Rückzug, wie geht man damit um?

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SugarLea
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Rückzug, wie geht man damit um?

Beitrag von SugarLea »

Hallo ihr Lieben,

ich habe schon viel gelesen hier in den letzten Tagen und habe meine Geschichte nicht nur einmal wiedergefunden in den vielen, verzweifelten Geschichten hier im Forum. Fühle mich nicht mehr ganz so alleine mit mir selbst und meinen Gedanken...

Ich bin mit meinem Partner nun ein bisschen länger als vier Monate zusammen. Die ersten Monaten waren - wie bei den meisten hier - ein absoluter Traum. Noch nie war mir ein Mensch so zugewandt, so beständig und wusste was er wollte. Wir hatten rund um die Uhr Kontakt über WhatsApp, er hat mir seinen ganzen Tag in Echtzeit erzählt könnte man so sagen. Er war liebevoll, Herzen, Küsse, minutenlange Sprachnachrichten voller Gefühle. Wir hatten Pläne, ich war immer Teil seines Lebens und seiner Planung. Haben uns 4-5 Mal die Woche getroffen, tolle Unternehmungen, die gesamte Familie kennenlernen, kuscheln, Zärtlichkeiten, wie verliebte Paare halt so sind..

Dann fuhr er beruflich eine Woche auf eine Schulung und danach fing es schleichend an. Es gab keinen Sex mehr, zwei Monate lang. Ich war nur noch verunsichert, dachte er findet mich nicht mehr anziehend. Er hat das bestritten, gesagt es würde nicht an mir liegen, er würde es selbst nicht verstehen. Das schaukelte sich zu einem echten Problem hoch, ich habe mich ständig abgewiesen und nicht liebenswert gefühlt. Gerade am Anfang einer Beziehung, wo man normal gar nicht die Finger voneinander lassen kann.

Dann kam dazu, dass er nicht mehr bei mir übernachten konnte, zweimal richtig mit Panik regelrecht geflüchtet ist von einer Minute auf die andere. Bei ihm schlafen ist genauso schwierig. Er sagt er fühlt sich nicht gut, möchte dann lieber alleine sein und auch alleine aufwachen. Es hätte nichts mit mir zu tun.

Er ist auch ständig gereizt, alles stört ihn. Fühlt sich oft gestresst und überfordert, wo andere Leute gar nicht erst ein Problem erkennen. Er hat wenig Struktur und gleichzeitig einen totalen Ordnungsfimmel in seiner Wohnung. Er spricht von einer inneren Unruhe, das nehme ich auch wahr wenn ich bei ihm zu Hause bin. Er muss immer irgendetwas tun, die Pflanzen, hier und da ein Handgriff, wirkt zerstreut.

Mittlerweile weiß ich, dass er eine Depression hat. Ich habe ihn damit konfrontiert, weil ich Depressionen und die Anzeichen von mir selbst (mehrere depressive Episoden die letzten 20 Jahre, Therapien hinter mir) nur zu gut kenne. Seine Aussagen wie "Bei mir ist es wie mit dem Wetter, bewölkt und regnerisch, ab und an kommt die Sonne durch". Spricht von einem tiefen Loch in das er fällt.

Ab und an öffnet er sich total in seinen Sprachnachrichten, weint, sucht dann meine Nähe und kann sie gleichzeitig nicht annehmen.

Mittlerweile sind wir so weit, dass es mehrere kurze Trennungen von 3 Tagen gab, weil einer von uns beiden total überfordert gewesen ist mit der Situation. Wir finden immer wieder zusammen. Allerdings läuft die ganze Beziehung mittlerweile total auf Sparflamme. Die einst so lieben Worte sind verschwunden, Kommunikation folgt eigentlich nur noch sachlich, neutral. Ohne Gefühlsbekundungen. Keine Herzen mehr. Er ist gefühlsmäßig total verschlossen. Wenn wir uns sehen, was im Vergleich zu vorher nur noch selten passiert, dann laufe ich mehr wie eine Bekannte neben ihm her. Einen kurzen Kuss zur Begrüßung, zum Abschied, eine kurze Umarmung. Kein Händchenhalten mehr, mal eine liebevolle Berührung zwischendurch. Er wirkt dann total versteinert und distanziert.

