Mein Mann liegt seit 2,5 Jahren im Bett. Hilft eine Trennung?

Coffee2023
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Mein Mann liegt seit 2,5 Jahren im Bett. Hilft eine Trennung?

Beitrag von Coffee2023 »

Hallo zusammen,

mein Mann liegt jetzt inzwischen 2,5 Jahre gefühlt im Bett.
Zig Aufenthalte in Akutkliniken, Reha, gescheiterte Wiedereingliederungen, ständig Rückfälle, zwischendurch manische Phase, Lungenembolie, Tod seines Adoptivvaters. Scheidungskind mit 2 Jahren, schlechte Beziehung zu seinen Geschwistern. Vater schon lange verstorben. Mutter alt. Meint haben immer zu wenig Geld.

Mein Mann ist ein ganz lieber Mensch, war immer nur für unsere Söhne 27/20 und mich seit 27 Jahren da. Hat viel gearbeitet. Überall geschätzt. Hat mich durch zwei Krebskrankheiten getragen. Letzte ist jetzt drei Jahre her.

Ich bin jetzt am Ende meiner Geduld und Kraft. Ich will ins Leben, er kann nicht. Die Kinder sind fast aus dem Haus. Ich denke an Trennung möchte ihn aber ungern alleine lassen. Ob eine räumliche Trennung die Lösung zur Genesung sein könnte? Ich glaube hier Zuhause ist er einfach mit allem überfordert. Haus, Garten und mit meinem Leben. Ich bin sehr aktiv. Ich kann das alles nicht mehr ertragen. Ich gehe arbeiten, putze, wasche, koche, kaufe ein, mache den Garten. Er macht nichts. Seit 2 1/2 Jahren.

Derzeit wird er immer noch mit Medikamente eingestellt. Hat seit kurzem eine tolle Psychologin.

Ich wäre so dankbar wenn uns jemand helfen könnte. Meint ihr er kommt zur Ruhe wenn er woanders wohnt (vorübergehend) und zu sich finden kann?

Natürlich wird nach 2 1/2 Jahren das Geld auch langsam knapp.

Vielen Dank und alles alles Liebe für euch alle hier.
Zuletzt geändert von Coffee2023 am 3. Jul 2024, 13:20, insgesamt 1-mal geändert.
Slin97
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Re: Mein Mann liegt seit 2,5 Jahren. Hilft eine Trennung?

Beitrag von Slin97 »

Einen guten Mittag und kraftvollen Start in den Tag,
Coffee2023

Dein Anliegen und eure gemeinsame Situation stimmt mich zu tiefst traurig, und erinnert mich an eigene Erfahrungen.
Am meisten gibt mir die starke Ambivalenz zwischen euch zu denken,
Du "willst leben" Er" scheint des Lebens müde" zu sein.

Ein großer Spagat, ein unmöglicher Sprung über eine Gletscherspalte.
Während einer Depression, und es sieht mir bei deinem Mann stark danach aus, empfindet sich der Mensch als zusätzliche Belastung für seine lieben Mitmenschen. Auch er leidet stark darunter, im Inneren (auch wenn er gefühlt nur im Bett lieg).

Ich aus eigenen Erfahrungswerten (ohne eure Situation besser zu kennen) denke nicht, dass er durch eine räumliche Trennung zur "Ruhe" kommen wird.
Die Batterien laufen auf 1%, und die werden sich auch nach einer räumlichen Umorientierung nicht so schnell wieder (von alleine!) aufladen.
Ich denke, wenn er alleine ist, wird er kaum eine Chance haben dagegen anzukämpfen. Im schlimmsten Fall, wird er es nicht schaffen, sich alleine zu ernähren.

Seine Biografie und die in jüngster Vergangenheit zig Klinikaufenthalte, lassen auf mich auch einen sehr verzweifelten Eindruck da.

Könnt ihr denn als Paar über Situationen sprechen, welche ihn belasten? Habt ihr auch über Leben und Tod mal gesprochen? Oder macht er dies alleine mit seiner Psychologin aus?

Hoffnung können die Medikamente bringen, und das er einen guten Draht zu seiner eben genannten Psycholgin hat.

Du solltest dir definitv auch Hilfe holen, und auf dich achten, da es ja stark nach einer CO Abhängigkeit seitens deines Mannes klingt.
Versuche dir deinen ambivalenten Gefühlen wirklich bewusst zu werden, und bedenke auch, dass die Depression überall mit hin fährt "Urlaub,neue Wohnung, Wohnraum" etc.

Wie wäre es mit einer APP? eine Ambulant Psychatrische Pflege? Diese kann beantragt werden und erfüllt die Aufgaben eines Pflegers genauso wie die eines Therapeuten. Ansonsten denke ich an Selbsthilfegruppen, oder eben diesen Foren wo du dich aufjedenfall austauschen kannst.

Ich hätte dir gerne mehr geholfen, denke aber das eine Trennung nur dann zielführend und sinnvoll sein wird, wenn er abgesichert ist durch genügend externe Hilfe.

Mit freundlichen Grüßen,
Slin.
Iwnm
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Re: Mein Mann liegt seit 2,5 Jahren. Hilft eine Trennung?

