Neuer Job / Reha

[candi]

Ich brauche mal Rat...von außen.
Ich leide seit Jahren an Depressionen. Anfang 2020 ist meine Mama plötzlich gestorben was die Lage noch verschlimmert hat. Irgendwann ist sie einfach nicht ans Telefon gegangen. Da sie sehr aktiv war dachten wir mit meinen Brüdern erstmal sie sei beschäftigt. Am 2 Tag ist mein Bruder zu ihr gefahren und hat sie zu Hause Tot aufgefunden. Wahrscheinlich Schlaganfall. Für mich ein Schock nach dem ich mich bis heute nicht erholen konnte. Zudem kommen Schuldgefühle, dass ich es vieleicht verhindern hätte können. 2 Jahre später hat mein großer Sohn die Diagnose ADHS gefolgt von der Diagnose Autismus Spektrum. Mitte 2023 musste ich meinen Arbeitsplatz wechseln weil die Stadt kostenpflichtige Parkplätze eingeführt hat und ich es mir nicht mehr leisten konnte zu pendeln. Ein nächster Schlag weil mir meine Kollegen sehr wichtig waren. Zumal ich aus dem Ausland komme hier keine Familie und Freunde habe und meine Kollegen mir diese Lücke gefüllt haben.
Hab mich dann neu beworben aber der neue Job hat mich fertig gemacht. Nach 2 Monaten habe ich dann gekündigt und mich krankschreiben lassen. Im Januar ein neuer Versuch...und dann...kam endlich der Termin für meine Reha. Den Antrag habe ich schon 2022 gestellt. Nun hat mein Chef (ich bin Lehrkraft) alles so organisiert, dass ich fahren kann, der Stundenplan der Klasse und der Kollegen wurden so angepasst, dass diese meine Fächer unterrichten können...und Am Freitag, dem ersten Ferientag kam dann der Anruf "Wir müssen ihre Reha verschieben wegen fehlender Kinderbetreuung". Ich kann ohne meine Kinder nicht fahren. Jetzt erreiche ich natürlich niemanden in der Schule, hab Angst es meinem Chef zu sagen...fühle mich von dem Gedanken nach den Ferien wieder vor der Klasse zu stehen und den Alltag zu bewältigen total überfordert. Andererseits habe ich Schuldgefühle mich krankschreiben zu lassen und dass Gefühl wieder versagt zu haben...ich weiß einfach nicht mehr weiter.

[Jules79]

Geht es dir gut? Könntest du arbeiten? Wenn ja, dann gehe arbeiten. Wenn es nicht geht, dann geht es nicht. Denn du bist krank.

Wenn du Krebs hättest, hättest du eher kein schlechtes Gewissen, dich krankschreiben zu lassen, oder?

[Senif]

Hallo Candi,

da kannst du doch nichts dafür. Ich verstehe deine Angst, aber ich denke, jeder normale Mensch könnte das verstehen. Klar fehlt da irgendwie die Planungssicherheit für die Kollegen, aber trotzdem kann man doch noch umplanen und gemeinsam lässt sich sowas auch stemmen.
Tut mir leid, mit deiner Mutter. Sowas ist natürlich erstmal ein Schock. Sehr viele Menschen reagieren mit Schuldgefühlen. Hätte ich noch etwas tun können, war ich ausreichend häufig da usw. ... du hast keine echte Schuld, es ist gefühlt Schuld. Was eigenes, was du aber gut in der Therapie bearbeiten kannst. Du hast keine Schuld.
Und du brauchst dich auch nicht schlecht fühlen wegen einer Krankschreibung. Du bist krank - aber ich weiß du das meinst. Ich hab auch lange gedacht, ich muss mich nur mehr zusammen reißen. Warum bekomme ich das nicht hin. Ich bin zu schwach, zu faul etc.... ich war sehr hart mit mir und hab mich runter gemacht. Weißt du , ab wann das besser wurde und ich auch sicherer wurde? Als ich anfing wohlwollender mit mir zu sein und Mitgefühl für mich zu entwickeln. Es ist, wie Jules schreibt, bei etwas körperlichen hätten wir nicht so viele Gedanken im Kopf wegen einer Krankschreibung.

LG Senif

[candi]

Danke.

