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Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, am Ende meiner Kräfte...

Verfasst: 20. Sep 2024, 09:15
von Herzmensch
Hallo liebe Community,
ich habe viele Beiträge hier im Forum gelesen und so viele Parallelen zu meiner Situation entdeckt, dass ich mich entschieden habe, auch einen Account anzulegen und meine Situation zu beschreiben. Ich hoffe auf ein paar gut gemeinte Ratschläge, da ich mittlerweile völlig verzweifelt, hoffnungslos und am Ende meiner Kräfte bin.
Um das Gesamte zu verstehen, muss ich etwas weiter ausholen (hoffe, dass es trotzdem der ein oder andere bis zum Ende liest). Ich bin 48 Jahre jung, Vater von drei wundervollen Mädels, wobei zwei aus erster Ehe stammen und die dritte aus zweiter Ehe. Ich bin Familienmensch durch und durch, stelle meine eigenen Bedürfnisse immer hinten an, aber das ist für mich völlig in Ordnung (geht's allen andern gut, geht es mir gut). 2006 habe ich zum ersten Mal geheiratet, 2007 kam die erste Tochter zur Welt, 2011 die zweite. Leider haben sich meine Ex-Frau und ich in völlig unterschiedliche Richtungen entwickelt, wodurch die Ehe gescheitert ist und 2013 die Scheidung kam. Diese Trennung hat meine Exfrau nie richtig verdaut und sie lässt bis heute keine Gelegenheit aus, mir zuleide zu leben.
2016 habe ich erneut geheiratet und 2018 kam dann die dritte Tochter zur Welt. Es war von Anfang an die große Liebe bei uns beiden und wir haben uns immer sehr gut ergänzt, hatten gleiche Ansichten/Interessen und es gab bis auf kleine Meinungsverschiedenheiten nie wirklich Streit. Haben zusammen ein Haus gekauft und umgebaut, finanziell geht es uns bestens, haben beide einen guten Job. Summa summarum: eigentlich die perfekte Beziehung. Meine beiden Töchter aus erster Ehe, die immer 14-tägig übers Wochenende bei uns waren, haben meine Frau von Anfang an ins Herz geschlossen und wir waren selbst vor der Geburt der dritten Tochter eine funktionierende Patchwork-Familie.
So viel zu der Sonnenseite des Lebens, natürlich gab es auch ein paar Schattenseiten. 2020, mitten in der Corona-Zeit, ist ganz plötzlich die Mutter meiner Frau verstorben, was ein furchtbarer Schicksalsschlag für sie war (und heute noch immer ist). Aufgrund der Corona-Verordnung war eine richtige Trauerfeier und ein normales Begräbnis nicht möglich, was das Ganze natürlich noch schlimmer gemacht hat. Ebenfalls in dieser Zeit waren wir gerade dabei, das Anfang 2020 gekaufte Haus umzubauen, wodurch ich viel Zeit auf der Baustelle verbracht habe und wenig für meine Frau da sein konnte. Zusätzlich kam mein damaliger Arbeitgeber aufgrund des Diesel-Skandals in Schwierigkeiten, Geschäftsführerwechsel, Unternehmensberatung, Entlassungen, Kurzarbeit, etc. Ich hatte echte Existenzängste und machte mich auf Jobsuche, dabei habe ich mich aber sehr zurückgezogen und wolle "meine Probleme mit mir selbst ausmachen". Wie oben bereits geschrieben hat meine Exfrau keine Gelegenheit ausgelassen, mir das Leben schwer zu machen, was sie dann irgendwann auch über die Kinder fortgeführt hat, indem sie diese gegen meine Frau aufgehetzt hat ("die neue Frau von Papa ist schuld daran, dass ihr keinen Papa mehr habt"). Die bis dahin bestehende Harmonie zwischen meiner Frau und den beiden großen Kindern kam somit immer mehr ins wanken, bis es dann im Sommerurlaub 2022 in Italien eskaliert ist und sie meine Frau aufs übelste beschimpft haben. Ab dort waren die 14-tägigen Wochenenden Geschichte und ich habe mich außerhalb meiner Ehe mit den beiden großen Kindern hin und wieder getroffen. Meine Frau hat sich dann stark aus der Ehe zurückgezogen, viel mit Freundinnen und auch alleine unternommen. Ich habe ihr den Freiraum immer gegeben und trotz allem haben wir noch immer eine gute und innige Beziehung geführt (zumindest habe ich es so empfunden).
