depressiver Ehemann geht fremd

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elro
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Registriert: 24. Jun 2024, 09:41

depressiver Ehemann geht fremd

Beitrag von elro »

Bei meinem Mann (62) wurde im Mai 2023 eine Depression diagnostiziert. Im Juli war er in Reha, danach hat er eine Therapie begonnen. Seit 15 Jahren zusammen, bis zum Beginn der Depression glücklich, ohne Streit, mit einem erfüllten Leben, gutem Sex. Vier erwachsene Kinder aus früheren Beziehungen, die sich prima verstehen.

Vor drei Wochen habe ich erfahren, dass er seit der Reha eine Beziehung mit einer Mitpatientin hat. SIE hat mich darüber ins Bild gesetzt, weil sie ihn schon seit Monaten zu einer Entscheidung drängt. Er mir gesagt hat, er liebt sie, da habe ich ihn aus der gemeinsamen Wohnung geschmissen. Er wollte 14 Tage Zeit für sich allein um sich zu sortieren und wollte sich dann melden. Er hat seitdem jegliche Kommunikation eingestellt, reagiert nicht auf Anrufe und Vorschläge sich zu treffen.

Als die 14 Tage rum waren, habe ich begonnen mir Sorgen zu machen und in seinen Browserverlauf geguckt. Dabei hat sich herausgestellt, dass er nach dem Rauswurf direkt zu ihr gefahren ist. Und, was mich viel mehr anfasst ist, dass er in den letzten 12 Monaten tausende ekelhafte Hardcore-Pornos gestreamt hat. Bei den meisten davon geht es um Sex zwischen Mutter und Sohn. Ich spekuliere, dass er mit einem Missbrauchstrauma kämpft, an, dass er nicht rankommt.

Dass ich ihm vermutlich hinter die Stirn gucken kann, scheint Teil des Problems zu sein. Ich war im letzten Jahr seine Ersatzgefühlsmaschine und kann jetzt einfach nicht mehr.

Hat jemand hier ähnliches erlebt? Würde mich über Austausch freuen.
Undjetzt
Beiträge: 440
Registriert: 15. Feb 2024, 11:13

Re: depressiver Ehemann geht fremd

Beitrag von Undjetzt »

Es ist nicht selten, dass betroffene sich trennen, fremdgehen oder zu Mitpatienten hingezogen fühlen. Letzteres ist recht einfach zu erklären. Da ist jemand, der die "gleichen" Probleme wie ich hat und mich voll und ganz versteht. Das kann einem oftmals der Partner, augenscheinlich nicht bieten. Dann ist man sowieso gefühlstaub, wodurch man gar nicht im Blick hat, was man dem Partner damit antut. Oder man weiß es schon, fühlt sich deswegen schlecht/ hin und hergerissen, will aber andererseits unbedingt diese Entscheidung treffen, in der Hoffnung, die nötige, ersehnte Änderung herbeizuführen.
Ob das wirklich Liebe ist, was er der anderen gegenüber empfindet, weiß nur eher. Evtl. weiß er es aber auch nicht. Ihr seid/ wart 15 Jahre zusammen. Da kann die andere sich auf den Kopf stellen, das holt sie nicht auf.
Die Frage ist hier, ob du dir die Zeit nehmen willst, und ihm geben willst. Also erst einmal allein bleiben und gar nicht so sehr an seinem Ärmel ziehen, dann kommt er eher wieder auf dich zu, als wenn du immer wieder auf ihn zu gehst.
Klar kannst du auch den Abstand nutzen, und dich emotional von ihm lösen. Ich bin der Meinung, die Entscheidung dazu kommt mit der Zeit von ganz alleine.
Generell solltest du einen, für dich gesunden, Spagat schaffen, zwischen Verständnis für Ihn und seine Krankheit zeigen und ihm das nicht als Freifahrtschein für alles mögliche durchgehen zu lassen.

Ich wünsche dir in jedem Fall alles Gute und viel Kraft.
Bittermandel
Beiträge: 2490
Registriert: 10. Apr 2021, 09:32

Re: depressiver Ehemann geht fremd

Beitrag von Bittermandel »

Hallo Elro

Du kannst dir Hilfe holen beim sozial-psychiatrischen Dienst. Die führen hilfreiche Gespräche mit dir und können dir helfen deine Gedanken zu sortieren.

Mich würde es als Frau tief verletzen, wenn mein Mann sich solche Machwerke reinzieht. Ich finde solche Darstellungen entwürdigend und würde mich fragen ob ich mit einem Partner zusammen sein möchte der dich quasi doppelt betrügt. Ich würde da auch keine Traumata hinein interpretieren sondern die Sachverhalte mit Unterstützung nüchtern betrachten. Und eine für dich gute Entscheidung treffen. Zu einem Mann der solche Dinge tut hätte ich kein Vertrauen mehr übrig. Wer weiß was dann noch kommt.

