Umgang mit Betroffenen als Angehörige (Depressionen, ADHS)
Verfasst: 25. Mär 2024, 12:42
Hallo liebe Betroffene und Angehörige, sowie alle anderen Mitlesenden
Mein Bruder (er 31, ich 33) leidet seit nunmehr vier Jahren an Depressionen, vor ca. 1.3Jahren kam noch die Diagnose ADHS dazu. Die Krankheit verschlimmerte sich schleichend, zunächst war es nur ein gelegentliches Niedergeschlagensein und Gedankenkarussell, dann folgten viel stationäre Aufenthalte, medikamentöse Einstellungen, Arbeitsunfähigkeit seit ca. 2 Jahren, Rehaversuche, Psychotherapie usw. Wir leben in derselben Stadt. Mein Bruder ist sehr einsam und zieht sich extrem zurück. Ich habe immer versucht ihm Hilfe anzubieten, ihn zu integrieren, Besuche angeboten, Unterstützung im Alltag, selten nahm/nimmt er etwas davon an. Auch zur Zeit habe ich das Gefühl, dass sich sein Zustand nochmals mehr verschlechtert als verbessert. Neben meiner Mutter bin ich die einzige aus der Familie, die sich richtig kümmert/interessiert. Und auch sie eher aus Pflichtbewusstsein und meiner Meinung nach zu wenig. Aber er ist natürlich auch erwachsen. Er hat sehr wenig Kontakte. Treffen sagt er zunehmend ab, er sei zu schlapp, er schaffe es nicht. Die Kommunikation ist zur Zeit sehr eingeschränkt.
Jetzt kommt hinzu, dass ich am Ende meiner Schwangerschaft bin und emotional und gedanklich immer weniger Kapazitäten habe, mich zu kümmern. Mich beschäftigt diese Thematik natürlich seit dem Beginn der Erkrankung extrem und nimmt mich sehr mit. Oft muss ich weinen, weil es mir so nahe geht und er mir so Leid tut. Ich habe oft Angst, dass er sich etwas antun könnte, wenn ich nicht immer wieder nachhake oder Hilfsangebote mache. Andererseits merke ich,dass mich die Thematik zunehmend ausbrennt und ich beginne, mich zu distanzieren und teilweise auch wütend werde. Er interessiert sich nie für meine Angelegenheiten, fragt nie, wie es mir geht. Ich weiss, dass das Teil der Krankheit ist, doch ist es so ungemein ermüdend, so dass ich das Gefühl habe mich distanzieren zu müssen, damit es mir wieder besser geht. Doch dabei geht es mir auch nicht gut, ich mache mir dann Sorgen, dass ich als eine seiner Hauptunterstützenden wegfalle und das seine Krankheit nochmal verschlechtern könnte. Oder er sich zurück gesetzt und abgewiesen fühlt (was ein großes Thema in seiner Gedankenwelt spielt und familiäre Hintergründe hat). Ich will ihm gleichzeitig auch nicht auf die Nerven gehen, indem ich immer wieder nachfrage, ob er was braucht. Dass er immer zu mir kommen kann, weiß er eigentlich, trotzdem bin ich mir unsicher, ob er das wirklich weiß. Ich habe keine Ahnung mehr, wie ich mit dem Thema umgehen soll. Melde mich immer weniger, weil wenig zurück kommt, auch im Sinne von dass er Unterstützung möchte oder einfach nur Besuchen, spazieren gehen o.ä. und irgendwie macht mich das gleichzeitig wütend, weil ich mich frage ob er überhaupt weiss, wie es mir damit geht und einmal einen Gedanken daran verschwendet. Dann bekomme ich auch Wutgefühle und bin genervt, dass er nur in seinem Mikrokosmos existiert und beginne Unverständnis zu zeigen. Ich bin irgendwie komplett überfordert mit der Situation und würde mich dem zur Zeit am liebsten komplett entziehen...das fühlt sich aber unfair an.
Ich suche Angehörige zum Austausch oder auch Betroffene, die vielleicht ähnliches erlebt haben und mir einen Ratschlag geben können, wie sie sich gewünscht hätten, wie Angehörige sich verhalten.