Auf anraten ihrer Patentante hat meine Frau 2023 eine Reha beantragt, um die angefallenen Ereignisse (Tod der Mutter, Bruch mit meinen beiden großen Kindern, ihr Vater, der kein Interesse an ihr zeigt (hatte ich noch gar nicht erwähnt)) zu verarbeiten und damit abzuschließen. Diese Reha wurde dann auch genehmigt und Anfang August 2023 war sie dann zusammen mit der kleinsten Tochter für fünf Wochen in Reha. Da der Aufenthaltsort nur 1h Autofahrt entfernt war, haben wir uns an den Wochenenden immer besucht und auch unter der Woche viel geschrieben oder telefoniert. Anfangs tat sie sich schwer mit der Reha, aber mit der Zeit wurde es besser. Sie hat mir auch immer wieder geschrieben, wie sehr sie mich liebt, dass ich der tollste Mann der Welt bin, und dass sie sich auf die Zeit nach der Reha freut. Selbst kurz vor Ende der Reha hat sie das noch gesagt und geschrieben. Ich habe mich so sehr auf ihr nach Hause kommen gefreut, aber dann kam plötzlich alles anders...
Am 05. September 2023 kam sie nach Hause, wir hatten diese Woche noch gemeinsam Urlaub, da der Sommerurlaub ja dank der Reha flachgefallen ist. Plötzlich hatte sie kein Interesse mehr an mir, wollte die gemeinsame Urlaubswoche mit Freundinnen was unternehmen und hat sich mir gegenüber total abgeschottet. Als ich ihr dann gesagt habe, dass ich mir die gemeinsame Urlaubswoche eigentlich anders vorgestellt hätte, hat sie mir gesagt, dass sie für mich nichts mehr empfindet und dass es ihr besser geht, wenn sie alleine ist. Ich war total vor den Kopf gestoßen und habe die Welt nicht mehr verstanden. Aber ich habe ihr wie immer ihre Freiräume gegeben und gehofft, dass das Ganze nur eine Phase ist. Allerdings hat sie dann immer mehr mit anderen unternommen, Termine und Treffen mit den Bekannten aus der Reha geplant und mit mir so gut wie nichts mehr unternommen. Das Ganze habe ich mir zwei Monate angeschaut und immer wieder versucht, das Gespräch zu führen und herauszuhören, was denn los sei. Mitte Dezember 2023 habe ich dann zufällig herausgefunden, dass sie mit einem Bekannten aus der Reha ein Verhältnis hat, welches sich nach ihrer Aussage erst nach Ende der Reha ergeben hat. Für mich brach eine Welt zusammen...
Angeblich hat sie das Verhältnis beendet, als ich es herausgefunden habe, aber ich weiß in dem Punkt nicht, was ich ihr glauben kann. Fakt ist, dass sie sich mir gegenüber total abschottet, es gibt kein liebes Wort, keine herzliche Umarmung, kein ernst gemeinter Kuss, von körperlicher Nähe ganz zu schweigen. Wir leben seit nun mehr als einem Jahr nebeneinander her, jeder funktioniert irgendwie und versucht, den Tag zu überstehen. Ich habe schon so vieles versucht, mit ihr geredet, ihr Briefe und E-Mails geschrieben, versucht gemeinsame Unternehmungen zu starten, eine Paartherapie angeregt (die wir sogar begonnen hatten, sie diese aber nach den ersten Terminen abgebrochen hat) und so vieles mehr. Immer mal wieder habe ich sie auch auf das Thema Depressionen angesprochen, anfangs hat sie dies verneint, mittlerweile sagt sie selbst, dass sie depressiv ist. Auf eine ärztliche Behandlung hat sie sich bisher nicht eingelassen, aber ich versuche sie immer wieder mit Engelszungen dazu zu bewegen. Sie weiß, dass sie etwas tun muss, wenn sie aus diesem Teufelskreis herauskommen will, tut aber seit über einem Jahr nichts...
Ich selbst gehe an der ganzen Situation zugrunde. Ich bin ein absoluter Herzmensch, ich brauche Nähe, Liebe und Sicherheit. Wer von euch das Buch "Die fünf Sprachen der Liebe" gelesen hat: meine Sprache ist die Leidenschaft, und davon bekomme ich seit dem 05.09.2023 leider nichts mehr. Ich bin nur noch eine wandelnde Hülle, versuche irgendwie den Alltag zu meistern, spreche natürlich mit Familie und Freunden. Die sagen immer wieder zu mir: "wie lange willst Du das noch mit Dir machen lassen?". Ich sage mir aber, dass ich für meine Frau das sein will, ihr helfen und sie unterstützen. Ich will sie in dieser Situation nicht fallen lassen, auch wenn ich von ihr mental gesprochen täglich in die Fresse bekomme... Ich liebe meine Frau über alles, trotz ihrem Fehltritt, der mir natürlich nach wie vor sehr zusetzt.

