Wesensveränderung, Trennung, Depression?

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Katja Fra
Beiträge: 1
Registriert: 13. Apr 2024, 16:58

Wesensveränderung, Trennung, Depression?

Beitrag von Katja Fra »

Liebe Alle....
Seit ca. Januar steht bei uns so ziemlich alles auf dem Kopf...
Mein Mann hat sich sehr verändert, zerlegt unser Familienleben gerade in Einzelteile..

Erstmal einige Hinweise zur Rahmenlage:

- 2010 Depression und Diagnose anankastische Persönlichkeitsstörung , stationäre Einweisung erfolgte damals auf Betreiben der Bundeswehr, nach stationärem Aufenthalt weitere ambulante Psychotherapie und med. Begleitung mit Cymbalta ( 2012 abgesetzt)

- Vor 10 Monaten Tod der Mutter unter sehr schwierigen Umständen ( musste die Entscheidung treffen, Maschinen abschalten zu lassen) . Das Verhältnis zu den Eltern war immer sehr belastet.( Kaum Zuneigung, keine Würdigung von Erreichtem, haben ihm immer das Gefühl gegeben, dass sie von ihm abhängig sind)

- Bei meinem Mann war keine Trauerphase erkennbar, hat seine Gefühle abgekapselt?

- Im Frühjahr starke (gewollte) Gewichtsabnahme (ca 12 kg in 6 Wochen), starke Umstellung des Essverhaltens ( sehr reduziert)

- Seit Januar sehr hohe Arbeitsbelastung durch Wegfall eines Kollegen, tgl. von 5 Uhr bis 18 Uhr unterwegs, gönnt sich keine Ruhephasen

- dann gab es eine Phase ,in welcher er exzessiv Musik hörte, später wünschte er sich einen Hund

Problematik akut :

- Gibt an, Gefühle ( nur für mich?) nicht mehr abrufen zu können ( vorher sehr liebevolle und vertrauensvolle Beziehung)

-teilweise extreme Erschöpfung, schläft häufig ein, manchmal in unangebrachten Situationen- hoher Gebrauch von koffeeinhaltigen Produkten

-wirkt sehr gereizt und freudlos und grüblerisch - fast wesensverändert

- distanziert sich vom Familienalltag

-spricht sehr leise

-wirkt zeitweise rastlos-sortiert, ordnet, putzt

-keine Empathiefähigkeit mehr zu erkennen,auch nicht unserem Sohn gegenüber.
Ich habe das Gefühl, dass er versucht Erwartungen zu erfüllen, welche er meint,an ihn gestellt zu werden.

Die derzeitige Situation stellt für uns als Familie eine sehr hohe Belastung dar, da wir meinen Mann als völlig verändert empfinden, ihn ( in 13 Jahren) nie in einer derartigen Phase erlebt haben.

Mein Mann sieht jedoch keine Probleme. Er äußert, dass er keine Störung bei sich empfindet. Er äußert, dass er ausziehen möchte, ist ab Juni aus dem Mietvertrag entlassen- auf eigenen Wunsch. Zuhause führt er den " Alltag" fort, isst normal mit Abendbrot ,geht arbeiten- als ob nichts geschehen wäre. Der große Unterschied ist aber seine unterschwellig aggressive Art mir gegenüber, das ständige Einschlafen ... Ich habe das Gefühl,dass sich die Depression wieder eingeschlichen hat. Der Alltag ist aber extrem belastend,weil ich das Gefühl habe,dass er mich als " Schuldige" für seine derzeitige Situation auserkoren hat. Das ist äußerst schmerzhaft. Ich bin mit meinen Kräften am Ende. Ich liebe ihn sehr und habe immer die Hoffnung, dass er noch mal " erwacht". Ich weiß in meinem Kopf,dass die vergeblich ist aber in meinem Herz will es einfach nicht ankommen.
Er war auf mein Bitten hin auch beim Psychiater, welcher ihm wohl eine 3monatige Trennungsphase vorgeschlagen hat. 😞 Ich konnte es nicht glauben. Und das nach 20 Minuten Gespräch.
Hat jemand noch irgendeine Idee,was ich noch tun könnte?
mandy24
Beiträge: 12
Registriert: 5. Jan 2024, 09:53

Re: Wesensveränderung, Trennung, Depression?

