Kleine Schwester depressiv/suizidgefährdet
Verfasst: 3. Sep 2024, 16:52
Hallo,
ich bräuchte als Angehöriger ein paar Ratschläge wie ich mit dieser Situation umgehen soll/kann.
Zusammenfassung:
Meine Schwester (28) hat sich über das letzte halbe Jahr immer weiter in eine depressive Phase hineingesteigert und macht derzeit
eine ambulante Therapie in einer klinischen Einrichtung.
Wir sind beide im Studium, ich lebe am anderem Ende Deutschlands und bin als Student zu arm, um sie besuchen zu können.
Sie wohnt noch bei unserem Vater.
Derzeit versuche ich immer wieder mit ihr zu schreiben, die letzten Wochen haben wir auch angefangen regelmäßig online mit ihren Freunden zusammen zu spielen.
Sie schreibt mir täglich, dass sie nicht mehr könne, ständig heulen müsse und sie Suizidgedanken habe.
Es ist für mich mittlerweile erdrückend geworden. Sie liegt mir sehr am Herzen, aber mir täglich Gedanken machen zu müssen, was ich noch tun könnte um das Schlimmste zu verhindern geht auch mir so langsam auf das Gemüt.
Erschwered kommt für mich hinzu, dass ich selber früher regelmäßig Depressionen und Suizidgedanken hatte und ich ursprünglich davon ausging, dass ich aufgrund meiner Erfahrungen helfen könnte. Leider scheint ihre Art von Depression oder ihr Umgang damit sich stark von meiner zu unterscheiden, sodass ich öfters ratlos bin.
Ich versuche ihr immer zuzuhören und Verständnis zu zeigen und ihr positive Gedanken zu machen.
Angefangen hatte ihre Abwärtsspirale vor ca. einem halben Jahr, als sie sich von ihrem damaligem Freund getrennt hatte.
Ich gab ihr anfangs den Ratschlag sich nach der Trennung nicht direkt wieder aufs Dating einzulassen, aber natürlich ignorierte sie meinen Ratschlag, meldete sich bei 3 verschiedenen Dating-Apps an und hat sich seitdem einen Liebeskummer nach dem anderem eingefangen.
Sie beschwert sich ständig darüber, dass sie niemand liebe und sie keine Freunde habe, was mir schwer fällt nachzuvollziehen, da sie ein deutlich größeres soziales Umfeld besitzt als ich. Auf die Frage, ob ihre Freunde denn keine Freunde seien, entgegnet sie lediglich, dass sie die nie sehen würde.
Sie wirkt im allgemeinen auch total verzweifelt, irgendeine Art von "besonderer" Beziehung zu finden und es fällt mir dabei auf, dass sie ihr gesamtes Lebensglück davon abhängig macht, geliebt/anerkannt/gewertschätzt zu werden in eben einer solchen idealisierten Beziehung.
Auch ihr Selbstbild macht sie komplett davon abhängig:"Ich schaffe es nicht abzunehmen", "Erst wenn ich abnehme und hübsch genug bin, finde ich endlich viele gute Freunde". Problematisch ist hierbei, dass sie Schilddrüsenprobleme hat und Abnehmen schwierig ist für sie.
Gleichzeitig hat sie mir gegenüber zugegeben Frustessen zu betreiben und immer mal wieder naschen zu wollen. Dennoch ärgert sie sich darüber, dass sie nicht abnimmt und gibt dabei hauptsächlich ihrer Schilddrüse die Schuld.
Sie schlägt im allgemeinen alle Ratschläge und Hinweise in den Wind, egal was ich oder andere zu ihr sagen, wie z.B. dass gute Freundschaften nicht auf Oberflächlichkeiten begründet sind, dass ihr negatives Selbstbild ein größeres Problem darstelle als ihr Gewicht.
Es gibt dementsprechend auch Augenblicke in denen ich sehr frustiert, teilweise sogar wütend auf meine Schwester bin, da ich öfters den Eindruck habe, dass sie gar nicht will, dass es ihr besser gehe, auch wenn ihre Vergangenheit ( Elternhaus, Mobbing+Erpressung in der Schule, häufig ausgenutzt durch "Freunde") sehr schwierig war, sie oft lieber die ganze Zeit jammert, heult und sich ein wenig zu sehr in dieser Opfermentalität suhlt, obwohl sie trotz all dieser Widrigkeiten recht viel in ihrem Leben geschafft hat.