So, falls tatsächlich irgendjemand das Ganze bis hierhin gelesen hat: hat jemand einen gut gemeinten Rat für mich? Hat jemand eine ähnliche Situation und diese erfolgreich überstanden? Bitte spart euch Kommentare wie "Renn, so weit und schnell Du kannst...", denn das werde ich nicht tun.

Vielen Dank fürs Lesen
Euer Herzmensch

Re: Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, am Ende meiner Kräfte...

Verfasst: 20. Sep 2024, 16:20
von Freiwasser
Hallo Herzmensch,
Deine Geschichte ist auf keinen Fall ein Anlass für „Lauf, so schnell du kannst“. Da habe ich mich angesprochen gefühlt, weil ich das schon geschrieben habe. Ich habe mich mit dem Thema Beziehungsgewalt beschäftigt und rate manchmal dazu, sich schnell in Sicherheit zu bringen, wenn das Verhalten des Partners misshandelnd ist. In diesem Forum fragen sich Viele, ob sie ein solches Verhalten mit der Krankheit begründen können, und bleiben vielleicht deswegen länger in missbräuchlichen Situationen. Dies lese ich aus Deinen Schilderungen überhaupt nicht heraus.
Mein Feedback ist aber für Dich vielleicht gleichermaßen unangenehm. Schau, ob Du etwas damit anfangen kannst. Mir scheint, dass Du davon profitieren könntest, Deine Bzw. Eure Beziehungsmuster zu hinterfragen. Ich habe kurz die fünf Sprachen der Liebe gegoogelt. Bei Wikipedia gehört die Leidenschaft, die Du als Deine Sprache angibst, nicht dazu. Wahrscheinlich gibt es andere Versionen und Übersetzungen, aber … Leidenschaft eignet sich (nach allem, was Psychologie und Lebenserfahrung zeigen) nicht als Grundlage für eine lange Beziehung. Sie gehört zum Anfang, zur Verliebtheit, und findet in einer völlig anderen Hirnregionen statt als die tiefe, langfristige Liebe, Verbundenheit und Solidarität. Ich lehne mich hier weit aus dem Fenster, aber es könnte sein, dass Ihr beide Leidenschaft zu hoch wertet gegenüber langfristiger Bindung. Deine Frau ist fremdgegangen (oder etwas an der Grenze dazu), das fällt in diese Kategorie. Und sie stellt Dich in Frage, weil ihr in ihrer aktuellen Situation die Leidenschaft für Dich fehlt. Du hängst die Leidenschaft auch hoch. Dafür spricht, neben Deiner Selbstaussage, auch die relativ kurze Zeit zwischen Scheidung von der Mutter Deiner älteren Töchter und Deiner neuen Heirat.
Mein Tipp wäre, dass Ihr dieses Thema für Euch durchdenkt und durchsprecht, wenns geht zusammen, oder auch einzeln. Wollt Ihr durch längere Flauten gehen und Eure tiefe Verbundenheit und eheliche Solidarität in guten und schlechten Zeiten leben, oder braucht Ihr (beide) jederzeit die leidenschaftlichen Gefühle?
Zu guter Letzt, ist es möglich, dass auch Deine zweite Frau und Du Euch auseinandergelebt habt. Vielleicht geht es Dir jetzt wie Deiner ersten Frau damals, dass sie es anders erlebt hat als Du, es nicht akzeptieren möchte und Schuldige sucht.
Es ist okay, Leidenschaft hoch zu werten und zum Beispiel den Partner zu verlassen, wenn man sich neu verliebt. Aber das verträgt sich mit der Ehe nicht. Viele machen sich da leider was vor.
Liebe Grüße, und mein Beileid zum Tod Deiner Schwiegermutter unter diesen schwierigen Umständen.
Freiwasser

Re: Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, am Ende meiner Kräfte...

Verfasst: 20. Sep 2024, 16:37
von DieNeue
Hallo Herzmensch,

ich kenne die Fünf Sprachen der Liebe auch schon lange und Leidenschaft ist keine der fünf Sprachen. Was meinst du damit?

Liebe Grüße,
DieNeue

Re: Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, am Ende meiner Kräfte...

Verfasst: 20. Sep 2024, 17:54
von Herzmensch
Sorry, mein Fehler. Sprache der Liebe Nummer 5: Zärtlichkeit. Das ist meine ❤️