Am Abgrund

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Der Berliner
Beiträge: 2
Registriert: 17. Mär 2024, 22:44

Am Abgrund

Beitrag von Der Berliner »

Hi Leute,
Ist bischen komisches Gefühl hier zu schreiben, ist das erste mal. Ich weiß nicht genau wie, aber ich schreib einfach :D
Als es mir wieder schlecht ging wollte ich irgendwie meinen Gedanken freienlauf lassen.

Ich fang am besten von vorne an. Ich bin 25 und kämpfe seid 3 Jahren mit Depression, wobei mit dies erst im letzen Jahr klar geworden ist. Mir wurde immer wieder von meiner Umgebung gesagt, dass es psychische Krankheiten wie Depression nicht gibt, dass es normal ist wenn man sich manchmal schlecht fühlt, dass man mal nen scheiß Tag hat und das das wieder besser wird. Deswegen habe ich meine Gedanken nie ernst genommen. Ich dachte jeder denkt er sei ein Versager, jeder hat diese Dunklen Gedanken und über Selbstmord nachzudenken sei normal.
Ich habe gemerkt wie es mir immer schlechter ging und habe nach Absprache mit meinem Hausarzt Antidepressiva genommen, angefangen im August letzten Jahres. Es wurde nicht besser und ich fing an meine Dosis zuerhöhen, bis ich für einen Zeitraum die dreifache menge nahm, nur dann fühlte sich alles erträglich an.
Dieses ging nicht lange gut, das Gefühl wurde schlimmer und als ich aufgrund meines Studiums 500 km von zuhause weg war, ohne jemanden zu kennen, da fing diese Leere, diese Einsamkeit wieder an, es wurde unerträglich. Die Selbstmordgedanken nahmen mehr und mehr Form an und ich wusste welche Varianten gingen und welche nicht, ich habe eine gefunden die ich mir vorstellen konnte. Eines Abend war es zu viel und ich habe mit einem Messer auf meinen Arm eingeschlagen, irgendwas um diese Gedanken abzulenken.
Ich habe mir Hilfe gesucht und bin seid November in Psychotherapie. Das Studium konnte ich nicht einfach aufschieben, der Gedanke an die Enttäuschung derer die wir wichtig sind war zu groß, ich wollte die Erwartungen erfüllen.
In der Klausurenphase war ich krankgemeldet und alle über das "wieso" anzulügen hat mich kaputt gemacht, die Masquerade aufrecht zu erhalten fühlte sich gleichzeitig notwendig und wahnsinnig an.
Im Januar wurde mir wieder alles zu viel, eines Abends waren die Gedanken so düster, das ich es losswerden wollte.
Ich rief einen guten Freund von mir an, doch er hob nicht ab. Ich rief die Notfallseelsorge an und landete in der Warteschleife. Währenddessen habe ich mir einen Strick geknotet, da dies aus unerklärlichen gründen eine beruhigende Wirkung hatte.
Ich sah keinen Ausweg ich stellte mich auf nen Hocker in meinem Studentenzimmer, legte mir den Strick um den Hals und warf eine Münze. Kopf oder Zahl...
Das ich hier schreibe lässt wohl auf das Ergebnis schließen :lol:
Ich bin seitdem beim Psychater und kriege neue Medikamente, mein Studium ist pausiert und doch fühlte es sich unverdient an. Einfach zuhause rumlungern ohne was zu tun, ich kann doch laufen, ich kann doch schreiben, denken, machen, tun...
Ich habe das Gefühl als habe ich diese Pause nicht verdient, bis das nächte Loch mich einholt und ich nicht mehr kann.
Seit eineinhalb Monaten nehme ich die neuen Medikamente und doch fühlt es sich unerträglich an.
Ich weiß nicht weiter, wird die Einsamkeit irgendwann aufhören oder lernt man damit zu leben?
Werden die Gedanken schwächer oder lernt man sie zu ignorieren?
Wird irgendwann die Hoffnung einsetzen das es besser wird?

