Hallo!
Ich habe eine schwere Depression und habe eine Persönlichkeitsstruktur, Dinge sehr sorgfältig zu machen. Bisher hat mir eine Psychotherapie keine Lösungen aufgezeigt.
Mich belasten einige ungelöste Aufgaben (Steuer, eine unaufgeräumte Wohnung, Zukunftssorgen, vor allem, dass ich schon lange nicht arbeitsfähig bin).
Es fällt mir schwer, zu entspannen. Ich habe dann immer im Kopf, dass ich liegengeblieben Dinge erledigen sollte. Ich kann zwar Entspannungstechniken wie progressive Muskelralaxation anwenden und in dieser Zeit während den Übungen auch entspannen, aber wenn ich mich wieder an den Schreibtisch setze, ist die Blockade und Antriebslosigkeit gleich wieder da.
Ich will gar nicht faul sein. Ich würde so gerne, meine Aufgaben schrittweise erfüllen und auch wieder arbeiten, aber immer wieder habe ich eine Art Blockade, wenn ich mich an den Schreibtisch setze und aufräumen will oder etwas machen soll, das keinen Spaß macht. Andere Dinge wie einen Tatort zu schauen oder in ein Thermalbad zu gehen oder Fahrrad zu fahren, fällt mir hingegen nicht schwer.
Manchmal hilft es mir, Schokolade zu essen. Aber ich weiß nicht, ob das nur ein kurzfristiger Effekt ist und sich im Lauf des Tages eher negativ auswirkt.
Ich verstehe nicht, was in meinem Kopf vorgeht. Hat jemand von euch eine Ahnung, weshalb ich bei arbeitslastigen Dingen eine Blockade im Kopf habe?
Hat jemand von euch ähnliche Erfahrungen?
Ich kann zum Beispiel ohne Probleme: Musik hören, Filme schauen, E-Mails versenden, Chatten in Dating-Apps, Telefonate führen.
Hier habe ich eine Blockade: Beschriebene Notizen/Ausdrucke in der Wohnung aufräumen, Erinnerungsgegenstände wegwerfen, viele hunderte Tabs am Computer schrittweise schließen.
Es fällt mir auch schwer, an meiner Steuererklärung zu arbeiten.
Blockaden bei bestimmten / unangenehmen Aufgaben - Frage nach Grund
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FreundlicherMann
- Beiträge: 14
- Registriert: 4. Jan 2024, 21:28
Re: Blockaden bei bestimmten / unangenehmen Aufgaben - Frage nach Grund
Hallo Freundlicher Mann,
Ja, ich habe sehr viel Erfahrung mit ähnlichen Blockaden. Auch ich habe glaube ich noch nie eine so aufgeräumte Wohnung gehabt wie die in der ich aufgewachsen bin und an der sich meine Ansprüche an mich selbst orientieren, und auch meine Steuererklärungen sammeln sich so das es immer mehr als eine ist wenn ich sie dann abgebe. Und wenn ich die Threads so lese höre ich heraus das es ganz vielen hier so geht. Du bist also erstmal nicht faul und nicht falsch damit und hier in guter und sehr netter Gesellschaft. Es ist gewissermassen Teil deiner Erkrankung.
Für mich kann ich sagen, dass überzogenen und verdrehte Ansprüche und Erwartungen an mich selber Teil meiner depressiven Erkrankung sind ( rezidivierende Depression) die zur Folge haben dass ich Phasenweise gar nicht mehr 'funktioniere'.
Über die Jahre habe ich gelernt damit zu leben und vorallem einen anderen Blickwinkel zu bekommen, der wiederum langsam dazu führt das ich meine Sachen wieder besser auf die Reihe bekomme.
Hier ein paar Inspirationen aus meinen Erfahrungen:
1) Vielleicht ist gar nichts falsch an meinem Verhalten sondern es ist gewissermassen eine 'Überlebensstrategie' meines Unterbewusstseins.
2) Wenn dem so ist dann folgt daraus das sich selber Druck und Sorgen machen nix bringt ( die Erfahrung hast Du ja auch schon)
3)Also versuche ich meinen Gedanken eine neue Richtung zu geben: Wenn das eine Überlebensstrategie ist, dann ist es gut!
