte. Möchte ich dort noch arbeiten?
Auf jedenfall gehe ich nach dem Gespräch mit dem Betriebsrat etwas entspannter in das Gespräch mit der Chefin.
Euch danke ich sehr für eure Antworten, den Denkanstößen und den aufmunternden Worten.
Liebe Grüße Bluevelvet