meinen Sohn „kickt die Depression“

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Flummili
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meinen Sohn „kickt die Depression“

Beitrag von Flummili »

Hallo in die Runde,
ich bin noch neu im Forum. Habe mir ein paar Beiträge durchgelesen, um einen ersten Eindruck Eurer Themen zu bekommen.
Habe mich aber jetzt entschlossen, einen eigenen Beitrag zu erstellen.

Ich bin die Mutter eines 20jährigen Sohnes, der in 2022 die Diagnose Depression bekommen hat.
Er hat seit er Kind war noch weitere Diagnosen, aber die Depression ist inzwischen zur Haupt-Herausforderung geworden.

Ich bin täglich am Zweifeln, wie ich mit ihm umgehen soll, damit ich ihn fordere, aber nicht überfordere, ihn stütze, aber nicht unselbständig werden lasse usw.

Darf man nachfragen, wie es geht? Kann er darauf überhaupt eine „echte“ Antwort geben?
Wenn er lacht, scheinbar gut drauf ist, sollte man das glauben, „mitspielen“ oder hinterfragen?
Darf man „schieben“, wenn etwas erledigt werden muss, er das aber selbst tun soll? Druck ausüben?

Er wohnt seit knapp 2 Jahren nicht mehr zu Hause, sondern bei der Oma, weil sie sich nach Opas Tod so allein gefühlt hat.
Wir haben alle täglich Kontakt, weil die Wohnungen nur 500 m von einander entfernt sind.
Er hat mit der Depression inzwischen Ängste entwickelt, geht nur noch ungern unter Menschen.
Fast täglich bekomme ich zu hören, dass ihn die Depression „kickt“.
Er ist viel krank zu Hause, hat unheimliche Fehlzeiten in seiner Arge-Maßnahme.

Ich müsste einen Roman schreiben, um unsere Lage verständlicher zu machen, aber das möchte ich Euch jetzt doch nicht antun.

Am wichtigsten wären mir in der Tat meine Fragen oben, ich würde mich über Antworten freuen.

Liebe Grüße
Flummili
Bittermandel
Beiträge: 2265
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Re: meinen Sohn „kickt die Depression“

Beitrag von Bittermandel »

Hallo Flumili

Darf man fragen welche Diagnosen in der Kindheit gestellt wurden?

Und bekommt dein Sohn Medikamente? Wenn ja welche?
Und wie kickt ihn die Depression?

Liebe Grüße Bittermandel
Flummili
Beiträge: 6
Registriert: 24. Mär 2024, 21:38

Re: meinen Sohn „kickt die Depression“

Beitrag von Flummili »

Hallo Bittermandel,

mit 8 wurde neben ADHS das Tourette-Syndrom diagnostiziert. Mit 14 eine dissoziative Bewegungsstörung. Mit 17 kam Diabetes, dann mit 18 Depression.
Seit er 8 ist nimmt er Medikamente, erst gegen das ADHS und die Tics, später kamen Medikamente gegen Diabetes und Depression dazu.

Was das „kicken“ bedeutet, habe ich noch nicht herausfinden können.
Er sieht miesgelaunt aus, wird total wortkarg und geht einem aus dem Weg. Wenn ich ihn dann trotzdem zu fassen bekomme und frage, kommt diese Aussage.

Liebe Grüße
Flummili
Bittermandel
Beiträge: 2265
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Re: meinen Sohn „kickt die Depression“

Beitrag von Bittermandel »

Hallo Flumili

Leider ist mein Text verschwunden.
Dein Sohn hat einen ganzen Rucksack an Krankheiten. Wenn er zur Zeit sehr wortkarg ist kann das von der Depression sein. Du brauchst sehr viel Geduld mit ihm und nimm es nicht persönlich wenn er pampig reagiert. Frag ihn wenn er eine gute Phase hat was er damit meint das die Depression ihn kickt. Ich kann mir da auch keinen Reim drauf machen.