Liebe Grüße, Lina
Mein Bruder (er 31, ich 33) leidet seit nunmehr vier Jahren an Depressionen, vor ca. 1.3Jahren kam noch die Diagnose ADHS dazu. Die Krankheit verschlimmerte sich schleichend, zunächst war es nur ein gelegentliches Niedergeschlagensein und Gedankenkarussell, dann folgten viel stationäre Aufenthalte, medikamentöse Einstellungen, Arbeitsunfähigkeit seit ca. 2 Jahren, Rehaversuche, Psychotherapie usw. Wir leben in derselben Stadt. Mein Bruder ist sehr einsam und zieht sich extrem zurück. Ich habe immer versucht ihm Hilfe anzubieten, ihn zu integrieren, Besuche angeboten, Unterstützung im Alltag, selten nahm/nimmt er etwas davon an. Auch zur Zeit habe ich das Gefühl, dass sich sein Zustand nochmals mehr verschlechtert als verbessert. Neben meiner Mutter bin ich die einzige aus der Familie, die sich richtig kümmert/interessiert. Und auch sie eher aus Pflichtbewusstsein und meiner Meinung nach zu wenig. Aber er ist natürlich auch erwachsen. Er hat sehr wenig Kontakte. Treffen sagt er zunehmend ab, er sei zu schlapp, er schaffe es nicht. Die Kommunikation ist zur Zeit sehr eingeschränkt.
Jetzt kommt hinzu, dass ich am Ende meiner Schwangerschaft bin und emotional und gedanklich immer weniger Kapazitäten habe, mich zu kümmern. Mich beschäftigt diese Thematik natürlich seit dem Beginn der Erkrankung extrem und nimmt mich sehr mit. Oft muss ich weinen, weil es mir so nahe geht und er mir so Leid tut. Ich habe oft Angst, dass er sich etwas antun könnte, wenn ich nicht immer wieder nachhake oder Hilfsangebote mache. Andererseits merke ich,dass mich die Thematik zunehmend ausbrennt und ich beginne, mich zu distanzieren und teilweise auch wütend werde. Er interessiert sich nie für meine Angelegenheiten, fragt nie, wie es mir geht. Ich weiss, dass das Teil der Krankheit ist, doch ist es so ungemein ermüdend, so dass ich das Gefühl habe mich distanzieren zu müssen, damit es mir wieder besser geht. Doch dabei geht es mir auch nicht gut, ich mache mir dann Sorgen, dass ich als eine seiner Hauptunterstützenden wegfalle und das seine Krankheit nochmal verschlechtern könnte. Oder er sich zurück gesetzt und abgewiesen fühlt (was ein großes Thema in seiner Gedankenwelt spielt und familiäre Hintergründe hat). Ich will ihm gleichzeitig auch nicht auf die Nerven gehen, indem ich immer wieder nachfrage, ob er was braucht. Dass er immer zu mir kommen kann, weiß er eigentlich, trotzdem bin ich mir unsicher, ob er das wirklich weiß. Ich habe keine Ahnung mehr, wie ich mit dem Thema umgehen soll. Melde mich immer weniger, weil wenig zurück kommt, auch im Sinne von dass er Unterstützung möchte oder einfach nur Besuchen, spazieren gehen o.ä. und irgendwie macht mich das gleichzeitig wütend, weil ich mich frage ob er überhaupt weiss, wie es mir damit geht und einmal einen Gedanken daran verschwendet. Dann bekomme ich auch Wutgefühle und bin genervt, dass er nur in seinem Mikrokosmos existiert und beginne Unverständnis zu zeigen. Ich bin irgendwie komplett überfordert mit der Situation und würde mich dem zur Zeit am liebsten komplett entziehen...das fühlt sich aber unfair an.
Ich suche Angehörige zum Austausch oder auch Betroffene, die vielleicht ähnliches erlebt haben und mir einen Ratschlag geben können, wie sie sich gewünscht hätten, wie Angehörige sich verhalten.
Liebe Grüße, Lina