Partner gesteht sich nicht ein, dass es ihm schlecht geht

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franzi2803
Beiträge: 3
Registriert: 22. Apr 2024, 17:20

Partner gesteht sich nicht ein, dass es ihm schlecht geht

Beitrag von franzi2803 »

Hallo Zusammen,

mein Partner und ich führen nun seit ca. 7 Jahren eine Beziehung.
Seit ca. 1,5 Jahren hat mein Partner sich sehr verändert. Er hat seine Lebensfreude verloren, manchmal ist sein Blick ganz starr und es macht den Eindruck, dass er nicht immer ganz anwesend ist… er lacht weniger und ist sehr schnell gereizt.
Er arbeitet seit 10 Jahren in dem Betrieb seines Onkels und hat dort viel Stress.
Seine Brüder haben beide noch nicht viel geleistet, sodass ich glaube, dass er den Druck empfindet, umso mehr leisten zu müssen.
Es gab eine Phase, in der hat er enorm abgenommen, weil er mit seinem äußeren Erscheinungsbild nicht zufrieden war. Zudem hat er sich den Bart abrasiert, damit kahle Stellen dichter nachwachsen… ich erkannte ihn kaum wieder, sein Selbstbewusstsein war geschrumpft. Kurze Zeit später sagte er mir von einem auf den anderen Tag, dass er mich nicht mehr liebt, mich nie richtig geliebt hat und nicht mehr mit mir zusammen sein will.
Ich war am Boden zerstört und wusste nicht, was los ist. Zwei Tage später saß er weinend vor mir und bat mich, wieder mit ihm zusammen zu sein. er wollte wohl eine Veränderung in seinem Leben herbeiführen. Dies erschien ihm als der einfachste Weg.
Seitdem sind wir wieder zusammen. Er ist immernoch verändert. Seine Stimme klingt sehr monoton und er wirkt erschöpft. Zärtlichkeiten werden deutlich weniger ausgetauscht.
Wenn ich ihn auf sein Verhalten anspreche, will er nicht verstehen, was ich meine. Manchmal spricht er davon, dass er gestresst ist. Mehr möchte er mir nicht offenbaren.
Wonach klingt es für euch? Depression? Burnout?
Ich bin langsam wirklich fertig und sein Verhalten zieht mich runter. Ich kann nicht länger für zwei Menschen gute Laune haben. Unsere Beziehung leidet sehr unter den Umständen, zumindest aus meiner Sicht.

vielen Dank fürs Lesen und ich würde mich über antworten sehr freuen.
Christopher
Beiträge: 38
Registriert: 17. Feb 2024, 20:13

Re: Partner gesteht sich nicht ein, dass es ihm schlecht geht

Beitrag von Christopher »

Hallo,


ich habe das einige Male gelesen und eine konkrete Idee dazu ist nicht so wirklich greifbar, Dein Wunsch allerdings um so verständlicher nach einer Idee zur Veränderung der Situation zu fragen.

Vielleicht ist es nicht das was Du gerade hören möchtest, doch eine "Lösung" kann auch Zeit in Anspruch nehmen und intensive Analyse der eigenen Bedürfnisse. Das kann ich nicht leisten. Ich möchte auch keine Tipps vorgeben. Das wäre alles anmaßend und nicht so hilfreich, glaube ich zumindest.

Darum möchte ich das eine oder andere in ruhiger Lesart schreiben, und zwar von mir. Das was ich von mir allgemein berichten kann:

Es gibt heftige auf und abs in Beziehungen. Etwas platt gesagt: Überlebt eine Beziehung so eine Krise, ist sie meist stärker als vorher, einfach weil das Paar gemerkt hat, das auch eine problembeladene Zeit keine Gefahr darstellt, sondern gemeistert werden kann. Das wird in 7 Jahren nichts unbekanntes sein, doch die Zeitachse, wie lange es dauert, in einer solchen veränderten Lage, kann nicht festgelegt werden. Es ist die Verabredung der beiden Partner, die das Zeitlimmit bestimmt.