Was mich beispielsweise sehr verärgert hat, war dass ich vorgestern zu ihr meinte, dass es in unserer Kindheit auch viele positive Dinge gab, die sie in ihrem Leiden ignoriert und es viele andere Menschen gibt, die weitaus Schlimmeres erlebt haben, es auch überwunden haben und sich sogar ehrenamtlich dafür einsetzen anderen Menschen zu helfen.
Sie entgegnete mir daraufhin, dass es "scheiß egal sei, wie schlimm es andere Menschen haben", da es nicht ihr Leben sei.
Ich kann ihre Haltung, dass das Leid anderer Menschen das eigene Leid nicht besser macht, zwar nachvollziehen und vermutlich hat sie sich etwas angegriffen gefühlt, da sie vielleicht meine Aussage so gewertet hat, dass ich ihre Depression damit runterspielen wollte, aber das war nicht meine Absicht. Ich wollte ihr Zuversicht geben, dass sie solche Widrigkeiten auch bewältigen kann.
Ich fand die Art und Weise wie sich ausgedrückt hat, dennoch so respektlos und gemein, dass ich kurz davor war, ihr eine verbale Backpfeife zu geben.
Ich habe Angst davor, dass mir ein solcher Ausrutscher passiert und sie dazu antreibt sich zu distanzieren und noch weiter in die Depression abzurutschen, da ich derzeit eine der wenigen Personen bin, die ihr etwas Halt geben.
Es bereitet mir auch ein schlechtes Gewissen, so über sie zu denken, hinzu kommt noch, dass ich damals mit 25 mit meiner Ex weggezogen bin und sie mit unseren problematischen Eltern alleine zurückgelassen habe und sie sich seitdem um die beiden Problemkinder kümmert.
Ich weiß nicht, was ich anders machen kann/soll oder wie ich sie dazu bewegen kann, ihre Perspektive wenigstens ein bisschen zu ändern.
Ich habe ihr auch angeboten, dass sie vorerst bei mir wohnen kann, um Abstand zu unseren Eltern zu gewinnen und sie sich erstmal auf ihre psychische Gesundheit konzentrieren kann, da selbst die Therapeuten angedeutet haben sollen, dass es ihr nicht wirklich besser gehen könne, wenn sie weiterhin bei unserem Vater wohnt.
Falls jemand Ideen hat, was ich tun soll oder kann und wie ich mit meiner Angst als auch meinem Ärger umgehen soll wäre ich sehr dankbar
Vielen Dank,
Haferkeks
ich bräuchte als Angehöriger ein paar Ratschläge wie ich mit dieser Situation umgehen soll/kann.
Zusammenfassung:
Meine Schwester (28) hat sich über das letzte halbe Jahr immer weiter in eine depressive Phase hineingesteigert und macht derzeit
eine ambulante Therapie in einer klinischen Einrichtung.
Wir sind beide im Studium, ich lebe am anderem Ende Deutschlands und bin als Student zu arm, um sie besuchen zu können.
Sie wohnt noch bei unserem Vater.
Derzeit versuche ich immer wieder mit ihr zu schreiben, die letzten Wochen haben wir auch angefangen regelmäßig online mit ihren Freunden zusammen zu spielen.
Sie schreibt mir täglich, dass sie nicht mehr könne, ständig heulen müsse und sie Suizidgedanken habe.
Es ist für mich mittlerweile erdrückend geworden. Sie liegt mir sehr am Herzen, aber mir täglich Gedanken machen zu müssen, was ich noch tun könnte um das Schlimmste zu verhindern geht auch mir so langsam auf das Gemüt.
Erschwered kommt für mich hinzu, dass ich selber früher regelmäßig Depressionen und Suizidgedanken hatte und ich ursprünglich davon ausging, dass ich aufgrund meiner Erfahrungen helfen könnte. Leider scheint ihre Art von Depression oder ihr Umgang damit sich stark von meiner zu unterscheiden, sodass ich öfters ratlos bin.
Ich versuche ihr immer zuzuhören und Verständnis zu zeigen und ihr positive Gedanken zu machen.
Angefangen hatte ihre Abwärtsspirale vor ca. einem halben Jahr, als sie sich von ihrem damaligem Freund getrennt hatte.
Ich gab ihr anfangs den Ratschlag sich nach der Trennung nicht direkt wieder aufs Dating einzulassen, aber natürlich ignorierte sie meinen Ratschlag, meldete sich bei 3 verschiedenen Dating-Apps an und hat sich seitdem einen Liebeskummer nach dem anderem eingefangen.
