Eine Erleichterung hier zu sein!
Verfasst: 5. Jul 2024, 12:54
Hallo Ihr Lieben,
seit ein paar Tagen lese ich mich hier so durch und habe jetzt erst mal das Bedürfnis, "Hallo" zu sagen. Vor ein paar Tagen habe ich dieses Forum gefunden, und bei dem Betreff "Entschuldung.... was ist mit uns?!?!" wusste ich: Hier bin ich richtig!
Mein Partner und ich sind seit 32 Jahren zusammen; ich bin 52, er ist 59 Jahre alt.
Mein Lebensgefährte ist depressiv (schon sehr lange, wie ich jetzt erkennen kann, aber Diagnose vor 2 Jahren) und man hört ja immer, man soll auf sich aufpassen etc. Nur fragt man sich halt immer, wie und wann?
In allen Ratgebern und ähnlichem wird stets der Eindruck vermittelt, die Depressiven seien immer leidend, antriebslos, bemitleidenswert - von verbaler Aggression, Unfreundlichkeit und Ungerechtigkeit gegenüber dem Partner ist da nie die Rede. Erst hier habe ich gemerkt: Ich bin tatsächlich nicht allein und sein Verhalten ganz "normal" in Hinsicht auf die Situation. Und das hat mir schon sehr weitergeholfen; für Selbsthilfegruppen "in echt" kann ich mich noch nicht so richtig erwärmen. Aber hier fühlt man sich verstanden und gut aufgehoben.
Mein Partner hatte im Juli 2022 einen Zusammenbruch und bekam eine Depression diagnostiziert. Er war dann relativ schnell in einer Klinik, war ihm richtig gut getan hat. Wir waren zuversichtlich, dass alles besser wird. Er hat dann beschlossen, dass man nichts aufschieben soll und mal alles irgendwie möglich machen kann und hat sich im Tierheim in einen Hund verliebt. Wir haben alles so geregelt, dass ein Hund in unser Leben passt und sie (ein Hundemädchen) adoptiert. Jetzt weiß ich auch, dass während und nach einem Klinikaufenthalt alles tendenziell "rosig" und positiv erscheint, man aber lieber nichts überstürzen soll. Es ging zunächst auch alles gut, aber sie hat halt auch ihre Vorgeschichte und ist nicht so unkompliziert wie gedacht.
Als mein Partner dann wieder in ein Tief gerutscht ist, war er zunehmend unfreundlich und ungeduldig mir ihr - und da ist mir der Kragen geplatzt und ich habe ihm meine Meinung gesagt. (Dass er mit mir so umgeht, war ich gewohnt, dass er mit einem unschuldigen Hund so ist, konnte ich nicht aushalten.) Er ist im Streit davongerannt und wurde dann durch einen sehr guten Freund und Arzt noch am selben Abend eingewiesen. Also wieder Klinik, danach ambulante Behandlung, Reha. Immer danach zuversichtlich, optimistisch, unternehmungslustig - und dann wieder am Boden. Mit "Was sollen wir mit dem Hund machen? Ich habe für sie keine Kraft mehr."
Und ich schlucke seit dem folgenschweren Streit mit Klinikeinweisung alles hinunter, weil ich Angst habe, es eskaliert wieder.
Ich arbeite Vollzeit und kann 2 Tage/Woche Homeoffice machen, außerdem schmeiße ich den Haushalt alleine - da hat er sich noch nie zuständig gefühlt und ich habe es ihm schon immer durchgehen lassen... (Selbst schuld, ich weiß ) Ich versuche immer, seine Stimmung rechtzeitig zu erkennen, ihm keine Angriffsfläche zu bieten, den Hund seelisch zu schützen - und alles am Laufen zu halten. Und allmählich merke ich auch, dass meine Kräfte schwinden und ich ihn manchmal gar nicht leiden kann.
Es gibt Samstage, an denen ich mich auf den Montag und das Büro freue - zumal ich ein traumhaftes Team habe. Kolleginnen und Kollegen mit denen ich über alles sprechen kann, die mir immer den Rücken stärken und bei denen ich mich auch mal fallen lassen darf, wenn es mir richtig dreckig geht.
Bitte verzeiht, wenn das alles etwas chaotisch rüberkommt. Ich war so froh, hier mal alles niederschreiben zu können. Ich freue mich, wenn es jemand liest, beantworte gerne Fragen und freue mich über Tipps.
