Wann ist man psychisch krank?

Ergo
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Wann ist man psychisch krank?

Beitrag von Ergo »

Hallo allerseits,
danke an die Moderation für meine Freischaltung.
Ich hatte beim Ausfüllen der vorab gestellten Fragen ein wenig Probleme.
Bin ich krank, bin ich gesund, sind wir nicht alle ein bisschen Bluna?
Ich habe schon mit dem Wort Depression Probleme.
Es gibt, so viel ich weiß, Kriterien, die erfüllt sein müssen,
damit von einer Depression gesprochen werden kann.
Ok, so weit so gut.
Ich habe nie so ganz verstanden, warum es den Menschen so wichtig ist,
einen Namen für ihren Zustand zu erhalten, hochoffiziell und von jemandem,
der als Fachmann oder Fachfrau ausgewiesen wird.
Was bringt es mir, wenn ich wüsste, dass ich hochoffiziell eine Depression habe?
Ich war letztes Jahr das erste mal auf einer psychosomatischen Reha.
Auslöser waren Probleme mit meinem Chef.
Wenn ich mein psychisches Gesamtbild, meine Vergangenheit
und mögliche Einflussfaktoren bedenke, dann wurde die Anamnese
in der dortigen Klinik maximal zu 20% abgeschlossen.
Ich gebe zu, dass ich auch deshalb das ganze nicht so ganz ernst nahm.
Ich habe den Psychologen, der für mich zuständig war, einmal im Gespräch gefragt,
ob ich eine Depression habe und er hat das bejaht.
Ich fand ihn durchaus nett, würde auch nicht sagen wollen,
dass er nicht kompetent war. Aber, wie gesagt, er hat seine Diagnose
auf Basis der Kenntnis von maximal 20% der Anamnesedaten gemacht.
Ich war 6 Wochen bei der Reha. Wenn ich mir die vielen Gespräche
mit Rehabilitanten/Innen vergegenwärtige, dann komme ich zum Urteil,
dass diese durchaus einen Querschnitt der Bevölkerung darstellten,
was seelische Beschwerden und Probleme betrifft.
Ich fand sie im Schnitt nicht kränker als der Rest der Bevölkerung.
So, das wars für meinen Einstieg hier.
Ein sonntägliches Hallo an alle von
Ergo
Maik4711
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Re: Wann ist man psychisch krank?

Beitrag von Maik4711 »

Ergo hat geschrieben: 14. Apr 2024, 13:11 Hallo allerseits,
danke an die Moderation für meine Freischaltung.
Ich hatte beim Ausfüllen der vorab gestellten Fragen ein wenig Probleme.
Bin ich krank, bin ich gesund, sind wir nicht alle ein bisschen Bluna?
Ich habe schon mit dem Wort Depression Probleme.
Es gibt, so viel ich weiß, Kriterien, die erfüllt sein müssen,
damit von einer Depression gesprochen werden kann.
Ok, so weit so gut.
Ich habe nie so ganz verstanden, warum es den Menschen so wichtig ist,
einen Namen für ihren Zustand zu erhalten, hochoffiziell und von jemandem,
der als Fachmann oder Fachfrau ausgewiesen wird.
Hallo Ergo. Klar, in unser heutigen Zeit muss alles einen Namen oder eine Nummer haben. Allein schon, um es abzurechnen.
Das Dir das nicht unbedingt hilft und vielleicht nicht jeder die genauen Kriterien einer Depression erfüllt, mag wohl so sein.
Aber gerade Krankheiten, die nicht auf einem Virus, Bakterium oder so was folgen, oder halt genau diagnostiziert werden, wie ein gebrochenes Bein oder ein Magengeschwür, da ist es halt nicht so einfach. Und keiner sucht sich eine Depression aus.
Maxegon
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Re: Wann ist man psychisch krank?

Beitrag von Maxegon »

Ergo hat geschrieben: 14. Apr 2024, 13:11
Bin ich krank, bin ich gesund, sind wir nicht alle ein bisschen Bluna.
...
Ich fand sie im Schnitt nicht kränker als der Rest der Bevölkerung.
Ähnliche Beobachtungen machte ich auch.

Manche können nur besser mit "ihrem Bluna" umgehen.
Einige steigern sich hinein, andere sehen es gelassen, viele kämpfen dagegen an bzw. unterdrücken es permanent.

