Starke körperliche Symptome/ Akzeptanz der Depression

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Marie_Coco
Beiträge: 3
Registriert: 19. Apr 2024, 07:43

Starke körperliche Symptome/ Akzeptanz der Depression

Beitrag von Marie_Coco »

Hallo ihr Lieben,

ich bin neu hier im Forum und hatte das starke Bedürfnis, mich mit Gleichgesinnten auszutauschen.
Kurz zu mir: ich bin 26, und hatte bis vor drei Jahren ein normales Leben. Ich war sehr glücklich, keine ernsthaften Probleme.
Dann kamen mehrere Ereignisse zusammen (Auszug, Stress im Job, Trennung, plötzlich alleine leben, Hautprobleme, ausbleibende Periode), denen ich mich nicht anpassen konnte und schwupps, hatte ich wohl meine erste depressive Episode. Damals konnte ich das nicht sehen, aber im Nachhinein war es definitiv so. Ich habe mich extrem zurückgezogen, war fast immer alleine, hatte wie einen schweren Umhang über meinen Schultern. In der Zeit habe ich dann auch Schlafstörungen entwickelt, die mich seitdem nicht loslassen und immer mein Hauptproblem waren. Ich wusste ja nicht, was ich habe. Letztes Jahr wurde dann alles besser, ich habe mich wieder wohl gefühlt, meine Periode zurück bekommen, Sport gemacht, mir eine Katze geholt, meinen Freund kennengelernt usw. Geblieben sind aber immer die Schlafstörungen, weshalb ich fast täglich gerädert und völlig erschöpft war. Nachdem ich alle Körperlichkeiten habe abklären lassen und mir immer gesagt wurde, wie gesund ich doch sei, hat mein Freund mir schonend versucht zu sagen, dass ich vielleicht doch mal zu einer Therapeutin gehen solle. Das wollte ich damals nicht wahrhaben, bin dann aber aus Verzweiflung doch hin. Im Januar wurde mir dann erstmals eine mittelschwere rezidivierende Depression diagnostiziert. Ich bin dankbar dafür, dass ich so schnell einen Platz bei einer tollen Therapeutin bekommen habe und auch eine Neurologin gefunden habe, mit welcher ich mich jetzt an AD rantaste. Habe 2 Monate ein "mildes" Schlafmittel genommen, was gut geholfen hat, aber weil ich meistens trotzdem so stark erschöpft bin, habe ich mich jetzt doch an AD rangetraut. Und deshalb schreibe ich nun auch hier rein. Was mir am meisten zu schaffen macht, sind die körperlichen Symptome. Seit Ende letzten Jahres bin ich immer öfter erschöpft und gerädert/unerholt, obwohl ich gefühlt besser schlafe. Das hatte ich davor nicht (gut, da war ich aufgrund von Schlaflosigkeit gerädert). Ich hasse das. Gefühlt wache ich auf, merke, dass ich mich wie überfahren fühle und habe dann erst schlechte Laune. Obwohl die Neurologin sagt, dass man schwer sagen kann, was zuerst da war.

Kann sich eine Depression mit ihren Symptomen verändern??
Hat noch jemand von euch diese krasse Gerädertheit trotz genug Schlaf? Diese Kopfschmerzen, dieses fühlen, als ob man die Nacht durchgemacht hätte? Ich weiß, das soll alles normal sein, aber ich tue mich so schwer damit, das zu glauben. Verfalle dann auch immer extrem ins Grübeln, weil ich diese Erschöpfung so gerne kontrollieren würde. Mittlerweile habe ich weniger Angst vor dem Einschlafen als vor dem Aufwachen.
Was hilft euch an solchen Tagen?
Mir hilft intensiver Sport, aber Pausen sind ja auch wichtig, und da fehlt mir oft noch eine andere Möglichkeit, um mich besser zu fühlen.
Wie schaffe ich es, diese Diagnose zu akzeptieren? Ich glaube, seitdem ich sie habe, stehe ich zwar dazu, tue mich aber gleichzeitig unglaublich schwer damit, "schwach" und "fehlerhaft" zu sein....

