Während eines depressiven Schubs in den Ferien: Wegfahren oder besser zu Hause bleiben???

[Pumuckel]

Hallo zusammen,

ich bin Lehrer und habe momentan Ferien. Pünktlich zu Ferienbeginn ist auch meine Depression wieder gekommen (ich leide immer wieder einmal unter depressiven Schüben, die glücklicherweise verhältnismäßig kurz sind und in der Regel nach ein bis sechs Wochen wieder verschwinden).

Eigentlich habe ich mich sehr auf meine Ferien gefreut und habe diesmal auch keinen Urlaub gebucht, weil ich der Ansicht war auch zu Hause meine Ferien genießen zu können, zumal das Wetter schön ist und ich vielerlei Hobbys habe.
Nun kann ich mich aber an nichts erfreuen und statt die Zeit zu genießen versuche ich eher die Zeit totzuschlagen.
Nun frage ich mich, ob ich in ein Loch gefallen bin, weil ich mir in den Ferien keine größeren Unternehmungen vorgenommen habe und ob es mir vielleicht helfen würde nochmals weg zu fahren.
Allerdings ist ja bekannt, dass die Depression dann mit in Urlaub fährt und ich frage mich, ob es mich dann zusätzlich unter Druck setzt, wenn es mir im Urlaub nicht gut geht, wo man doch gemeinhin im Urlaub erwartet, dass dies eine tolle Zeit sein „muss“.
Daher wollte ich mich mal nach eurer Meinung oder nach euren Erfahrungen erkundigen.
Ist jemand von euch schonmal während eines depressiven Schubs verreist und hat damit positive Erfahrungen gemacht? Oder empfiehlt es sich eher zu Hause zu bleiben und sich dort ein Programm zu gestalten (Freunde besuchen, Sport machen, raus gehen, an einen See fahren etc.)?
Würde mich über eure Meinungen freuen!

Viele Grüße
Pumuckel

[Nixe02]

Hallo Herr Pumuckel,

die Antwort kann doch nur WEGFAHREN sein. Du kannst dich zu Haus einigeln und deine beginnende Depression pflegen oder neue Eindrücke sammeln, weg vom schnöden Alltag.
Ich weiß ja nicht, was du unter Urlaub verstehst, ist es der All-in-am-Strand-liege-Urlaub, einfach nur faul sein und nichts tun oder verlangt es dich nach Abenteuer, fremde Kulturen, fremde Menschen oder einem Schweigekloster, Campingplatz oder ... ?

[Winterkind04]

Huhu,

ich bin mit jeder Gemütslage schon verreist. Auch alleine.
Meine Devise ist - wenn nicht lieg ich halt mal im Urlaub im Bett ist auch ein Tapetenwechsel.

Ich habe eher immer Probleme mit Urlaub zuhause. Hab aber inzwischen dafür eine Aktivitäten-Liste für Wanderungen ect. Was ich machen möchte…

Und, das muss ich aber konsequent machen - sonst geht es mir schnell schlechter…

Ja, die Deppresion reist mit - ich schwanke immer so zwischen einer leichten und mittelgradigen … ob ich mit einer schweren Depression reisen würde - das, kann ich nicht sagen

[Senif]

Hallo Pumuckl,

schwierig zu sagen.

Ich bin in einer depressiven Phase verreist, und es war gar nicht gut. Es ging mir trotzdem körperlich schlecht, Anspannung ging nicht runter - es war eigentlich ein verschenkter Urlaub. Aber ich dachte einfach, ich muss raus, damit es mir besser geht. Nur das war eben ein Trugschluss. Schwerere Depressionen werden mit Urlaub nicht besser. Hinzu kam auch, dass ich da noch nicht gut eingestellt war auf Antidepressiva.
Für mich war diese Aktion nicht wirklich hilfreich, und am Ende hatte ich noch Schwierigkeiten wieder nach Hause zu kommen aufgrund diverser Ängste. Das hätte auch ins Auge gehen können.

LG Senif

[Suchende2]

Hallo Pumuckel,

verreist Du alleine oder mit Partnerin?
Ich bin auch mal in der schweren Episode ein paar Tage weggefahren, meinem Mann zuliebe.
Der Urlaub war dann aber auch so geplant, daß er viel Sport alleine macht (so daß ich genug Ruhezeit hatte) und wir sind nicht so weit weggefahren und an einen bereits bekannten Ort. Wichtig war mir auch, Ferienwohnung, KEIN Hotel.
Damit war es auch für mich machbar und es war für uns beide gut.

Alles Gute,
Suchende

[Max_]

Hallo Pumuckel,

vor ein paar Wochen bin ich sehr angeschlagen in einen geplanten Urlaub gefahren. Die Vorbereitungen haben mich extrem viel Kraft gekostet. Aber ich dachte, wenn ich jetzt absage, dann geht’s mir noch schlechter.

Gut war, rauszukommen, und vorallem nicht schon wieder was gestrichen zu haben. Emotional, in Form von Freude, ist aber fast nichts hängengeblieben. Entspannung auch nicht.