Ich habe erst vor kurzem mit Mitte fünfzig die Diagnose ADHS bekommen. Den Verdacht hatte ich schon lange aber es gab keine Informationen zu ADHS bei Erwachsenen. Das ADHS wächst sich nicht aus und kann zu Depressionen führen. Ich bekomme Methylphenidat und mit dem Antidepressivum sind die Depressionen fast schlagartig verschwunden. Die Depression kann eine Begleiterkrankung von ADHS sein. Bei mir waren es schwerer Depressionen über 25 Jahre lang. Vielleicht muss dein Sohn auch ein Medikament gegen ADHS nehmen und ein Antidepressivum dazu damit die Depression verschwindet. Ich habe kostbare Lebenszeit verloren. Er sollte sich helfen lassen. Mein Psychiater hat am Dienstag bei mir auch Autismus diagnostiziert und endlich kann ich mich besser verstehen und meine Eigenheiten. Es gibt auch Foren für Menschen mit ADHS und vielleicht würde dir das zusätzlich helfen.
Ich habe sehr unter der Depression gelitten und kein Antidepressivum hatte mir zum Durchbruch verholfen. Mein Leistungsvermögen ist immer noch stark eingeschränkt. Aber damit kann ich leben.
Nimmt dein Sohn aktuell ein Medikament gegen ADHS?

Liebe Grüße Bittermandel
Helgaline
Beiträge: 87
Registriert: 25. Mär 2021, 12:47

Re: meinen Sohn „kickt die Depression“

Beitrag von Helgaline »

Hallo liebe Bittermandel,

du machst mir Mut.

Bei meinem Partner steht die Diagnose im Prinzip noch aus. (Hätte er nicht so eine andere Wahrnehmung, stände sie sicher schon fest!). Seine Angaben im Kurztest sind sehr merkwürdig.

Aber die Aufschieberitis hält ihn davon ab, sich damit ernsthaft zu beschäftigen.

Er will einfach nicht.

LG Ellen
DAS LEBEN IST SCHÖN, VON EINFACH WAR NIE DIE REDE! :?
Bittermandel
Beiträge: 2265
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Re: meinen Sohn „kickt die Depression“

Beitrag von Bittermandel »

Liebe Ellen

Vielleicht kannst du ihn ermutigen zum Facharzt zu gehen. Die Depression hat viele Ursachen und wenn man eine Spur gefunden hat, sollte man dem nachgehen.

Ich hatte für mich und meine Schwester den Termin ausgemacht. Und glaub bloß nicht als der Termin Anstand das ich da hin wollte. Ich habe meine Schwester im Schlafanzug begrüßt und sie hat dann richtig Theater gemacht, daß ich mitfahre. Ich habe mich furchtbar geschämt. Aber der Arzt war sehr einfühlsam und hat uns zu dem Medikament geraten. Wir Schwestern haben uns kurz besprochen und der Medikation zugestimmt. Schon bei 10 mg war endlich Ruhe in meinem Kopf. Mit meiner Schwester kann ich darüber reden auch über ASS . Sie versteht mich und uns beiden geht es besser.
Dann habe ich am Dienstag eben auch den Verdacht auf ASS angesprochen und ihm gesagt ich habe verschiedene Online Tests gemacht. Dann hat er mich eine Stunde befragt und die Diagnose gestellt. Jetzt kann ich damit arbeiten und mich viel besser verstehen.
Das könnte eben für deinen Mann wichtig sein und damit wirksam an der Depression arbeiten. Ich habe 25 Jahre an schweren Depressionen gelitten. Diese Lebenszeit kommt nie mehr zurück. Trotzdem bin ich ein positiver Mensch.

Liebe Grüße Bittermandel
Flummili
Beiträge: 6
Registriert: 24. Mär 2024, 21:38

Re: meinen Sohn „kickt die Depression“

Beitrag von Flummili »

Bittermandel hat geschrieben: 28. Mär 2024, 18:52 Hallo Flumili

Leider ist mein Text verschwunden.
Dein Sohn hat einen ganzen Rucksack an Krankheiten. Wenn er zur Zeit sehr wortkarg ist kann das von der Depression sein. Du brauchst sehr viel Geduld mit ihm und nimm es nicht persönlich wenn er pampig reagiert. Frag ihn wenn er eine gute Phase hat was er damit meint das die Depression ihn kickt. Ich kann mir da auch keinen Reim drauf machen.