Beitrag von mandy24 »

Hallo liebe Katja Fra
bist du sicher das er wirklich beim Psychater war?
Deine Geschichte liest sich fast wie meine.Ich habe von Januar an bis Anfang Mai genau diesen Mann gehabt.2 x hat er volle Trennungsabsichten gehabt.Hatte ernsthaft schon nach ner neuen Wohnung geschaut.Und das nach 24 Ehejahren und 2 erwachsenen Kindern.Er hatte keinerlei Krankheitseinsicht.Ich war an allem schuld, ich zog ihn in seinen Augen runter.An allem war ich Schuld.
Erst als ich mich seiner Hausärztin anvertraute und sie ihn von sich aus anrief, da ich auch Suizidsorgen bei ihm hatte,kam krankheitseinsicht auf und er lies sich von ihr direkt einen Termin nach einer Woche bei einer Psychaterin geben.Er lehnt zwar Psychotherapie ab aber seine Einnahme von Sertralin 50 mg ab April hat seit Mai Wunder vollbracht.Er ist fast wieder der Mann den ich hatte bis auf einige Ausnahmen.Sertralin hat die Libido verändert, er hat wenig Kuschelbedürfnis, was mir zwar zu wenig ist, aber will ich lieber meinen launischen Mann zurück?
Nur hab ich noch an dieser schweren Zeit zu knacken,hab eine Angst und Anpassungsstörung entwickelt.War bei einer Ärztin und nehme jetzt Mirtazapin gegen Grübeln und Einschlafstörungen.Mirtazapin nimmt mein Mann auch noch abends und morgends Sertralin.
Aber durch das Sertralin ist mein Mann empathieloser geworden und ihm ist obwohl er weiss das ich auch bei einer Psychaterin war, irgendwie demgegenüber gleichgültig,redet weder über seine Depression noch über meine Sorgen.Und bei mir ist die Angst das seine Depression ohne Therapie wieder schlechter werden könnte und er dann wieder an Trennung denkt.Ich liebe ihn sehr. Er kann oder will über die schlimme Zeit nicht reden und das belastet mich.Im Juli hab ich glücklicherweise eine psychosomatische Reha bewilligt bekommen, hoffe das es mir danach besser geht.
Ich kann mir nicht vorstellen das der Psychater deines Mannes eine 3 monatige Trennung vorgeschlagen hat und keine Medikamente, daher glaube ich er könnte dir das nur erzählt haben. Ich wünsche dir ganz viel Kraft für diese Zeit und hoffe dein Mann lässt sich auf Medikamente ein.Sie können Ehen retten.
Ich bin nach einigen Wochen in die Praxis meines Mannes und habe mich bedankt.Er darf natürlich nichts von meinem Anruf in der Praxis erfahren.
Doch ohne diesen Anruf wär mein Mann sicher jetzt nicht mehr bei mir.Wobei ich noch sagen muss, das er sehr grosse Stücke auf seine Ärztin legt, sonst hätte ihr Gespräch vielleicht auch nicht diese Wirkung gehabt.
Fühl dich gedrückt
Mandy
Freiwasser
Beiträge: 51
Registriert: 16. Jan 2024, 12:26

Re: Wesensveränderung, Trennung, Depression?

Beitrag von Freiwasser »

Hallo Katja Fra,
Es tut mir leid, was Du erleben musst.

Zum Thema, was der Psychiater angeblich gesagt hat … da lohnt es sich nicht, drüber nachzudenken. Vielleicht hat er das so gesagt - es kann ja sein, dass ein Psychiater eine Meinung hat, die wir so nicht nachvollziehen können, oder Dein Mann ist ihm gegenüber so aufgetreten, dass es Sinn ergibt (hat gesagt, dass er sich umbringt, wenn er keinen Abstand bekommt oder so). Vielleicht hat der Psychiater es so nicht gesagt und Dein Mann es sich so zurechtgehört, weil er es so hören wollte. Es kann auch sein, dass Dein Mann bewusst manipuliert und der Psychiater das Gegenteil gesagt hat …
Ich kenn das, dass ich höre, was Dritte angeblich gesagt haben (was sie menschlich oder fachlich disqualifiziert oder die Meinung meines Mannes stützt oder alles gleichzeitig). Bei persönlichen Kontakten lässt es sich klären, bei der Psychologin nicht.
Mit einiger Wahrscheinlichkeit geben weder Psychiater noch Kluge Freunde und Angehörige so konkrete Ratschläge, sondern sie eruieren Möglichkeiten, die die Ratsuchende Person dann eigenverantwortlich ergreifen kann.
Letztlich ist es egal, denn unabhängig davon, was der Psychiater in welcher Form sagt, ist Dein Mann für die Trennung verantwortlich. Super hart für Dich, das zu erleben.

Mich freut es total für Mandy, dass die Medikamente ihre Ehe gerettet haben. Leider hat das bei uns nicht geklappt. Einen Versuch ist es aber wert!

Liebe Grüße!
Freiwasser
mandy24
Beiträge: 12
Registriert: 5. Jan 2024, 09:53

Re: Wesensveränderung, Trennung, Depression?