Viele liebe Grüße und Euch allen viel Kraft,
Michaela
seit ein paar Tagen lese ich mich hier so durch und habe jetzt erst mal das Bedürfnis, "Hallo" zu sagen. Vor ein paar Tagen habe ich dieses Forum gefunden, und bei dem Betreff "Entschuldung.... was ist mit uns?!?!" wusste ich: Hier bin ich richtig!
Mein Partner und ich sind seit 32 Jahren zusammen; ich bin 52, er ist 59 Jahre alt.
Mein Lebensgefährte ist depressiv (schon sehr lange, wie ich jetzt erkennen kann, aber Diagnose vor 2 Jahren) und man hört ja immer, man soll auf sich aufpassen etc. Nur fragt man sich halt immer, wie und wann?
In allen Ratgebern und ähnlichem wird stets der Eindruck vermittelt, die Depressiven seien immer leidend, antriebslos, bemitleidenswert - von verbaler Aggression, Unfreundlichkeit und Ungerechtigkeit gegenüber dem Partner ist da nie die Rede. Erst hier habe ich gemerkt: Ich bin tatsächlich nicht allein und sein Verhalten ganz "normal" in Hinsicht auf die Situation. Und das hat mir schon sehr weitergeholfen; für Selbsthilfegruppen "in echt" kann ich mich noch nicht so richtig erwärmen. Aber hier fühlt man sich verstanden und gut aufgehoben.
Mein Partner hatte im Juli 2022 einen Zusammenbruch und bekam eine Depression diagnostiziert. Er war dann relativ schnell in einer Klinik, war ihm richtig gut getan hat. Wir waren zuversichtlich, dass alles besser wird. Er hat dann beschlossen, dass man nichts aufschieben soll und mal alles irgendwie möglich machen kann und hat sich im Tierheim in einen Hund verliebt. Wir haben alles so geregelt, dass ein Hund in unser Leben passt und sie (ein Hundemädchen) adoptiert. Jetzt weiß ich auch, dass während und nach einem Klinikaufenthalt alles tendenziell "rosig" und positiv erscheint, man aber lieber nichts überstürzen soll. Es ging zunächst auch alles gut, aber sie hat halt auch ihre Vorgeschichte und ist nicht so unkompliziert wie gedacht.
Als mein Partner dann wieder in ein Tief gerutscht ist, war er zunehmend unfreundlich und ungeduldig mir ihr - und da ist mir der Kragen geplatzt und ich habe ihm meine Meinung gesagt. (Dass er mit mir so umgeht, war ich gewohnt, dass er mit einem unschuldigen Hund so ist, konnte ich nicht aushalten.) Er ist im Streit davongerannt und wurde dann durch einen sehr guten Freund und Arzt noch am selben Abend eingewiesen. Also wieder Klinik, danach ambulante Behandlung, Reha. Immer danach zuversichtlich, optimistisch, unternehmungslustig - und dann wieder am Boden. Mit "Was sollen wir mit dem Hund machen? Ich habe für sie keine Kraft mehr."
Und ich schlucke seit dem folgenschweren Streit mit Klinikeinweisung alles hinunter, weil ich Angst habe, es eskaliert wieder.
Ich arbeite Vollzeit und kann 2 Tage/Woche Homeoffice machen, außerdem schmeiße ich den Haushalt alleine - da hat er sich noch nie zuständig gefühlt und ich habe es ihm schon immer durchgehen lassen... (Selbst schuld, ich weiß ) Ich versuche immer, seine Stimmung rechtzeitig zu erkennen, ihm keine Angriffsfläche zu bieten, den Hund seelisch zu schützen - und alles am Laufen zu halten. Und allmählich merke ich auch, dass meine Kräfte schwinden und ich ihn manchmal gar nicht leiden kann.
Es gibt Samstage, an denen ich mich auf den Montag und das Büro freue - zumal ich ein traumhaftes Team habe. Kolleginnen und Kollegen mit denen ich über alles sprechen kann, die mir immer den Rücken stärken und bei denen ich mich auch mal fallen lassen darf, wenn es mir richtig dreckig geht.
Bitte verzeiht, wenn das alles etwas chaotisch rüberkommt. Ich war so froh, hier mal alles niederschreiben zu können. Ich freue mich, wenn es jemand liest, beantworte gerne Fragen und freue mich über Tipps.
Viele liebe Grüße und Euch allen viel Kraft,
Michaela