Sie beschwert sich ständig darüber, dass sie niemand liebe und sie keine Freunde habe, was mir schwer fällt nachzuvollziehen, da sie ein deutlich größeres soziales Umfeld besitzt als ich. Auf die Frage, ob ihre Freunde denn keine Freunde seien, entgegnet sie lediglich, dass sie die nie sehen würde.
Sie wirkt im allgemeinen auch total verzweifelt, irgendeine Art von "besonderer" Beziehung zu finden und es fällt mir dabei auf, dass sie ihr gesamtes Lebensglück davon abhängig macht, geliebt/anerkannt/gewertschätzt zu werden in eben einer solchen idealisierten Beziehung.
Auch ihr Selbstbild macht sie komplett davon abhängig:"Ich schaffe es nicht abzunehmen", "Erst wenn ich abnehme und hübsch genug bin, finde ich endlich viele gute Freunde". Problematisch ist hierbei, dass sie Schilddrüsenprobleme hat und Abnehmen schwierig ist für sie.
Gleichzeitig hat sie mir gegenüber zugegeben Frustessen zu betreiben und immer mal wieder naschen zu wollen. Dennoch ärgert sie sich darüber, dass sie nicht abnimmt und gibt dabei hauptsächlich ihrer Schilddrüse die Schuld.
Sie schlägt im allgemeinen alle Ratschläge und Hinweise in den Wind, egal was ich oder andere zu ihr sagen, wie z.B. dass gute Freundschaften nicht auf Oberflächlichkeiten begründet sind, dass ihr negatives Selbstbild ein größeres Problem darstelle als ihr Gewicht.
Es gibt dementsprechend auch Augenblicke in denen ich sehr frustiert, teilweise sogar wütend auf meine Schwester bin, da ich öfters den Eindruck habe, dass sie gar nicht will, dass es ihr besser gehe, auch wenn ihre Vergangenheit ( Elternhaus, Mobbing+Erpressung in der Schule, häufig ausgenutzt durch "Freunde") sehr schwierig war, sie oft lieber die ganze Zeit jammert, heult und sich ein wenig zu sehr in dieser Opfermentalität suhlt, obwohl sie trotz all dieser Widrigkeiten recht viel in ihrem Leben geschafft hat.
Was mich beispielsweise sehr verärgert hat, war dass ich vorgestern zu ihr meinte, dass es in unserer Kindheit auch viele positive Dinge gab, die sie in ihrem Leiden ignoriert und es viele andere Menschen gibt, die weitaus Schlimmeres erlebt haben, es auch überwunden haben und sich sogar ehrenamtlich dafür einsetzen anderen Menschen zu helfen.
Sie entgegnete mir daraufhin, dass es "scheiß egal sei, wie schlimm es andere Menschen haben", da es nicht ihr Leben sei.
Ich kann ihre Haltung, dass das Leid anderer Menschen das eigene Leid nicht besser macht, zwar nachvollziehen und vermutlich hat sie sich etwas angegriffen gefühlt, da sie vielleicht meine Aussage so gewertet hat, dass ich ihre Depression damit runterspielen wollte, aber das war nicht meine Absicht. Ich wollte ihr Zuversicht geben, dass sie solche Widrigkeiten auch bewältigen kann.
Ich fand die Art und Weise wie sich ausgedrückt hat, dennoch so respektlos und gemein, dass ich kurz davor war, ihr eine verbale Backpfeife zu geben.
Ich habe Angst davor, dass mir ein solcher Ausrutscher passiert und sie dazu antreibt sich zu distanzieren und noch weiter in die Depression abzurutschen, da ich derzeit eine der wenigen Personen bin, die ihr etwas Halt geben.
Es bereitet mir auch ein schlechtes Gewissen, so über sie zu denken, hinzu kommt noch, dass ich damals mit 25 mit meiner Ex weggezogen bin und sie mit unseren problematischen Eltern alleine zurückgelassen habe und sie sich seitdem um die beiden Problemkinder kümmert.
Ich weiß nicht, was ich anders machen kann/soll oder wie ich sie dazu bewegen kann, ihre Perspektive wenigstens ein bisschen zu ändern.
Ich habe ihr auch angeboten, dass sie vorerst bei mir wohnen kann, um Abstand zu unseren Eltern zu gewinnen und sie sich erstmal auf ihre psychische Gesundheit konzentrieren kann, da selbst die Therapeuten angedeutet haben sollen, dass es ihr nicht wirklich besser gehen könne, wenn sie weiterhin bei unserem Vater wohnt.
Falls jemand Ideen hat, was ich tun soll oder kann und wie ich mit meiner Angst als auch meinem Ärger umgehen soll wäre ich sehr dankbar
Vielen Dank,
Haferkeks