Schwierigkeiten mit Beziehungen und Verlustangst

[Daydreamer0201]

Hallo zusammen,
ich möchte mich hier gerne mit einem Thema an euch wenden, das mir sehr zu schaffen macht. Ich leide an einer Persönlichkeitsstörung, die sich besonders darin zeigt, dass ich verzweifelte Anstrengungen unternehme, nicht allein zu sein.
Wenn ich jemanden kennenlerne, der nett zu mir ist, dann kann es schon nach kurzer Zeit passieren, dass ich mich in diese Person verliebe. Leider bleibt diese Zuneigung oft einseitig, und ich fange an, alles Mögliche zu tun, um die Person an mich zu binden. Doch das führt meist nur dazu, dass die Person sich weiter von mir entfernt, was mich in eine noch größere Verzweiflung stürzt.
Geht es jemandem von euch ähnlich? Wie geht ihr mit dieser Situation um? Habt ihr Tipps, wie man solche intensiven Gefühle besser kontrollieren kann?
Ich freue mich über eure Antworten und hoffe, dass wir uns gegenseitig unterstützen können.
Daydreamer0201

[Mariesa]

Hallo Daydreamer,
mir geht es ähnlich. Ich schwärme relativ schnell von einer Person, und meine Beziehungen haben immer in einer Onn- Off Situation geendet.
Ich bin derzeit unglücklich verliebt, wohl auch weil ich diese Verhaltensweisen an den Tag gelegt habe und den Mann damit eher in die Enge getrieben habe.
Gut ist, das ich es endlich erkannt habe. Ich arbeite an den Thema emotionale Abhängigkeit. Das ist nämlich genau mein Thema. Anfangs war jeder Tag sehr sehr schwierig, inzwischen ist es meistens erträglich. Es hilft bei mir nur üben, üben, üben. Viel mit anderen Dingen beschäftigen, die mich fordern oder glücklich machen.
Ich versuche, mein Bedürfnis nach Nähe über andere Personen zu bekommen, zum Beispiel Familie oder Freunde.
Ich bleibe momentan bewusst allein. Ich möchte keine weitere Katastrophe erleben. Erst möchte ich mit diesen Dingen umgehen können.
Ich wünsche Dir alles Gute.
Mariesa

[Daydreamer0201]

Danke Mariesa für deine liebe Antwort. Mir geht dabei so viel durch den Kopf. Ich schreibe dir heute Abend wenn ich Ruhe habe.
Daydreamer

[Daydreamer0201]

Hallo Mariesa,
es freut mich zu hören, dass du einen Weg gefunden hast, deine emotionalen Abhängigkeiten besser in den Griff zu bekommen. Es ist wirklich wichtig, sich mit anderen Dingen zu beschäftigen und sich abzulenken. Aber ich frage mich, ob du auch überlegst, eine Therapie zu machen?
Ich kann das aus eigener Erfahrung empfehlen. Lange Zeit habe ich es vermieden, neue Kontakte zu knüpfen, weil ich nur dann innerlich Frieden empfand, wenn ich keine Sehnsüchte oder Wünsche nach anderen Menschen hatte. So habe ich viele Jahre gelebt. Ich war nie wirklich glücklich, aber ich konnte irgendwie durch den Alltag kommen. Doch wenn ich jetzt zurückblicke, muss ich sagen, dass es ein Fehler war, mich so sehr zurückzuziehen. Ich habe das Gefühl, dass ich wertvolle Zeit verloren habe.
Deshalb möchte ich dir raten: Wenn du noch keine Therapie machst, überlege dir, ob du nicht doch Kontakt zu einem Therapeuten aufnehmen solltest. Es könnte dir helfen, deine Zeit nicht zu vergeuden und einen besseren Weg für dich zu finden.
Alles Gute für dich!
Daydreamer

[Mariesa]

Hey Daydreamer,
ich war 8 Wochen freiwillig in der Psychiatrie und bin Mitglied einer Selbsthilfegruppe und befinde mich in Therapie. Mehr geht nicht oder
Leider hat man meine Krankheit zu spät erkannt. Meine Probleme wurden gesehen, ja. Aber keiner hat das Wort Depression in den Mund genommen. Erst meine neue Hausärztin hat es ausgesprochen. Ich bin ihr so dankbar. Danach habe ich schnell reagiert. Direkt um einen Therapieplatz bemüht und um einen Platz in der Psychiatrie. Ich wollte alles direkt angehen,denn wie Du schreibst möchte ich nun keine Zeit mehr vergeuden
Das Thema emotionale Abhängigkeit und die damit verbundenen Glaubenssätze würde ich nie allein angehen. Das würde mich emotional überfordern. Aber ich bekomme ja Hausaufgaben von der Thera. Und ich stärke derweil mich. Mit Yoga, Laufen, Mediation, sozialen Kontakten. Und mit schönen Erlebnissen. Es hat alles Zeit gebraucht und braucht es auch noch, aber ich bin auf dem Weg.
Danke für Deine Rückmeldung.
Mariesa

