Gefühle gegenüber Partner

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bee18
Beiträge: 15
Registriert: 27. Aug 2024, 13:48

Gefühle gegenüber Partner

Beitrag von bee18 »

Hi,

ich bin neu hier und echt verzweifelt. Bei mir wurde vor einigen Wochen eine mittelgradige Depression und Burnout festgestellt.
Mit einigen der Symptome komme ich mittlerweile ganz gut klar und versuche alle Tipps aus der Therapie umzusetzen (z.B. mehr Ausdauersport, vermehrt Freunde treffen…).

Allerdings macht mir eine Sache total zu schaffen.
Ich stelle ständig infrage, ob ich meinen Partner noch liebe. Meine Gedanken drehen sich so häufig am Tag darum, sodass ich schon Herzrasen und ein beklemmendes Gefühl bekomme. Vor meiner Diagnose und als es mir gut ging, habe ich nie die Beziehung infrage gestellt, sondern war mir sicher: den heirate ich und mit dem bekomme ich Kinder. Wir haben uns sogar Häuser zum Kauf angesehen und Banktermine gehabt.

Wenn ich mir Bilder anschaue, auf denen wir so glücklich aussehen, fühle ich das nicht mehr. Als wäre es nie da gewesen…
Das macht mir alles so Angst, denn ich will doch endlich wieder fühlen. Mit den anderen Symptomen komme ich irgendwie zurecht, aber das macht es mir so schwer.
Ich kann schwer anerkennen, dass das alles von der Depression kommen soll….
Habt ihr vielleicht noch Tipps oder Erfahrungen?
Ich habe schon viel im Forum mitgelesen, aber vielleicht würde es mir helfen, wenn wir hier auch in einen Austausch kommen.

Ich danke euch!
Liebe Grüße
L.
Spagettieis
Beiträge: 4
Registriert: 8. Aug 2024, 12:39

Re: Gefühle gegenüber Partner

Beitrag von Spagettieis »

Hey du,

Ich bin zwar keine Betroffene Person, sondern die Partnerin eines Mannes mit Depressionen, aber ich habe trotzdem das Bedürfnis dir zu antworten.

Meinem Partner geht es genau wie dir. Wir reden sehr offen über alles. Die Emotionen sind innerhalb der Depression verschüttet. Man hat keinen Zugang zu diesen. Bestimmt hast du auch bereits festgestellt dass du das Interesse an vielen Dingen, die dir vorher Spaß gemacht haben, verloren hast. Mein Partner hat mir auch gesagt, dass er weiß das er mich liebt aber es gerade nicht richtig fühlen kann. Frage dich ob die Gedanken, die du hast, wirklich deine sind oder von der Depression kommen.

Hast du mit deinem Partner darüber geredet?

Ganz liebe Grüße
M.
Suchende2
Beiträge: 1373
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Gefühle gegenüber Partner

Beitrag von Suchende2 »

Hallo bee,

eine Depression ist eine Belastung für die Partnerschaft (für beide).
Manche stellen fest, daß eine Trennung besser ist, manche stellen fest, daß es gut war gemeinsam durch die Zeit zu gehen, manche stellen fest, daß die Trennung doch nicht notwendig gewesen wäre. Das ist ganz individuell.

Das Fühlen ist bei mir nur sehr langsam zurückgekommen und nicht etwa als erstes meine Gefühle für den Partner.
Du brauchst Geduld mit Dir selbst und darfst darauf vertrauen, daß Du irgendwann wissen wirst, was der richtige Weg für Dich ist.
Gestehe Dir die Zeit zu, die Du benötigst.

Ich wünsche Dir und Euch die notwendige Kraft auf Eurem Weg,
alles Gute,
Suchende
bee18
Beiträge: 15
Registriert: 27. Aug 2024, 13:48

Re: Gefühle gegenüber Partner

Beitrag von bee18 »

Danke erstmal für eure Antworten.

Ich habe mich erst sehr zurückgehalten und meinem Freund nichts von meinen „nicht vorhandenen“ Gefühlen erzählt.
Als ich dann aber vorgestern einen halben Nervenzusammenbruch hatte (da war auf einmal alles zu viel, hab mein Auto aus Versehen beschädigt, weil ich nicht genug aufgepasst hatte…), habe ich mich meinem Freund anvertraut.
Er meinte, dass das ein typisches Symptom sei mit der Gefühllosigkeit und auch wieder weggehen würde. Er hatte vollstes Verständnis, auch weil ich momentan kein Mitgefühl zeigen kann (bei ihm läuft es momentan auch nicht ganz so glatt).

Bei mir ist das wirklich das schlimmste Symptom und meine Gedankenspirale macht das auch nicht besser. Ich habe von meiner Therapeutin einen Tipp bekommen, wie ich üben kann, meine Grübelei zu stoppen, aber das muss natürlich geübt werden.
Ich erwische mich immer wieder dabei, wie meine Gedanken abschweifen und ich in mich hineinfühle und auf einmal merke: „Mist, da ist gar nichts. Ich fühle nichts.“

Mein Freund ist jetzt gerade das Wochenende nicht da und ich schäme mich dafür, dass ich mich darauf gefreut habe, mal alleine zu sein. Und auch hier: jetzt habe ich Angst, dass ich mich nicht auf ihn freuen kann, wenn er wiederkommt.