Ich habe erst vor kurzem mit Mitte fünfzig die Diagnose ADHS bekommen. Den Verdacht hatte ich schon lange aber es gab keine Informationen zu ADHS bei Erwachsenen. Das ADHS wächst sich nicht aus und kann zu Depressionen führen. Ich bekomme Methylphenidat und mit dem Antidepressivum sind die Depressionen fast schlagartig verschwunden. Die Depression kann eine Begleiterkrankung von ADHS sein. Bei mir waren es schwerer Depressionen über 25 Jahre lang. Vielleicht muss dein Sohn auch ein Medikament gegen ADHS nehmen und ein Antidepressivum dazu damit die Depression verschwindet. Ich habe kostbare Lebenszeit verloren. Er sollte sich helfen lassen. Mein Psychiater hat am Dienstag bei mir auch Autismus diagnostiziert und endlich kann ich mich besser verstehen und meine Eigenheiten. Es gibt auch Foren für Menschen mit ADHS und vielleicht würde dir das zusätzlich helfen.
Ich habe sehr unter der Depression gelitten und kein Antidepressivum hatte mir zum Durchbruch verholfen. Mein Leistungsvermögen ist immer noch stark eingeschränkt. Aber damit kann ich leben.
Nimmt dein Sohn aktuell ein Medikament gegen ADHS?

Liebe Grüße Bittermandel
Hallo Bittermandel,

als die Diagnose ADHS kam, bekam er Medikinet. Aber das hatte massiv verstärkende Auswirkungen auf seine Tics, wir mussten das wieder absetzen. Er nahm dann jahrelang Strattera wegen des ADHS, das haben wir Anfang letzten Jahres erst ausgeschlichen, um eine Besserung seiner Leberwerte zu erreichen. Und weil wir hofften, er braucht es nicht mehr. Da hatte er die Depression schon und nahm auch schon Sertralin dagegen.

Er geht, seit er 8 ist, regelmäßig zu einem Psychiater. Auch haben wir seitdem immer mal wieder probiert, dass er eine Therapie bei einem Psychologen macht. 5 haben wir durch, aber bei keinem konnte er sich öffnen.

Momentan wäre mir geholfen, wenn ich wüsste, wie ich ihn besser verstehen kann.
Vor der Depression waren wir als Familie ein sehr gutes Team, haben gemeinsam gegen alle Herausforderungen gestanden, die die Lernschwierigkeiten und die Tics mit sich brachten.
Aber seit die Depression kam, igelt er sich in sich immer mehr ein, wir sind kein Team mehr, stehen als Familie hilflos nebendran.

Liebe Grüße
Flummili
Mileena 23
Beiträge: 28
Registriert: 4. Feb 2024, 12:23

Re: meinen Sohn „kickt die Depression“

Beitrag von Mileena 23 »

Liebe Flummili,
Was dein Sohn mit die Depression kickt meint ist das sie gerade heftig zuschlägt. Das sagt man so in der jüngeren Generation. Wie wenn man plötzlich sehr traurig wird , so sagt man heute : die Traurigkeit kickt.
Offensichtlich hat er eine akute Phase.

Liebe Grüße
Mileena 🌻
Meinem Kopf kann ich nicht immer trauen, meinem Herzen schon .. <3
Bittermandel
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Re: meinen Sohn „kickt die Depression“

Beitrag von Bittermandel »

Hallo zusammen

@ Mileena danke für deine Erklärung.