Nach zwei Monaten Sexflaute geht zumindest das ab und an wieder. Da kann er dann auch sagen, dass er Lust hat. Aber auch hier, fühlt es sich eher distanziert an, wenig wirkliche Berührung oder gar Leidenschaft oder Hingabe. Richtig geküsst hat er mich noch nie, was er zunächst darauf zurückgeführt hat, dass er keinen Aschenbecher küssen will. Ich denke eher, dass das mit dem Problem der Nähe zu tun hat, warum er das meidet...

Er hat gesagt er wisse, dass er an sich arbeiten müsse, dass er Zeit brauchen würde. Eine Therapie lehnt er bisher noch immer ab. Ist auch beruflich bei ihm sehr schwierig über diese Hürde zu gehen...

Gerade haben wir sehr viel Kontakt, jeden Tag. Er meldet sich jeden Tag, lässt mich an seinem Leben teilhaben. Erzählt mir wo er ist und was er macht aber der Rest, was so eine Beziehung ausmacht ist komplett verschwunden. Er nimmt mich nicht mit zu Freunden (mit denen trifft er sich erst seit zwei Monaten überhaupt wieder), er nimmt mich nicht mehr mit zu seiner Familie, vermeidet es mit zu meiner zu kommen, obwohl er bis vor zwei Monaten alle total mochte und auch immer ein Teil davon gewesen ist. Wir sehen uns wenn es hochkommt einmal die Woche. Er fragt nicht mehr wirklich nach Treffen, ich hab ihm seinen Raum gelassen, halte mich damit auch zurück, um ihn nicht zu bedrängen.

Aber es ist so verdammt schwer. Ich vermisse ihn und das was wir mal waren so sehr. Im Moment ist er wie ein anderer Mensch und es ist für mich so hart zu akzeptieren, dass er wohl mit seinen Freunden abhängen, zur Familie gehen und seinen Hobbies nachgehen kann, er nur mich so sehr meidet. Mich, die immer für ihn da ist und die eigentlich die Einzige ist, die von seinen Problemen mit sich selbst überhaupt weiß. Er sagt selbst ich bin wie eine Seelenverwandte für ihn, als wir uns kennengelernt haben, wäre das für ihn wie ein Traum gewesen, so surreal. Ich habe ihn gefragt, warum er dann alles kaputt machen würde und er hat geantwortet, weil er immer wieder gemerkt hätte dass er die Beziehung nicht leben kann, dass er mich nur immer wieder enttäuschen würde.

Ich fühle mich total hilflos, machtlos. Wenn er von sich aus sprechen will, höre ich ihm zu, bin für ihn da. Aber gleichzeitig ist da meine Angst, dass wir nie wieder eine wirkliche Beziehung leben werden, denn das Ganze geht nun schon zwei Monate lang, dass er sich so extrem zurückzieht vor mir.

Könnt ihr das nachvollziehen? Wie geht ihr mit so was um?
SugarLea
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Re: Rückzug, wie geht man damit um?

Beitrag von SugarLea »

Dazu sagen muss ich noch, dass er immer davon spricht dass er will, aber nicht kann. Das er im Moment keine Gefühle zeigen kann, er mich sehr sehr lieb hätte, mich wahnsinnig mag. Und das er auch weiß, dass mir das alles fehlen würde was wir mal hatten und dass das alles nicht so bleiben solle wie es jetzt ist. Das er an sich arbeiten will. (Wie genau er das macht weiß ich nicht, Therapie lehnt er ja ab)...
GuntherBandel
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Re: Rückzug, wie geht man damit um?

Beitrag von GuntherBandel »

Hallo Lea,

zwei Monate erscheinen Dir vielleicht lang, sind aber bei Depressionen nicht unbedingt ein langer Zeitraum.

Vielleicht solltest Du versuchen, ihn hinsichtlich Therapiesuche noch mehr zu bestärken, denn er hat ja bereits erkannt, dass er an sich arbeiten möchte.
Warum ist es bei ihm beruflich schwierig hinsichtlich Therapie? Das sollte eigentlich nie ein Hindernis sein, wenn es einem nicht gut geht.

Zu Eurer Beziehung: Da bleibt vermutlich erstmal nur abwarten, auch wenn es schwer ist.

Ich drücke Euch die Daumen.

VG
G.
SugarLea
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Re: Rückzug, wie geht man damit um?