Wie hoch die Belastung sein kann...nun das zeigt einzig das eigene gelebte Leben. Ich habe im eigenen Kreis viel erlebt, unendliche Leidensfähigkeit meiner Schwiegermutter beim dementen Schwiegervater. Eine Hals über Kopf Scheidung mit 2 kleinen Kindern, weil ein Jugendfreund als die wahre Liebe entdeckt wurde. Das alles und unendlich viel mehr, ist bei vielen Menschen nichts unbekanntes. Es ist immer in Bewegung, alles.

Ob ich als Maßstab tauge? Ich bin 30 Jahre in erster Ehe verheiratet. Es gibt so unglaublich viele Veränderungen, nichts bleibt 30 Jahre lang gleich, mit oder ohne Partner, es ist ein Fluss des Lebens der da stattfindet.

Wie weit Dein Einsatz geht, in Deinem Fall, ist alleine Deine Sache. Da kann die innere Ruhe und eigene Kraft ein Gradmesser sein. Der Partner ist sein eigener "Chef", inwieweit er mit Dir für Euch bereit ist zu kämpfen?

Es sind, so glaube ich ganz persönlich, der Wille BEIDER Parteien nötig, um weiter zu kommen. Wenn das nicht vorhanden ist, wird es schwierig. Nun, vielleicht kann gerade eine Situation entstanden sein, wo es gut ist, wenn eine Partei kräftiger ist, und das auch als wichtig empfunden wird, - vom gerade nicht so kräftigen Teil.

Eine Geschichte von mir dazu: Ich gerate mit 57 gerade aufs Abstellgleis, beruflich, im Arbeitsleben und gesundheitlich. Meine liebe Frau ist gerade die, die das Geld verdient.

Soweit die Rahmenbedingungen.

Es gab eine Zeit, da war ich 5 Jahre Alleinverdiener, meine Frau mit 3 Kindern zuhause.

40 Jahre habe ich Vollgas in verschiedenen Berufen gegeben. Nun bin ich ausgebrannt und nehme das, was meine Frau, die heute eindeutig die stärkere ist, JETZT in die Beziehung hineingibt,- dankbar an. Ich müsste theoretisch noch 10 Jahre arbeiten. Was heute unmöglich erscheint.

Ein Aufrechnen findet nicht statt. Es ist wie es ist, ich versuche trotzdem alles zu geben was möglich ist. Und das ist oK.

Es ist immer wieder mit Verwerfungen zu rechnen.

Was kann Mann oder Frau tun?

Sprechen, reden, immer wieder, immer wieder auch bei größten Umwälzungen oder Verfehlungen, es hilft nur reden. Und im Anschluß: handeln, in kleinen Schritten. Meistens gibt es keine schnelle große Lösung. Es ist kleinteilig und kompliziert, manchmal gehts auch rückwärts, wenn etwas versucht wird, und nicht gleich funktioniert.

Ich wünsche Dir viel Kraft und Selbstvertrauen. Ein guter Freund hat mir mal gesagt: Sei ehrlich zu Dir, und zu Deiner Umwelt. Dann ist der Grunstein gelegt, das Leben gut zu gestalten. Dieser Maßstab ist ein innerer, einer der auch das Seelenbefinden mit einbezieht. Es wird die Kraft die zur Verfügung steht mit in die Rechnung einbezogen.

Es hört sich jetzt sehr technisch an, doch es hilft mir sich diesen Bereich des Lebens und der Entscheidungsfindung anzunähern.

Hier möchte ich enden. Vielleicht habe ich am Thema vorbeigeschrieben. Vielleicht habe ich etwas aus meinem Leben teilen können, was zum Nachdenken anregt.

Alles Gute!

Liebe Grüße

Christopher
Christopher
Schlosser.
Andere sagen ich sei krank.
Ich sage: Ich bin genau richtig wie ich bin.
Und:
Ich mache das es geht.
Warum?
Weil ich es kann.
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