Wenn du zuhause bleibst, wäre es sicher sinnvoll, dir ein lockeres, interessantes Programm zu gestalten. Sonst könntest du versacken. Ich finde es immer hilfreich, am Abend schon zu wissen, was ich am nächsten Vormittag machen möchte. Ansonsten hindert mich das Morgentief, Entscheidungen zu treffen. Ein Freund sagt immer: aktivieren und strukturieren.

Mach‘ dir nicht zu viel Stress. Ein Urlaub heilt sicher nicht deine Erkrankung.

Lg Max

[Mayana]

Hallo Pumuckl,
Ich bin schon mehrmals mit schwerer Depression in den Urlaub gefahren und hatte nie was davon ausser ein schlechtes Gewissen, den Urlaub nicht genießen zu können. Meine Depression ist aber auch nicht meinem Umfeld geschuldet- wenn das der Fall wäre und man da durch Urlaub zeitweise rauskommt, kann ich mir schon vorstellen, dass Urlaub kurzfristig helfen könnte.

[Mario81]

Hallo Pumuckel.

Mir hat der Urlaub immer gut getan... weg von den Verpflichtungen, von den Erwartungshaltungen...
Nach dem Urlaub war es deswegen nicht besser. Aber mal rauskommen tat mir gut...

Aber das musst du für dich allein rausfinden was dir hilft.
Sonst fahr doch erstmal 2-3 Tage weg und wenn es dir gut tut... dann verlängerst du...

Liebe Grüße Mario

[Novvi]

Hallo Pumuckel,
Ich bin letzten Sommer in einer depressiven Episode in den Urlaub gefahren. Ich hatte Angst, das dass nichts wird. Da aber schon alles organisiert war und ich nichts machen musste, als mitzufahren bzw. Zu fliegen, habe ich es dann getan. Es war etwas anders, weil ich keine Vorfreude hatte und schon beim packen des koffers vòllig ùberfordert war- da musste mir dann geholfen werden. In den ersten Tages des Urlaubs habe ich den koffer auch gar nicht ausgepackt und einfach etwas heraus genommen. Ich war all-in, daher musste ich da nichts machen, außer um mich kùmmern. In den ersten Tagen viel es mir sehr schwer- danach ging es besser. Gut war, dass mein Schlaf und Appetit sich nachhaltig gebessert hat. Sonst war alles unveràndert.

Ich wùrde sagen, dass es gut war, mitzufahren und nicht meinen Àngsten nachzugeben. Allerdings weiß ich nicht, ob es auch so gut gewesen wàre, wenn ich viel organisieren hàtte mùssen.
Lg, Novvi

[Fleckenstein]

Ich kenne das Gefühl, mir geht es aktuell genauso. Ich will eigentlich eine Radreise unternehmen, weiß auch aus Erfahrung, dass sie mir gut tun wird… komme aber nicht vom Fleck.

Aktuell bin ich in der Schleife Zeug packen (was schon schwer fällt), Ziel raussuchen, Fahrrad bepacken… dann stehe ich vor dem Rad, denke „ist doch sowieso alles sinnlos, funktioniert nicht“, und räume alles wieder weg. Danach fühle ich mich mieser als vorher. Zwei Tage später wird wieder gepackt.

So wird es dir auch gehen, wenn du zuhause bleibst: Du wirst es spätestens bei Dienstbeginn, wenn es dir besser geht, bitter bereuen... auch wenn der Urlaub nicht so wird wie du erwartest. Besser als das Gefühl „Wieder eine Urlaubschance verpasst, wieder versagt“.

Mach das nicht. Geh in Urlaub. Ist auf alle Fälle ein Gewinn.

[Narami]

Hinter mir liegen fast 3 Wochen Urlaub. Ich würde sagen, es war nicht mein schönster Urlaub, es gab einige Tiefpunkte, und dennoch gab es viele schöne Momente, für die es sich gelohnt hat und die mir hoffentlich in positiver Erinnerung bleiben.

[Yazhara]

Hallo!
Ich bin auch Lehrerin und eher der rastlose Typ. Abenteuerlust vs. Mangelndes Selbstbewusstsein in den depressiven Phasen machen das Leben aber nicht leichter.
Da mein Mann nicht so viel Urlaub hat, mein Sohn aber ja auch Ferien hat, waren wir eine knappe Woche zu zweit campen. Tja, was soll ich sagen, richtig schön war es nicht. Ich hatte ständig die Verantwortung und musste meinen 9jährigen "bespaßen". Wieder daheim fiel ich in ein tiefes Loch, aus dem ich mich versuche, herauszugraben.
Also: wenn du wirklich alleine fahren kannst, dich alleine um dich und deine Bedürfnisse kümmern kannst (und das ohne schlechtes Gewissen!!!), tu es. Die Sommerferien sind m.E. Die einzigen, in den man ohne Korrekturen etc. mal richtig wegkann, ohne gedanklich doch zuhause bzw in der Schule zu sein.
Lg