Beitrag von Iwnm »

Wem soll die Trennung denn hauptsächlich helfen? Dir oder deinem Mann.
Ich kann Eure Situation natürlich nicht objektiv beurteilen, kann nur nach dem gehen, was du selbst beschreibst. Und da muss ich dir sagen, dass ich in deiner Schilderung ein massives Ungleichgewicht sehe wenn du sagst, er war 27 Jahre für dich und eure Söhne da, hat dich durch zwei Erkrankungen getragen und dir gehen Geduld und Kraft für ihn nach 2,5 Jahren aus.
Weiß gar nicht was ich da raten soll, weil man da schon den Eindruck bekommen könnte, dass er ohne dich vielleicht echt besser dran ist.
Auch dein Urteil, dass er gar nichts macht und nur rumliegt zeugt eher von wenig Verständnis und Empathie, zumal du andererseits erzählst, dass er Medikamente nimmt, Therapie macht, Kliniken besucht.
Am Ende des Tages musst du mit deiner Einstellung und deinen Entscheidungen leben. Du hast auch deinen Wunsch nach Trennung schon ganz deutlich geäußert. Was willst du jetzt von den Forianern hören? Dass du dich guten Gewissens trennen kannst weil das auch deinem Mann helfen wird und somit irgendwie zum selbstlosen Akt wird?
SonneundDunkenheit
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Re: Mein Mann liegt seit 2,5 Jahren. Hilft eine Trennung?

Beitrag von SonneundDunkenheit »

Hallo Coffee,
2,5 Jahre sind eine lange Zeit und zwar für beide Seiten.
Ich bin selbst betroffen von Depressionen und lebe in einem Familienverband. Bei uns stand auch die Frage, ob es nicht besser wäre, wenn ich mir ganz in der Nähe eine kleine zusätzliche Wohnung nehme, wohin ich mich, wenn mir alles zu viel wird, zurück ziehen kann. So schlecht fand ich die Idee gar nicht. Geäußert hat sie meine Therapeutin.
Weder mein Mann noch die noch zuhause wohnenden Kindern waren begeistert. Sie wollten mich bei sich haben.
Ich verurteile dich nicht für deine Gedanken. Es wäre halt gut, wenn ihr als Familie diesbezüglich Entscheidungen treffen könntet. Vielleicht kann dich dein Mann mal mit zu einer seiner Therapiestunden mitnehmen und ihr schaut mit Hilfe von Außen auf eure Situation. Uns hat es geholfen.
Du kannst deinem Mann den Leidensweg nicht abnehmen, die Genesung nicht beschleunigen. Du kannst aber auf dich schauen. Nach zwei überstandenen Krebserkrankungen kann ich deine Lust/Dankbarkeit für das Leben total nachvollziehen und das empfinde ich auch nicht als egoistisch.
Wünsche euch alles Gute
Undjetzt
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Re: Mein Mann liegt seit 2,5 Jahren im Bett. Hilft eine Trennung?

Beitrag von Undjetzt »

Ich sehe das sehr ähnlich, wie im Vorpost beschrieben. Man erhält den Eindruck, du siehst ihn nicht als krank an.
Betrachten wir es doch einmal knallhart. Wie hättest du es gefunden, hätte er dich in deiner Krebserkrankung verlassen, weil er einfach keine Kraft mehr hat und du so gut wie nichts machst?
Ist der Vergleich für dich ok, oder sagst du "Nun mal halt! Das waren ernsthafte, schwere Erkrankungen!"?
Niemand ist verpflichtet, dem anderen ewig beizustehen. Jeder muss es mit sich ausmachen, welche Entscheidungen er tragen und moralisch vertreten kann. So wie beschrieben, klingt es jedoch recht unfair dem Mann gegenüber. Zumal, dass er nur rumliegt, kann ja nicht sein. Hier lese ich wieder Unverständnis heraus.
Er muss nicht sich selbst finden, das ist nicht einfach nur eine schwere Lebensphase, der Mann ist schwer krank und macht sich dafür mit absoluter Sicherheit schwere Vorwürfe. Eine Trennung wird er nur sehr negativ auffassen und sich in seinem schlechten Selbstbild bestätigt fühlen.
Iwnm
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Re: Mein Mann liegt seit 2,5 Jahren im Bett. Hilft eine Trennung?

Beitrag von Iwnm »

Ich will hinzufügen, dass ich Eure Situation ausschließlich aus deinem kurzen Bericht und deiner Wortwahl beurteilen kann, keine Details und Einzelheiten kenne.
Mir stößt auch nichtmal der Trennungswunsch an und für sich so sehr auf, die Rahmenbedingungen finde ich persönlich zwar sehr traurig, aber wenn du die Trennung, aus welchen Gründen auch immer, vorziehst, ist das dein gutes Recht. Übel finde ich es aber, wenn du nicht zu den Gründen stehst und eine Alibi Entschuldigung suchst. Klingt für mich als wärst du auf der Suche nach Meinungen, die dein eigenes schlechtes Gewissen entlasten. Dafür bin ich nicht zu haben. Steh halt zu deinem Entschluss. Versuche es bitte nicht so zu drehen, als ob du das im Grunde für jmd anderen machst.
SonneundDunkenheit
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Re: Mein Mann liegt seit 2,5 Jahren im Bett. Hilft eine Trennung?

Beitrag von SonneundDunkenheit »

@Iwnm: du deutest da ganz schön viel rein in die Schilderung von Coffee.... zumindest empfinde ich es so.
Wir lesen hier nur ein paar Zeilen. Häufig geschrieben in einer Notsituation.
Beziehungen scheitern in der Regel, wenn länger ein Ungleichgewicht da ist und nie ist nur eine Seite dafür verantwortlich.
Coffee hat von einer temporären Trennung geschrieben nicht von Scheidung.
Iwnm
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Re: Mein Mann liegt seit 2,5 Jahren im Bett. Hilft eine Trennung?

