Beziehung möglich?

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Carlotta78
Beiträge: 2
Registriert: 8. Sep 2024, 22:39

Beziehung möglich?

Beitrag von Carlotta78 »

Ich habe Anfang des Jahres einen großartigen Mann kennengelernt. Wir lagen auf einer Wellenlänge, besonders seine humorvolle Art gefällt mir sehr. Er hat offen über seine manische Depression gesprochen und wir haben weiterhin telefoniert. Plötzlich kippte jedoch die Stimmung und er fing an, über Suizid zu sprechen - vermutlich, weil ich bezüglich einer Beziehung noch zurückhaltend war.
Er hat dann tatsächlich versucht, sich das Leben zu nehmen. Begründung: er habe noch nie eine Frau so geliebt wie mich und ich würde ihn mit dieser Erkrankung niemals als Partner nehmen wollen. Er kam dann nach einem Klinikaufenthalt wieder nach Hause. Wir telefonierten wieder und dann fing die nächste Suizid-Episode an. Daraufhin brach er den Kontakt komplett ab.
Nun hat er sich wieder gemeldet: er sei stationär für mehrere Monate in der Psychiatrie gewesen. Aber auch die dortige Therapie hat ihm zwar die akuten Suizidgedanken genommen, aber nicht heilen können. Er denke Tag und Nacht an mich, die letzten Monate ohne mich seien für ihn die Hölle gewesen.
Ich bin hin- und hergerissen: wäre ich seine Partnerin, würde er mich offensichtlich auf Händen tragen. Welche Frau wünscht sich solch einen Mann nicht? Sein Leben würde vermutlich auch endlich wieder einen Sinn bekommen.
Aber was passiert, wenn er in der Beziehung einen schweren depressiven Rückfall bekommt? Hat jemand hier vielleicht Ähnliches erlebt? Ich bin wirklich verzweifelt, weil er ein toller Mann ist und ich mir eine Beziehung mit ihm absolut vorstellen kann.
SugarLea
Beiträge: 17
Registriert: 7. Aug 2024, 16:06

Re: Beziehung möglich?

Beitrag von SugarLea »

Nein, nein und nochmals nein.
Du bist nicht dafür da um seinem Leben einen Sinn zu geben. Den muss er für sich selbst finden. Das wäre eine riesige Verantwortung, die du dir da auferlegen würdest. Stell dir mal vor er unternimmt wieder einen Versuch und schafft es dann auch? Willst du mit diesen Schuldgefühlen, die dann zweifelsohne kommen werden (auch wenn du keine Schuld hättest!) leben wollen? Liebe kann eine Depression nicht heilen...
Die Beziehung wird immer von starken Stimmungsschwankungen geprägt sein und du mehr seine Therapeutin als seine Partnerin.
Das würde ich mir an deiner Stelle sehr, sehr gut überlegen, ob ich so ein Risiko eingehen würde und sehenden Auges in solch eine Beziehung gehen würde...
Ephemera
Beiträge: 110
Registriert: 10. Jan 2022, 19:31

Re: Beziehung möglich?

Beitrag von Ephemera »

Mir wird das aus deinem Beitrag nicht ganz klar:
Habt ihr Euch überhaupt schonmal getroffen? So in echt? Oder nur telefoniert?

Wenn ihr Euch noch nie gesehen haben solltet, er sich aber trotzdem schon so an dich bindet und seine Gefühlswelt derartig von dir abhängt: brich so schnell wie möglich jeden Kontakt ab.
Das kann zu nichts Gutem führen - davon bin ich absolut überzeugt.

Du kannst hier viele Geschichten lesen von langjährigen Beziehungen die irgendwann an der Krankheit zerbrechen - von unendlichem Trennungsschmerz und der Angst, was die Trennung mit dem Partner machen könnte. Tu Dir das nicht an, wenn Du noch nicht emotional völlig an ihn gebunden sein solltest.
Freiwasser
Beiträge: 91
Registriert: 16. Jan 2024, 12:26

Re: Beziehung möglich?

Beitrag von Freiwasser »

Liebe Carlotta,
Lauf, so schnell Du kannst. Das ist alles völlig ungesund.

Und zwar auch der angenehme Teil von der außergewöhnlichen Liebe und dem Auf Händen Tragen. Vielleicht kannst Du „love bombing“ und „Limerence“ nachgucken, um das einzuordnen. Aber vor allem das mit der Suizidalität. Da kann ich meinen Vorrednerinnen nur recht geben. Eine bipolare Störung ist mit die belastendste psychische Erkrankung. Und Eure Geschichte hat bereits mit Drama angefangen, komplett ohne reellen Grund. Ich halte es für das Beste, dass Du Dich verabschiedest und ihn dann komplett blockst. Die Radikalität, mit der er Dir keinerlei Raum gelassen hat, Deine Position in Eurer Beziehung zu finden (Ihr lernt Euch kennen und nur, weil er glaubt, Du möchtest nicht so schnell enger werden wie er, macht er Kontaktabbruch und Suizidversuch), lässt mich fürchten, dass er gefährlich werden könnte, wenn Du eine richtige Beziehung mit ihm eingehst.