Je mehr man mit seinem "Bluna" allein ist, desto größer ist die Gefahr auch krank zu werden, so sichtig böse, wo dann nur noch die "Medikamentenkeule" hilft, weil der Körper/Hirn völlig überfordert ist.

Nur wenige werden so (Bluna) geboren, die meisten Bürger werden so, aus den unterschiedlichsten Gründen.

Was alle eint, ist Einsamkeit, Nichtverstandenwerden, selbst in der Gruppe, das isoliert zusätzlich und macht noch mehr "Bluna".
Reziprok
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Re: Wann ist man psychisch krank?

Beitrag von Reziprok »

Ergo hat geschrieben: 14. Apr 2024, 13:11 Wenn ich mir die vielen Gespräche
mit Rehabilitanten/Innen vergegenwärtige, dann komme ich zum Urteil,
dass diese durchaus einen Querschnitt der Bevölkerung darstellten,
was seelische Beschwerden und Probleme betrifft.
Ich fand sie im Schnitt nicht kränker als der Rest der Bevölkerung.
So, das wars für meinen Einstieg hier.
Aha. Dann is also alles gar nicht so schlimm, wie es größeren Teilen der Bevölkerung mittlerweile psychisch so geht, oder wie soll ich Deine hier geäußerte Meinung verstehen?

Reziprok
Maxegon
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Re: Wann ist man psychisch krank?

Beitrag von Maxegon »

Reziprok hat geschrieben: 14. Apr 2024, 14:26
Aha. Dann is also alles gar nicht so schlimm, ...
Ja, vielleicht ist das ja alles nicht so schlimm?
Wir machen es nur so schlimm und je schlimmer wir es machen, desto schlimmer wird es.

Manche lachen ihre Melancholie weg, beschäftigen sich, lenken sich ab - ist sie dann weniger schlimm, als bei jenen, welche sich minütlich damit beschäftigen?
Ergo
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Re: Wann ist man psychisch krank?

Beitrag von Ergo »

Wann ist man psychisch krank?
Die einen sind reich, die anderen arm. Aber Lebenskrisen hat jeder zuweilen. Wir gewinnen, wir verlieren, wir erleiden Schicksal. Aber wann sind wir psychisch krank? Warum verwenden wir eigentlich das griechische Wort psychisch und nicht das Wort seelisch? Glaubt niemand an die Existenz einer Seele und wir verschleiern das Wort deshalb?
Ergo
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Re: Wann ist man psychisch krank?

Beitrag von Ergo »

Maik4711 hat geschrieben: 14. Apr 2024, 13:45
Hallo Ergo. Klar, in unser heutigen Zeit muss alles einen Namen oder eine Nummer haben. Allein schon, um es abzurechnen.
Das Dir das nicht unbedingt hilft und vielleicht nicht jeder die genauen Kriterien einer Depression erfüllt, mag wohl so sein.
Aber gerade Krankheiten, die nicht auf einem Virus, Bakterium oder so was folgen, oder halt genau diagnostiziert werden, wie ein gebrochenes Bein oder ein Magengeschwür, da ist es halt nicht so einfach. Und keiner sucht sich eine Depression aus.
Läufst Du gerne barfuß, Maik?
Reziprok
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Re: Wann ist man psychisch krank?

Beitrag von Reziprok »

Ergo hat geschrieben: 14. Apr 2024, 14:37 Wann ist man psychisch krank?
Die einen sind reich, die anderen arm. Aber Lebenskrisen hat jeder zuweilen. Wir gewinnen, wir verlieren, wir erleiden Schicksal. Aber wann sind wir psychisch krank? Warum verwenden wir eigentlich das griechische Wort psychisch und nicht das Wort seelisch? Glaubt niemand an die Existenz einer Seele und wir verschleiern das Wort deshalb?
Ergo
Maxegon hat geschrieben: 14. Apr 2024, 14:36
Reziprok hat geschrieben: 14. Apr 2024, 14:26
Aha. Dann is also alles gar nicht so schlimm, ...
Ja, vielleicht ist das ja alles nicht so schlimm?
Wir machen es nur so schlimm und je schlimmer wir es machen, desto schlimmer wird es.

