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Depressives Gesicht, wie reagieren die anderen?

Verfasst: 5. Jan 2005, 23:33
von 110
Hallo,

ich denke, es ist nicht nur bei mir so: Wenn man in einer Depression steckt, macht man kein natürlich-fröhliches Gesicht, eher ein versteinertes oder eben ein gezwungen-fröhliches, was schon einer Maske gleichkommt. Wie man aber in den Wald ruft …. usw. , also reagieren die Mitmenschen entsprechend abweisend, man erntet nicht gerade Sympathie. Wie könnte man es schaffen, in dieser Gemütslage nicht so abstoßend auszusehen?
Entspannungsübungen? Galgenhumor, Lachen trotz allem? Oder mich einfach so traurig akzeptieren, und dann wenigstens traurig-entspannt aussehen? Oder bilde ich mir die ablehnenden Reaktionen der anderen nur ein?? Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht?
Viele Grüße, Elise.

Re: Depressives Gesicht, wie reagieren die anderen?

Verfasst: 6. Jan 2005, 06:12
von ramona
Hallo Elise!

Die Frage die du da stellst ist in der Tat sehr interessant. Wie kann/soll man in einer Depression "entspannt" aussehen?

Gerade in den letzten Tagen werde ich wieder häufiger mit dieser Frage konfrontiert. Im Büro, zu Hause, bei Bekannten. Wichtig ist vielleicht klar zu machen, dass man nicht launisch oder abweisend ist, sondern dass es eineim einfach nicht gut geht, dass es einem nicht immer zum lachen ist. Das nächste Problem kommt gleich auf den Fuß, denn in aller Regel kommt dann die Frage, was denn sei. Was aber hierauf antworten, mitunter Menschen gegenüber die mein "Innenleben" beim besten Willen nicht zu interessieren hat (soll eigentlich heißen, dennen ich mich nicht mitteilen möchte, was die tatsächliche Ursache meines "Gesichtes" ist - hauptsächlich im Büro oder bei entfernten Bekannten).

Ob Entspannungsübungen da helfen können weiß ich nicht, die habe ich bisher immer nur im Zusammenhang mit meinen Rückenproblemen angewendet, jedoch dürfte es mit Sicherheit einen Versuch wert sein. Für mich habe ich gemerkt, dass ich mich am besten entspanne, wenn ich es schaffe mich auf ein Gespräch einzulassen und bemerke das ich gar nicht so sehr schräg drauf bin, wie ich so oft von mir denke oder nach langem überlegen doch etwas finde was mit gut tut und es dann auch in die Tat umsetzte.

Wir müssen einfach lernen zu aktzeptieren, dass ein "depressives Gesicht" zu unserem Krankheitsbild gehört, wie der Gips bei einem gebrochenen Arm. Sicherlich nicht leicht, weil ein gebrochnener Arm "immer" sofort und ohne Nachfrage als Krankheit erkannt und als solches auch ohne weitere Worte angenommen wird. Diese Aussage kann dir nicht wirklich weiter helfen, mir hilft sie ja auch nicht, aber irgendwie zeigt es doch die Richtung an, in die es gehen sollte.

Gruß Ramona

Re: Depressives Gesicht, wie reagieren die anderen?

Verfasst: 6. Jan 2005, 10:44
von orangezimt
Hallo Elise,

herrje, wie ich das kenne! In den depressiven Phasen fühle ich nicht nur, wie mein Gesicht reichlich versteinert und kraftlos daherkommt, sondern ich empfinde mich mit diesem Gesicht auch noch als furchtbar häßlich, antisozial, schräg. Der Blick in den Spiegel ist dann von einem tiefen Seufzen begleitet. So möchte man fast nicht gesehen werden.
Was hilft da? Manchmal hilft es mir, dann eben ganz besonders traurig aussehen zu wollen, den Blues sozusagen zu kultivieren.