4) Ich mache jetzt das was mein Unterbewusstes mir vorschlägt ich habe jetzt mal Spass: Vorallem Körperliche Tätigkeiten und Sport und Kunst helfen bei mir. Für mich gilt seither das Motto: Erst das Vergnügen dann die Arbeit
5) Babay Schrittchen z.B. 3 Blätter sortieren, nicht gleich ne ganze Steuererklärung, alternativ Zeiteinheiten z. B. 5 Minuten.
6) wenn 5 gerade ist ist es auch eine schöne Zahl, vieles ist halbfertig und unperfekt ( wars mit Blockade auch, da hab ich ja garnicht angefangen, jetzt ist es zwar unperfekt aber wenigstens ein oder zwei Schritte weiter) und mache täglich die Erfahrung ich lebe trotzdem noch ( darüber kann ich immer wieder staunen:).
Natürlich stecken dahinter auch Muster und Glaubenssätze die aus der prägenden Zeit als Kind und Jugendliche stammen (ich bin nur gut genug wenn ich bestimmten Ansprüchen genüge, habe nur eine daseinsberechtigung wenn....xyz, usw) Alle diese Dinge langsam ins Bewusstsein zu bekommen, und zu erkennen das das was ich für 'normal' halte weil bekannt, nicht unbedingt optimal oder förderlich war/ist, hilft mir die Therapie. Z.B. ist in mir tief verankert das das was ich möchte keine Relevanz hat, sondern nur was von mir erwartet wird, das hat dazu geführt das ich dachte ich will was von mir erwartet wird. Irgend ein Antrieb kan immer nur aus den Erwartungen /Druck /Angst die sich so normal angefühlt hat das ich es gar nich als solche empfunden habe. Irgendwann hat mein ( weises) Unterbewusstsein gesagt: so nicht x,y,und z machen wir nicht. Finde raus was DU machen willst. Die Energie hat einfach nicht mehr gereicht nur nach den Erwartungen anderer zu leben und nicht mal zu wissen was ich will. All das war/ ist ein Prozess den ich dank der Unterstützung von Therapeuten so nach und nach verstehen, und leben lerne. Die Blockaden waren/ sind bei mir kein 'schnell' zu lösendes Problem.
Meine Strategie zur Zeit : Blockade = Ok, erstmal annehmen und akzeptieren (das kann mal Tage dauern bis ich da bin) dann Selbstfürsorge (was schönes machen), 1 Babyschrittchen. Und wieder von vorne.
Bestimmt ist bei Dir vieles ganz anders, jede Geschichte ist einzigartig, und vielleicht inspiriert Dich das ein oder andere und macht Dich neugierig.
Liebe Grüßean Dich
Ja, ich habe sehr viel Erfahrung mit ähnlichen Blockaden. Auch ich habe glaube ich noch nie eine so aufgeräumte Wohnung gehabt wie die in der ich aufgewachsen bin und an der sich meine Ansprüche an mich selbst orientieren, und auch meine Steuererklärungen sammeln sich so das es immer mehr als eine ist wenn ich sie dann abgebe. Und wenn ich die Threads so lese höre ich heraus das es ganz vielen hier so geht. Du bist also erstmal nicht faul und nicht falsch damit und hier in guter und sehr netter Gesellschaft. Es ist gewissermassen Teil deiner Erkrankung.
Für mich kann ich sagen, dass überzogenen und verdrehte Ansprüche und Erwartungen an mich selber Teil meiner depressiven Erkrankung sind ( rezidivierende Depression) die zur Folge haben dass ich Phasenweise gar nicht mehr 'funktioniere'.
Über die Jahre habe ich gelernt damit zu leben und vorallem einen anderen Blickwinkel zu bekommen, der wiederum langsam dazu führt das ich meine Sachen wieder besser auf die Reihe bekomme.
Hier ein paar Inspirationen aus meinen Erfahrungen:
1) Vielleicht ist gar nichts falsch an meinem Verhalten sondern es ist gewissermassen eine 'Überlebensstrategie' meines Unterbewusstseins.