Manche lachen ihre Melancholie weg, beschäftigen sich, lenken sich ab - ist sie dann weniger schlimm, als bei jenen, welche sich minütlich damit beschäftigen?
Auf solche Diskussionen habe ich keinen Bock. Am Ende behauptet hier jemand irgendwann, die Erde sei eine Scheibe.
Maxegon
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Re: Wann ist man psychisch krank?

Beitrag von Maxegon »

Ergo hat geschrieben: 14. Apr 2024, 14:37 Warum verwenden wir eigentlich das griechische Wort psychisch und nicht das Wort seelisch? Glaubt niemand an die Existenz einer Seele und wir verschleiern das Wort deshalb?
Ergo
Weil Psyche, eben genau das Synonym für den Hauch, die Seele, das nicht Greifbare geworden ist, etwas kaum erklärbares.
Denk' mal an Psyche und Amor ...
Maxegon
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Re: Wann ist man psychisch krank?

Beitrag von Maxegon »

Reziprok hat geschrieben: 14. Apr 2024, 14:44 Auf solche Diskussionen habe ich keinen Bock. Am Ende behauptet hier jemand irgendwann, die Erde sei eine Scheibe.
👍
Meine Erde (Welt) ist eine Scheibe.
Maik4711
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Re: Wann ist man psychisch krank?

Beitrag von Maik4711 »

Ergo hat geschrieben: 14. Apr 2024, 14:39
Läufst Du gerne barfuß, Maik?
Nein. Wie kommst Du denn da drauf?
Ergo
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Re: Wann ist man psychisch krank?

Beitrag von Ergo »

Maxegon hat geschrieben: 14. Apr 2024, 14:49
Ergo hat geschrieben: 14. Apr 2024, 14:37 Warum verwenden wir eigentlich das griechische Wort psychisch und nicht das Wort seelisch? Glaubt niemand an die Existenz einer Seele und wir verschleiern das Wort deshalb?
Ergo
Weil Psyche, eben genau das Synonym für den Hauch, die Seele, das nicht Greifbare geworden ist, etwas kaum erklärbares.
Denk' mal an Psyche und Amor ...
Wir verwenden wirklich deshalb das ausländische Wort Psyche, weil die Leute alle altgriechisch beherrschen
und wissen, welche Bedeutung das Wort hat? Hm....
Ergo
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Re: Wann ist man psychisch krank?

Beitrag von Ergo »

Maik4711 hat geschrieben: 14. Apr 2024, 15:03
Ergo hat geschrieben: 14. Apr 2024, 14:39
Läufst Du gerne barfuß, Maik?
Nein. Wie kommst Du denn da drauf?
Auf meiner Reha war ein Maik, der immer barfuß herumlief.
Maik4711
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Re: Wann ist man psychisch krank?

Beitrag von Maik4711 »

Ergo hat geschrieben: 14. Apr 2024, 15:04
Auf meiner Reha war ein Maik, der immer barfuß herumlief.
Ich war bisher noch auf keiner Reha. :lol:
Maxegon
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Re: Wann ist man psychisch krank?

Beitrag von Maxegon »

Ergo hat geschrieben: 14. Apr 2024, 15:03 Wir verwenden wirklich deshalb das ausländische Wort Psyche, weil die Leute alle altgriechisch beherrschen
und wissen, welche Bedeutung das Wort hat? Hm....
Du bist "lustig" :lol: ... wir benutzen doch alle Worte, deren Herkunft uns oft unbekannt ist.
Kommt "Seele" nun aus dem Slawischen, von See abgeleitet, weil man früher glaubte alles käme aus dem Wasser und wir alle Slawisch können?

Ich wünsch' Dir auch noch einen zauberhaften Sonntag. :hello:
Ergo
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Re: Wann ist man psychisch krank?

Beitrag von Ergo »

Maxegon hat geschrieben: 14. Apr 2024, 15:27
Ergo hat geschrieben: 14. Apr 2024, 15:03 Wir verwenden wirklich deshalb das ausländische Wort Psyche, weil die Leute alle altgriechisch beherrschen
und wissen, welche Bedeutung das Wort hat? Hm....
Du bist "lustig" :lol: ... wir benutzen doch alle Worte, deren Herkunft uns oft unbekannt ist.
Kommt "Seele" nun aus dem Slawischen, von See abgeleitet, weil man früher glaubte alles käme aus dem Wasser und wir alle Slawisch können?