Ob ich arbeiten könnte...irgendwie geht es ja. Ich setze für die 45 min Unterricht die Maske auf. In der Pause heule ich dann im Kunstraum.
Ich hab ehrlich gesagt auch Angst vor der Reaktion meines Mannes. Er sagt dann "du hast ja ein Leben. Ich würde auch gerne mal Blau machen und nicht arbeiten". Oder "So schlecht hast du es aber wirklich nicht. Andere haben es schlechter". Hab mich schon mal krankschreiben lassen und ha so getan als würde ich zur Arbeit fahren damit er das nicht mitbekommt.
Ich will meine Reha

[Maik4711]

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Ich leide seit Jahren an Depressionen. Anfang 2020 ist meine Mama plötzlich gestorben was die Lage noch verschlimmert hat. Zudem kommen Schuldgefühle, dass ich es vieleicht verhindern hätte können. 2 Jahre später hat mein großer Sohn die Diagnose ADHS gefolgt von der Diagnose Autismus Spektrum. Mitte 2023 musste ich meinen Arbeitsplatz wechseln weil die Stadt kostenpflichtige Parkplätze eingeführt hat und ich es mir nicht mehr leisten konnte zu pendeln. Ein nächster Schlag weil mir meine Kollegen sehr wichtig waren. Zumal ich aus dem Ausland komme hier keine Familie und Freunde habe und meine Kollegen mir diese Lücke gefüllt haben.

Hi Candi !

Auch wenn ich Dir keinen Rat geben kann, möchte ich Dir gerne antworten.
Ich kann Dich gut verstehen. Ich habe auch frühzeitig meine Eltern verloren, inzwischen ist aus meiner Familie gar keiner mehr da. Auch ich mache mir, wenn auch aus anderen Gründen, Vorwürfe, zumindest bei meinem Vater, das ich es hätte verhindern können.
Auch meine Oma hat einen Schlaganfall gehabt und vielleicht hätte ich es verhindern können.

Ich habe auch das "Problem", das meine Kollegen den Freundeskreis "ersetzen". Ich komme zwar nicht aus dem Ausland, habe aber ein großes Problem mit sozialen Kontakten. Im Kollegenkreis geht es aber ganz gut. Ist schon unglaublich, das Du wegen Parkgebühren den Arbeitsplatz wechseln musstest. Da fällt einem nix zu ein.

Gruß Maik

[candi]

Hi Maik,
danke für deine lieben Worte.
Ich fühle mich so einsam und verloren...Bin Montag arbeiten gegangen und schon in der ersten Minute als die Kollegen mich gefragt haben wieso ich hier sei ich sollte doch auf Reha sein habe ich geheult.
Dann habe ich nochmal von einer erfahrenen dass die anderen Lehrer über mich im Lehrerzimmer lästern... Gestern war mein Geburtstag und es hat das Gefühl der Einsamkeit nur verstärkt. Ich liege jetzt im Bett und möchte mich krankmelden. Ich hab keine Kraft arbeiten zu gehen. Ich hatte schon depressive Episode aber damals haben mich meine Kollegen aufgefangen und ich bin zur Arbeit gegangen nur um sie zu treffen. Das hat mir geholfen. Hier weiß ich dass ich unerwünscht und nicht verstanden werde.
Ist schon jämmerlich genug dass ich gestern den ganzen Tag im Kopf nach einer Person gesucht habe der ich mich anvertrauen kann und letztendlich auf einem Anonymen Forum gelandet bin.

[Fadenfisch]

Guten Morgen Candi,

es tut mir leid, zu lesen, was dir alles passiert ist. Es liest sich sehr verzweifelt.

Ich war auch schon mehrfach in Situationen, wo ich einfach nicht mehr wusste, wie es weitergehen soll. Arbeiten ging auch nicht mit meiner emotionalen Verfassung. Wenn ich jetzt in deiner Situation wäre, würde ich eine Klinik aufsuchen und mich einweisen lassen. Da gibt es Psychologen und Sozialarbeiter, die mit dir über deine Situation sprechen und gemeinsam nach Lösungen suchen können. Das hat mir auch weitergeholfen.

Falls du dich nun fragst, was ist mit den Kindern? Dein Mann erscheint mir aus dem, was du schreibst, gesund zu sein. Das heißt, er könnte sich ja um sie kümmern, während du nicht zu Hause bist.

[candi]

Hallo Fadenfisch,

schön dass dir Psychologen helfen konnten. Das gibt Hoffnung.

Mein Mann ist gesund und theoretisch könnte er mit den Kindern bleiben aber ich will es nicht. Ich müsste mir dann die ganzen 5 anhören müssen wie schrecklich und anstrengend es ist und dass ihn die Kinder nerven und so. Macht er schon wenn ich abends ausgehe. So könnte ich gar nicht entspannen. Und dann würde ich mir noch monatelang anhören müssen wie sehr er sich geopfert hat. Nein danke.