Beitrag von SugarLea »

Danke für deine Antwort :-)

Er ist Soldat. Da kriegst du direkt ein Aktenzeichen wenn du dich therapieren lässt. Und ja, das liebe Stigma, als harter Soldat hast du keine psychischen Probleme. Und irgendwo als Selbstzahler hingehen ist ihm zu teuer (was ich Anbetracht der hohen Preise pro Sitzung nur zu gut nachvollziehen kann)

Ich habe ihm das schon mehrfach gesagt, dass er professionelle Hilfe braucht, dass er das alleine wohl nicht schaffen wird. Ich ihm zwar zuhören und Rat geben kann aber ich bin halt nur eine Selbstbetroffene (und selbst dann kann ich diese Rückzüge dem Partner gegenüber nicht nachvollziehen, weil ich das genaue Gegenteil gewesen bin, für mich war mein Partner immer der Halt und meine Stütze) und seine Partnerin. Zumal er sich ja gerade vor mir zurückzieht. Wie könnte ich ihm da helfen?

Ich weiß gar nicht mehr wie ich mich verhalten soll. Ich bin ein Mensch, der Gefühle lebt, der sagen will was ich fühle. Aber das würde ihm ja nur dauernd sein momentanes Defizit vor Augen führen, wenn er es nicht erwidern kann. Ebenso würde ich ihn so gerne einfach wieder öfters sehen, traue mich aber nicht zu fragen. Er war vorher derjenige von dem das meiste ausging. Er wollte mich ständig sehen, hat schon fast ein bisschen geklammert und war dann überfordert wenn es mal nicht geklappt hat. Ich kann mich an ein Wochenende erinnern, wo er familiäre Verpflichtungen hatte, bei denen ich nicht mitgehen konnte. Da hat er mir geschrieben er fühle sich gerade total gestresst und überfordert damit, denn er wolle einfach nur Zeit mit mir verbringen. Wo ist er hin, der Mensch? :-(
GuntherBandel
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Re: Rückzug, wie geht man damit um?

Beitrag von GuntherBandel »

Hallo Lea,

und was kann bei einem Aktenzeichen schlimmstenfalls passieren? Das ist schon irrwitzig. Was ist dann mit Soldaten, die im Krieg sind und Traumata erleiden? Bekommen die dann auch ein Aktenzeichen, wenn sie therapiert werden müssen?

Ich würde ihm versuchen näherzubringen, ob er wirklich etwas zu verlieren hat mit einem Aktenzeichen, er aber die Chance hat, dass es ihm wieder besser geht und was es ihm bringen würde, wenn er alleine nicht aus der Depression rauskommt. Dann kann er ggf. seinen Job auch irgendwann nicht mehr ausüben und das dann ohne Aktenzeichen.

VG
G.
SugarLea
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Re: Rückzug, wie geht man damit um?

Beitrag von SugarLea »

Ja, das ist tatsächlich so. Sobald ein Soldat in Therapie geht hat er ein Aktenzeichen. Depression und Dienst an der Waffe ist ja auch noch mal so eine Sache. Es gibt massenhaft Soldaten mit einer PTBS nach einem Auslandseinsatz. Das ist aber denke ich nochmal eine andere Geschichte, weil das ist ja beruflich entstanden und kann auch jeder Nachvollziehen. Schlimmstenfalls wirst du dienstuntauglich. Glaube ich in seinem Fall jetzt nicht, weil seinen Alltag hat er noch total gut im Griff, die berufliche Seite. Aber ich kann ihn schon auch ein bisschen verstehen, warum er sich da so sträubt dagegen.

Bei ihm war unter anderem einer der Auslöser der Sache die Trennung von seiner Ex Freundin, mit der er sieben Jahre zusammen gewesen ist. Er sich total auf diese Beziehung fixiert hatte, sie haben alles zusammen gemacht, es gab nur noch die Beziehung für ihn und als die dann weggebrochen ist, fing das bei ihm an. Er stand da quasi mit nichts mehr im Leben da. Er meinte er wäre früher nie so gewesen, dass sei erst seit der Trennung so dass er sich immer wieder so fühlen würde. Das ganze ist schon bald 1 1/2 Jahre her und er war Single bis er mich getroffen hat....

Gab noch einen Vorfall bei ihm, der ihn total traumatisiert hat. Ich kann diese Geschichte total nachvollziehen, ich hab schon geweint als er sie mir erzählt hat vor lauter Schmerz. Die müsste er bearbeiten...