Ich wünsch' Dir auch noch einen zauberhaften Sonntag. :hello:
Ich hatte das Thema im Studium, weil die Psychiologie früher ja Teil der Philosophie war.
Der Bergiff Seele war der Wissenschaft zu katholisch geprägt.
Die Psychologie wurde anfangs als esoterische Disziplin von den anderen Wissenschaften gesehen
und musste sich vom Glauben lossagen, dass es eine Seele gibt.
Sonst wäre sie von den anderen Wissenschaften nicht akzeptiert worden.
Maxegon
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Re: Wann ist man psychisch krank?

Beitrag von Maxegon »

Ergo hat geschrieben: 14. Apr 2024, 15:31 Philosophie
... die Weisheit liebend, mein Griechisch ist zwar hundsmiserabel, doch das bekomme ich noch hin.

Warum benutzt du dieses Wort, weil dein Griechisch so gut ist?

Belassen wir es mal dabei. :mrgreen:

Wünsch' dir noch viel Erfolg, hier!
Überdosis
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Re: Wann ist man psychisch krank?

Beitrag von Überdosis »

Hallo Ergo,

wenn bei dir nur 20% der Krankengeschichte abgeschlossen war, dann hättest du beim erzählen der Krankengeschichte statt nur 20% alles berichten können/sollen, denn genau dazu fragen Ärzte doch nach der Krankengeschichte.
Nur wenn sie alles wissen, können sie dem Menschen richtig helfen. Insofern es sich um die Psyche/Seelische handelt, denn ob du Bluthochdruck hast oder Mikräne, spielt tatsächlich eher nicht so eine große Rolle bei dieser Form der diagnostik, obwohl es zur Krankengeschichte gehört.
Wenn du dennoch der Meinung bist, dass sie zu wenig wussten und wie du selbst schreibst, das ganze eh nicht für ernst genommen hast und vielleicht deswegen auch nicht alles für dich bedeutsame erzähltest, ist es nicht verwunderlich, dass das dort für dich dann eher nicht hilfreich war und du Zweifel an dem ganzen hegst.

Du selbst berichtest davon, dass der Grund zur Reha war, dass du Probleme mit deinem Arbeitgeber hast.
Selbstverständlich hat jeder auch mal Probleme mit seinem Arbeitgeber, aber es kommt halt auf die Dauer dieser Probleme an, die herrschen, ob ggf. die Depression zugrunde liegt oder ob es nur eine Kriese ist, die jeder mal hat.

Psychiater/Psychologen können sehr gut unterscheiden, ob diese Kriesen normal sind, die jeder mal hat oder ob sie aufgrund von Depressionen sind.

Im Rahmen meiner Klinik Aufenthalte und der daraus herrschenden Gruppentherapien dachte ich auch manchmal bei Mitpatienten, dass es doch normale Probleme sind, die jeder mal hat.
Dann musste ich aber daran denken, dass sie wohl das selbe auch von mir denken mussten, wenn sie meine Geschichten hörten und dann aber auch daran, welch Krankheitszeichen ich aber wegen der Depression habe, die ich in den Gruppentherapien nicht erwähnte, weil ich von den Erlebnissen erzählte, statt von meinen Symptomen die mich belasten.

Depressionen verursacht Probleme im Sozialen Umfeld, meistens zumindest, weil man ungewollt sich anderser verhält durch die Depression, auch wenn man selbst denkt, dass man es von sich aus macht.
Sich zurück ziehen, sich ausgebrannt fühlen, sich anderen mitteilen und nicht verstanden werden wo Konflikte entstehen (deine Arbeitssituation), und das alles über Wochen und stetig wiederkehrend, neben noch anderen Auffälligkeiten, können oder liegen meist an einer Depression.
So merkwürdig und schräg das für einen auch sein mag...

Vielleicht hattest du in den gerade mal 20%, die du von deiner Krankengeschichte erzähltest, genau diese Auffälligkeiten berichtest, die dich zum Entschluss eine Reha zu machen, die bereits ausreichend war die Diagnose zu stellen.
Es geht halt rein nur ums Seelische/Psychische.
Ob du Bluthochdruck, Diabetes mellitus Typ1 oder 2 hast, in deiner Jugend ein gebrochenes Bein hattest, spielt eher eine untergeordnete Rolle, obwohl dies ebenfalls mit zur Krankengeschichte gehört.

