Angehörige von Depressiven

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Laura173
Beiträge: 1
Registriert: 28. Aug 2024, 11:25

Angehörige von Depressiven

Beitrag von Laura173 »

Hallöchen ihr Lieben.
Ich bin Laura 27 Jahre alt und mein Partner leidet seit ein Paar Monaten an schweren depressionen.
Wie sind jetzt über ein Jahr zusammen und führen eine Fernbeziehung. Kurzzeitig waren wir für 1 Monat getrennt da er mich verlassen hatte weil er meinte er möchte mich nicht mit runter ziehen und kann mir momentan nicht gerecht werden.
Seit 2 Wochen sind wir wieder ein Paar und haben nun auch die letzten 2 Wochen zusammen verbracht.
Erst war er eine Woche hier bei mir was ihm echt gut getan hat.
Ich wohne in einer Kleinstadt und er in Berlin.
Dann wollte ich mit ihm nach Berlin fahren. Er wollte mich erst nicht mitnehmen weil er sich so geschämt hat wie seine Wohnung aussieht da er Wochenlang nichts gemacht hat zuhause weils ihm so schlecht ging ( kein abwasch usw) Er hat mich aber dann doch mit genommen weil ich zu ihm sagte ich werde ihm helfen das wieder in Ordnung zu bringen das schaffen wir zusammen.
Gesagt getan. Als wir beieinander waren ging es ihm wesentlich besser er hatte einen geregelten Tagesablauf usw
Er ist momentan arbeitslos und ist in psychologischer Behandlung 1x die Woche.

Nun bin ich seit Sonntag wieder zuhause und er hatte sich jetzt 2 Tage absolut garnicht gemeldet.
Auf nix reagiert mich komplett ignoriert.
Das belastet mich immer sehr weil ich es sehr schnell auf mich beziehe und denke ich habe was falsch gemacht u angst habe das er mich wieder verlassen könnte.

Habt ihr Ideen wie ich damit besser umgehen kann das es mich nicht so innerlich auffrisst wenn er wieder seine schlimmen Phasen hat und sich mal nicht meldet?

Liebe Grüße
Jojo122
Beiträge: 17
Registriert: 17. Mai 2024, 19:20

Re: Angehörige von Depressiven

Beitrag von Jojo122 »

Hallo Laura,

ich bin auch 27 und mein Mann hat/hatte schwere Depressionen. Er ist aktuell nach langem stationären Aufenthalt in einer Tagesklinik. Meine Situation ist etwas anders als bei dir. Ich lebe schon lange mit meinem Mann zusammen aber ich kenne es auch, dass er vieles vernachlässigt und Haushalt leider an mir hängenbleibt. Ich kenne es natürlich nicht, dass er sich nicht meldet weil wir ja zusammenwohnen und immer irgendwie miteinander reden. Ich verstehe aber, dass dich die Situation sehr belastet. Man möchte als Partner/in natürlich nicht komplett ignoriert werden, ob vorsätzlich oder wegen Krankheit. Es fühlt sich einfach doof an. Ich verstehe deine Angst und Frustration.

Ich empfehle dir, dir auch eine Therapie zu suchen. Oder eine Selbsthilfegruppe. Ich hatte in den letzten Monaten ein paar Therapiesitzungen und es hat mir sehr geholfen, einfach mal mit jemandem darüber zu reden, was mich nervt, wovor ich Angst habe etc. Ich hatte über die Website der 116117 ganz schnell einen Termin bekommen. Das kann ich echt empfehlen. Ist aber wahrscheinlich in Großstädten einfacher...

Ich würde dir auch empfehlen, deinen Freund darauf anzusprechen, was das nicht melden mit dir macht. Aber ich weiß, dass es sehr schwer ist, sich bei einem depressiven Menschen zu "beschweren" oder etwas anzumerken, was einen stört weil man immer denkt, man macht die Stimmung nur noch schlechter oder man zerstört einen seltenen guten Moment. Du darfst aber dich nicht vergessen. Auch du hast Bedürfnisse nach Harmonie, Zuneigung und so. Du hast verdient, dass er sich bei dir meldet und du hast aber auch verdient, dich darüber zu beschweren wenn er es nicht tut. Es ist nicht deine Schuld sondern die Krankheit.