Beitrag von Iwnm »

SonneundDunkenheit hat geschrieben: 3. Jul 2024, 14:17 @Iwnm: du deutest da ganz schön viel rein in die Schilderung von Coffee.... zumindest empfinde ich es so.
Wir lesen hier nur ein paar Zeilen. Häufig geschrieben in einer Notsituation.
Beziehungen scheitern in der Regel, wenn länger ein Ungleichgewicht da ist und nie ist nur eine Seite dafür verantwortlich.
Coffee hat von einer temporären Trennung geschrieben nicht von Scheidung.
Findest du? Dabei halte ich mich genau an Coffees Wortlaut, um eben nicht zuviel hinein zu interpretieren. Aber so wie sie die Situation beschreibt, triggert das schon was in meiner Geschichte. Deswegen auch meine Hinweise, dass ich nichts über sie und ihre Lage weiß, außer was da steht. Und da lese ich halt, dass sie die Trennung für sich will (ob temporär oder nicht finde ich irrelevant und ihre Gründe im Prinzip auch) und um Absolution buhlt, die ich ihr als Leser mit so geringer Einsicht gar nicht geben kann.
Aber vielleicht sagst du, Coffee, nochmal ehrlich was du dir von uns wünschst.
SonneundDunkenheit
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Re: Mein Mann liegt seit 2,5 Jahren im Bett. Hilft eine Trennung?

Beitrag von SonneundDunkenheit »

@ Iwmn
Ich finde nicht dass sie um Absolution buhlt und wenn, könnten wir ihr nur eine Scheinabsolution geben. Entscheiden und mit den Konsequenzen umgehen, muss sie eh allein.
Möglicherweise triggert dich der Inhalt.

@ Coffee: vielleicht stellst du deinen Beitrag auch im Angehörigenthread ein bzw. schiebst ihn dahin.
Iwnm
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Re: Mein Mann liegt seit 2,5 Jahren im Bett. Hilft eine Trennung?

Beitrag von Iwnm »

SonneundDunkenheit hat geschrieben: 3. Jul 2024, 19:57 @ Iwmn
Ich finde nicht dass sie um Absolution buhlt und wenn, könnten wir ihr nur eine Scheinabsolution geben. Entscheiden und mit den Konsequenzen umgehen, muss sie eh allein.
Möglicherweise triggert dich der Inhalt.

@ Coffee: vielleicht stellst du deinen Beitrag auch im Angehörigenthread ein bzw. schiebst ihn dahin.
Ich weiß ganz genau was mich triggert. Da mach ich auch keinen Hehl draus. Das Ungleichgewicht zwischen Geben und Nehmen.
Aber ich bin so fair einzugestehen, dass das vielleicht nur unglücklich ausgedrückt wurde, die Realität sowieso viel komplexer ist und ich keinen Einblick in deren Leben habe und im Endeffekt gar nicht weiß, wieviel Ungleichgewicht da wirklich herrscht.
Coffee, du brauchst im Grunde gar keine Rechtfertigung, weswegen du dich trennen möchtest, temporär oder final. Das ist in jedem Fall deine rein subjektive Entscheidung. Ob es jetzt am Erlöschen der Liebe, an einem neuen Partner, der eigenen Kraftlosigkeit, wirtschaftlichen Gründen oder Verschiebung der Lebenspläne liegt. Daher meine Frage, um was geht es dir eigentlich und wem soll wirklich geholfen werden?
Denn da bleib ich bei meinem Eindruck. Deine Frage zielt weniger darauf ab ob dem Ehemann geholfen wird, sondern darauf, dass dein Trennungswunsch von anderen Absolution bekommt.
Frag dich dochmal, Coffee, wie es wäre wenn dir haufenweise Leute antworten würden, dass eine Trennung deinem Mann unter keinen Umständen helfen, sondern wahrscheinlich eher schaden würde. Und wie wäre es, wenn stattdessen ganz viele sagen würden, Trennung ist das Beste für ihn, egal was deine Bedürfnisse sind. So lässt sich die Motivation deines Posts schnell finden und wenn die klar ist, findest du auch mehr Klarheit für dich.
Senif
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Re: Mein Mann liegt seit 2,5 Jahren im Bett. Hilft eine Trennung?

Beitrag von Senif »

Ich wollte niemanden an meiner Seite in der Depression. Mir war immer bewusst, wie furchtbar das für andere ist. Deshalb habe ich alle weggestoßen.
Ich kann jeden verstehen, der geht, weil es mit mir nicht auszuhalten war. Dafür habe ich absolutes Verständnis.
Die Wertungen, ob so etwas egoistisch ist, oder nicht, maße ich mir nicht an. Nach 2 Krebserkrankungen habe ich Verständnis für den Wunsch, leben zu wollen.
Natürlich wäre eine Trennung für jemanden mit Depression ,die nicht von ihm ausgeht, kontraproduktiv für ihn. Es würde ihn wohl bestätigen, dass er nichts wert ist.
Ob ein nebenher leben möglich ist, weiß ich nicht. Mit nebenher meine ich, sich selbst wichtig nehmen und Hobbys nachgehen, das Leben genießen - das würde ja rein theoretisch auch mit depressivem Partner gehen. Oder bin ich da zu naiv ?
Iwnm
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Re: Mein Mann liegt seit 2,5 Jahren im Bett. Hilft eine Trennung?

Beitrag von Iwnm »

Senif hat geschrieben: 3. Jul 2024, 22:18 Ob ein nebenher leben möglich ist, weiß ich nicht. Mit nebenher meine ich, sich selbst wichtig nehmen und Hobbys nachgehen, das Leben genießen - das würde ja rein theoretisch auch mit depressivem Partner gehen. Oder bin ich da zu naiv ?
Da es Partnerschaften, Freundschaften, Beziehungen gibt die depressive Phasen überleben ist das gar nicht naiv.
Iwnm
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Re: Mein Mann liegt seit 2,5 Jahren im Bett. Hilft eine Trennung?