Ich glaube, wenn du dich dort nicht voll drauf einlassen konntest, weil du dich nicht ganz öffnen konntest (nur 20%deiner Krankengeschichte erzählt) und du dich ja auch nicht dich nicht ganz in die Mitpatienten hinein versetzen konntest (Deren Probleme hat doch jeder mal), bist du vielleicht einfach noch nicht soweit, dass du bereit bist zu sehen, dass du ein Gesundheitliches Problem hast.

Das ist nicht schlimm.
Man chmal braucht es einfach Zeit und oft kann man sich auch den Psychiatern/Psychologen auch gar nicht so weit öffnen, wie es notwendig währe, weil die Chemie zwischen denen und einem selbst nicht so recht stimmig ist, wohl sie nett, sehr bemüht sind und dir aufrichtig helfen möchten.
Da erfordert es einfach noch Zeit und die Sympathie zu der Fachperson, um sich wirklich ganz vertrauensvoll öffnen zu können.
Das geht nunmal nicht bei jedem gleich gut.

Ein weiterer Punkt ist halt auch, dass nicht jede Therapie für einen selbst gemacht ist.
Bei mir sagt mein Psychiater zum Beispiel, dass für mein Krankheitsbild eine Verhaltenstherapie gut passt.
Hab ich gemacht und das brachte mir gar nicht, machte eher noch alles schlimmer.
Dann war ich Ende letzten Jahres in einer Tiefenpsychologischen Klinik und das hat mir zum ersten Mal richtig, richtig geholfen.

Der Psychologe in der Klinik sagte mal, dass Angeln im Vergleich zur Seelischen/Psychischen Therapie die reinste Hektik ist.
Das Seelische oder Psyche, erfordert gaaaanz viel Zeit und gaaanz viel Geduld.
Das ist nicht pinnen von 7 Tagen zu heilen/zu verbessern.



Liebe Grüße
Susan
Ergo
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Re: Wann ist man psychisch krank?

Beitrag von Ergo »

Überdosis hat geschrieben: 14. Apr 2024, 17:12 Hallo Ergo,

wenn bei dir nur 20% der Krankengeschichte abgeschlossen war, dann hättest du beim erzählen der Krankengeschichte statt nur 20% alles berichten können/sollen, denn genau dazu fragen Ärzte doch nach der Krankengeschichte.

Liebe Grüße
Susan
Liebe Susan,
herzlichen Dank für Deine lange Antwort, die ich mir in Ruhe durchlesen werde.

ich scheitere bereits an Deinem ersten Satz.
Denn Du tust genau das, was ich im anderen thread schrieb,
Du wertest etwas statt zu fragen.

Dadurch baust Du alles auf eine von Dir nur geglaubte Falschinformation auf.

Denn ich hab sehr wohl mehrmals darauf hingewiesen,
dass man bestenfalls bei 20% der Anamnese angekommen ist.

Ergo
Senif
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Re: Wann ist man psychisch krank?

Beitrag von Senif »

Reziprok hat geschrieben: 14. Apr 2024, 14:44
Ergo hat geschrieben: 14. Apr 2024, 14:37 Wann ist man psychisch krank?
Die einen sind reich, die anderen arm. Aber Lebenskrisen hat jeder zuweilen. Wir gewinnen, wir verlieren, wir erleiden Schicksal. Aber wann sind wir psychisch krank? Warum verwenden wir eigentlich das griechische Wort psychisch und nicht das Wort seelisch? Glaubt niemand an die Existenz einer Seele und wir verschleiern das Wort deshalb?
Ergo
Maxegon hat geschrieben: 14. Apr 2024, 14:36
Reziprok hat geschrieben: 14. Apr 2024, 14:26
Aha. Dann is also alles gar nicht so schlimm, ...
Ja, vielleicht ist das ja alles nicht so schlimm?
Wir machen es nur so schlimm und je schlimmer wir es machen, desto schlimmer wird es.