Ich weiß nicht wie er ohne Therapie an sich arbeiten will. Die Depression verschwindet ja nicht einfach mal von selbst wieder.
GuntherBandel
Beiträge: 166
Registriert: 29. Dez 2020, 13:07

Re: Rückzug, wie geht man damit um?

Beitrag von GuntherBandel »

Hallo Lea,

wenn die Depression eine gewisse Schwere erreicht hat und sich verfestigt, verschwindet sie denke ich nicht ohne professionelle Hilfe und/oder Medikamente.

Viele Grüße
G.
SugarLea
Beiträge: 17
Registriert: 7. Aug 2024, 16:06

Re: Rückzug, wie geht man damit um?

Beitrag von SugarLea »

Das befürchte ich eben auch :-(

Wieso zieht er sich nur vor mir so zurück? Ich verstehe das einfach nicht. Wir haben den ganzen Tag Kontakt miteinander. Vom Guten Morgen angefangen bis zum Schlafengehen. Aber irgendwie komme ich in seiner Planung nicht mehr vor derzeit. Ich kann damit so schlecht umgehen, fühle mich ausgeschlossen, unwichtig und wenn ich dann wütend werde auch wirklich verarscht und hingehalten.

Vorher war es immer ich, die er sehen wollte, die er bei sich haben wollte. Beim Treffen stand schon das nächste Treffen fest. Ich wusste immer wann ich ihn wiedersehen werde. Gerade weiß ich gar nichts, außer was er in seinem Alltag so macht und mich dann oft triggert, weil ich kein Teil mehr davon sein darf. Ich würde es gerne verstehen, kann es aber absolut nicht nachvollziehen....
GuntherBandel
Beiträge: 166
Registriert: 29. Dez 2020, 13:07

Re: Rückzug, wie geht man damit um?

Beitrag von GuntherBandel »

Hallo Lea,

auch wenn es schwer ist: Versuche sein derzeitiges Verhalten nicht persönlich zu nehmen.
Es ist ja sehr wahrscheinlich ein Symptom der Erkrankung.

Viele Grüße
G.
SugarLea
Beiträge: 17
Registriert: 7. Aug 2024, 16:06

Re: Rückzug, wie geht man damit um?

Beitrag von SugarLea »

Ja, dass ist sehr schwer, es nicht persönlich zu nehmen. Vor allem wenn man die Einzige ist, für die der Rückzug gilt...

Wir sehen uns am Sonntag wieder. Davor kommen erst noch Freunde und das eigene Hobby.
Auf der einen Seite bin ich froh, dass er diese Dinge für sich wieder macht, denn er war die ersten Monate komplett auf mich fixiert und dass ihm das auch gut zu tun scheint. Auf der anderen Seite bin ich so enorm traurig, dass er nicht mehr so das Bedürfnis verspürt mehr Zeit mit mir zu verbringen wie das mal gewesen ist...

Ich sollte vermutlich froh sein, dass wir trotz der widrigen Umstände gerade noch so viel Kontakt haben und dass er mich überhaupt noch sehen will. Für mich fühlt sich das alles gerade einfach nur wie ein riesengroßer Verlust an...
AndreasR2505
Beiträge: 32
Registriert: 4. Aug 2024, 21:47

Re: Rückzug, wie geht man damit um?

Beitrag von AndreasR2505 »

SugarLea hat geschrieben: 9. Aug 2024, 10:40 Hallo ihr Lieben,

ich habe schon viel gelesen hier in den letzten Tagen und habe meine Geschichte nicht nur einmal wiedergefunden in den vielen, verzweifelten Geschichten hier im Forum. Fühle mich nicht mehr ganz so alleine mit mir selbst und meinen Gedanken...

Ich bin mit meinem Partner nun ein bisschen länger als vier Monate zusammen. Die ersten Monaten waren - wie bei den meisten hier - ein absoluter Traum. Noch nie war mir ein Mensch so zugewandt, so beständig und wusste was er wollte. Wir hatten rund um die Uhr Kontakt über WhatsApp, er hat mir seinen ganzen Tag in Echtzeit erzählt könnte man so sagen. Er war liebevoll, Herzen, Küsse, minutenlange Sprachnachrichten voller Gefühle. Wir hatten Pläne, ich war immer Teil seines Lebens und seiner Planung. Haben uns 4-5 Mal die Woche getroffen, tolle Unternehmungen, die gesamte Familie kennenlernen, kuscheln, Zärtlichkeiten, wie verliebte Paare halt so sind..