Ich bin dankbar für Tipps und Erfahrungsberichte! :)

Lieben Gruß
Maxegon
Beiträge: 2436
Registriert: 25. Mai 2021, 11:33

Re: Starke körperliche Symptome/ Akzeptanz der Depression

Beitrag von Maxegon »

Marie_Coco hat geschrieben: 19. Apr 2024, 12:42 Dann kamen mehrere Ereignisse zusammen (Auszug, Stress im Job, Trennung, plötzlich alleine leben, Hautprobleme, ausbleibende Periode), denen ich mich nicht anpassen konnte und schwupps ...

Schlafstörungen entwickelt ...


Ich weiß, das soll alles normal sein, aber ich tue mich so schwer damit, das zu glauben. Verfalle dann auch immer extrem ins Grübeln, weil ich diese Erschöpfung so gerne kontrollieren würde. Mittlerweile habe ich weniger Angst vor dem Einschlafen als vor dem Aufwachen.
Was hilft euch an solchen Tagen?
Hallo Marie,

du hast doch sehr gut die möglichen Gründe/Ursachen, deines Ungleichgewichtes benannt - alles ging "den Bach 'runter", das ständige Zweifeln, Hadern, Unzufriedensein/ Unglücklichsein (Annahme!) führte (auch) zur Schlafstörung.

Irgendwann wurde es zum Dauerzustand, du machtest dir mehr und mehr Sorgen, körperliche Reaktionen folgten.
Einfach gesagt, Du, dein Körper, Stoffwechsel, gewöhnte sich daran.
Bestimmt über einen längeren Zeitraum (?).

Nun ist alles wieder im Lot (ebenfalls Annahme), nur erholsamer Schlaf will sich nicht einstellen.

Gib' deinem Körper die Zeit, wieder in's Gleichgewicht zu kommen.

Du grübelst, machst dir Sorgen, Gedanken, vielleicht auch Ängste (?).

Es sagt sich immer so einfach: Sieh' es gelassener, höre auf zu grübeln.

Doch, das ist wohl, die Ursache, das sich permanente Gedankenmachen, das geht im Unterbewusstsein/Schlaf weiter, das Gehirn arbeitet unaufhörlich weiter, hat keine Zeit sich zu erholen = du stehst am Morgen völlig erschöpft/"überarbeitet" auf.

Was hast du nun für Sorgen, wirkliche Sorgen?
Die, welche du Anfangs nanntest, gibt es nicht mehr.
Also dürfte die Ursache beseitigt sein.

Nun ist nur noch die Grübelei übrig, du grübelst praktisch über deine Schlafstörung, welche wiederum die Schlafstörung befeuert.

Das macht dich wiederum noch bestürzter, dazu kommt noch eine Diagnose Depression, welche dich auch nicht gerade gelassener werden lässt.

Versuche dich zu entspannen und dich nicht in etwas hineinzusteigern, was nur in deinem Kopf ist.

Du bist schwach und fehlerhaft, das sind wir alle!

Deswegen musst du aber nicht krank sein und falls doch, sind wir alle krank, schwach und fehlerhaft.

Sei etwas gnädiger mit dir, gib' dir Zeit, lass' dir Zeit.

Je weniger du dich über deinen schlechten Schlaf aufregst, desto besser wird er werden.
Wie du schreibst, ist körperlich alles gesund - genieße das und entspanne dich.

Und! Lasse dir Zeit ...
:hello:
Senif
Beiträge: 1169
Registriert: 23. Jul 2023, 21:42

Re: Starke körperliche Symptome/ Akzeptanz der Depression

Beitrag von Senif »

Hallo Marie_coco,

ja, die Symptome können sich verändern. Bist du noch beim ersten AD? Ich musste damals sehr viel probieren bis ich das richtige fand. Aber letztendendes fanden wir eins, was geholfen hat. Die Genesung dauert sehr lang, da braucht es viel Geduld.
Dass du früh schlechte Laune hast, kann ich verstehen. Aber es macht es nicht besser. Wie ist das, wenn du länger schläfst ? Bist du dann genauso gerädert ? Ich hab z.B. meinen Arbeitsbeginn nach hinten verschoben, weil ich zu müde war. Aber nicht jeder hat diese Möglichkeit.