Beitrag von Iwnm »

Senif hat geschrieben: 3. Jul 2024, 22:18 Ich wollte niemanden an meiner Seite in der Depression. Mir war immer bewusst, wie furchtbar das für andere ist. Deshalb habe ich alle weggestoßen.
Ich kann jeden verstehen, der geht, weil es mit mir nicht auszuhalten war. Dafür habe ich absolutes Verständnis.
Wolltest du tatsächlich niemanden an deiner Seite? Was wäre gewesen wenn jmd an deiner Seite gewesen wäre, der es nicht furchtbar gefunden hätte und der dir gezeigt hätte, dass es sehr wohl mit dir auszuhalten war. Jmd der sich einfach nicht wegstoßen lässt und dir nicht zu verstehen gibt, dass du eine unerträgliche Last bist?
SonneundDunkenheit
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Re: Mein Mann liegt seit 2,5 Jahren im Bett. Hilft eine Trennung?

Beitrag von SonneundDunkenheit »

Hallo Iwmn,
auch ich habe Phasen wo ich lieber alleine bin, wo ich alles um mich herum als zusätzliche Belastung empfand/ empfinde. Mein Mann hat mich nie verstoßen, immer ausgehalten... schon sehr sehr lange.
ICH bin dann immer für einige Tage gegangen, an einem Ort am Meer, wo ich für mich alleine war, vor mich hin wüten konnte ohne wirklich jemanden zu verletzen. Man ist in depressiven Phasen ja nicht wirklich nett zum Gegenüber. Während ich mich in der Außenwelt noch gut unter Kontrolle hatte, war das meinem Mann gegenüber oft nicht so.
Ich finde es nicht schlimm, wenn das Umfeld zum Ausdruck bringt überfordert zu sein und eigene Bedürfnisse bei sich erkennt und benennt.
Das Zusammenleben mit einem kranken Menschen (egal woran er leidet) ist mit viel Rücksichtnahme und Verständnis verbunden. Ich habe Phasen, wo ich keine Kapazitäten für Rücksicht habe, einfach nur meine Ruhe haben möchte und dann den Schritt gehe, für mich sein zu dürfen und wie senif stoße ich dann Menschen weg.

Ein nebenher Leben stelle ich mir schwierig vor, weil es oft ein großes Ungleichgewicht im Geben und Nehmen gibt. Ich denke schon, dass beide Partner (auch der Erkrankte) ihre Anteile in die Beziehung einbringen müssen. Sicherlich gibt es da phasenweise Ungleichgewichte, aber auch der gesunde Partner hat das Recht glücklich zu sein. Oft zeigt sich in solchen Situationen wie stabil eine Partnerschaft vor der Erkrankung war und ob diese Stabilität ausreichend ist, um dem was dann kommt standzuhalten.


Hallo Coffee,
wie geht's dir mit den Antworten auf deinen Post?
Suchende2
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Re: Mein Mann liegt seit 2,5 Jahren im Bett. Hilft eine Trennung?

Beitrag von Suchende2 »

Hallo @Coffee2023,

kannst Du mit Deinem Mann sprechen? Was ist für ihn zur Zeit wichtig?

Du kannst auch leben, ohne Dich zu trennen. Und das ist wichtig (das Leben)!

Sorge gut für Dich, treffe Dich mit Freunden, genieße das Leben, gehe Deinen Hobbies nach, hole Dir Hilfe.
Nur dann hast Du auch Kraft für den Alltag mit Deinem Mann.
Ich habe meinem Mann in meiner schlimmen Phase gesagt, er müsse sich um sich selber kümmern, ich könne das zu Zeit nicht.
Leider hat er nicht sofort verstanden, was ich meinte. Mir war es wichtig, daß er viel für sein psychisches Wohl tut, da er zu Hause durch mich ja eine Zusatzbelastung hatte.

Kannst Du Dir für den Alltag bezahlte oder Familien- / Freundeshilfe holen?
Zum Beispiel 1 x im Herbst mit Freunden das wichtigste im Garten machen?

Es ist übrigens ein riesengroßer Unterschied, ob man etwas nicht kann oder nicht möchte.
Was für Außenstehende wie "faul" aussieht, ist es in der Depression nicht.
Ich habe zum Beispiel in meiner schlechtesten Zeit 2 - 3 Stunden gebraucht, um vom Sofa aufzustehen und die Spülmaschine auszuräumen. Das war für mich deutlich anstrengender als ein Triathlon in der Langdistanz. Sichtbar war das von außen natürlich nicht.

Ich wünsche Dir und Euch die notwendige Kraft für den weiteren Weg,
alles Gute,
Suchende
Iwnm
Beiträge: 126
Registriert: 26. Jun 2023, 14:03

Re: Mein Mann liegt seit 2,5 Jahren im Bett. Hilft eine Trennung?

Beitrag von Iwnm »

Hallo SonneundDunkelheit,
Ich kann dir nur beipflichten. Symptome, Denk-und Verhaltensweisen deppressiv Erkrankter ähneln sich, daher kenne ich den Wunsch nach Isolation genau wie du oder senif. Ich kenne die Gedanken eine Last für andere zu sein. Andere vor mir und mich vor anderen schützen zu müssen. Das mag ausschließlich an der Depression liegen, vielleicht aber auch schon in den Persönlichkeitsstrukturen verankert sein, die leicht zur Depression neigen.
Natürlich hat ausnahmslos jeder Mensch das Recht seine Bedürfnisse zu haben und zum Ausdruck zu bringen. Aber du kannst doch nicht behaupten, dass das nie zu Interessenskonflikten führt und alle immer nur verständnisvoll auf das Gegenüber reagieren. Das klingt utopisch.
Was wäre denn in Phasen in denen du dich selbst so toxisch findest, dass du andere wegstößt und in die Isolation gehst, aber einer deiner Menschen hätte das Bedürfnis an dir zu kleben wie eine Klette? Interessenskonflikt. Einer will sich Trennen, der andere nicht. Interessenskonflikt. Einer will Kinder, der andere nicht. Interessenskonflikt.
In keiner Situation stehen objektiv betrachtet die Interessen der einen Person über denen der anderen. Aber subjektiv betrachtet herrscht doch nicht Sonnenschein und Einigkeit wenn kontroverse Interessen aufeinander treffen.

