Meinung zu Selbsthilfegrupen

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Schlumpffine
Beiträge: 468
Registriert: 3. Mai 2020, 18:29

Meinung zu Selbsthilfegrupen

Beitrag von Schlumpffine »

Hallo,
ich habe eine Frage an die Community.
Wie sind die Erfahrungen mit psychosomatischen Selbsthilfegruppen ?

In der Selbsthilfegruppe können Sie sich mit Menschen austauschen, die das Gleiche durchmachen wie Sie. Oder schon durchgemacht haben.
Die anderen Teilnehmenden kennen Nöte und Ängste, die mit der Erkrankung zusammen hängen. Sie finden dort Menschen, die vielfache Erfahrung im Umgang mit der Krankheit gemacht haben. Gleichbetroffene sind Expertinnen und Experten.
In der Selbsthilfegruppe können Sie viel Wissenswertes erfahren. Die Erfahrungen der anderen Teilnehmenden können auch Ihnen helfen. Das hilft zu verstehen, wie es so weit kommen konnte

Ich habe mir Selbsthilfegruppen in meinem Umfeld angesehen und war enttäuscht.
In vielen Gruppen wurde über "Befindlichkeiten" und andere Themen oberflächlich gesprochen .
Es wurde- selten- nicht über Erfahrungen geprochen und es gab keinen Erfahrungsaustausch.
Der Trend zur Vermeidung kam deutlich hervor.
Geht es nur mir so?

grüße
Schlu
Auch der weiteste Weg beginnt mit einem ersten Schritt. Konfuzius
Worte haben die Macht zu zerstören und zu heilen. Wenn Worte sowohl wahr als auch freundlich sind, können sie unsere Welt verändern. “~ Buddha
Topo
Beiträge: 86
Registriert: 15. Sep 2021, 22:32

Re: Meinung zu Selbsthilfegrupen

Beitrag von Topo »

Hi Schlu,

meine Erfahrungen sind auch eher gemischt. Öfter habe ich in Gruppen reingeschaut, die schon sehr lange bestanden. Viele der Mitglieder hatten auch gar keine akute depressive Phase und haben die Gruppe quasi als allgemeinen sozialen Kontakt genutzt; oft der einzige Kontakt in ihrem Alltag. Das fand ich zum Teil problematisch, weil meiner Ansicht nach auch ein soziales Netzwerk wichtig ist, wo man nicht nur eine depressive Erkrankung als gemeinsamen Nenner hat. Und auch wenn die Mitglieder keine akuten depressiven Phasen hatten, haben sie trotzdem wöchentlich nur über das Negative in ihrem Leben geredet und sind permanent um sich selbst gekreist. Wenn man in einer akuten depressiven Phase ist, kann ein so ein geschützter Raum vielleicht helfen aber mir hat das darüber hinaus nichts gebracht.

LG Topo
Senif
Beiträge: 1812
Registriert: 23. Jul 2023, 21:42

Re: Meinung zu Selbsthilfegrupen

Beitrag von Senif »

Hallo Schlumpfine,

ich bin eher abgeneigt gegenüber SHG. Ich habe es als nicht hilfreich erlebt, aus den gleichen Gründen, die du genannt hast.
Und ich persönlich finde es auch nicht hilfreich, sich im eigenen Elend gegenseitig zu bestätigen, obwohl ich es nachvollziehen kann, dass man z.B Trost sucht etc. Aber mich persönlich hat das nie nachhaltig vorwärts gebracht. Nun gut, es ist ja auch keine Therapie.

Mein ganzer Freundeskreis bestand aus psychisch Kranken, was ich mittlerweile als sehr kritisch sehe, da dann jeder seine kranken Anteile mit in die Beziehung bringt. Nach viel Achterbahnfahrt wurde mir klar, dass ich gesunde Menschen um mich rum brauche - da sie mich auch in ihrer Normalität etwas mitziehen können. Denn nach all den Jahren sehnte ich mich sehr nach einem normalen Leben.

LG Senif :hello:
AlexandreCharles
Beiträge: 61
Registriert: 17. Jun 2024, 06:11
Wohnort: Emmendingen

Re: Meinung zu Selbsthilfegrupen

Beitrag von AlexandreCharles »

Hallo Schlumpffine,
SHG sind toll - außer bei Depressionen, da hatte ich bisher keine guten Erfahrungen. Warum kann ich dir jetzt nicht mal genau sagen.
Liebe Grüße Alex
Ich bin zu alt um jung zu sterben.
Schlumpffine
Beiträge: 468
Registriert: 3. Mai 2020, 18:29

Re: Meinung zu Selbsthilfegrupen

Beitrag von Schlumpffine »