Beitrag von mandy24 »

Liebe Freiwasser
danke das du dich für mich freust.
Ja ich hab den Medikamenten viel zu verdanken,mein Mann soll sie laut der Psychaterin 1 Jahr nehmen.Ich hoffe er tut es, aber durch das Gespräch mit seiner Ärztin(wo ich ja etwas nachgeholfen habe) hat Wunder gewirkt.Dafür war ich der Ärztin so dankbar.
Allerdings würde ich diese schlimme Zeit gern mit ihm aufarbeiten, aber er redet nicht drüber und ich habe Sorge wenn ich ihm sage das ich daran knacke er sich wieder belastet fühlt.Ich hoffe auf meine baldige Reha im Juli.Denn die Angst ist halt da, das es wieder kippt, er lehnte ja Therapie ab und sah nur die Medikamente ein...was ja schon super war.Hab ihm das auch bestätigt ,dass ich das echt zu schätzen weiss.Jetzt bleibt es abzuwarten.Ist halt nur schade das Sertralin zwar die Depression unterdrückt aber halt auch anderes wie die Libido und das Bedürfnis nach Kuscheln.Das fehlt mir aber wie gesagt ich bin schon mal froh das er friedlich ist und auch der Kontakt zu den Kindern wieder wesentlich besser ist.
Hat sich denn bei dir irgendetwas verändert?
Du hast ja auch eine Menge zu tragen.
Wünsch dir alles Liebe
Mandy
Freiwasser
Beiträge: 51
Registriert: 16. Jan 2024, 12:26

Re: Wesensveränderung, Trennung, Depression?

Beitrag von Freiwasser »

Liebe Mandy,
Nachdem ich sein Verhalten als häusliche Gewalt eingestuft habe und bereit war, mit meiner Tochter zu flüchten, hat er zugestimmt, mich in Ruhe zu lassen und nur noch zum Umgang nach Hause zu kommen.
Es war nie körperliche Gewalt gegen Menschen und Tiere, das möchte ich klarstellen, aber es war Nötigung, Drohung, Lärm und Gewalt gegen Dinge.
Die jetzige Abmachung klappt ziemlich gut, aber ich knappse Mega mit den Erlebnissen, dem Ausmaß des Schadens und dem Mangel an Aufarbeitung. Manchmal denke ich, ich werde auch depressiv, aber meistens geht es nach zwei Tagen wieder aufwärts. Ich möchte so gerne wieder glücklich sein. Aber all das zu akzeptieren und hinter mir zu lassen ist so so schwer.
LG Freiwasser
mandy24
Beiträge: 12
Registriert: 5. Jan 2024, 09:53

Re: Wesensveränderung, Trennung, Depression?

Beitrag von mandy24 »

@Freiwasser
ist er denn jetzt ausgezogen und kommt dann nur zum Umgang mit den Kindern?
Ja das kann man ja auch nicht einfach alles wegstecken, man hat diesen Menschen der sich verändert hat ja auch mal anders gekannt und geliebt hat.
Ich denke du würdest ihn nach dem was bei euch war auch nicht wiederhaben wollen?
Du sagtest bei euch hätte Medikation / Therapie keinen Erfolg verzeichnet? Was genau hat er denn versucht,was nicht anschlug?
Weiterhin viel viel Kraft das du wieder glücklich wirst, du hast hier für viele ein offenes Ohr, du hast es verdient.
Liebe Grüsse Mandy
Puderzucker
Beiträge: 12
Registriert: 16. Mai 2024, 08:45

Re: Wesensveränderung, Trennung, Depression?

Beitrag von Puderzucker »

Katja Fra hat geschrieben: 26. Mai 2024, 08:53 Hat jemand noch irgendeine Idee,was ich noch tun könnte?
Hallo Katja, auch ich kenne das Gefühl, das ausgeliefert sein und den Wunsch irgendwas tun können zu müssen.
An der Stelle sehe ich aber auch das Problem, was solltest du realischer Weise denn tun können? Da er kein Problem sieht müsstest du ihn umstimmen können, was ich nicht zielführend sehe. Es braucht m. E. schon die eigene Einsicht und Selbsterkentnis über seine Probleme und die wird man vermutlich selbst finden müssen.

Vielleicht müsste sein Auszug ja aber dennoch nicht das Ende eurer Beziehung sein? Möglich, dass ihm vielleicht manches bewusst wird, wenn er den Abstand hat und Zeit, Ruhe, usw. Vielleicht merkt er auch erst was er an dir hatte, wenn du nicht mehr in seiner Nähe bist.
Wenn er dann seinen Alltag alleine hinbekommen muss, und es alleine plötzlich doch nicht funktioniert. Dann merkt vielleicht auch er, das bei ihm etwas nicht in Ordnung ist und er möglicher Weise Hilfe bräuchte.

Fühl dich gedrückt, du bist zumindest in Gedanken mit dieser Situation nicht alleine. Ich hoffe, dass dir das verstanden werden hier vielleicht trotzdem auch ein Bisschen hilft.

LG Puderzucker.
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