Liebe Grüße,
Freiwasser
Steffi 73
Beiträge: 4
Registriert: 8. Jul 2022, 04:55

Re: Beziehung möglich?

Beitrag von Steffi 73 »

Ohweija...ich schließe mich an Mädchen lauf so schnell du kannst!Du bist nur für dich Verantwortlich. Alles Gute für dich.
MySun
Beiträge: 639
Registriert: 4. Jul 2022, 09:45

Re: Beziehung möglich?

Beitrag von MySun »

Liebe Carlotta,
ich kann dir deine Fragen leider nicht beantworten, weil ich mich mit dieser Erkrankung nicht auskenne.

Es kann natürlich sein, dass es Angehörige gibt, die trotz einer bipolaren Erkrankung des Partners, eine gute Partnerschaft führen können, aber ich weiß nicht, wie viel Leid und wie viele Probleme - möglicherweise ein Leben lang? – sie gemeinsam werden meistern müssen..

Hast du dich mit dieser Erkrankung schon einmal näher beschäftigt?

Liebe Grüße
MySun
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Bipolare Störungen - Eine Erkrankung mit zwei Gesichtern

Bipolare Störungen (auch als manisch-depressive Erkrankungen bekannt) gehören zu den häufigsten psychiatrischen Erkrankungen in der Bundesrepublik Deutschland. Schätzungsweise 1,5 bis 3 Prozent unserer Bevölkerung sind von diesem Leiden betroffen. Jedoch werden nur etwa zehn bis fünfzehn Prozent der Betroffenen einer entsprechenden Behandlung zugeführt. Dabei bringt die Erkrankung einen immensen Leidensdruck sowohl für die Patienten als auch für die nächsten Angehörigen mit sich.

Mit Bipolaren Störungen bezeichnet man eine Gruppe krankhafter Stimmungsschwankungen bzw. - veränderungen, die sich zwischen himmelhoch jauchzend (manisch) und zu Tode betrübt (depressiv) bewegen und durchaus sehr verschiedene und individuelle Ausprägungen sowie Verläufe haben können. Es handelt sich um keine klar umschriebene Erkrankung wie man es etwa vom Bluthochdruck oder Diabetes mellitus kennt, sondern um eine in Episoden verlaufende psychische Erkrankung, die das ganze Spektrum der menschlichen Stimmungszustände widerspiegeln kann


Deutschen Gesellschaft für Bipolare Störungen e.V.
https://dgbs.de/


Unsere Seiten speziell für Angehörige
https://dgbs.de/bipolare-stoerung/fuer-angehoerige
"Viele Menschen sind zwar am Leben, berühren aber nicht das Wunder, am Leben zu sein.“-ThichNhatHanh-

Von Herzen
MySun
Suchende2
Beiträge: 1381
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Beziehung möglich?

Beitrag von Suchende2 »

Hallo Carlotta,

und immer wenn Du nicht sofort so reagierst, wie er es benötigt wird er einen Suizidversuch unternehmen?
Kannst Du diese Last Dein ganzes Leben tragen, dabei gesund bleiben und Dich nicht verdrehen?

Damit Ihr eine gemeinsame Zukunft haben könnt, muß er verstehen, daß er alleine für sein Leben verantwortlich ist. Und daß, wenn ein anderer länger benötigt, einen anderen Weg geht, es genauso zu respektieren ist, wie sein eigener Weg.

Wie sollt Ihr eine gesunde Beziehung haben, wenn Du unterschwellig immer Angst hast, sobald Du Dich nicht an seinen Bedürfnissen orientierst, daß er sein Leben beenden will?

Schaue, ob Du eventuell von einer Fachperson beraten werden kannst.

Alles Gute,
Suchende
Carlotta78
Beiträge: 2
Registriert: 8. Sep 2024, 22:39

Re: Beziehung möglich?

Beitrag von Carlotta78 »

Ich danke Euch sehr für Eure zahlreichen Antworten. Ach ja, weil danach gefragt wurde: wir hatten uns schon mehrmals persönlich gesehen. Sonst hätte ich vermutlich auch viel mehr Abstand zu der ganzen Sache…
Ich werde das Ganze erst einmal in Ruhe sacken lassen, da ja eine Beziehung von Euch eher als aussichtslos gesehen wird. Ich beschäftige mich auf jeden Fall seit geraumer Zeit mit diesem Krankheitsbild, höre Podcasts und habe mir gestern auch Bücher bestellt. Ich hätte nie gedacht, dass es für mich einmal Berührungspunkte mit Depressionen geben würde…
DieNeue
Beiträge: 5805
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Beziehung möglich?