@ Flumili vielleicht kann euch der sozial-psychatrische- Dienst helfen. Die bieten Gespräche an und kommen auch ins Haus. Dein Sohn braucht vielleicht einen Facharzt der sich auch mit dem Tourette Syndrom auskennt. Ich weiß wie schwierig die Arztsuche ist. Aber vielleicht kann der spdI helfen. Eine Depression ist eine schwere Erkrankung und macht den Betroffenen und Angehörigen das Leben zur Hölle. Ich kann mir gut vorstellen wie besorgt du um deinen Sohn bist. Vielleicht kann ein Attest ihm helfen aus dem Kurs zu kommen. Die von der ARGE stecken die Leute gern in Kurse die vielleicht völlig ungeeignet sind. Und die Depression muss erst abklingen bevor an eine Weiterbildung zu denken ist. Hol dir Hilfe und lass dich beraten.

Liebe Grüße Bittermandel
Mileena 23
Beiträge: 28
Registriert: 4. Feb 2024, 12:23

Re: meinen Sohn „kickt die Depression“

Beitrag von Mileena 23 »

@Bittermandel hat recht. Ich denke es wäre besser für deinen Sohn ihn erstmal aus dem Kurs zu nehmen damit er sich auf sich und seine Heilung konzentrieren kann.
Zusätzlich kann ich dir raten ( bin selbst Mutter und weiß wie schwierig das ist ) das du dir und vor allem auch deinem Sohn und deiner Familie, den Druck nimmst das ihr zusammen als Team arbeiten müsst so wie es früher der Fall war. Aktuell ist dein Sohn nicht in der Lage dazu und du tust dir und ihm keinen Gefallen an dieser tollen Erinnerung fest zu halten.
Die Idee mit dem Psychatrischen Dienst finde ich wirklich gut habe selbst schon einem Betroffenen diesen Dienst nachhause geschickt und es nimmt einem auch ein bisschen das Gefühl machtlos zu sein da diese Menschen sich auskennen.
Liebe Grüße
Mileena 🌻
Meinem Kopf kann ich nicht immer trauen, meinem Herzen schon .. <3
Flummili
Beiträge: 6
Registriert: 24. Mär 2024, 21:38

Re: meinen Sohn „kickt die Depression“

Beitrag von Flummili »

Danke Mileena für die Begriffserklärung.

Danke Bittermandel, ich habe direkt nach sozial-psychiatrischer Dienst in meiner Nähe gegoogelt. Wurde fündig und habe eine Mail hingeschickt.


Wir hatten unserem Sohn schon mal 1 Jahr Auszeit geschenkt. Er hat sich in diesem Jahr auch weiterentwickelt, war aber nicht bereit, sich mit Depressionshilfen zu beschäftigen. Er hätte z. B. In eine Tagesklinik gehen können, das hat er abgelehnt. Es gab auch das Angebot von 2 Seiten, psychologische Gespräche zu führen, auch das hat er abgelehnt.

Ich war froh, dass er mit Hilfe der Arge bereit war, nach diesem Jahr eine „berufsvorbereitende Maßnahme“ zu besuchen, um in einen vernünftigen Tages ( Nacht ) Ablauf zurückzukommen.
Ich tue mich schwer damit, das wieder abzubrechen.
Mileena 23
Beiträge: 28
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Re: meinen Sohn „kickt die Depression“

Beitrag von Mileena 23 »

Hallo Flummili,
Das verstehe ich total. Es kann halt sein das ihm der Druck zu viel wird und er sich da vielleicht auch übernommen hat. Das er Hilfe ablehnt liegt auch an der Depression, das kommt sehr oft vor leider. Ich würde tatsächlich abwarten was der Dienst rät und schauen ob er sich da vllt auf Hilfe einlassen kann. Die haben viele Lösungen und vielleicht ist etwas dabei was deinem Sohn zusagt. Ansonsten finde ich es super das du dich hier angemeldet hast , hier hat jeder eine andere Idee und darunter könnte auch eine tolle Lösung für euch dabei sein. Ich wünsche dir ganz viel Kraft und kümmere dich trotz allem auch um dich damit du bei Kräften bleibst ❤️.
Liebe Grüße
Mileena 🌻
Meinem Kopf kann ich nicht immer trauen, meinem Herzen schon .. <3
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