[Daydreamer0201]

Hey Mariesa.
Du hast einen guten Weg gefunden dich selbst aus deiner Depression und den mentalen Problemen zu befreien. Das klingt sehr optimistisch und macht mir Mut.
Meine Persönlichkeitsstörung wurde nie von einem Arzt diagnostiziert. Ich hatte nie solch ein Glück mit dem Hausarzt wie du. Aber irgendwann wurde mir klar was meine Probleme sind und was mit mir los ist. Derzeit mache ich eine Verhaltenstherapie wegen Depression was mir leider nicht sehr viel hilft. Da die Depression nur eine Begleiterscheinung meiner Verhaltensstörung ist. Ich weiß dass es verkehrt ist die Schult bei anderen zu suchen.Man muss für sich selbst und sein Leben die Verantwortung übernehmen. Mir fällt das schwer weil ich immer denke wenn ich nur jemanden hätte mit dem ich reden kann und der das Leben mit mir teilt dann würde alles gut werden. Ich versuche mir auch zu helfen wie du. Durch Meditation und gute Erlebnisse, so zeichne ich z.b täglich. Auch habe ich schon versucht in einer Selbsthilfegruppe mitzuwirken aber das ist mir bisher noch nicht gelungen.
Ich wünsche dir eine gute Zeit.
Daydreamer

[Mariesa]

Hallo Daydreamer,
was ich nicht verstehe, Du rätst mir zu einer Therapie und schreibst dann das sie Dir nicht hilft. Habe ich da etwas falsch verstanden?
Eine ganz genaue Diagnostik erfolgte bei mir in der Psychiatrie. Es war für mich das Beste, was mir passieren konnte. Denn darauf können ich und meine Behandler aufbauen.
Eine Diagnose selbst zu erstellen würde ich mir nicht zutrauen. In keinem Bereich. Da vertraue ich den Ärzten und die werden ja dafür auch bezahlt
Weißt Du, schuld oder nicht schuld, das ist für mich nicht die Herangehensweise...ich habe kapiert, das nur ich mich heilen kann. Natürlich mit Unterstützung. Aber letzten Endes ist es nur meine Entscheidung, ob ich Sport mache, mich gesund ernähre, usw usw. Das sind Dinge, die keiner fur mich erledigen kann außer ich selbst halt.
Ich bin auch nicht gern allein. Oft beneide ich Paare, gerade in so einer Situation. Aber für mich ist es keine Option, so lang ich nicht damit umgehen kann. Ich möchte vor allem mir nicht mehr schaden und das würde ich. Also heißt es für mich allein durch auch wenn oft Tränen fließen.
Für Dich alles Gute.

[Daydreamer0201]

Hallo Mariesa,
als ich dir schrieb, ich rate dir eine Therapie zu machen wenn du nur die Möglichkeit hast. Wollte ich dir sagen. Weil ich mein Leben lang keine Therapie gemacht habe. Ich habe mich zurückgezogen, den Kontakt zu anderen Menschen gemieden um gut über den Tag zu kommen. Das hat irgendwie funktioniert.
Bis ich, ausgelöst durch neue Bekanntschaften.
Die ich wieder gegen die Wand gefahren habe, meine mentalen Probleme nicht mehr in den Griff bekommen habe. In meiner Not habe ich nach der erstbesten Therapie gegriffen. Es ist eine Verhaltenstherapie, die mir nicht viel hilft, mir aber die Augen geöffnet hat für meine falschen Gedanken in der Vergangenheit. Die mir damals richtig und konsequent erschienen. Ich wünschte heute, ich hätte die Möglichkeit eine tiefenpsychologische Therapie zu bekommen. Um zu wissen, was genau in meinem Gehirn falsch läuft. Ich weiß dass ich viele Borderline typischen Probleme habe. Aber es wäre mir sehr wichtig genau zu wissen, welche dunkle Geister mich ein Leben lang verfolgt haben.
Deshalb habe ich dir geraten irgendeine Therapie zu machen. Anstatt wie ich sich zurückzuziehen und das Leben zu verpassen.
Was du ja wie ich jetzt weiß schon lange machst.
Ich wünsche dir viel Glück.