Beitrag von DieNeue »

Hallo Carlotta,
Carlotta78 hat geschrieben: 15. Sep 2024, 13:49 ...da ja eine Beziehung von Euch eher als aussichtslos gesehen wird. Ich beschäftige mich auf jeden Fall seit geraumer Zeit mit diesem Krankheitsbild, höre Podcasts und habe mir gestern auch Bücher bestellt. Ich hätte nie gedacht, dass es für mich einmal Berührungspunkte mit Depressionen geben würde…
Ich würde ehrlich gesagt gar nicht so sehr darauf schauen, was eventuell in der Zukunft wegen der Krankheit theoretisch passieren oder nicht passieren kann. Das weiß nämlich kein Mensch. Ich würde mir eher anschauen, was bisher los war und was jetzt ist, mal völlig unabhängig von der Krankheit.

Er hat versucht sich umzubringen, weil du nicht so reagierst, wie er es möchte. Deine Abwesenheit ist für ihn die Hölle. Sein Sinn im Leben bist du. Es hält es nicht aus ohne dich.
Selbst wenn es von einer Krankheit kommt, ist so ein Verhalten und so eine labile Persönlichkeitsstruktur schon extrem. Das geht nicht über Nacht weg. Das kann Jahre dauern.
Wenn er ohne dich nicht klarkommt, wird er immer an dir kleben. Sein ganzes Wohlergehen wird davon abhängen, wie du dich verhältst. Wenn du ihn verunsicherst, redet er von Suizid oder versucht sich gleich das Leben zu nehmen.
Ich sage es ganz deutlich: Nein, er trägt dich nicht auf Händen, sondern er schiebt dir die ganze Verantwortung über sein Leben zu. Du bist der Grund, wenn es ihm gut geht und du bist der Grund, wenn es ihm schlecht geht. Willst du das wirklich?

Liebe Grüße,
DieNeue
Empathie58
Beiträge: 272
Registriert: 23. Okt 2017, 21:48

Re: Beziehung möglich?

Beitrag von Empathie58 »

MySun hat geschrieben: 15. Sep 2024, 11:24 Liebe Carlotta,
ich kann dir deine Fragen leider nicht beantworten, weil ich mich mit dieser Erkrankung nicht auskenne.

Es kann natürlich sein, dass es Angehörige gibt, die trotz einer bipolaren Erkrankung des Partners, eine gute Partnerschaft führen können, aber ich weiß nicht, wie viel Leid und wie viele Probleme - möglicherweise ein Leben lang? – sie gemeinsam werden meistern müssen..

Hast du dich mit dieser Erkrankung schon einmal näher beschäftigt?

Liebe Grüße
MySun
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Bipolare Störungen - Eine Erkrankung mit zwei Gesichtern

Bipolare Störungen (auch als manisch-depressive Erkrankungen bekannt) gehören zu den häufigsten psychiatrischen Erkrankungen in der Bundesrepublik Deutschland. Schätzungsweise 1,5 bis 3 Prozent unserer Bevölkerung sind von diesem Leiden betroffen. Jedoch werden nur etwa zehn bis fünfzehn Prozent der Betroffenen einer entsprechenden Behandlung zugeführt. Dabei bringt die Erkrankung einen immensen Leidensdruck sowohl für die Patienten als auch für die nächsten Angehörigen mit sich.

Mit Bipolaren Störungen bezeichnet man eine Gruppe krankhafter Stimmungsschwankungen bzw. - veränderungen, die sich zwischen himmelhoch jauchzend (manisch) und zu Tode betrübt (depressiv) bewegen und durchaus sehr verschiedene und individuelle Ausprägungen sowie Verläufe haben können. Es handelt sich um keine klar umschriebene Erkrankung wie man es etwa vom Bluthochdruck oder Diabetes mellitus kennt, sondern um eine in Episoden verlaufende psychische Erkrankung, die das ganze Spektrum der menschlichen Stimmungszustände widerspiegeln kann


Deutschen Gesellschaft für Bipolare Störungen e.V.
https://dgbs.de/


Unsere Seiten speziell für Angehörige
https://dgbs.de/bipolare-stoerung/fuer-angehoerige
Hallo MySun,

herzlichen Dank für den Link zu den Seiten speziell für Angehörige. Das hat mir sehr geholfen.

Liebe Grüße
Empathie58
MySun
Beiträge: 639
Registriert: 4. Jul 2022, 09:45

Re: Beziehung möglich?

Beitrag von MySun »

Empathie58 hat geschrieben: 16. Sep 2024, 11:08 Das hat mir sehr geholfen. Liebe Grüße Empathie58
Das freut mich. :)
"Viele Menschen sind zwar am Leben, berühren aber nicht das Wunder, am Leben zu sein.“-ThichNhatHanh-

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