Zu Beginn meiner ersten Episode dachte ich, ich bin körperlich krank. Mein Körper spielte völlig verrückt. Aber es war dennoch die Psyche. Sie kann wirklich komische Sachen machen.

Du bist ok so, wie du bist. Auch mit Fehlern. Wir haben alle Fehler. Ich musste das auch akzeptieren lernen und mit mir wohlwollender umgehen. Und seitdem geht das auch besser. Allerdings hat es bei mir innere Kindarbeit gebraucht, bis sich da was getan hat. Ich hab auch oft die Perspektive gewechselt, nach dem Motto: was würdest du einer Freundin sagen, wenn es ihr so geht ? Weil ich hätte nie andere so runtergemacht, wie ich mich runter gemacht habe. Da bin ich immer wohlwollend gewesen, nur zu mir selbst nicht.

Mir hilft übrigens auch Sport, aber da darf ich es auch nicht übertreiben, sonst artet das in Stress für den Körper aus. Das ist auch nicht gut. Ich tracke meinen Schlaf mit einer Uhr, und sie zeigt mir genau an, wie ich mich am nächsten Tag fühle. Wenn ich gerädert bin, ist meist der Stresspegel in der Nacht höher oder die Tiefschlafphase ist zu kurz oder gar nicht vorhanden. Das kommt auch vor.

:hello: LG Senif
Ergo
Beiträge: 56
Registriert: 13. Apr 2024, 12:04

Re: Starke körperliche Symptome/ Akzeptanz der Depression

Beitrag von Ergo »

Hallo Marie,
kannst du deine Schlafstörungen näher beschreiben? Wann gehst du ins Bett, wann wachst du auf, wie lange bleibst du wach, wann ist dein intensivster Schlaf, wann deine längste Schlafperiode?
Ergo
Love-is-all-around
Beiträge: 77
Registriert: 19. Mär 2023, 11:03

Re: Starke körperliche Symptome/ Akzeptanz der Depression

Beitrag von Love-is-all-around »

Liebe Marie,
ichh leide auch unter extremer Müdigkeit und Erschöpfung trotz ausreichend Schlaf.

Hier ein paar Tipps ohne Garantie:
- morgens mit positiven Affirmationen in den Tag starten,
- den Tag mit der Frage beginnen: Worauf freue ich mich heute? Die Antwort sollte nicht lauten: Auf mein Bett heute Abend.
- Verzicht auf Alkohol,
- gesunde, vitamin- und mineralstoffreiche Ernährung
- Wechselduschen oder kalt duschen,
- morgens eine Happy-Playlist anhören,
- wenn du AD nimmst, dann etwas Aktivierendes, nichts Beruhigendes,
- tagsüber viele kleine Pausen einbauen zum Atmen, Meditieren, Schlafen,
- viel frische Luft und Sonne tanken,
- vom Arzt die Blutwerte untersuchen lassen (Mangel an Eisen, Vitamin D und B12 verursachen typische Symptome),
- die negativen Grübelgedanken ausschalten,
denn der Kopf frisst enorm viel Energie (ich weiß, das ist leichter gesagt als getan),
- als Ausgleich zum Alltagsstress angenehme Aktivitäten einplanen.
Wenn das alles nichts hilft, dann könntest du deinen Zustand erstmal liebevoll annehmen und dich fragen, was dir gut tun könnte, damit du dich wieder besser fühlst.

Liebe Grüße von Love
Immer wenn du Pläne schmiedest, fällt das Schicksal lachend vom Stuhl.
Ergo
Beiträge: 56
Registriert: 13. Apr 2024, 12:04

Re: Starke körperliche Symptome/ Akzeptanz der Depression

Beitrag von Ergo »

Es kommt ein wenig aufs Alter und den Stoffwechseltyp an, Marie.
Wenn Du 1,5 bis 2 Stunden nach dem Zubettgehen oder zwischen 2 Uhr 3 Uhr aufwachst und danach schlecht einschlafen kannst und du abends Alkohol trinkst, dann teste mal 6 Wochen lang, komplett den Alkohol weg zu lassen, wie sich dann dein Schlaf entwickelt.
Marie_Coco
Beiträge: 3
Registriert: 19. Apr 2024, 07:43