Manche lachen ihre Melancholie weg, beschäftigen sich, lenken sich ab - ist sie dann weniger schlimm, als bei jenen, welche sich minütlich damit beschäftigen?
Auf solche Diskussionen habe ich keinen Bock. Am Ende behauptet hier jemand irgendwann, die Erde sei eine Scheibe.
Ich frage mich bei manchen ebenfalls, ob das was mit Depression zu tun hat.
Wenn ich meine depressiven Episoden anschaue, habe ich mich IMMER sehr sehr elend gefühlt, richtig krank. Wenn dann jemand kommt und sagt, sind wir nicht alle ein bisschen bluna, muss ich leider sagen, nein. Denn es ist ein Unterschied, einer schwere Depression zu haben oder eben nur eine leichte, oder gar eine depressive Verstimmung. Leider werden die Begriffe alle immer in einen Topf geworfen.
Ich gebe zu, ich habe auch so meine Schwierigkeit damit, wenn jemand fragt: kann eine Depression unbemerkt sein. Vielleicht hängt das von der Schwere ab, aber ich selbst kann mir das so gar nicht vorstellen (siehe oben).

Weiterhin frage ich mich, warum denn eine psychosomatische Reha gemacht wird, wenn der Patient schon sagt, ich fühle mich nicht kränker als der Rest der Bevölkerung. Wäre es da nicht schlauer gewesen, einfach mal in den Urlaub zu fahren ? Oder den Job zu wechseln ?
Eine andere Theorie könnte sein, dass da ein anderes Krankheitsbild zusätzlich zu der depressiven Verstimmung hinzukommt. Aber es sind nur meine Theorien.

LG Senif :hello:
Überdosis
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Re: Wann ist man psychisch krank?

Beitrag von Überdosis »

Ergo hat geschrieben: 14. Apr 2024, 18:08
ich scheitere bereits an Deinem ersten Satz.
Denn Du tust genau das, was ich im anderen thread schrieb,
Du wertest etwas statt zu fragen.

Dadurch baust Du alles auf eine von Dir nur geglaubte Falschinformation auf.

Denn ich hab sehr wohl mehrmals darauf hingewiesen,
dass man bestenfalls bei 20% der Anamnese angekommen ist.
Ist ja auch so.
Also, dass ich das aufgrund einer Falschinformation aufbaue, weil ich nur anhand der Infos, die du in deinem Thread gibst, antworten kann.

Hättest du vorher geschrieben, was du jetzt an Info mit bei gibst, hätte meine Antwort anderser gelautet, denn so liest sich das eher nach, dass die Leute dort dir gar nicht richtig zugehört haben....
Da würde ich eher sagen, such dir Leute, die dir zuhören und dich ernst nehmen, damit dir wirklich geholfen wird.

Hellsehen kann niemand von uns und wir können nur auf das reagieren, was uns die Leute in ihren Threads an Infos zukommen lassen.
Natürlich hätte ich auch erstmal nachfragen können, hab daran aber nicht gedacht, schließlich bin auch ich nur ein Mensch und kann nicht immer auf alles perfekt reagieren.

Außerdem las sich dein Thread, für mich, aufgrund deiner Aussagen zu den Mitpatienten dort und, dass du das nicht ernst nehmen konntest, so, als hättest du von dir aus nicht alle Infos den Leuten dort zukommen lassen wollen.
Jedenfalls hatte ich irgendwie so den Eindruck.... und ja, auch da hätte ich nachfragen sollen.
Hab aber auch da nicht dran gedacht.

Es fällt nunmal nicht jedem leicht alles einem fremden zu offenbaren. Hab mich selbst beim ersten Klinik Aufenthalt da auch arg schwer getahn, weil ich für vieles mir die Schuld gab und entsprechend einiges für nicht relevant hielt, weil ich mir selbst die Schuld für gab, wo ich heute aber weiß, dass das Quatsch ist und auch da einfach nur aufgrund der Erkrankung zugrunde lag.
Hatte bei dir ähnliche Beweggründe für die nur 20% Krankengeschichte in Betracht gezogen.

Schreib doch einfach, dass mir halt die Zusatzinfo fehlt und frag mich, ob du mich richtig verstehst, dass ich einfach nur über dich Werte.
Dann könnte ich nämlich einfach ehrlich antworten, dass ich das nicht tue, mir nur einfach diese Info fehlte und dass ich selbst nicht ans nachfragen gedacht habe.
Mein Fehler... War nicht beabsichtigt.
Ergo
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Re: Wann ist man psychisch krank?