Zweifelsohne entsteht während einer depressiven Episode ein Ungleichgewicht in Beziehungen. Aber betrachtest du die Zeit der Episode isoliert von der Gesamtzeit einer Beziehung? Konkretes Beispiel von Coffee: Weil der Mann jetzt schon eine gewisse Zeit nichts mehr beisteuern kann, sind die Jahre davor in denen er ja anscheinend ordentlich beigesteuert hat, nichtig? Da versteh ich die Aufrechnung nicht.
Subjektiv betrachtet, aus Coffees Sicht, finde ich jeden Grund zur Trennung legitim. Aber die Welt besteht doch nicht nur aus einem Blickwinkel.
Vielleicht denkt ihr Mann, er ist nichts wert und hat ihr eh ein Leben lang nur geschadet und sie sollte sich besser trennen. Aber vielleicht denkt er auch, dass er sich über Jahre hinweg engagiert und eingebracht hat und es nicht verdient hat, in einer Notlage im Stich gelassen zu werden. Oder er denkt komplett was anderes. Wie er wirklich denkt wissen wir nicht. Aber wer entscheidet denn nun, welche Sicht die richtige ist? Welches Bedürfnis Vorrang hat? Ob das Ungleichgewicht in den 2,5 Jahren seiner Depression liegt, oder in der Gesamtdauer der kompletten Beziehung?
Wie hätte die Frau wohl über den Ehemann geurteilt, wenn er sie während ihrer Krebserkrankung verlassen hätte, weil er dieser Belastung nicht standhalten konnte? Er wäre ja auch nur seinen Bedürfnissen treu geblieben. Aber was wäre dann mit ihren Bedürfnissen gewesen? Ich widerspreche in keinster Weise: Jeder hat das Recht glücklich zu sein. Aber was, wenn das Glück des einen, das Unglück des anderen ist? Haben dann nicht beide das Recht das zu äußern? Das sind doch subjektive Sichtweisen. Hat nicht jeder das Recht auf seine Sichtweise?
Die Ehefrau die den depressiven Partner nicht mehr erträgt und sich ins Leben stürzen möchte, aber auch der Ehemann, der sich über Jahrzehnte eingebracht hat und plötzlich flach liegt und gesagt bekommt, dass er unerträglich ist? Wessen Bedürfnisse sind denn nun objektiv legitimierter als die des anderen?
SonneundDunkenheit
Beiträge: 804
Registriert: 25. Jul 2021, 09:24

Re: Mein Mann liegt seit 2,5 Jahren im Bett. Hilft eine Trennung?

Beitrag von SonneundDunkenheit »

Das beschriebene Dilemma wird sich so nicht auflösen, dass beide Seiten völlig zufrieden leben können. Man könnte Leid teilen, aber dafür bedarf es ein sehr sehr gefestigtes Fundament.
Wir haben als Familie gemeinsame Therapiestunden genutzt, wo jedes Familienmitglied (mein Mann, die Kinder) seine Wünsche und Bedürfnisse äußern durfte. Das war für alle "erhellend". Mein Mann sich die Frau zurück gewünscht, die ich vor 30 Jahren war; stark, entscheidungsfreudig, immer bereit zu agieren....das wird ein Wunsch bleiben.
Er entscheidet für sich wie viel er "aushalten" kann und möchte. Ich entscheide wann ich wieder für ein paar Tage ausbrechen muss. Dafür hole ich mir keine Erlaubnis ein.
Harmonie gibt es nirgendwo dauerhaft. Letztlich braucht es in elementaren Dingen eine gemeinsame Basis, sonst ist es keine Beziehung auf Augenhöhe. Manchmal passen Menschen nicht (mehr) zusammen und dann muss man ehrlich damit umgehen.
Es gibt kein "legitimer" aus meiner Sicht. Die Lust am Leben nach (oder auch ohne) Krebserkrankung ist nicht weniger legitim als der Rückzug des Partners.
Ich schaue gerne von verschiedenen Blickwinkeln auf Situationen zumindest gedanklich. In der tatsächlichen Handlung schaue ich aber mittlerweile mehr auf meine Bedürfnisse. Es ist mein Leben in guten wie auch schlechten Zeiten. Genauso stehe ich das meinem Mann zu. Frust und Interessenkonflikte sind Teil des Lebens.
Ich werde mich jetzt hier aus der Diskussion zurückziehen, da es ja eigentlich um das Anliegen von Coffee ging.
Iwnm
Beiträge: 126
Registriert: 26. Jun 2023, 14:03

Re: Mein Mann liegt seit 2,5 Jahren im Bett. Hilft eine Trennung?

Beitrag von Iwnm »

Es bleibt beim Anliegen von Coffee. Wir diskutieren ihr Anliegen.
Und ich stimme SonneundDunkelheit zu. Das Dilemma lässt sich nicht auflösen, da es subjektiv immer gerechtfertigte Sichtweisen gibt, die sich nicht harmonisch miteinander vereinbaren lassen.
Coffee hat uns aber eine konkrete Frage gestellt. Hilft eine Trennung?
Und ich frage dich nochmal, Coffee, wem soll die Trennung helfen?
Du schreibst, dass du am Ende deiner Geduld und Kraft bist, es nicht mehr erträgst, ins Leben willst und an Trennung denkst.
Brauchst du wirklich die Absolution anderer, wildfremder Menschen, die dir fälschlicherweise bestätigen (da sie deinen Mann gar nicht kennen), dass das deinem Mann helfen würde?
Und geht es bei der Frage tatsächlich vorrangig um deinen Mann?