Ein anderes Problem mit der depressiven Ausstrahlung. Ich wohne in einer Großstadt und habe den Eindruck, daß, wenn ich depressiv bin, manche Leute ganz besonders rüde werden. Ich fühle mich auffallend häufiger angerempelt, gestoßen, böse angesehen. Kennt das auch jemand von Euch?
Was aber ebenfalls passieren kann: daß manche Leute einen plötzlich anlächeln oder (ganz seltsam) mich nach dem Weg fragen.
Vielleicht geht die Spannung aus dem Gesicht tatsächlich dann weg, wenn man "selbstbewußt depressiv" ist, (d.h. die Ansprüche der anderen ans Funktionieren werden total unwesentlich), vielleicht ist das dann der Punkt, wo einem zugelächelt wird?

Viele Grüße
orangezimt.

Re: Depressives Gesicht, wie reagieren die anderen?

Verfasst: 6. Jan 2005, 13:18
von Sternenhimmel
Hallo Zusammen!

Ich kenn´ das auch nur zu gut. Gerade wenn es mir mies geht, habe ich das Gefühl von allen Leuten angestarrt zu werden. Als wäre ich eine Aussätzige oder so. Das zieht mich noch weiter runter! Vielleicht hat das einfach mal was mit selektiver Wahrnehmung zu tun. Wenn es einem dann mal dreckig geht, sieht man dann vermutlich mehr die negativen Sachen, die um einen herum passieren.
Elise, echt Daumen hoch! Das du selbstbewußt depressiv durch die Gegend gehen kannst ist echt klasse!! Wie schaffst Du das???

Liebe Grüße
Daniela

Re: Depressives Gesicht, wie reagieren die anderen?

Verfasst: 6. Jan 2005, 14:46
von 110
Hallo,liebe Ramona, Orangezimt und Daniela,

eure Zuschriften haben mir echt gutgetan. DANKE! :- ) Dieser Smilie gibt vielleicht einen Hinweis, was da mit mir passiert ist, und du, liebe(r?) Orangezimt, hast es ja in deiner Antwort erwähnt: Wenn jemand dazu kommt, z.B. nach dem Weg fragt und uns ein Lächeln entlockt, dann aber eher schon ein ehrliches und kein aufgesetztes Lächeln, dann entspannt sich das Gesicht dadurch, und es wird tatsächlich besser. So ähnlich habe ich mich jetzt nach euren Zuschriften gefühlt: Ich fühlte mich angelächelt und lächle nun zurück :- ).

Wie aus meiner Frage hervorgeht, ist es leider ganz und gar nicht so, Daniela, dass ich mit erhobenem Haupt zu meinen traurigen Zuständen stehen kann. Ich wollte sagen: Ich wünschte mir, dass ich es könnte. Oder dass ich das negative Echo, dass ich durch Blicke und Verhalten der anderen bekomme, als Erinnerungssignal nehme, mich selbst wieder mehr zu akzeptieren, und dann …, aber lest selbst:

Ich habe ein altes Gedicht ausgegraben, das ich mal zu dem Thema geschrieben habe:


Augen-Blick

Immer wieder
Meine Fremdheit auch in anderen vermutet.
Jede Begegnung,
Jede Vorstellung von der Existenz anderer,
Multiplikator der eigenen Ungeborgenheit :
So viele Individuen und Gen-Konstellationen
Genauso viele Möglichkeiten,
Dass jemand ausgesetzt ist in der Fremde :
Eigene Missempfindung grauenvoll vervielfacht
In meiner Gedankenwelt.

Und wenn ich mich nun einfach akzeptiere :
Es gibt mich und es darf mich geben?

Gegenwartserleben!
Wach in ein Gesicht geschaut.
Das Echo Augenleuchten, kleines Lächeln, Wärme spontan.
Echo worauf?
Echo meiner Freundlichkeit?
Kann es sein, dass Freundlichkeit in mir zuhause ist?

Vielleicht habt Ihr so eine Erfahrung auch schon mal gemacht oder könnt demnächst mal darauf achten? Viele Grüße von Elise.

Re: Depressives Gesicht, wie reagieren die anderen?