Beitrag von Ergo »

Wenn ich bei einem Psychologen in Einzelgesprächen auf der Reha oder anderswo bin, dann muss die Anamnese vom Therapeuten ausgehen und nicht vom Patienten. In einer psychosomatischen Reha muss ein Fachmann wissen, in welche Richtung seine Fragen gehen müssen, wenn er die körperlichen Symptome seines Klienten erfährt.

Seelische Beschwerden sind nur selten mono- oder bikausal, weshalb eine wissenschaftlich fundierte Anamnese natürlich auch ein wenig dauert, was vielleicht Ängste schürt, dass es dem Therapauten zu komplex wird. Der Patient solllte nicht selbst die Diagnose mitbringen. Das ist nicht sein Job.

Ich hatte im Studium das Thema neuzeitliche Psychosomatik und wir lasen Texte der bekanntesten Mediziner, die vor 100 Jahren plus x Psychosomatik zu ihrem Thema machten. Bis auf einen Namen war den Therapeuten der Reha kein einziger bekannt und ich fragte mich, was sie im Studium zu diesem Thema gelernt hatten. Das ist in etwa so, als würde sich jemand in der Geschichte des Dritten Reichs als Experte ausweisen und mit dem Namen Goebbels nichts anfangen können.

Ich habe das Nachsorgeprogramm psyrena auch noch mitgemacht. In Summe findet man im System viele Patienten, die schon mehrmals das komplette Pogramm durchgemacht haben und zum Teil sogar zusätzlich schon 100 Einzelstunden hatten, wo aber nicht erkennbar ist, dass etwas dabei herauskommen ist. Ich will nix unterstellen. Aber beim einen oder anderen Dauerpatienten hatte ich schon das Gefühl, dass sie eher Häschen oder Hasen suchen, um in ihren alten oder mittalten Tagen noch ein wenig auf ihre Kosten zu kommen. ;-)

Ich fragte eines Tages die Psychologin einer unserer Gruppentherapien nach den Therapieerfolgen, wie viel Prozent der Patienten die Reha mehr oder weniger geheilt verlassen würden. Sie sagte, das sei noch nie vorgekommen, sei auch nicht die Aufgabe einer psychosomatischen Reha. Was denn die Aufgabe sei, fragte ich. Die Aufgabe sei es, ein Bewusstsein für das Kranksein und die eigenen Beschwerden zu bekommen und Organisatorisches für den weiteren Weg zu erfahren, weshalb der Sozialdienst sehr gut besetzt sei.

Wenn ich bei einem Unfall ein Bein gebrochen habe, dann ist also die Aufgabe einer orthopädischen Reha also, dass mir bewusst wird: Ich habe jetzt ein gebrochenes Bein?

In der Psyrena stellte ich die gleiche Frage nochmal und bekam sinngemäß wieder die gleiche Antwort. Dort waren aber auch Leute, die schon 100 Einzelstunden hinter sich hatten.

Als bei den meisten Gruppentherapien in der Reha nur noch im Schnitt etwa 60% der Leute anwesend waren und mir auffiel, dass überwiegend Mitarbeiterinnen des Gesundheitswesens schwänzten, da fragte ich eine dieser Schwänzerinnen, meinen Kurschatten, was denn der Nutzen dieser Reha und den Therapien sei. Sie war Pflegedienstleiterin und hatte mal gesagt, dass sie die Zeit der Gruppentherapie sinnvoller nutzen könne.

Ich gebe zu, dass es ihre freche Schnauze war, die ich besonders mochte. Denn sie sagte in durchaus ironischem Ton: Der Sinn von psyotherapeutischen Maßnahmen sei es, dass Psychologen nicht Taxi fahren müssen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

Laila tov
Überdosis
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Re: Wann ist man psychisch krank?

Beitrag von Überdosis »

Warst du dort zur Rhea um heraus zu finden wie kompetent das dortige Personal ist und wie hoch die Erfolgsaussichten zur Heilung in der Zeit von 6 bis 12 Wochen dort ist oder warst du zur Rhea um als Patient etwas stabilisiert zu werden, um anschließend ambulant Zuhause mithilfe von weiteren Therapien mit der Zeit weiter stabiler zu werden?
Liest sich gerade für mich eher so, als hättest du hauptsächlich deine Kraft da hin gesteckt, um heraus zu finden, wie kompetent sie sind und dich mit ihnen über ihr und dein Wissen auszutauschen, kann das sein?