Dann fuhr er beruflich eine Woche auf eine Schulung und danach fing es schleichend an. Es gab keinen Sex mehr, zwei Monate lang. Ich war nur noch verunsichert, dachte er findet mich nicht mehr anziehend. Er hat das bestritten, gesagt es würde nicht an mir liegen, er würde es selbst nicht verstehen. Das schaukelte sich zu einem echten Problem hoch, ich habe mich ständig abgewiesen und nicht liebenswert gefühlt. Gerade am Anfang einer Beziehung, wo man normal gar nicht die Finger voneinander lassen kann.

Dann kam dazu, dass er nicht mehr bei mir übernachten konnte, zweimal richtig mit Panik regelrecht geflüchtet ist von einer Minute auf die andere. Bei ihm schlafen ist genauso schwierig. Er sagt er fühlt sich nicht gut, möchte dann lieber alleine sein und auch alleine aufwachen. Es hätte nichts mit mir zu tun.

Er ist auch ständig gereizt, alles stört ihn. Fühlt sich oft gestresst und überfordert, wo andere Leute gar nicht erst ein Problem erkennen. Er hat wenig Struktur und gleichzeitig einen totalen Ordnungsfimmel in seiner Wohnung. Er spricht von einer inneren Unruhe, das nehme ich auch wahr wenn ich bei ihm zu Hause bin. Er muss immer irgendetwas tun, die Pflanzen, hier und da ein Handgriff, wirkt zerstreut.

Mittlerweile weiß ich, dass er eine Depression hat. Ich habe ihn damit konfrontiert, weil ich Depressionen und die Anzeichen von mir selbst (mehrere depressive Episoden die letzten 20 Jahre, Therapien hinter mir) nur zu gut kenne. Seine Aussagen wie "Bei mir ist es wie mit dem Wetter, bewölkt und regnerisch, ab und an kommt die Sonne durch". Spricht von einem tiefen Loch in das er fällt.

Ab und an öffnet er sich total in seinen Sprachnachrichten, weint, sucht dann meine Nähe und kann sie gleichzeitig nicht annehmen.

Mittlerweile sind wir so weit, dass es mehrere kurze Trennungen von 3 Tagen gab, weil einer von uns beiden total überfordert gewesen ist mit der Situation. Wir finden immer wieder zusammen. Allerdings läuft die ganze Beziehung mittlerweile total auf Sparflamme. Die einst so lieben Worte sind verschwunden, Kommunikation folgt eigentlich nur noch sachlich, neutral. Ohne Gefühlsbekundungen. Keine Herzen mehr. Er ist gefühlsmäßig total verschlossen. Wenn wir uns sehen, was im Vergleich zu vorher nur noch selten passiert, dann laufe ich mehr wie eine Bekannte neben ihm her. Einen kurzen Kuss zur Begrüßung, zum Abschied, eine kurze Umarmung. Kein Händchenhalten mehr, mal eine liebevolle Berührung zwischendurch. Er wirkt dann total versteinert und distanziert.

Nach zwei Monaten Sexflaute geht zumindest das ab und an wieder. Da kann er dann auch sagen, dass er Lust hat. Aber auch hier, fühlt es sich eher distanziert an, wenig wirkliche Berührung oder gar Leidenschaft oder Hingabe. Richtig geküsst hat er mich noch nie, was er zunächst darauf zurückgeführt hat, dass er keinen Aschenbecher küssen will. Ich denke eher, dass das mit dem Problem der Nähe zu tun hat, warum er das meidet...

Er hat gesagt er wisse, dass er an sich arbeiten müsse, dass er Zeit brauchen würde. Eine Therapie lehnt er bisher noch immer ab. Ist auch beruflich bei ihm sehr schwierig über diese Hürde zu gehen...

Gerade haben wir sehr viel Kontakt, jeden Tag. Er meldet sich jeden Tag, lässt mich an seinem Leben teilhaben. Erzählt mir wo er ist und was er macht aber der Rest, was so eine Beziehung ausmacht ist komplett verschwunden. Er nimmt mich nicht mit zu Freunden (mit denen trifft er sich erst seit zwei Monaten überhaupt wieder), er nimmt mich nicht mehr mit zu seiner Familie, vermeidet es mit zu meiner zu kommen, obwohl er bis vor zwei Monaten alle total mochte und auch immer ein Teil davon gewesen ist. Wir sehen uns wenn es hochkommt einmal die Woche. Er fragt nicht mehr wirklich nach Treffen, ich hab ihm seinen Raum gelassen, halte mich damit auch zurück, um ihn nicht zu bedrängen.