2) Wenn dem so ist dann folgt daraus das sich selber Druck und Sorgen machen nix bringt ( die Erfahrung hast Du ja auch schon)
3)Also versuche ich meinen Gedanken eine neue Richtung zu geben: Wenn das eine Überlebensstrategie ist, dann ist es gut!
4) Ich mache jetzt das was mein Unterbewusstes mir vorschlägt ich habe jetzt mal Spass: Vorallem Körperliche Tätigkeiten und Sport und Kunst helfen bei mir. Für mich gilt seither das Motto: Erst das Vergnügen dann die Arbeit
5) Babay Schrittchen z.B. 3 Blätter sortieren, nicht gleich ne ganze Steuererklärung, alternativ Zeiteinheiten z. B. 5 Minuten.
6) wenn 5 gerade ist ist es auch eine schöne Zahl, vieles ist halbfertig und unperfekt ( wars mit Blockade auch, da hab ich ja garnicht angefangen, jetzt ist es zwar unperfekt aber wenigstens ein oder zwei Schritte weiter) und mache täglich die Erfahrung ich lebe trotzdem noch ( darüber kann ich immer wieder staunen:).
Natürlich stecken dahinter auch Muster und Glaubenssätze die aus der prägenden Zeit als Kind und Jugendliche stammen (ich bin nur gut genug wenn ich bestimmten Ansprüchen genüge, habe nur eine daseinsberechtigung wenn....xyz, usw) Alle diese Dinge langsam ins Bewusstsein zu bekommen, und zu erkennen das das was ich für 'normal' halte weil bekannt, nicht unbedingt optimal oder förderlich war/ist, hilft mir die Therapie. Z.B. ist in mir tief verankert das das was ich möchte keine Relevanz hat, sondern nur was von mir erwartet wird, das hat dazu geführt das ich dachte ich will was von mir erwartet wird. Irgend ein Antrieb kan immer nur aus den Erwartungen /Druck /Angst die sich so normal angefühlt hat das ich es gar nich als solche empfunden habe. Irgendwann hat mein ( weises) Unterbewusstsein gesagt: so nicht x,y,und z machen wir nicht. Finde raus was DU machen willst. Die Energie hat einfach nicht mehr gereicht nur nach den Erwartungen anderer zu leben und nicht mal zu wissen was ich will. All das war/ ist ein Prozess den ich dank der Unterstützung von Therapeuten so nach und nach verstehen, und leben lerne. Die Blockaden waren/ sind bei mir kein 'schnell' zu lösendes Problem.
Meine Strategie zur Zeit : Blockade = Ok, erstmal annehmen und akzeptieren (das kann mal Tage dauern bis ich da bin) dann Selbstfürsorge (was schönes machen), 1 Babyschrittchen. Und wieder von vorne.
Bestimmt ist bei Dir vieles ganz anders, jede Geschichte ist einzigartig, und vielleicht inspiriert Dich das ein oder andere und macht Dich neugierig.
Liebe Grüßean Dich
Re: Blockaden bei bestimmten / unangenehmen Aufgaben - Frage nach Grund
Mir geht es ähnlich. Habe auch Depressionen, extreme Zukunftssorgen, Probleme mit Ordnung und ähnliche Blockaden. Bei mir ist es ADHS. Leider ziemlich spät erkannt.FreundlicherMann hat geschrieben: ↑29. Mär 2024, 19:40 Hallo!
Mich belasten einige ungelöste Aufgaben (Steuer, eine unaufgeräumte Wohnung, Zukunftssorgen,
Ich kann zum Beispiel ohne Probleme: Musik hören, Filme schauen, E-Mails versenden, Chatten in Dating-Apps, Telefonate führen.
Hier habe ich eine Blockade: Beschriebene Notizen/Ausdrucke in der Wohnung aufräumen, Erinnerungsgegenstände wegwerfen, viele hunderte Tabs am Computer schrittweise schließen.
Es fällt mir auch schwer, an meiner Steuererklärung zu arbeiten.