Verfasst: 9. Jan 2005, 06:07
von anodano
also, wenn ich akut depressiv bin, achte ich eigentlich weniger auf meine mitmenschen. was mich dann eher verwundert, ist, daß man es am telefon sofort hört, auch wenn ich mich scheinbar normal melde. die schlimmste reaktion zu zeiten meines komplettabsturzes war: "hör auf so zu klingen, sonst kann ich nicht mehr mit dir reden!" (...mir doch egal, hab eh kein bock zu reden... *g*).
was mein eigenes gesicht angeht, hab ich vor vielen jahren mal begriffen, daß es anderen gut tut, wenn man sie anstrahlen kann. jetzt in der depression zwinge ich mich manchmal dazu, ganz bewußt (fremde) menschen anzustrahlen und deren erfreute reaktion in mich aufzusaugen, dann fühl ich mich tatsächlich gleich besser. das kann man üben, vielleicht magst du es mal ausprobieren?

Re: Selbstkontrolle

Verfasst: 9. Jan 2005, 13:47
von 110
Hallo Viola,

Danke für deinen guten Vorschlag. Sich ein Lächeln abzuringen, das dürfte man ja fast immer noch schaffen, und das freundliche Echo darauf wird einen wieder aufmuntern. Aber: Wie kann ich mein Gesicht kontrollieren? Wenn ich erst an negativen Reaktionen der anderen merke, dass ich versteinert aussehe (besonders bei Kindern merke ich diese Reaktion, die schauen mich dann ganz unentwegt an, und ich merke, sie haben regelrecht Angst vor mir, wenn ich depressiv bin),... dann ist es schon reichlich spät. Ein Spiegel wäre gut (wenn man draußen ist, tut es auch ein Schaufenster zum Spiegeln der eigenen Gesichtszüge). Ich hatte schon vor, einen zweiten Spiegel in meinem Korridor aufzuhängen als Reminder und als zusätzliche Kontrollmöglichkeit.
Auch das Schreiben über das eigene Gesicht tut gut. Und Humor von allen Seiten, damit man einfach mal lachen muss Liebe Grüße, Elise.

Re: Depressives Gesicht, wie reagieren die anderen?

Verfasst: 9. Jan 2005, 15:57
von anodano
deshalb ja ganz klein anfangen, erstmal ganz bewußt zb die kassiererin im supermarkt anstrahlen oder eine beamte, mit der du evtl. zu tun hast. nett ist es auch, aber das kommt meist nicht so häufig vor *g*, wenn man einen polizisten anstrahlt, der einen im auto anhält . oder einfach mal beim spazieren auf der straße einen fremden spaziergänger anlächeln. eine ganze weile lang muß man es wirklich bewußt einsetzen und regelrecht üben und in der akuten depression wird es auch nicht gut funktionieren, aber so nach und nach strahlt man sich regelrecht selbst an und ein zurücklächeln eines fremden streichelt die seele ungemein!
es ist ja nicht nur das kontrollieren der mimik, es sind ja viele verhaltensweisen, die wir depressiven (neu) lernen müssen um das leben (im einzelnen und im gesamten) wieder zu ertragen, oder?

Re: Depressives Gesicht, wie reagieren die anderen?

Verfasst: 9. Jan 2005, 17:57
von BayrLady
Hallo Viola,
dein Tipp ist echt gut! Ich muss das auch mal ausprobieren. Umso schwieriger in der akuten Phase, in der ich nur rumlaufe, als hätt ich den Teufel persönlich gesehen, ein verschrecktes, versteinertes Gesicht, meistens mit hängenden Schultern und Kopf.... Da ich einen Hund habe, Gott sei dank, mit dem m u s s ich dann nämlich raus, senke ich den Kopf meistens zum Boden und latsche so dahin, kann nicht mal die Natur betrachten, die mich sonst doch so fasziniert. Aber ich werde es wieder üben, die Leute anlächeln, die mir begegnen und das Lächeln könnte mein angespanntes Gesicht auch ein wenig weicher machen...

Hast du noch ein paar Tipps auf Lager?
Grüße Claudia

Re: Depressives Gesicht, wie reagieren die anderen?

