Wie lange Vollzeitjob durchhalten?

[Sonnenblume7]

Hallo,
ich bin relativ neu hier und mittlerweile so verzweifelt, dass ich auch was schreibe. Ich bin bipolar, habe aber vorwiegend deppressive Phasen. Letztes Jahr fast durchgehend, da war mein sehnlichster Wunsch wieder eine Arbeit zu haben. Im März hat es dann geklappt, endlich wieder einmal ein Erfolgserlebnis: Die Zusage für einen neuen Job. Habe mich so gefreut aber auch Gedanken gemacht ob ich das aufstehen in der Früh und Vollzeit schaffe. Da war ich aber so euphorisch, alles war neu und aufregend, ich hatte viel Energie (wahrscheinlich war ich da eher hypomanisch). Leider hielt das nur ein paar Monate an - im Mai/Juni hatte ich viel Stress und hätte danach mal eine Pause gebraucht. Jetzt ist es wieder gekippt und seit Juli bin ich wieder in der Depression. Dazu kommen auch noch private Probleme (mein Verlobter, mit dem ich nächstes Jahr in die Kinderwunschklinik gehen wollte, hat mir gesagt, dass er wieder spielsüchtig ist Jedenfalls sehe ich alles negativ, und habe eigentlich auch keine Hoffnung mehr, dass noch irgendetwas Gutes passieren wird. Seit drei Wochen ist er auf Auslandseinsatz und ich alleine. Jeder Tag ist ein Überlebenskampf und ich schleppe mich in die Arbeit. Komme in der Früh überhaupt nicht auf und fahre seit einem Monat mit dem Taxi in die Arbeit, weil ich immer so spät dran bin. Dieses Wochenende wollte ich mich mal um den Haushalt kümmern aber es ist alles ein Kraftakt und ich schaffe fast nichts. Irgendwie werde ich jetzt schon nervös wenn ich an die Arbeit morgen denke, weil ich es mir einfach nicht eingestehen will, dass es nicht geht (obwohl ich es natürlich bei Konzentration und Leistungsfähigkeit merke). Und meine Kollegen fragen mich auch schon die ganze Zeit ob alles in Ordnung ist - bin leider eine schlechte Schauspielerin Ich will den Job aber so lange wie möglich durchhalten, weil ich weiß, dass ich in ein noch größerers Loch falle, wenn ich ihn verliere. Und was ist die Alternative? Depressiv allein zu Hause herumliegen?
Mich würde mal interessieren, wie es anderen mit dem Arbeiten geht und was ihnen beim Durchhalten hilft?
Reduzieren auf Teilzeit ist bei mir leider nicht möglich, noch dazu hat meine Chefin angekündigt, dass Sept-Nov Hardcore-Monate werden.
Ich war schon mehrmals in der Klinik, habe schon viele Medikamente ausprobiert (derzeit Sertralin + Olanzapin, wovon ich viel zugenommen habe, fühle mich gar nicht mehr wohl so), mache Gesprächstherapie und habe eine mobile sozialpsychiatrische Betreuerin, aber momentan habe ich nicht das Gefühl, dass irgendetwas davon hilft.

[Senif]

Hallo Sonnenblume,

ich sehe grad, dass dir noch niemand geantwortet hat. Erstmal willkommen im Forum.
Vielleicht vorweg, ich bin nicht bipolar - ich hatte nur mal eine hypomansiche Phase, als ich aus meiner letzten depressiven Episode auftauchte. Laut meinem Arzt aber nichts ungewöhnliches.
Ja, wie mache ich das mit dem Arbeiten. Ich taste mich langsam ran, also nicht von 0 auf 100. Ich hab mit einem Minijob angefangen (8h/Woche) und bin jetzt bei 20h/Woche. Damit fahre ich bisher ganz gut, es ist trotzdem eine Herausforderung.
Das hilft dir jetzt erstmal nicht weiter. Warum kannst du denn nicht mit den Stunden runter gehen ?
Vielleicht wäre auch eine Möglichkeit einen neuen Job zu suchen mit weniger Stunden ?
Oder anstatt die Arbeit erstmal eine berufliche Reha ? Um die Stabilität auszutesten ?
Wenn alle Stricke jetzt reißen sollten, würde ich mich erstmal krank schreiben lassen und dann neue Wege suchen. Auf keinen Fall selber kündigen.

LG Senif

[Maik4711]

Hallo Sonnenblume !

Auch von mir ein Willkommen im Forum!
Mir geht's da im Moment ähnlich wie Dir. Ich halte auch gerade noch einen Vollzeitjob durch, trotz Depression und anderer Begleitumstände. Weiß auch nicht, wie lange ich das so noch durchhalten kann. Im Moment halte ich nur durch, um mir noch ein Netz aufzubauen, was allerdings etwas Zeit braucht. Aber ich habe jetzt diese Woche endlich einen Termin mit einer Sozialarbeiterin, um einen Hilfeplan aufzubauen.

Das ich meinen Job so lange wie möglich durchhalten will, weil ich Angst habe, nicht nur in ein großes Loch zu fallen und die Depression noch stärker wird, die Befürchtung habe ich leider auch. Aber wenn es irgendwann nicht mehr geht, dann muss ich mir was einfallen lassen.


Gruß Maik

[ardFR62]

Ebenfalls ein Herzliches Willkommen.
Und auch wenn ich vielleicht nicht gerade ein Muster Beispiel bin (Schließlich müssen Alter, Kosten, und Lebensumstände) immer separat betrachtet werden, aber ich habe schließlich einen Schlussstrich gezogen in dem ich mich bis zum Ende vom Krankengeld habe krank schreiben lassen (Selbstverständlich wurde ich zwischen durch gekündigt-was mir da aber völlig egal war) bevor ich dann in eine so genannte Rhea (So genannt weil man dort keine Hilfe bekam, sondern nur begutachtet wurde) geschickt wurde, wo ich mit dem Urteil nicht mehr Leistungs bzw. Arbeitsfähig. Danach habe ich die Erwerbsminderungsrente beantragt und auch bekommen und kann mit dessen Summe ausgezeichnet leben kann. Doch wie gesagt, ist das meine (Und damit nur eine) mögliche Geschichte....