Es gibt hier kein objektiv ja/nein, richtig/falsch.
Die Antwort kann dir niemand geben. Der eine sagt: "Versteh ich, wenn du dich trennst, Depressive sind unerträglich." Der nächste sagt: "Das ist aber egoistisch von dir." Noch ein anderer sagt: "Mir als Betroffener hilft es wenn mich andere in der selbstgewählten Isolation alleine lassen." Dafür sagt der nächste: "Das ist für mich der Todesstoß, wenn man mich in meinen krankheitsbedingten Tendenzen auch noch bestärkt, statt sich bemüht mich rauszuholen."
Sicher gibt es auch Betroffene, die komplett unfair werden und ohne Rücksicht auf ihren Angehörigen rumtrampeln und meinen deren Bedürfnisse zählen gar nicht mehr. Und es gibt auch Angehörige, die sich jahrelang auf jemanden gestützt haben, dem sie selbst keine Stütze sein wollen oder können.
Je nachdem wer dir antwortet, wird die Reaktion anders ausfallen.
Ist die Frage die du stellen solltest, und zwar dir (nicht uns), nicht eher: Würde mir eine Trennung helfen?
Reiseonkel87
Beiträge: 372
Registriert: 30. Dez 2015, 22:03

Re: Mein Mann liegt seit 2,5 Jahren im Bett. Hilft eine Trennung?

Beitrag von Reiseonkel87 »

Hallo Coffee2023,

erstmal ist es super, das Du Dir hilfe suchst, zumindest es versuchst diese hier zu finden. Eure Situation ist echt nicht einfach. Und Ereignisse die dein Mann vor kurzen erlebt hat, das ist alles nicht ohne. Ich kann Dich gut verstehen, das Du auch eine Geschichte hattest und eine Überstandene Krebserkrankung ist auch eine Sache, die viel Nerven kostet und man früher oder später zurück ins Leben möchte.

Aber das Du über eine Trennung nachdenkst, nachdem Dein Mann während deiner Krebszeit bei Dir war und Dich unterstützt hat, für die Kinder da war, macht mich gerade ernsthaft etwas sprachlos. Meinst Du nicht, das dein Mann auch ein Kräfteaufwand in der Zeit hatte, wo Du "krank" warst? Klar ist es nicht schön, wenn er seit 2,5 Jahren nichts macht und Arbeit, Haushalt usw alles Dir hängen bleibt. Kann ich voll und ganz verstehen. Aber wir sind keine Ärzte oder experten. Es ist ein Forum zum austauschen. Ich empfehle Dir professionelle Hilfe zu suchen. Und tut mir leid das ich das sage, aber das klingt für mich selbstlos und egoistisch von Dir. Wäre ich dein Mann, ich würde Dir beim Packen helfen. Nehme es mir nicht böse, wenn ich das so sehr direkt schreibe, aber das Verhalt erinnert mich an meine Ex, als ich damals erkrankt bin und die meinte dann mich fallen zu lassen und sich nur um Ihr eigenes Leben zu kümmern.

"In guten, wie in schlechten Tagen, in Gesundheit und Krankheit, bis an's Ende aller Zeit. Ich verspreche dir die Treue in Tagen, an denen wir leicht und voll Lebensfreude unsere Ehe genießen können. Und ich verspreche dir die Treue auch für die Tage, an denen Sorgen unsere Liebe herausfordern"
LG von der Küste
=============
Reiseonkel
Iwnm
Beiträge: 126
Registriert: 26. Jun 2023, 14:03

Re: Mein Mann liegt seit 2,5 Jahren im Bett. Hilft eine Trennung?

Beitrag von Iwnm »

@ Reiseonkel und Coffee

Genau das meine ich. Aus Perspektive eines Betroffenen, der meint, vor der Erkrankung für andere da gewesen zu sein, kann es ein Schlag ins Gesicht sein, wenn er das Gefühl hat gerade von diesen Menschen in einer Notlage im Stich gelassen zu werden.
Im spezifischen Fall klingt der Vergleich von vielen Ehejahren und 2 Erkrankungen mit 2,5 Jahren Depression für mich subjektiv auch unausgeglichen und er triggert meine persönlichen Erfahrungen.
Wie die Lage bei Coffee tatsächlich ist, kann ich nicht beurteilen und ich bin mir der Gefahr bewusst, meine eigene Geschichte in ihre hineinzudichten.
Ich finde aber auch gerade im Hinblick auf Coffees eigene Krankengeschichte, dass ihr Leidensdruck und Drang endlich aktiv leben zu wollen, sehr nachvollziehbar st.
Und genauso verstehe ich Reiseonkels "Ich helf dir packen" Haltung, die ziemlich genau meiner Reaktion entsprechen würde.
Die Frage ist ja auch, welche Hilfe bist du deinem Mann tatsächlich wenn du nur aus Verpflichtung und Druck von anderen bleibst, innerlich aber nicht hinter dem stehst was du lebst. Wem wäre damit geholfen?
Vielleicht musst du, Coffee, einfach damit leben, dass du etwas für dich tust, was manch andere egoistisch finden.
Was wäre die Welt so einfach, wenn jeder sagen würde: Coffee will sich trennen, für ihren Mann ist das auch das Beste. Sie tut ihm quasi noch einen Gefalken. Alle stimmen zu. Alle sind zufrieden. Wann tritt das so ein im Leben?
SonneundDunkenheit
Beiträge: 804
Registriert: 25. Jul 2021, 09:24

Re: Mein Mann liegt seit 2,5 Jahren im Bett. Hilft eine Trennung?

Beitrag von SonneundDunkenheit »

Auch wenn ich mich jetzt vielleicht unbeliebt mache, aber ein Mann, der für seine Kinder da ist und sich in normalen Zeiten um seine Familie kümmert, sollte ganz normaler Zustand sein. Er hat in dieser Zeit nicht mehr und nicht weniger geleistet als die Frau. Die Ehejahre gelten als "geleistete Arbeit " für beide Seiten!!!!