Verfasst: 9. Jan 2005, 19:19
von anodano
hihi, naja, ich such grad selbst meinen weg, das muß glaub ich eh jeder selbst, oder? das mit dem von innen (bewußt) strahlen hat mir eine freundin beigebracht, die das konnte. es hat mich fasziniert, wie gut es mir tat, von einem zu der zeit noch fremden mädchen angestrahlt zu werden. da war ich 14, das ist also 15 jahre her, hat mich aber so geprägt.

Re: Depressives Gesicht, wie reagieren die anderen?

Verfasst: 14. Jan 2005, 23:44
von kleine-lady
Hallo Elise

>> ich denke, es ist nicht nur bei mir so: Wenn man in einer Depression steckt, macht man kein natürlich-fröhliches Gesicht, eher ein versteinertes oder eben ein gezwungen-fröhliches, was schon einer Maske gleichkommt.

-- ich gebs zu,erstmal mußte ich lachen über Deinen Text.....ist es denn so wichtig,was andere von Dir denken ?

--privates von beruflichem trennen wäre da angesagt,also sind wir wieder bei der Maske,gell ?

Entweder akzeptieren mich andere so wie ich nun mal gucke oder sie lassens bleiben....

-- Ein Tip von Kurt Tepperwein:
wenn Sie jemand fragt,wie gehts Dir?
sagt jeder automatisch: ja danke gut!
also ist das Thema erledigt....

--Machen Sie mal den Test:
Fragt Sie jemand: wie gehts Dir?
antworten Sie:"Mir gehts gar nicht gut!"
-sollen Sie mal sehn wie verlegen der Fragende wird,damit hatte er nicht gerechnet.
Die meisten schauen dann weg,weil sie nicht wissen,wie sie reagieren sollen.....die wenigsten fragen:"wieso,was fehlt Dir denn?"
--Da lernt man die Menschen kennen....probiers mal aus und staune
Gruss Enga

Re: Depressives Gesicht, wie reagieren die anderen?

Verfasst: 15. Jan 2005, 00:16
von kleine-lady
Hallo Claudia

ich hab 3 mädls,da muß ich ständig aufpassen,wann welche ihr scheißerle macht,oder 2 festhalten,damit die 3te ihr pieselchen macht,und jeder der vorbei läuft spricht mich an wegen meiner 3 mädls,
denen hatte ich von klein an beigebracht ,SITZ" zu machen , bis die Leute an uns vorbei sind,manchmal wollen sie auch die Leute begrüßen,das geht natürlich nicht,da würden die Leute schmutzig werden,
auf jeden Fall - M U S S ich raus wegen meiner 3 mädls [ein Glück,sonst ging ich gar nicht vor die Türe]und denen zuliebe reiß ich mich schon zusammen,die können doch gar nix dazu,das ich Depressionen habe,....

also,geniese doch das Gassi gehn,die Natur an sich ,ich geh z.B.gerne in den Wald das gibt irgenwie Kraft,probiers mal aus,der Geruch - die Bäume - herrlich,
sprich mit den Leuten die Dir begegnen,jedes liebe Wort,das tut doch der Seele gut ...und
wenn Du Dich freust,freut sich auch Dein Hund

Gruss an Dich und wuff an Dein Hund

Re: Depressives Gesicht, wie reagieren die anderen?

Verfasst: 15. Jan 2005, 17:08
von BayrLady
Hi Enga,
süss sind deine Mädels!! Die würden sich über meinen Buben freuen. Aber ich denke, wenn du mit 3 unterwegs bist, hast du wirklich einen mords Stress, dass du alle 3 unter Kontrolle hast. Da habs ich ein wenig leichter, mit "nur" einem. Aber danke für den Tipp, ich versuchs auch jedesmal Gassi-gehn anzuwenden und mich zu freuen, dass die Natur so schön ist.

Wünsch dir auch offene Augen für die Natur und den Wald und einen schönen Sonntag!
Grüße
Claudia

Re: Depressives Gesicht, wie reagieren die anderen?