Ich habe schon so viel nachgedacht, dass ich an unserer Beziehung nichts geändert hat und eigentlich alles ist wie sonst auch.
Aber diese innere Leere macht mich wirklich fertig.
Ich kann mit anderen Leuten Zeit verbringen und zerbreche mir dabei nicht den Kopf, ob ich die Person noch mag oder nicht.

Vielleicht gibt es ja noch liebe Ratschläge?

Vielen Dank und liebe Grüße
L.
Der Glückspilz
Beiträge: 2
Registriert: 27. Aug 2024, 16:33

Re: Gefühle gegenüber Partner

Beitrag von Der Glückspilz »

Hallo!

Ich hatte diese Gefühle auch! Allerdings war ich da noch nicht diagnostiziert und hab gar nicht verstanden was da überhaupt los ist. Ich war mit unserem Sohn 4 Wochen in der Kinderreha und habe meinen Mann und auch meine Tochter wenig bis gar nicht vermisst. Sie waren auch insgesamt zwei Wochen zu Besuch in einer Ferienwohnung und ich habe mich auch irgendwie gefreut meine Tochter zu sehen, aber bei meinem Mann war da nichts. Es war mir einfach egal.
Da habe ich schon gemerkt, dass etwas nicht stimmt weil er seit 11 Jahren der einzige Mensch ist, der mir niemals auf die Nerven gegangen ist. Ich hab das dann so gut es geht runtergeschluckt und dachte, dass das dann halt zu den schlechten Zeiten einer Ehe zählt und habe mir einfach immer wieder seine Vorzüge vorgehalten, mir also im Kopf gesagt „warum“ ich ihn liebe. Jetzt mit meiner Diagnose (mittelgradige depressive Episode u.a.) ist er mein absoluter Anker geworden, er kümmert sich um die Kinder, wenn ich es nicht schaffe, erledigt alles im Haushalt und erinnert mich an Mahlzeiten. Wenn er da ist, funktioniere ich und fühle mich nicht mehr so klein und elend. Ich bin sehr froh, dass ich „dran geblieben“ bin und kann dir da nur den Rat geben, es auch zu versuchen.

Liebe Grüße
bee18
Beiträge: 15
Registriert: 27. Aug 2024, 13:48

Re: Gefühle gegenüber Partner

Beitrag von bee18 »

Hallo Glückspilz,
danke deine Antwort.
Wann ist das bei dir denn weggegangen mit der Gefühllosigkeit?

Mein Partner steht auch sehr hinter mir, aber ich kann es nicht so wertschätzen und fühlen…
Nixe02
Beiträge: 62
Registriert: 6. Jun 2024, 14:59

Re: Gefühle gegenüber Partner

Beitrag von Nixe02 »

Guten Morgen,
ich habe mal eine allgemeine Frage: was ist dieses "Wertschätzen, Wertschätzung" überhaupt?
Lange unterhielt ich mich auch mit meiner Nachbarin (70 Jahre, über 40 Jahre verheiratet) darüber.
Bei meinem Partner wars so: am Anfang, alles neu, ungewohnt, auch spannend, das Negative bemerkte ich kaum oder tat es als nichtig ab ... man muss sich ja erst aneinander gewöhnen ...
dann nach einer gewissen Zeit, ist nichts mehr neu, man weiss wie der Andere tickt, kann vieles voraussagen, ist oft gelangweilt, von Spannung/Neugier keine Spur mehr, selbst beim Sex ( dafür war ich immer zu begeistern :D ) wurde es arg langweilig, nervende Kinder, die man über alles liebte, taten das Übrige, Arbeit, Hauarbeit = soll das jetzt ewig so weiter gehen?

"ALLES hinschmeissen, fliehen" der Gedanke schoss mir oft durch den Kopf, man darf ja auch mal träumen dürfen ... - haste Kinder, fällt das schon einmal aus! Dazu kommen noch die finanziellen Verpflichtungen, Wohnung, Auto u.s.w..
Oft zieht sich der Mann zurück, ist k.o. oder will einfach "Mal" seine Ruhe haben. Ja klar, verständlich, doch das will ich auch!!!!
Plötzlich tauchte das Wort "Wertschätzen", respektieren, Rücksicht nehmen auf - ja, wer auf wen?

Meine Rücksicht schränkte meine Freiheit ein und umgekehrt. Irgendjemand muss (!) ja die Arbeit machen, sei es so etwas banales wie Spülmaschine einräumen oder oder oder - wie schön war doch das Single-Leben.

Liebe, gegenseitige Rücksichtnahme ... wo war die geblieben? Verglich ich mich mit anderen Paaren, hatte ich es noch gut getroffen, mit meinem Partner.

Ist das alles, ist so das Leben?
Ja, sagte meine 70 jährige Nachbarin, man muss das Beste daraus machen!
Ich zweifelte. Alleine wollte ich nicht sein, aber soooo nun auch wieder nicht.
Ist das der Beginn meiner Freudlosigkeit, dass man einfach resigniert und es hinnimmt, weil man des Kämpfens müde ist? Um des lieben Fiedens willen? Auf der einen Seite verlange ich "Wertschätzung", Toleranz, Aufmerksamkeit, mein Partner aber auch.

Ist das der Grund warum mein Partner öfter mal Alkohol trinkt, um einfach mal abschalten zu können oder immer später nach Haus kommt? Weil das Familienleben nervig geworden ist? Langweilig, gar anstengend?

"Ja, man muss das Beste daraus machen."

... ???
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