Die Krebserkrankungen rechne ich jetzt ganz bewusst nicht mit der Depression auf....das steht mir nicht zu.
Wenn ich Coffee wäre, würde ich abtauchen.... ganz tief.
Sie hat nach Rat gefragt und wollte nicht verurteilt werden.
Senif
Beiträge: 1812
Registriert: 23. Jul 2023, 21:42

Re: Mein Mann liegt seit 2,5 Jahren im Bett. Hilft eine Trennung?

Beitrag von Senif »

Iwnm hat geschrieben: 3. Jul 2024, 23:30
Senif hat geschrieben: 3. Jul 2024, 22:18 Ich wollte niemanden an meiner Seite in der Depression. Mir war immer bewusst, wie furchtbar das für andere ist. Deshalb habe ich alle weggestoßen.
Ich kann jeden verstehen, der geht, weil es mit mir nicht auszuhalten war. Dafür habe ich absolutes Verständnis.
Wolltest du tatsächlich niemanden an deiner Seite? Was wäre gewesen wenn jmd an deiner Seite gewesen wäre, der es nicht furchtbar gefunden hätte und der dir gezeigt hätte, dass es sehr wohl mit dir auszuhalten war. Jmd der sich einfach nicht wegstoßen lässt und dir nicht zu verstehen gibt, dass du eine unerträgliche Last bist?
Glaub mir, ich habe alle weggebissen.


@Coffee lass dir kein schlechtes Gewissen einreden. Ich persönlich finde, dass niemand das Recht hat, dass sich über Jahre um einen gekümmert wird. Die Erwartungshaltungen an andere finde ich persönlich schon etwas hoch. Ich freue mich natürlich auch, wenn jemand da ist, aber ich erwarte es nicht, weil ich mich auch sehr gut in andere einfühlen kann (wenn ich es denn möchte :D )

Letztenendes ist wichtig, was du möchtest - und ja, da gibt es kein richtig oder falsch. Und v.a. hab Verständnis für Dich und deine Situation. Es ist ok, auch solche Gedanken zu haben.

Ich wollte selbst niemanden zur Last fallen. Und vielleicht bin ich mittlerweile von der Einstellung und Sichtweise nicht mehr mehrheitskonform. Was ich ja auch nicht sein muss. Ich habe erfahren wie gut Selbstwirksamkeit tut und hoffe, dass ich noch sehr lange selbst Verantwortung für mein Leben übernehmen kann. Autonomie war mir schon immer sehr wichtig. Und ich denke, in erster Linie ist jeder selbst für sein Leben verantwortlich.

Ich kann verstehen, wenn du dich nicht mehr meldest und wünsche Dir von dahin alles Gute. Wichtig ist, dass dein Weg für DICH der Richtige ist.

:hello: LG Senif
Iwnm
Beiträge: 126
Registriert: 26. Jun 2023, 14:03

Re: Mein Mann liegt seit 2,5 Jahren im Bett. Hilft eine Trennung?

Beitrag von Iwnm »

SonneundDunkenheit hat geschrieben: 4. Jul 2024, 13:30 Auch wenn ich mich jetzt vielleicht unbeliebt mache, aber ein Mann, der für seine Kinder da ist und sich in normalen Zeiten um seine Familie kümmert, sollte ganz normaler Zustand sein. Er hat in dieser Zeit nicht mehr und nicht weniger geleistet als die Frau. Die Ehejahre gelten als "geleistete Arbeit " für beide Seiten!!!!

Die Krebserkrankungen rechne ich jetzt ganz bewusst nicht mit der Depression auf....das steht mir nicht zu.
Wenn ich Coffee wäre, würde ich abtauchen.... ganz tief.
Sie hat nach Rat gefragt und wollte nicht verurteilt werden.
Das seh ich anders. Oder ging es doch nur um das Buhlen einer Absolution? Wer um Rat fragt, kann nicht erwarten, dass er genau das hört, was er hören will. Dann erübrigt sich die Frage. Eine Frage ist offen. Und da es nicht die eine allgemeingültige richtige Antwort für alle gibt, sind verschiedene Perspektiven keine Verurteilung per se.
Ist doch logisch, dass sich manch einer eher mit der Rolle des Ehemanns identifizieren kann als mit ihrer. Und aus der Perspektive der Person, die vielleicht in der Notlage verlassen wird, ist es verständlich, wenn nicht nur Applaus kommt.
Ich rate Coffee doch auch dazu, das zu tun was sich für sie richtig anfühlt. Wenn sie nicht mehr kann und will, ist es ihr gutes Recht ihre Konsequenzen zu ziehen. Aber es kann doch niemand verlangen, dass ihr dafür ausnahmslos jeder applaudiert und bescheinigt, dass ihr Verhalten nicht nur für sie, sondern auch für ihren Mann und generell optimal ist. Der Interessenskonflikt lässt sich doch nicht wegzaubern.