Verfasst: 20. Jan 2005, 23:38
von JUGI
ja von wegen lächeln. Da kann ich nur von einer situation berichten die mir in der klinik passiert ist. Ich ging also um die ecke an einem aufzug vorbei. Gerade wollte sich die tür schließen und ich schaute hinein. Zwei blicke trafen sich unvermutet. Ein lächeln hatten wir beide automatisch füreinander übrig. Es kam ganz automatisch. Nichts aufgesetztes. Für einen kurzen moment schien die zeit stehen zu bleiben, die seele empfand nächstenliebe und es wurde warm ums herz. Da war die tür auch schon zu und jeder ging seiner wege. Natürlich weiß ich nicht ob mein gegenüber genauso empand, aber bei mir war es so. Dieses lächeln ganz von alleine aus dem tiefsten innern, dass einem doch irgendwie verloren gegangen ist, finde ich so schrecklich. Doch da war es und ich werde es nicht vergessen. Ich glaube das dies selten geworden ist in unserer welt. Ich laufe sonst auch mießepetrig durch die welt, weil ich es nicht gelernt habe mich hinter einer fassade zu verstecken. Wenn es mir schlecht geht, geht es mir eben schlecht. Es tut mir dann natürlich leid, wenn ich andere damit die stimmung vermieße. Ja, vielleicht sollte man lernen gute miene zum bösen spiel zu lernen, ich weiß es nicht.
Aber leider bin ich kein clown !
So hoffe ich doch irgendwann wieder natürlich, freundlich, heiter weiter durch das universum zu wandeln. Für uns alle

Gruß joe

Re: Depressives Gesicht, wie reagieren die anderen?

Verfasst: 21. Jan 2005, 10:43
von Sentis
Danke ihr Lieben, mir ging es genau so wie euch.

Irgendwann bin ich wieder einmal unbemerkt in deine depressive Phase gekommen, weil die Dosis zu gering war. Dann lief ich angeblich auch mit gesenktem Kopf und finsterer Miene durch die Stadt.

Plötzlich stellte sich mir ein junges Mädchen in den Weg und sah mich mit gleicher düsterer Miene an. Es dauerte ein paar Sekunden bis ich begriff. Dann lachten wir uns an und seither setze ich in der U-Bahn ein meist ein fröhliches und zuversichtliches Lächeln auf und viele lächeln mir zu.

Zu Enga's Test: Fragt Sie jemand: wie gehts Dir? antworten Sie:"Mir gehts gar nicht gut!"
Sollen Sie mal sehn wie verlegen der Fragende wird, damit hatte er nicht gerechnet.
Die meisten schauen dann weg, weil sie nicht wissen, wie sie reagieren sollen.....die wenigsten fragen: "wieso, was fehlt Dir denn?" Da lernt man die Menschen kennen....probiers mal aus und staune.

Da habe ich auch die Erfahrung gemacht, dass man Menschen, die noch nie eine Depression hatten, nicht damit belästigen soll. Über deren Antworten kann man sich im nachhinein nur ärgern.

Re: Toller Text, für Joe

Verfasst: 21. Jan 2005, 14:19
von 110
Hi Joe,

Dein Erlebnis hat mich richtig begeistert, und zwar vom literarischen und vom psychologischen Standpunkt gesehen. Total lebendig und plastisch: Die Aufzugtür geht auf, das Lächeln, die Aufzugtür geht wieder zu, und das war’s… aber was hat das bei dir bewirkt!
Ich betreue auf der Seite www.zwaenge.de die kreative Seite für Betroffene, „Gedankenwelten“ (oben links auf der Betroffenen-Seite ist der Link), und da würde dein Text wunderbar hineinpassen. Meine Frage an dich: Dürfte ich ihn da veröffentlichen? Wenn ja, mit dem Nickname „Joe“? Wenn du nein sagst, habe ich dafür vollstes Verständnis. Aber es wäre eben schön….
Vielleicht schaust du mal rein und bekommst Spaß, noch mehr solche tollen Texte zu schreiben? Bitte lass mich deine Meinung wissen. Viele Grüße, Elise.