Aber es ist so verdammt schwer. Ich vermisse ihn und das was wir mal waren so sehr. Im Moment ist er wie ein anderer Mensch und es ist für mich so hart zu akzeptieren, dass er wohl mit seinen Freunden abhängen, zur Familie gehen und seinen Hobbies nachgehen kann, er nur mich so sehr meidet. Mich, die immer für ihn da ist und die eigentlich die Einzige ist, die von seinen Problemen mit sich selbst überhaupt weiß. Er sagt selbst ich bin wie eine Seelenverwandte für ihn, als wir uns kennengelernt haben, wäre das für ihn wie ein Traum gewesen, so surreal. Ich habe ihn gefragt, warum er dann alles kaputt machen würde und er hat geantwortet, weil er immer wieder gemerkt hätte dass er die Beziehung nicht leben kann, dass er mich nur immer wieder enttäuschen würde.

Ich fühle mich total hilflos, machtlos. Wenn er von sich aus sprechen will, höre ich ihm zu, bin für ihn da. Aber gleichzeitig ist da meine Angst, dass wir nie wieder eine wirkliche Beziehung leben werden, denn das Ganze geht nun schon zwei Monate lang, dass er sich so extrem zurückzieht vor mir.

Könnt ihr das nachvollziehen? Wie geht ihr mit so was um?
Hallo lea,

Auch ich stehe vor der Frage die mir keiner beantworten kann. Warum ist sie auf einmal so. Ja ein Grund nach dem es die ersten 1 1/2 Jahre Mega lief, sind andere Dinge die passiert sind. Ja und auch ich habe bestimmt Fehler gemacht. Was mich stärkt ist, das sie sagt ich wäre nicht dran Schuld an ihrer Krankheit. Und es ist wirklich so das sie sich für Latte im mich am Anfang glücklich zu machen, selber für sich zu hoch gelegt hat. Ich wäre mit einer normalen ich von ihr zufrieden gewesen. Nun stecken wir seit 3 Monaten tief fest. Das einzige was mich hält ist die Liebe und das sie selber sagt (über eine gemeinsame Freundin) das sie mich liebt und die Beziehung haben möchte, aber gerade Nix gehen kann. Das tut weh, bzw gibt keine Sicherheit. Und ich habe Angst das sie mich irgendwann verlässt. Ich würde mir wünschen das wenigstens ein Teil wie am Anfang zurückkommt.
SugarLea
Beiträge: 17
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Re: Rückzug, wie geht man damit um?

Beitrag von SugarLea »

Deine Gedanken kann ich sehr gut nachvollziehen. Da scheint es uns ganz ähnlich zu gehen.
Ich hatte mit meinem gestern einen sehr schönen Nachmittag/Abend. Fast so ein bisschen wie vor ein paar Monaten hat es sich angefühlt.
Heute war er dafür wieder viel, viel ruhiger als die letzten Tage. Ob es mit mir oder seiner Depression zu tun hat, weiß ich nicht. Könnte ja auch sehr beschäftigt sein oder so. Aber man wird so hellhörig, hinterfragt alles und kriegt dann auch Ängste...
AndreasR2505
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Registriert: 4. Aug 2024, 21:47

Re: Rückzug, wie geht man damit um?

Beitrag von AndreasR2505 »

SugarLea hat geschrieben: 13. Aug 2024, 15:52 Deine Gedanken kann ich sehr gut nachvollziehen. Da scheint es uns ganz ähnlich zu gehen.
Ich hatte mit meinem gestern einen sehr schönen Nachmittag/Abend. Fast so ein bisschen wie vor ein paar Monaten hat es sich angefühlt.
Heute war er dafür wieder viel, viel ruhiger als die letzten Tage. Ob es mit mir oder seiner Depression zu tun hat, weiß ich nicht. Könnte ja auch sehr beschäftigt sein oder so. Aber man wird so hellhörig, hinterfragt alles und kriegt dann auch Ängste...
Hallo lea,

Und heute war sie von sich und ihrer Tochter genervt. Egal was ich gemacht habe, es war falsch. Annäherungsversuche wurden geblockt. Es tut einfach nur weh. Dachte liebe und Zärtlichkeit tut ihnen bei der Krankheit gut und helfen, aber die sind so kalt. Es ist Wahnsinn, warum tut man sich das eigentlich an?
SugarLea
Beiträge: 17
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Re: Rückzug, wie geht man damit um?

