Vermisse Mutter, die mich im Stich ließ

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Nami1992
Beiträge: 1
Registriert: 2. Jun 2020, 17:33

Vermisse Mutter, die mich im Stich ließ

Beitrag von Nami1992 »

Mir geht es zurzeit sehr schlecht und ich bin mutterseelenallein. Arbeite zurzeit Vollzeit mit schweren Depressionen und stehe höchstwahrscheinlich vor einem emotionalen Supergau.

Vor ca. 8 Jahren ist meine Mutter während meiner Ausbildung an's andere Ende von Deutschland gezogen. Sie war letztendlich meine einzige verbliebene Bezugsperson (zu der Zeit ging es mir schon extrem schlecht). Mir kommt es so vor, als sei es gestern gewesen. Ich versuche weiterzumachen, aber seitdem habe ich eine klaffende Wunde, die nicht heilt.

In der Zeit ist eine Arbeitskollegin für mich zu einem Mutterersatz geworden. Diese ist allerdings letztes Jahr an Krebs gestorben.

Meine Mutter war leider auch nie wirklich eine Mutter, wie ich sie mir gewünscht habe. Bis heute bin ich mir auch ziemlich sicher, dass ich für sie nur eine Last gewesen bin, ohne die sie nicht frei sein konnte.

Die letzte Zeit habe ich wieder extrem damit zu kämpfen, dass sie weg ist und ich alleine bin. Bin eigentlich täglich nur am Weinen, hab Albträume und lebe wie ein Zombie vor mich hin. Verstehe es nicht, weil sie auch nie eine Vollblutmama war. Ich habe Angst, dass mich diese Gefühle, bis an mein Lebensende verfolgen. Ich möchte mich einfach nicht mehr so fühlen. Bin kurz vorm Durchdrehen. Therapie hilft mir diesbezüglich nicht (schon viel versucht). Ich sehe mittlerweile irgendwie nur einen Ausweg...

Wir haben auch keinen Kontakt mehr. Jedes Mal, wenn ich sie besucht habe, oder sie mich ging es mir richtig schlecht, wenn wir wieder Abschied nehmen mussten. Für mich kam es auch nie in Frage zu ihr zu ziehen, weil das Risiko für mich zu groß war (sie ist eben eine sehr schwierige Person und für sie alles aufgeben und neu einfangen?)

Was meint ihr? Bin gerade total durch den Wind...
Freiwasser
Beiträge: 90
Registriert: 16. Jan 2024, 12:26

Re: Vermisse Mutter, die mich im Stich ließ

Beitrag von Freiwasser »

Liebe Nami,
Als Mutter kenne ich die Erleichterung, wenn Kinder erwachsen werden und die Verantwortung für ihr Leben nun bei ihnen liegt. Und im Bekanntenkreis kenne ich es auch, dass Mütter von erwachsenen Kindern mit psychischen Erkrankungen einen sehr harten Weg gehen, die Verantwortung für diese Söhne oder Töchter loszulassen, weil sie das für ihre eigene psychische Gesundheit tun müssen. Das heißt aber nicht, dass diese Kinder NUR eine Last waren. Die Mütter, die ich kenne, lieben ihre Kinder und erzählen mit strahlenden Augen von ihnen. Trotzdem dürfen sie, wenn die Kinder erwachsen sind, die Verantwortung abgeben.
Irgendwann müssen wir alle uns selbst den liebevollen Rückhalt geben, den uns früher die Eltern gegeben haben, oder gegeben haben sollten; spätestens, wenn sie gebrechlich werden oder sterben. Vielleicht magst Du in der Richtung mal überlegen, ob Dir etwas einfällt, wie Du für Dich selbst da sein und liebevoll mit Dir umgehen kannst.
Du hast ja schon versucht, therapeutisch an dem Thema zu arbeiten, und Du hast versucht, Deine Mutter zu besuchen bzw. sie hat Dich besucht. Insofern ist das vielleicht ausgeschöpft. Trotzdem kannst Du nochmal überlegen, ob Du eine andere Art von Kontakt zu Deiner Mutter etablieren kannst, der halt nicht mehr mit Erwartungen überlastet ist, was sie für Dich sein sollte. Vielleicht könnt Ihr eine andere Ebene miteinander finden.
Noch eine Idee ist, dass Du selber Dich um andere Menschen oder um Tiere kümmerst, vielleicht in einem Ehrenamt.
Dass Deine mütterliche Freundin erst letztes Jahr gestorben ist, solltest Du bedenken und Geduld mit Dir haben - Du trauerst, und ein Teil Deiner Gefühle lässt sich damit erklären.
Alles Liebe! Ich wünsche Dir, dass Du Deinen Weg findest.
Freiwasser
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