Außerdem liegt es sehr wohl auch mit in der Verantwortung die Krankengeschichte mit dem Arzt/Therapeuten so zu besprechen, dass man sich als Patient bei diesem gut aufgefühlt fühlen kann.
Findet man den Therapeuten zu schnell für sich oder zu ungenau, darf man das sagen. Nur, wenn man offen sich diesem anvertraut und das Gefühl hat, mit diesem wirklich alles nötige besprechen zu können, kann doch erst eine gute Arzt-Patienten-Beziehung statt finden, wo dem Patienten dann auch richtig geholfen werden kann.
Wenn der Arzt aber alles mühselig aus dem Patienten heraus fragen muss, erschwert es das ganze nur unnötig.
Bei der Psyche ist man nunmal aufs reden angewiesen oder aufs Schreiben, wenn man nicht reden mag/kann, da hilft keine Blutuntersuchung, abhören, abklopfen oder Röntgen wie bei anderen, körperlichen, Erkrankungen oder wie meinst du das genau damit, dass es in der Verantwortung des Personals liegt, gründlich die Anamnese zu erfahren?


Die Medizin hat sich glücklicherweise in 100 Jahren weiter entwickelt und bleibt zum wohle der Patienten auch nicht stehen.
Du kannst mir doch nicht allen ernstes weiß machen wollen, dass du mehr auf die veralteten Erkenntnisse der Psychosomatik von vor 100 Jahren vertraust, statt auf die, in 100 Jahren, statt gefundenen neuen Erkenntnisse?

Sinn von Rheas und Kliniken sind keine Heilung des Patienten, das ist binnen von meist höchstens 12 Wochen, die man dort verbringt, meist auch gar nicht möglich.
In erster Linie geht es dort, den Patienten zu stabilisieren, damit dieser wieder Hoffnung und Kraft schöpft, ggf. auch unterstützend medikamentös eingestellt zu werden, damit dieser sich einen ambulanten Therapeuten suchen kann, um für nach der Klinikzeit weiter an seiner Genesung arbeiten zu können.

Wenn dort Patienten in der Rhea Therapien schwänzen, erschließt sich mir nicht der Sinn, warum sie dort sind und es verwundert mich dann auch keineswegs, wenn sie "ohne Besserung" die Klinik verlassen.

In so eine Einrichtung zu gehen mit der Erwartung komplett geheilt diese zu verlassen, ist unrealistisch und zum scheitern verurteilt.
Man kann die Psyche nicht mit körperlichen Erkrankungen gleichsetzen, denn jede Psyche ist individuell, nicht jeder Patient macht gleich schnell vortschritte oder ist gleich daran interessiert, dass die Zeit dort sinnvoll genutzt wird (im Bezug aufs schwänzen von Therapien, statt die Therapien mitzumachen).


Liebe Grüße
mausi12343
Beiträge: 11
Registriert: 30. Mai 2022, 18:07

Re: Wann ist man psychisch krank?

Beitrag von mausi12343 »

Wenn ich mir die vielen Gespräche
mit Rehabilitanten/Innen vergegenwärtige, dann komme ich zum Urteil,
dass diese durchaus einen Querschnitt der Bevölkerung darstellten,
was seelische Beschwerden und Probleme betrifft.
Ich fand sie im Schnitt nicht kränker als der Rest der Bevölkerung.
So, das wars für meinen Einstieg hier.

Und wie erklärst du dir jährlich 10.000 Tote durch Suizid?
Ergo
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Registriert: 13. Apr 2024, 12:04

Re: Wann ist man psychisch krank?

Beitrag von Ergo »

Zum Thema Heilung. Da hast du mich nicht zum ersten mal falsch verstanden. Es ging nicht darum, dass nicht alle geheilt die Reha verlassen, sondern niemand. Viele Leute in der Reha sind seit Jahren auf Psychopharmaka gesetzt. Aber alle, mit denen ich mich unterhielt, sagten, ihnen ginge es heute nicht besser als zu den Zeiten ohne Psychopharmaka. Nur, dass es ihnen heute ohne Drogen noch schlechter ginge. Man hat also nur eine Abhängigkeit von Drogen eingeführt. Da rauche ich dann doch lieber wieder Zigaretten, wenn das alles ist, was man zu bieten hat.
Gesperrt