Re: Depressives Gesicht, wie reagieren die anderen?

Verfasst: 22. Jan 2005, 01:42
von JUGI
Hallo Elise,

ES IST MAL WIEDER MITTEN IN DER NACHT UND ICH SOLLTE EIGENTLICH SCHLAFEN. KOMME VOM KINO. JA ICH HABE MICH MAL AUFRAFFEN KÖNNEN UND HABE ES GEMACHT.
SCHÖN DAS DIR MEIN ERLEBNIS GEFALLEN HAT. DAS FREUD MICH !
Ja WAS HAT DAS BEI MIR BEWIRKT ?
ES WAR EINFACH EIN WOHLIGES GEFÜHL. WAS SOLL ICH SAGEN. ERST MAL WAREN DA JA ZWEI MENSCHEN DENEN ES NICHT GUT GING. SONST WÄREN WIR JA NICHT IN DER KLINIK GEWESEN. JEDER WUßTE ALSO WAS LOS WAR. ABER ALLES WAR SO SELBSTLOS. WIE GESAGT ES LIEF GANZ AUTOMATISCH AB. AUS DEM HERZEN FÜR DEN ANDEREN. NICHT MIT DEM GEDANKEN, ICH MUß JETZT LÄCHELN DAMIT ICH EIN LÄCHELN ZURÜCKBEKOMME UM MIR DAMIT EINEN GEFALLEN ZU TUN. ICH WEIß NICHT WIE ICH DAS BESCHREIBEN SOLL, ES WAR EINFACH ANDERS. DAS LÄCHELN HATTE EMOTIONEN DES ANGENOMMEN SEINS, SO WIE MAN EBEN GERADE WAR. EIN HAUCH DES MITGEFÜHLS. WIE VIELES IN DER WELT HEUTE EBEN NICHT KALT UND OBERFLÄCHLICH. UND WEIL MAN EBEN IN DER SELBEN SITUATION WAR, WAR ES WIRKLICH MITGEFÜHL UND ES BEDARF KEINER GROßEN WORTE DES FÜREINANDER VERSTÄNDNIS HABENS.
WIE GESAGT ICH WEIß NICHT WIE MEIN GEGENÜBER GEDACHT, GEFÜHLT HAT ? BEI MIR WAR ES EBEN SO. ICH WÜNSCHT NUR ICH WÄRE IN DEM SEELENZUSTAND, UM AUTOMATISCH MEHR DAVON VERSCHENKEN ZU KÖNNEN. ES HEIßT JA; LIEBE DEINEN NÄCHSTEN WIE DICH SELBST, UND SICH IN DER DEPRIPHASE SELBST ANZUNEHMEN.... MIT DEN SCHEIß NEGATIVEN GEDANKEN....DEM GRÜBELN.....WIESO KANN MAN NICHT VON ALLEM ABLASSEN UND EINFACH NUR LEBEN ?
ICH GLAUBE ICH MACHE MIR WIEDER ZUVIEL GEDANKEN !

Natürlich kannst Du den Text verwenden Elise ! Kein problem !
Und ich schaue mal rein, ja das tue ich !
Noch mehr Texte schreiben ? Ich wünschte ich hätte mehr solche Erfahrungen gemacht !