Liebe Grüße Bittermandel
Freiwasser
Beiträge: 90
Registriert: 16. Jan 2024, 12:26

Re: depressiver Ehemann geht fremd

Beitrag von Freiwasser »

Hallo Elro,
Dein Mann hat Dich monatelang hintergangen mit der Rehafrau und den Pornos, und jetzt hat er nicht den Respekt vor Eurer Beziehung, sich wenigstens zwei Wochen tatsächlich Zeit zum Alleine Nachdenken zu nehmen, sondern hüpft direkt ins nächste warme Bett. Und er hat nicht den Anstand, Dir das zu sagen, sondern lässt Dich hoffen und Dir Sorgen um ihn machen.
Bei diesem Ausmaß an schlechtem Verhalten weiß ich nicht, was Verständnis bringen soll. Er behandelt Dich miserabel. Trauma und Krankheit hin oder her. Nimm Deine Selbstachtung zusammen und löse Dich von ihm.
Meine eigene Geschichte war so, dass Verständnis und Geduld genau gar nichts gebracht haben außer das Leiden zu verlängern und nur zu immer schlechterem Verhalten zu ermutigen. Verständnis und Geduld bringen was für Leute, die ein Minimum an Rücksicht und Respekt für ihre Partner aufbringen und sich Mühe geben, die Situation mit ihrer Krankheit bestmöglich zu navigieren.
Ich freue mich, wenn ich falsch liege, aber ich glaube, keine der Geschichten, die Betrügen beinhalten, ist gut ausgegangen.
Liebe Grüße!
Freiwasser
elro
Beiträge: 4
Registriert: 24. Jun 2024, 09:41

Re: depressiver Ehemann geht fremd

Beitrag von elro »

Danke für euer Feedback. Das stärkt mir den Rücken. Und mit dem Rausschmiss habe ich wohl die richtige Entscheidung getroffen. LG elro
AlexandreCharles
Beiträge: 61
Registriert: 17. Jun 2024, 06:11
Wohnort: Emmendingen

Re: depressiver Ehemann geht fremd

Beitrag von AlexandreCharles »

Liebe Elro,
Ich schließe mich den vorherigen Ausführungen an: als depressiver Mann sehe ich keinen Grund, das fremd gehen durch die Erkrankung zu legitimieren. Im Gegenteil: in Kliniken und bestimmt auch auf Reha gilt eine eiserne Regel - keine Beziehung zu Mitpatienten!!
Das hat vielerlei Gründe. Und ist gut so.
Ob der Rausschmiss richtig war kann ich nicht beurteilen, wenn es sich aber jetzt so anfühlt für dich würde ich sagen: ja, richtig gemacht. Die Depression ist zwar eine Erkrankung, aber kein Freifahrtschein für alles mögliche an menschlichen Schwächen. Die Angehörigen und Partner können nur so weit gehen bis es sich nicht mehr gut anfühlt - dann ist eine Grenze erreicht, ab da dürfen alle STOP schreien und für sich selbst sorgen. Keinem ist geholfen wenn Angehörige und Partner am Ende vielleicht sogar selber erkranken. Passt bitte auf euch auf!
Viele liebe Grüße
Alex
Ich bin zu alt um jung zu sterben.
elro
Beiträge: 4
Registriert: 24. Jun 2024, 09:41

Re: depressiver Ehemann geht fremd

Beitrag von elro »

Ja, stimmt. Es ist für Angehörige echt schwierig eine Grenze zu ziehen. Wir versuchen vermutlich alle rauszukriegen, ob das jeweilige Fehlverhalten der Krankheit geschuldet ist oder einfach einem schlechten Charakter. Ich meine, dass ich zu meinem Mann irgendwann mal gesagt hätte. Du hast dir genau die richtige Krankheit ausgesucht. Man kriegt ja nie raus was Ursache und Wirkung ist. Wird jemand depressiv, weil die Verhaltensmuster schon vorher zerstörerisch sind? Oder lässt einem in der Gefühlskälte der Depression so ein Verhalten wenigstens noch ein bisschen was spüren? Er verliert gerade seine Wohnung, seine Familie, seine Freunde und demnächst auch noch seinen Job. Mehr Selbstbeschädigung geht eigentlich nicht mehr.

Das irrationale an der Krankheit verstehen zu wollen, das kennen vermutlich alle Angehörigen.

Habt einen guten Tag, LG elro
DieNeue
Beiträge: 5783
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: depressiver Ehemann geht fremd

Beitrag von DieNeue »

elro hat geschrieben: 26. Jun 2024, 11:34 Ich meine, dass ich zu meinem Mann irgendwann mal gesagt hätte. Du hast dir genau die richtige Krankheit ausgesucht. Man kriegt ja nie raus was Ursache und Wirkung ist.
Darf ich fragen, warum und in welchem Kontext du ihm das gesagt hast?
elro
Beiträge: 4
Registriert: 24. Jun 2024, 09:41

Re: depressiver Ehemann geht fremd

Beitrag von elro »

Gute Frage. Ich meine der Kontext war der Tod seiner seiner Mutter im letzten Jahr, zu der er kein gutes Verhältnis hatte. Ich hätte gehofft, das er mit ihrem Tod IRGENDEIN Gefühl empfindet. Da war aber nur eine grosse Leerstelle und Hilflosigkeit beim Regeln der notwendigen Dinge wie dem Begräbnis.
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