Re: Starke körperliche Symptome/ Akzeptanz der Depression

Beitrag von Marie_Coco »

Senif hat geschrieben: 20. Apr 2024, 09:00 Hallo Marie_coco,

ja, die Symptome können sich verändern. Bist du noch beim ersten AD? Ich musste damals sehr viel probieren bis ich das richtige fand. Aber letztendendes fanden wir eins, was geholfen hat. Die Genesung dauert sehr lang, da braucht es viel Geduld.
Dass du früh schlechte Laune hast, kann ich verstehen. Aber es macht es nicht besser. Wie ist das, wenn du länger schläfst ? Bist du dann genauso gerädert ? Ich hab z.B. meinen Arbeitsbeginn nach hinten verschoben, weil ich zu müde war. Aber nicht jeder hat diese Möglichkeit.

Zu Beginn meiner ersten Episode dachte ich, ich bin körperlich krank. Mein Körper spielte völlig verrückt. Aber es war dennoch die Psyche. Sie kann wirklich komische Sachen machen.

Du bist ok so, wie du bist. Auch mit Fehlern. Wir haben alle Fehler. Ich musste das auch akzeptieren lernen und mit mir wohlwollender umgehen. Und seitdem geht das auch besser. Allerdings hat es bei mir innere Kindarbeit gebraucht, bis sich da was getan hat. Ich hab auch oft die Perspektive gewechselt, nach dem Motto: was würdest du einer Freundin sagen, wenn es ihr so geht ? Weil ich hätte nie andere so runtergemacht, wie ich mich runter gemacht habe. Da bin ich immer wohlwollend gewesen, nur zu mir selbst nicht.

Mir hilft übrigens auch Sport, aber da darf ich es auch nicht übertreiben, sonst artet das in Stress für den Körper aus. Das ist auch nicht gut. Ich tracke meinen Schlaf mit einer Uhr, und sie zeigt mir genau an, wie ich mich am nächsten Tag fühle. Wenn ich gerädert bin, ist meist der Stresspegel in der Nacht höher oder die Tiefschlafphase ist zu kurz oder gar nicht vorhanden. Das kommt auch vor.

:hello: LG Senif

Hallo Senif,

danke für deinen Beitrag. Ja, ich bin noch beim ersten AD (Valdoxan). Habe aber bisher nicht das Gefühl, dass es mir groß was bringt, außer vielleicht beim Einschlafen. Ich dachte auch lange, dass ich körperlich krank bin. Bei mir ist es auch leider so, dass ich mich nicht besser fühle, wenn ich länger schlafe. Ich glaube einfach, dass ich ziemlich viel mit in den Schlaf nehme und dort verarbeite. Ich knirsche/kaue wohl auch recht stark und bekomme jetzt eine Schiene...

Wünsche dir einen schönen Feiertag!

LG
Marie_Coco
Beiträge: 3
Registriert: 19. Apr 2024, 07:43

Re: Starke körperliche Symptome/ Akzeptanz der Depression

Beitrag von Marie_Coco »

Ergo hat geschrieben: 20. Apr 2024, 10:53 Hallo Marie,
kannst du deine Schlafstörungen näher beschreiben? Wann gehst du ins Bett, wann wachst du auf, wie lange bleibst du wach, wann ist dein intensivster Schlaf, wann deine längste Schlafperiode?
Ergo
Hallo Ergo,

ich habe hauptsächlich Einschlafprobleme, obwohl die mittlerweile (durch die Medikation?!) ganz gut verschwunden sind. Aber ich fühle mich einfach an den meisten Tagen wie überfahren. Ich gehe immer so zwischen 22:00 / 22:30 Uhr ins Bett und stehe um 06:00 Uhr auf. Über meine Schlafperioden kann ich wenig sagen, das tracke ich nicht. Meistens schlafe ich durch, nur seit der Diagnose habe ich ab und an mal das Problem von Alpträumen und wache 1-3 x Nacht auf. Es gibt da Tage, da schlafe ich 6,5h - 7h und fühle mich erholt und fit und Tage, da habe ich genauso viel geschlafen und fühle mich, als hätte ich nicht geschlafen. Es ist frustrierend, weil ich es nicht kontrollieren kann.

Gruß
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