Schwierigkeiten, ernst genommen zu werden

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Aletana
Beiträge: 1
Registriert: 16. Aug 2024, 19:08

Schwierigkeiten, ernst genommen zu werden

Beitrag von Aletana »

Hallo zusammen,

ich bin neu hier und möchte mich zu folgender Situation austauschen:

Schon seit geraumer Zeit habe ich einige Beschwerden, die mir mein Leben schwer machen.

Ich bin Vollzeit berufstätig, lebe ich einer glücklichen Beziehung, habe eine schöne Wohnung und dürfte mich eigentlich nicht beschweren. Eigentlich. Ich merke, etwas stimmt mit mir nicht, aber niemand nimmt mich ernst. Ich leide unter bleiender Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, laufe wie ein Zombie durch die Gegend, habe Herzrasen und könnte ständig heulen. ich habe schön seit längerem Stress auf Arbeit, hervorgerufen durch u.a. überforderte Chefs, die ihren Druck gern weitergeben - kombiniert mit meinem Perfektionismus keine gute Sache. ich mache meinen Job gut, er macht mir auch Spaß, aber ich merke, dass ich an meinen gesteckten Zielen, alle zufriedenzustellen, scheitere. Ich bin eine Person, die bisher immer funktioniert hat. Im beruflichen wie auch privaten Umfeld. Aber ich kann es nicht mehr. Mir fehlt einfach die Kraft, ich bin ausgebrannt. Vor einigen Monaten bin ich zum ersten Mal zum Hausarzt und habe ihm meine Beschwerden geschildert. Ich habe auch seit einiger Zeit Muskelschmerzen am ganzen Körper, fühle mich, als ob sich mein Körper ständig versteift. ich habe Krankengymnastik bekommen, hat natürlich nichts gebracht.

Vor 4 Wochen war ich wieder beim Arzt, weil sich meine Beschwerden verschlimmerten. Er hat Bluttests gemacht (Schilddrüse, Eisen, usw.), die ohne Befund waren. Er hat mich eine Woche krankgeschrieben und gemeint, meine Müdigkeit komme von den Medikamenten, die ich nehme. Ich muss aufgrund einer chronischen Erkrankung Immunsuppressiva nehmen, die Müdigkeit auslösen kann. Aber ich weiß genau, daher kommt es nicht.

Seit zwei Wochen geht es mir wieder richtig schlecht. Ich grübele besonders über die Arbeit, ärgere mich darüber, dass ich mich ärgere und merke, wie meine Kraft immer mehr schwindet. Mein Privatleben leidet auch darunter, weil mir gesagt wird, dass ich mich reinsteigere und mich nicht so anstellen soll. Stresszeiten habe ja jeder mal.

Vor 10 Jahren wurde bei mir schon einmal eine depressive Episode diagnostiziert, die mit Sertralin behandelt wurde. Ich hatte lange Zeit Ruhe. Aber nun merke ich, dass sich der "Schleier wieder über mich legt."

Ich habe unsere dienstlich hauseigene Psychologin um einen Termin gebeten, um die berufliche Situation mit ihr zu besprechen. Da aber gerade Urlaubszeit ist, warte ich noch auf Rückmeldung. Außerdem überlege ich, einen Termin beim Neurologen/Psychiater auszumachen, auch wenn mir der HA keine Überweisung dafür gibt. Ich möchte einfach nur, dass ich eine Diagnose erhalte und man meine Beschwerden ernst nimmt. Ich bilde mir das nicht ein. Ich möchte einfach nur wieder Spaß haben an dem was ich tue und nicht ständig völlig fertig in der Ecke liegen.

Ich hoffe, ich kann hier vielleicht einige Meinungen von Menschen hören, die vielleicht ähnliches erlebt haben?

LG Aletana
Senif
Beiträge: 1849
Registriert: 23. Jul 2023, 21:42

Re: Schwierigkeiten, ernst genommen zu werden

Beitrag von Senif »

Hallo Aletana,

willkommen im Forum.
Ich glaube, du brauchst auch keine Überweisung von einem Hausarzt um bei einem Psychiater vorzusprechen. Das Problem ist immer nur, dass viele keine Termine frei haben und die Wartezeiten dann so lang sind.
Ich würde Dir raten, aber trotzdem dir einen Facharzt zu suchen. Für mich klingt das schon nach Depression. Ich brauchte damals erstmal Antidepressiva, die wirken. Musste dafür auch sehr viel rum probieren.
Ansonsten gibt es noch andere Anlaufstellen, wie den Sozialpsychiatrischen Dienst, oder Beratungsstellen von der Diakonie z.B.
Ich bin damals nach mehreren Klinikaufenthalten in eine PIA (Psychiatrische Institutsambulanz) gekommen. Dort kann man auch mal anfragen, auch wenn man nicht vorher stationär war.

Depressionen bildet man sich nicht ein. Sie sind psychisch bedingt, aber nicht eingebildet. Menschen, die was anderes behaupten, haben keine Ahnung. Darf man ihnen auch zugestehen, aber man darf nicht auf sie hören :D

Wenn du dann eingestellt bist auf AD, ist es meist noch gut, Psychotherapie zu machen. Generell kann Perfektionismus viel kaputt machen. Ich bin damals in einer beruflichen Reha zusammen geklappt, weil ich ja dieses und jenes alles wissen musste um wieder zu arbeiten und dann zu Hause noch dran gehängt habe. Ich habe es bitter bereut.

Heute achte ich auf Ausgleich - manchmal packt mich noch die Angst, ich könnte meinen Job wieder verlieren und mache dann mehr - aber was ich mir nicht nehmen lassen, zum Sport zu gehen und jetzt hab ich auch was tolles für mich entdeckt, was mich mental erholt: Wakeboarden.
Ich möchte nie wieder da hin, wo ich her kam.

:hello: LG Senif
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