Beitrag von SugarLea »

Ja, die Frage muss man sich selbst stellen warum man das tut...

Meiner ist zum Glück bisher nie wirklich grantig oder böse zu mir gewesen. Aber diese Rückzüge sind halt so eine Sache, die ich sehr belastend finde. Zumal ich ja aus allem ausgeschlossen wurde was vorher kein Problem gewesen ist...
AndreasR2505
Beiträge: 32
Registriert: 4. Aug 2024, 21:47

Re: Rückzug, wie geht man damit um?

Beitrag von AndreasR2505 »

SugarLea hat geschrieben: 13. Aug 2024, 17:31 Ja, die Frage muss man sich selbst stellen warum man das tut...

Meiner ist zum Glück bisher nie wirklich grantig oder böse zu mir gewesen. Aber diese Rückzüge sind halt so eine Sache, die ich sehr belastend finde. Zumal ich ja aus allem ausgeschlossen wurde was vorher kein Problem gewesen ist...
Ja das grantige und das unfaire ist angeblich ein Selbstschutz. Nur warum das wissen die Erkrankten nur selber. Die Fragen werden bei mir auch immer mehr. Hat sie einen anderen, hält sie mich nur hin oder ist es wirklich die fucking Krankheit wo sie es nicht steuern kann. Fragen über fragen und das Herz tut weh.
CapriSonne
Beiträge: 4
Registriert: 19. Jul 2023, 08:34

Re: Rückzug, wie geht man damit um?

Beitrag von CapriSonne »

Hallo zusammen,

wenn man eure Geschichten liest, ist man ironischerweise etwas beruhigt, dass man mit seinen Sorgen nicht allein ist.

Ich werde seit zwei Wochen aus dem Nichts geghostet. Das er Depressionen hat, weiß er und er hat auch einen Psychologen an der Hand aber er hat erst einen Termin bei ihm wahrgenommen. Seit Wochen, nein eigentlich Monaten geht es ihm wieder schlechter und er zieht sich immer mehr von mir zurück.
Nun wurde ich seit zwei Wochen geghostet und bin wirklich ruhig geblieben und habe mich nicht gemeldet, bis gestern.
Habe gefragt ob er okay ist, worauf ein "Mhm, ich arbeite dran" gekommen ist. Habe dann geantwortet, dass mir gerade die richtigen Worte fehlen und wenn es etwas gibt, was ich tun kann, er sich gerne melden kann und ich an ihn denke". Daraufhin kam natürlich wieder nichts.

Später musste ich ihn dann noch etwas berufliches fragen (Ja, wir haben arbeiten zusammen - nicht die selbe Firma aber Dienstleister/Kunde-Verhältnis) und habe dann noch hinterher geschrieben, dass ich seinen Freiraum und Privatsphäre akzeptiere aber dieses Schweigen schwierig ist, ich es aber akeptiere und er sich die Zeit nehmen soll, die er braucht. Er hat dann natürlich nur auf das berufliche geantwortet und da bin ich explodiert.

Es reicht doch auch irgendwann mal. Soviel habe ich immer akzeptiert, runtergeschluckt, habe zurück gesteckt, mich mit der Krankheit beschäftigt um ihn besser zu verstehen und zu unterstützen aber nichts rechtfertigt dieses ignorieren - während er mit seinem besten Freund jedes Wochenende chillen kann oder sonstige Dinge nach der Arbeit noch machen kann mit Kollegen.

Habe ihm geschrieben, dass er aktuell nicht mit mir sprechen will - dass das dann so ist, ich aber aktuell auch keinen Redebedarf habe und er meine Nummer hat und wenn er etwas möchte, gerne anrufen kann.

Habe ich ein schlechtes Gewissen? Vielleicht aber als Angehöriger ist man auch einfach mal am Ende - nach Jahren der Unterstützung und wenn man wie Müll weggeworfen wird, muss man das nicht auch noch verständnisvoll hinnehmen.

Sorry aber das musste nun einfach mal raus!

Wünsche euch trotzdem ein schönes Wochenende mit tollen Momenten <3
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