So, machts alle gut, besser

joe

Re: für Joe

Verfasst: 22. Jan 2005, 19:28
von 110
Hallo Joe,

Ja, wir möchten gern mehr verschenken. Und doch ist es doch genauso wichtig, aber noch viel schwieriger, sich etwas schenken zu lassen. Das ist dir aber bei diesem unverhofften Erlebnis gelungen. Du hast dir das Lächeln schenken lassen. Und noch mehr!: die Aufzugtür ging wieder zu, bevor du dich zu irgendetwas hättest verpflichtet fühlen können. Alles ging zu schnell. Und deshalb bliebst du ganz perplex mit diesem Geschenk zurück. (Sicher, du hast auch zurück gelächelt. Aber das genügte, und das war auch ganz spontan und ungezwungen.)
Worüber ich mich am meisten freue: Dass du das heute noch so gut weißt und in deiner Erinnerung abrufen kannst.
Zum Schluss schreibst du: „Ich wünschte ich hätte mehr solche Erfahrungen gemacht!“
Ich vermute, solche Erfahrungen sind so selten in meinem und deinem Leben, weil wir uns zu schnell anderen gegenüber verpflichtet fühlen und deshalb in Beziehungen nicht so frei sein können wie es dir da ganz kurz gelungen ist. Auch unser Grübeln ist ein Anzeichen dafür. So kommt bei mir immer wieder ein riesiger Leistungsdruck, der mir etwas ganz Verrücktes sagt. Er sagt mir, ich müsste mir meine Daseinsberechtigung durch gute Taten verdienen. Und dann grüble ich, warum ich nicht gut genug bin und was ich hätte anders machen sollen.
Vielleicht verstehst du jetzt, warum deine kleine Geschichte mich so beeindruckt hat, und es ist auch wie ein kleines Geschenk, dass du sie erzählt hast.

Lass dir ab und zu mal wieder etwas schenken:-)
Elise.

Re: Depressives Gesicht, wie reagieren die anderen?

Verfasst: 22. Feb 2005, 16:51
von Angie08
hallo,
ich persönlich habe schon viele positiven erfahrungen damit gemacht,seitdem ich nicht mehr krampfhaft versuche mich zu verstellen und mich einfach so zeige wie es in mir aussieht.Ich finde es einfach nur anstrengend so zu tun als würde es mir gut gehen.Und ich finde die Depression ist schon so anstrengend an sich, dass ich mir diese zusätzliche Anstrengung eines erzwungenen Lachens nicht auch noch antun muss.Ich habe dann auch schon ganz oft die Erfahrung gemacht, das ich, wenn ich ehrlich sage dass ich mich nicht gut fühle darauhin auch schon in wirklich gute ehrliche Kommunikation gekommen bin.manchmal kam es dann sogar zu wirklich lustigen Szenen,wo der andere dann auch zugeben konnte dass es ihm schlecht ging und wir dann gemeinsam darüber lachen konnten.
Im Yoga Kurs bekam ich eine Form des Lächelns vermittelt,die einfach nur darin besteht die Gesicht und Kiefermuskulatur zu entspannen mit dem Auftrag uns selber innerlich anzulächeln.
Kein verkramftes falsches Grinsen wohlgemerkt.
Und seitdem ich dieses innerliche mich selber anlächeln des öfteren anwende, hat sich mein Gesichtsausdruck wohl schon so zum Positiven verändert,dass ich ganz oft die Rückmeldung bekomme dass ich gut aussehen würde. was mich dann manchmal total verschreckt, weil ich mich ja gar nicht gut fühle.
Also ich finde es manchmal auch ganz schön spannend wie offen die Menschen werden wenn ich nicht mehr krampfhaft versuche mein Gesicht fröhlich aussehen zu lassen.
Und das nimmt mir einfach den Druck mich weiterhin verstellen zu müssen.
das habe ich viel zu lange getan und es hat mir gar nicht gut getan.
Aber vielleicht ist das ja das positive an der Depression,das man endlich lernt wieder man selbst zu sein.
Ich bin noch recht neu hier und dementsprechend unsicher.Na klar, schon wieder die bekannte Angst,mein Beitrag könnte nicht gut genug sein,oder nicht hilfreich, oder noch schlimmer noch kritisiert werden.
Aber ich will jetzt einfach immer wieder in diese alten Ängste reingehen,und damit aus der depression raus

Gruss Angelika

Re: Depressives Gesicht, wie reagieren die anderen?

Verfasst: 23. Feb 2005, 19:38
von 110
Liebe Angelika,

Du brauchst keine Angst zu haben, dein Beitrag könnte nicht gut genug sein. Gut genug für wen? Gut genug im Vergleich mit wem?? Die Hauptsache ist doch, dass er ehrlich, authentisch geschrieben ist.