Vielleicht kannst du ihn fragen, ob du mal mit in eine Therapiestunde bei ihm gehst. Es kann auch hilfreich sein, in einem professionellen Rahmen seine Bedürfnisse und Ängste zu äußern.

Ich wünsche dir alles Gute :)
Wildwanderer
Beiträge: 16
Registriert: 19. Apr 2024, 16:45

Re: Angehörige von Depressiven

Beitrag von Wildwanderer »

Hallo Laura,

auch ich kenne die Situation sehr gut. Wir leben zusammen aber ich habe das Gefühl, so bekommt man die Phasen noch mehr zu spüren. Klar reden wir miteinander, aber es ist kein Vergleich zu guten Phasen.

Ich bin ähnlich gestrickt wie du und neige dazu Dinge persönlich zu nehmen oder den Fehler bei mir zu suchen. Da er das weiß, merkt er auch ab und zu an, dass es ja nichts mit mir zu tun hat. Hattest du das deinem Partner auch kommuniziert?

Dennoch ist man am
Ende selbst die einzige, die es steuern kann. Ich versuche jetzt immer aus der Situation rauszugehen und mir zu überlegen, ob nach „gesunden“ Maßstäben irgendetwas falsch gelaufen ist oder ich vielleicht eine Grenze überschritten habe. Die Grenzen deines Partners solltest du gut lernen, in guten und nicht so guten Phasen. Zumindest hat mir das geholfen.

Wenn er eine schlechte Phase hat, mache ich halt mehr mein Ding. Das ist sicherlich manchmal traurig und ich würde mir dann auch mehr Zuneigung wünschen aber das ist dann nunmal die Erkrankung.

Dennoch finde ich, darf man auch nicht nur zurückstecken. Manche Dinge muss man in einer Beziehung einfach ansprechen und es muss auch mal einen Streit geben können. Das fällt mir schwer, denn man will ja nichts auslösen oder schlimmer machen aber man darf eben auch seine eigenen Grenzen und Bedürfnisse haben. Wenn man dann Gereiztheit oder egozentrisches Denken als Antwort bekommt, ist das natürlich schwer und auch ich versuche immer noch zu lernen auszuloten, was die Erkrankung und was Persönlichkeit ist. Bei uns ist es jedoch so, dass diese negativen Aspekte durch die Krankheit herauskommen, niemals in guten Phasen.

Eine goldene Regel gibt es vielleicht nicht… oder jemand anderes im Forum hat sie, vielleicht ein Betroffener, dann würde ich mich auch sehr über mehr input freuen.

Viele Grüße
Freiwasser
Beiträge: 90
Registriert: 16. Jan 2024, 12:26

Re: Angehörige von Depressiven

Beitrag von Freiwasser »

Hallo Laura,
Wildwanderer und JoJo haben schon super Anregungen gegeben, wenn man die Beziehung weiter möchte und bereit ist, viel für sie zu geben.
Von mir noch ein kleiner Denkanstoß in die andere Richtung: Warum so viel geben für diese Beziehung? Ihr seid erst ziemlich kurz zusammen, und das war eine Fernbeziehung, und Dein Freund war sehr unsicher und hatte sich schon getrennt. Weißt Du, allein die Depression mit allen extremen Belastungen für die Beziehung und für meine Lebensqualität geht bei uns schon mehr als vier Jahre (nach gut 3 Jahren war Trennung, aber wir haben noch viel Kontakt als Eltern).
Aus meiner Sicht erschließt es sich gar nicht, warum man sich das geben sollte, wenn nicht eine lange Beziehung und viel Verbindendes dafür spricht. Zumal er ja gar nicht so eindeutig will. Und Du hast auch nicht geschrieben, dass Du in ihm die Liebe Deines Lebens siehst.
Das ist meine Sicht auf eine junge Frau, die ein gutes Leben allein oder irgendwann mit jemand Anderem haben könnte. Vielleicht empfindest Du es völlig anders. Vielleicht hilft der Anstoß auch, freier über das Thema nachzudenken.
Liebe Grüße,
Freiwasser
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