Albträume und plötzlich aufflackernde schlechte Gedanken

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WantMyLifeBack
Beiträge: 72
Registriert: 2. Aug 2024, 17:14

Albträume und plötzlich aufflackernde schlechte Gedanken

Beitrag von WantMyLifeBack »

Hallo zusammen,

bestimmt gibt es zu dem Thema schon den einen oder anderen Thread, aber die Suchfunktion liefert leider so viele Treffer... deswegen starte ich das hier noch einmal (bitte gerne auf vorhandene Threads verweisen wenn ihr diese parat habt).

Was mich leider immer wieder ein Stück weit runterzieht sind nächtliche Albträume, bzw wenn ich tagsüber in einer vollkommen harmlosen, routinierten Situationen plötzlich ohne Auslöser schlechte Gedanken im Kopf habe. Ich meine damit nicht sowas wie "das ist doch alles sinnlos", "ich habe keine Kraft dafür" oder so, sondern wahlweise Erinnerungen an schlimme Situationen, die aber Jahrzehnte zurückliegen oder aber sogar auch total fiktive Gedanken an etwas Schlimmes, das einfach so plötzlich aufflackert. Ich weiß nicht, ob man das schon als Trauma bezeichnen kann. Diese Träume und Gedanken beschäftigen und belasten mich in diesem Augenblick, aber sie lösen jetzt keine kompletten Hemmungen, Heulattacken oder irgendwas Vergleichbares aus.

Ich habe Unterlagen zum Thema Resilienz, in denen hierzu geraten wurde, man solle diese Gedanken nicht ernst nehmen und aktiv verharmlosen (im Konkreten Beispiel soll man z. B. aus einem Klos im Hals ein niedliches, harmloses Klößchen machen), aber bei einem Thema, auf das ich sehr empfindlich reagiere, fällt mir das extrem schwer.

Kennt ihr solche Situationen und wenn ja, habt ihr Methoden, wie ihr damit umgeht? Ich war schon manchmal in der Lage, meine Träume selber aktiv zu beeinflussen (luszides Träumen), aber das klappt natürlich immer nur dann, wenn es nicht um mein Trigger-Thema geht...
Lumi
Beiträge: 5
Registriert: 15. Mai 2024, 17:43

Re: Albträume und plötzlich aufflackernde schlechte Gedanken

Beitrag von Lumi »

Hallo WantMyLifeBack,

solche Situationen kenne ich auch. Man wird aus dem Nichts überrannt von seinen Gedanken über schlimme Erinnerungen oder auch fiktiven Gedanken.

In der Therapie habe ich gelernt mir für solche Fälle einen sicheren Ort zu schaffen, an dem die Gedanken einen nicht erreichen können.

Man denkt sich an einen Ort seiner Wahl, völlig egal wo, wie oder was. Das kann ein Urlaubsland sein, ein Zimmer, ein Ort in der Natur oder auch ein Fantasieort. Die Hauptsache ist, dass man sich dort wohlfühlt.

Wenn mir alles zu viel wird und ich meinem Kopf nicht mehr Herr werde, fahre ich gedanklich an diesen Ort an dem ich sicher bin und die Gedanken keinen Zugang haben.

So geht man innerlich auf Abstand und wird ruhiger.

Bisschen gewöhnungsbedürftig, aber mir hat es geholfen und hilft immer noch.

Liebe Grüße
Lumi
Freya22
Beiträge: 2
Registriert: 25. Jul 2024, 17:06

Re: Albträume und plötzlich aufflackernde schlechte Gedanken

Beitrag von Freya22 »

Hi zusammen,
Ich kenne solche Situationen auch nur zu gut. Schlechte Erinnerungen die plötzlich auftauchen, Alpträume und Gedanken die völlig abwegig sind, Aber Panikattacken auslösen( liege z.B. im Bett, höre ein Flugzeug und bin überzeugt, dass es jetzt auf mein Haus stürzt)
Habe in der Therapie verschiedene Methoden gelernt, damit umzugehen;
bei Alpträumen: unbedingt aufstehen und was praktisches machen( Glas Wasser holen und trinken) das mich wieder mit der Realität verbindet
bei Erinnerungen: mir klar machen, dass es jetzt vorbei ist( klappt aber nur manchmal)
bei fiktiven Gedanken: Faktencheck machen, wie realistisch ist das Ereignis und wenn die schlimmste Panik abgeflaut ist, sich bewusst mit was anderem beschäftigen( bei mir Kopfrechnen oder zählen in verschiedenen Sprachen).
Hoffe, das ist jetzt irgendwie hilfreich und verständlich
Liebe Grüße Freya
Suchende2
Beiträge: 1373
Registriert: 29. Sep 2020, 08:05

Re: Albträume und plötzlich aufflackernde schlechte Gedanken

Beitrag von Suchende2 »

Hallo WantMyLifeBack,

das kenne ich auch alles.
Zu den Albträumen wurde mir in der Klinik gesagt, ich verarbeite etwas. Sie sind sehr anstrengend und verkürzen meinen ohnehin schlechten Schlaf. Aber mit zunehmender psychischer Stabilität ist das auch bei mir besser geworden. Zur Zeit gibt es nur 1 Thema, daß bei mir definitiv Albträume auslöst. Da weiß ich aber auch warum.