Mit den Rollenbildern von Geschlechtern hat die ganze Situation für mich gar nichts zu tun. Das Problem vor dem Coffee steht, gibt es auch zwischen gleichgeschlechtlichen oder rein platonischen Freundschaften, Geschwistern, jeder Form zwischenmenschlicher Beziehung.
So wie Coffee es artikuliert hat, klingt es so, als würde sie selbst ein Ungleichgewicht feststellen. Hab ich auch schon mehr als einmal gesagt, das mag nur eine unglückliche Formulierung sein. Wie das Gewicht vor der Depression tatsächlich verteilt war, bleibt für uns sowieso ein Geheimnis. Vielleicht hat sich der Ehemann auch jahrelang auf ihre Kosten einen Lenz gemacht, und sie war nur zu altruistisch um das zu erkennen, und jeder der ihr Verhalten aufgrund des posts als egoistisch einstuft, würde ihr raten schnell das Weite zu suchen, wenn er live dabei gewesen wäre. Wir können uns doch immer nur auf das beziehen, was da steht, so wie Coffee es formuliert hat und das klingt für manche so, als hätte er bis zur Depression den gebenderen Part gehabt.
Ich fänd es schade, wenn du, Coffee, abtauchen würdest. Ich rate dir dazu, deinen Weg zu finden und nicht zuviel darauf zu geben, was andere denken. Niemand kann es jedem recht machen. Aber genau wie du ein Recht auf deine Sicht hast, haben andere das Recht auf ihre Sicht und du hast uns danach gefragt.
Iwnm
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Re: Mein Mann liegt seit 2,5 Jahren im Bett. Hilft eine Trennung?

Beitrag von Iwnm »

@ Senif.
Ich glaube dir. Aber dieser Wunsch nach Isolation, der Selbsthass, sich nur noch als Last zu empfinden, das Unvermögen Hilfe anzunehmen, die Bissigkeit... All das sind doch Symptome der Krankheit.
Willst du mir echt weis machen, dass du dir trotz praktizierter Bissigkeit nicht insgeheim wünschst (nicht verlangst), dass jemand hinter die Symptome sehen kann und sich nicht komplett von dir abwendet? Ich rede nicht davon, von jemandem zu verlangen, dass er sich selbst aufgibt um sich erniedrigen zu lassen. Aber es gibt doch nicht nur diese Extreme.

Vielleicht unterschätze ich aber auch gerade, wie gemein Betroffene sein können, da ich selbst in Phasen in denen ich Angst habe für mein Umfeld anstrengend, bissig und lästig zu sein, noch Feedback bekomme, dass das nur mein krankheitsbedingt verquerter Blick ist.
Wenn das Feedback komplett wegfällt, glaubt man vielleicht irgendwann es sei tatsächlich so wie man es in der Depression erlebt. Gerade wenn der Selbstwert schon im Normzustand etwas schief hängt. Dazu muss ich sagen, dass mir im Austausch mit anderen Betroffenen immer wieder auffällt, dass bei vielen von Grund auf ein tief verwurzelter Selbsthass herrscht, den ich so nicht habe.
Senif
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Re: Mein Mann liegt seit 2,5 Jahren im Bett. Hilft eine Trennung?

Beitrag von Senif »

Iwnm hat geschrieben: 4. Jul 2024, 16:15 @ Senif.
Ich glaube dir. Aber dieser Wunsch nach Isolation, der Selbsthass, sich nur noch als Last zu empfinden, das Unvermögen Hilfe anzunehmen, die Bissigkeit... All das sind doch Symptome der Krankheit.
Willst du mir echt weis machen, dass du dir trotz praktizierter Bissigkeit nicht insgeheim wünschst (nicht verlangst), dass jemand hinter die Symptome sehen kann und sich nicht komplett von dir abwendet? Ich rede nicht davon, von jemandem zu verlangen, dass er sich selbst aufgibt um sich erniedrigen zu lassen. Aber es gibt doch nicht nur diese Extreme.

Vielleicht unterschätze ich aber auch gerade, wie gemein Betroffene sein können, da ich selbst in Phasen in denen ich Angst habe für mein Umfeld anstrengend, bissig und lästig zu sein, noch Feedback bekomme, dass das nur mein krankheitsbedingt verquerter Blick ist.
Wenn das Feedback komplett wegfällt, glaubt man vielleicht irgendwann es sei tatsächlich so wie man es in der Depression erlebt. Gerade wenn der Selbstwert schon im Normzustand etwas schief hängt. Dazu muss ich sagen, dass mir im Austausch mit anderen Betroffenen immer wieder auffällt, dass bei vielen von Grund auf ein tief verwurzelter Selbsthass herrscht, den ich so nicht habe.
Hallo Iwnm,

natürlich sind das Symptome meiner Erkrankung gewesen. Aber das Ding ist, wenn ich (und auch andere) immer nur gesehen hätten, es ist ja die Krankheit, hätte ich bis heute keine Verantwortung dafür übernommen. Ich hab das auch bei "Freunden" erlebt, die die Verantwortung immer nur im Außen gesehen haben - da waren die Umstände schuld, die Gesellschaft, die Krankheit, der Staat, die Freunde !, die Grenzen gezogen haben, all die bösen Menschen um sie herum - und sie erkannten nicht, dass sie es sind. Dass sie ihren ganzen Mist selbst fabriziert haben, und dass der Weg nicht ist, dass andere machen, sondern sie selbst.

Das klingt im ersten Moment widersprüchlich zur Depression, bei dem ja der Betroffen nicht kann und dann auch erstmal akzeptieren muss, dass er krank ist. Es ist ein schmaler Grat dann nicht später zu sagen: ich bin ja krank. Dosiert kann man einem Kranken schon mal was abverlangen und eben nicht nur Wattebällchen zu werfen. Das ist meine Erfahrung, die mich sehr weit vorwärts gebracht hat. Das Verlassen meiner Opferhaltung war am Ende auch ein Schlüsselereignis (neben vielen anderen).

Damit will ich nicht verbagatellisieren, wie schwer eine Depression sein kann. Ich denke, ich weiß wovon ich da rede. Und es braucht auch einfach sehr viel Zeit, um zu heilen. Das ist nichts, was von heute auf morgen geht.
Ob jemandem geholfen ist, wenn sich der Partner trennt, ist fraglich. Das kann ich nicht beurteilen, es kann helfen, es kann aber auch sehr nach hinten losgehen. Aber letztendendes kann ich verstehen, wenn ein Mensch Grenzen hat und diese auch wahrt - auch um selbst gesund zu bleiben.

:hello: LG Senif
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