Dazu möchte ich aber anmerken, dass ich diese Angst nur zu gut verstehe, und dass ich sie ebenso habe. Aber anderen kann man oft Ratschläge geben, die man sich auch selbst geben müsste.

Ganz herzlich möchte ich mich für den guten Tipp des entspannten, ehrlichen Lächelns bedanken. Der ist ganz wertvoll für mich und hört sich realistisch an. Ich möchte das auch gerne ausprobieren, weil es keine Maske erfordert und nicht unfreundlich aussieht.

Hast du durch Yoga auch sonst gute Erfahrungen bezüglich deiner Depressionen gemacht?
Ist es schwierig, diese Übungen auch alleine weiterzumachen? Schaffst du das?
Bist du schon therapiert worden? Kennst du den Leistungsdruck, nach einer Therapie zu beweisen, dass es einem besser geht? (Bitte nur antworten, wenn du möchtest.)
Nochmals vielen Dank und liebe Grüße, Elise.

Re: Depressives Gesicht, wie reagieren die anderen?

Verfasst: 25. Feb 2005, 16:58
von Angie08
hallo Elise,
Es freut mich, dass mein Beitag dich angesprochen hat.
zu Deinen Fragen:Vielleicht sollte ich noch erwähnen dass ich 52 jahre alt bin und bis zu meiner Erkrankung mich selber unter einen so hohen Leistungsdruck gesetzt habe,dass der Zusammenbruch dann vor 6 jahren kam und ich noch sehr sehr lange gebraucht habe um übergaupt zu akzeptieren dass ich krank bin.
Im Laufe der 6 jahre war ich dann mittlerweile schon 3 mal in psychosomatischen Kliniken.Wo ich dann in einem sehr lange dauernden Prozess,der auch heute noch anhält mich mit mir selber und meiner Erkrankung auseinandersetzen musste.
Zur Zeit habe ich immer noch eine sehr gute Therapeutin,die mir zu Yoga geraten hat.
das praktiziere ich jetzt auch regelmässig seit einem Jahr und ich selber bin sehr froh darüber mich darauf eingelassen zu haben.
Ja ich kann die Übungen sehr gut zu Hause durchführen.Und das wesentliche daran sind zusätzlich zu den Übungen natütrlich für mich die positiven Gedanken und Haltungen die
bei uns im Yogakurs auch noch vermittelt werden.Wie schon erwähnt,das wir uns selber anlächeln sollen.Gut und freundlich mit uns umgehen sollen usw.Über Yoga bin ich dann auf viel Lektüre über den Buddhismus gestossen,wo ich dann auch auf gute Anregungen für mich selber gestossen bin.
Den Leistungsdruck kenne ich nur zu gut.Und das schlechte Gefühl dabei, wenn ich den Erwartungen von Freunden und Familie,dass es mir doch endlich besser gehen muss nicht entsprechen konnte.den grössten Druck habe ich mir wohl selber dabei gemacht.
Heute kann ich gottseidank schon sagen,wenn es mir nicht gut geht,ohne ein schlechtes Gewissen dabei zu haben.Und das allein empfinde ich schon als grosse Entlastung.
Nicht mehr so tun als ob......
Ich falle immer noch in tiefe Löcher und das macht mir dann auch schon Angst.
Aber ich spüre doch, dass ich über die Yoga Übungen und die Therapien langsam bei mir selber ankomme und endlich mal spüre was mir gut tut oder nicht,und das dann auch trotz Unsicherheit und Ängsten äussern kann.
Und wenn es mir dann wirklich wieder mal ganz schlecht geht, nehme ich dann meine Decke und versuche mich mit den Übungen wieder in die Gegenwart zu holen.
Oder ich gehe raus in die Natur und auch dort
an einem See bei mir in der Nähe kann ich viele Übungen (Dehnübungen)im Freien machen

Ich merke schon, das ich mich freue mich hier mal zu Wort gemeldet zu haben.

Liebe Grüsse und danke für deine aufbauenden Worte

Angelika