Als es mir schlecht ging, kamen auch sehr viele alte "ungute" Erinnerungen hoch. Einen Teil habe ich mit meiner Therapeutin bearbeitet. Meist war noch eine weitere Ebene darunter, als die offensichtliche. Bzw. ich habe endlich mit meiner Therapeutin zusammen die passenden Worte für meine Gefühle gefunden. Mich getraut Worte dafür zu denken und zu benutzen, die eigentlich "verboten" waren. Mit zunehmender psychischer Stabilität, hauen mich diese Erinnerungen auch nicht mehr so um.

Auch das katastrophisieren kenne ich. In der Tagesklinik wurde mir gesagt, ein kleines Körnchen Wahrscheinlichkeit wäre darin. Ich solle schauen, was das eigentliche Gefühl dahinter ist und was das benötigt. Mein Verstand weiß die ganze Zeit, daß es sehr unwahrscheinlich ist, mein Gefühl versteht es einfach nicht.

Wie ich damit umgehe?
In der Therapie habe ich vieles über mich gelernt und verstanden. Ich gehe wohlwollender mit mir um. Ich verurteile mich nicht für die Gedanken und Gefühle und versuche sie nicht nur über meine kognitiven Fähigkeiten zu lösen. Ich habe gelernt jedes Gefühl genauso ernst zu nehmen und entsprechend zu behandeln. Es will mir etwas sagen.
Wenn ich zum Beispiel im Bus nach Hause sitze und ein Rettungswagen mit Blaulicht überholt uns, denke ich noch immer, hoffentlich ist meinem Mann nichts passiert. Mein Kopf weiß, daß es sehr unwahrscheinlich ist, aber mein Gefühl will es nicht glauben. Was bei mir dahintersteckt, weiß ich inzwischen und kann dem Gefühl entsprechend begegnen. Ich weiß inzwischen, was es benötigt.
Ich nehme meine Gefühle und Gedanken ernst und verharmlose sie nicht. Ich gebe ihnen den Raum, den sie benötigen, ohne mich davon überfluten zu lassen.
Wenn es mich zu überfluten droht, denke ich hoffentlich an meine Methoden: Atemtechnik, sicherer Ort (hat bei mir erst geklappt, nachdem wir in der TK eine "Führung" zu unserem sicheren Ort bekommen haben), Igelball, ....
Manchen hilft ein gedankliches Stop-Schild (funktioniert bei mir nicht).


Das ist meine momentane Art und Weise damit umzugehen. Ob diese auf Dauer funktioniert werde ich merken.

Alles Gute,
Suchende
nicht hier
Beiträge: 28
Registriert: 3. Aug 2024, 18:04

Re: Albträume und plötzlich aufflackernde schlechte Gedanken

Beitrag von nicht hier »

Was die Alpträume angeht: hat euch niemand gesagt wie Traummodifikation funktioniert?
Ich bin seit über 40 Jahren Alptraum frei.
Ich bin nicht von dieser Welt
Ich will zurück auf meinen Stern
WantMyLifeBack
Beiträge: 72
Registriert: 2. Aug 2024, 17:14

Re: Albträume und plötzlich aufflackernde schlechte Gedanken

Beitrag von WantMyLifeBack »

Ahm nein ich höre (bzw. lese) das gerade tatsächlich zum ersten Mal. Habe gerade einen Artikel im Ärzteblatt dazu gefunden und werde mich da mal einlesen. Danke für den Tipp!
nicht hier
Beiträge: 28
Registriert: 3. Aug 2024, 18:04

Re: Albträume und plötzlich aufflackernde schlechte Gedanken

Beitrag von nicht hier »

ich hab's befürchtet.
Idealerweise suchst du dir ein Profi:ine.
Das geht auch alleine. Aber mit (erfahrenden) Beistand sollte es bei Schwierigkeiten einfacher werden.
Eigentlich sollte jeder Psychotherapeut:in dazu in der Lage sein. Ist nicht wirklich schwer oder kompliziert. Nur halt sehr individuell.
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