Hallo,
danke für Eure Rückmeldungen.
Persönlich halte ich SHG`s- auch bei Depressionen- für sehr sinnvoll, wenn sie gut moderiert werden.
Leider ist das nicht oft der Fall.
Es wurden Ausreden gesucht, warum man wichtige Dinge ( Anträge, Briefe mit Fristsetzung) nicht erledigt hat.
Immer sind die "anderen" Schuld gewesen- nie aber die Person selbst und man wollte auch keine Hilfe und Tipps annehmen.
Abhilfe könnte hier vieleicht eine Fachliche Begleitung haben, die aber aus Kostengründen ausscheidet.
Leider limitiert sich dann eine SHG mit der Zeit selbst, da wichtige Themen nicht bearbeitet werden und die gesamte Gruppe in Selbstmitleid versinkt.
Mag sein, das meine Meinung/Wahrnehmung subjektiv ist.
Gruß
Schlu
Auch der weiteste Weg beginnt mit einem ersten Schritt. Konfuzius
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StMartin
Beiträge: 1
Registriert: 14. Aug 2024, 23:18

Re: Meinung zu Selbsthilfegrupen

Beitrag von StMartin »

Gibt es Leute die auch Erfahrungen mit der Selbsthilfegruppe „Emotions Anonymous“ die haben ja auch so ein zwölf Schritte Plan anscheinend so wie die anonymen Alkoholiker und da klappt es ja auch meistens. Aber ich bin unsicher und am Anfang der Heilung

Der Punkt das man sich nur mit negativen Dingen Auseinandersetzt kann sein, aber ich war heute da und da war auch einer, der, was positives über sich erzählt hat. Und ich war vorher Ab und zu bei einem Stammtisch Gruppe, wo es eigentlich Nicht um Sowas ging. Aber entweder ging es um tiefgründige Dinge, die ein nach unten ziehen können oder es gegenüber belangloses Zeug wie die Arbeit. Wer bist du? Was machst du? Wie alt bist du? Gähn
anna_lyle
Beiträge: 381
Registriert: 31. Dez 2016, 08:31

Re: Meinung zu Selbsthilfegrupen

Beitrag von anna_lyle »

Ich habe mit Hilfe der 12-Schritte-Gruppen viele Heilungsschritte machen können. Kann ich sehr empfehlen. Vor 15 Jahren habe ich mit Hilfe einer NA-Gruppe meine Nikotinsucht überwunden. Die "Gruppe" war ein anonymer Email-Verteiler. Und es hat funktioniert. Ich hatte vorher 24 Jahre geraucht und mehrmals erfolglos versucht aufzuhören.

Emotional Anonymous (EA) und CoDA fand ich auch gut.
Es gibt jetzt auch Online- und Telefonmeetings.

Viel Erfolg und gute 24 Stunden!
Nixe02
Beiträge: 55
Registriert: 6. Jun 2024, 14:59

Re: Meinung zu Selbsthilfegrupen

Beitrag von Nixe02 »

Hallo zusammen,

wenn die Chemie nicht stimmt, fühlt man sich nicht wohl, egal ob in einer SHG, einem einzelnen Menschen, Arzt, Therapeuten, Nachbarn u.s.w. und verhält sich dementsprechend - darauf reagiert die Gruppe, jeder Einzelne.

Was habe ich für Erwartungen? Gebe ich dem/den Anderen die Möglichkeit mich kennenzulernen? Bin ich tolerant, erstmal nachsichtig, um überhaupt, erstmal eine Kommunikation/Kennenlernen zu ermöglichen oder erwarte ich (gleich) zu viel. Kennenlernen benötigt Zeit und besonders am Anfang viel Aufmerksamkeit und Geduld.

Ich bin eher ein sehr ungeduldiger Mensch und mache den Fehler, dass ich von mir auf Andere schließe ... annehme, dass sie so denken wie ich, das tun sie aber nicht oder vielleicht doch, ein bisschen, drücken sich nur ganz anders aus.

Oder ich bin zu ungeschickt/ungeduldig und kann mich nicht so ausdrücken, dass der/die Ander(en) mich verstehen können?
ardFR62
Beiträge: 15
Registriert: 21. Aug 2024, 17:08
Wohnort: Düsseldorf

Re: Meinung zu Selbsthilfegrupen

Beitrag von ardFR62 »

Für mich sind SHG elementar wichtig, da ich zum einen Begreife das ich nicht allein bin,
und zum anderen Kraft erhalte aber auch an guten Tage gerne Kraft abgebe. Wichtig
dabei ist aber das die Gruppe einen festen Kern hat, der regelmäßig erscheint und die SHG
nicht zu einen Wartesaal im Bahnhof verkommt.... ;)
Und diese Reise des Lebens
ist noch lange nicht zu Ende...
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