Aktuell lebe ich aus nur einem Grund, ich möchte nicht die jenigen verletzen die mir was bedeuten, ich lebe nur noch für sie, wenn man das denn Leben nennen kann.
Ich habe Angst vor dem Tag andem mein Schmerz den verursachten überwiegt und ich es beende.

Ich weiß nicht genau wie ich so einen Post richtig beenden soll, also..

Könnt ihr mir helfen? :?
Maik4711
Beiträge: 46
Registriert: 16. Mär 2024, 19:30

Re: Am Abgrund

Beitrag von Maik4711 »

Hi !

Wirklich helfen kann ich Dir leider auch nicht, habe mich auch gerade neu hier angemeldet. Mir geht's auch nicht wirklich gut und ich habe auch Schwierigkeiten, passende Hilfe zu finden. Komme auch mit meinem Leben nicht wirklich klar. Aber auf jeden Fall gut, das die Münze auf der richtigen Seite gelandet ist.

Alles gute für Dich.
CJ43
Beiträge: 466
Registriert: 12. Okt 2007, 10:38

Re: Am Abgrund

Beitrag von CJ43 »

Lieber Berliner,
es tut mir total leid, dass es dir gerade so schlecht geht. Und wie gut, dass du dir Hilfe geholt hast!
Gleichzeitig kenne ich diese Gedanken nur zu gut. Meine erste schlimme depressive Phase ist auch im Studium aufgetreten. Mir ging es da ähnlich wie dir, weil ich gedacht habe: eigentlich habe ich ja nichts, ich muss mich nur zusammenreißen, mich mehr anstrengen usw., aber das sind einfach Symptome der Depression, die uns so denken lassen.
Sich ein bisschen Ruhe gönnen, langsam wieder in die Spur kommen - das braucht Zeit und leider habe ich mir die früher oft nicht genommen.
Wird es besser? Ja! Auf jeden Fall! Mir haben Medikamente und Therapie geholfen. Wenn ich damals eine Glaskugel für die Zukunft gehabt hätte, wäre ich sehr erleichtert gewesen. Denn jetzt, viele Jahre danach, finde ich mein Leben ziemlich ok, oft sogar richtig gut.

Das Fiese an einer Depression ist, dass man einfach nicht glauben kann, dass es wirklich wieder besser wird. Schwer auszuhalten, ich weiß. Aber es wird besser!
Alles Liebe für dich!
Constanze
Senif
Beiträge: 1150
Registriert: 23. Jul 2023, 21:42

Re: Am Abgrund

Beitrag von Senif »

Hallo Berliner,

ja, gut, dass die Münze richtig gefallen ist.

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Ich weiß nicht weiter, wird die Einsamkeit irgendwann aufhören oder lernt man damit zu leben?
Werden die Gedanken schwächer oder lernt man sie zu ignorieren?
Wird irgendwann die Hoffnung einsetzen das es besser wird?
Ja, es wird besser. Die Depression fühlt sich so schlimm an, dass sämtliche Hoffnung schwindet. Ich hatte damals gedacht, mein Leben ist vorbei und ich werde nie wieder gesund. Das war 2009.
Und heute, ich bin immer noch da, und ich empfinde wieder Freude. Kann wieder am Leben teilnehmen und mit 44 Jahren steige ich jetzt in den Beruf ein (ich hatte schon einen Beruf, 3 Jobs - aber immer nur kurz. Ansonsten habe ich viel Psychiatrie-Erfahrung gesammelt, aber keine Berufserfahrung - und jetzt sage ich mir, na und ? Ich versuche das beste draus zu machen. Und habe eine Firma gefunden, die mich aus der Rente heraus genommen hat. Wie das ausgeht, weiß ich natürlich nicht). Aber was ich damit sagen will, dass es auch nach so langer Zeit noch weiter geht, und dass Hoffnung besteht. Zugegeben der Weg ist langwierig und man braucht viel Geduld. Aber mit den richtigen Medikamenten (leider muss man oft mehreres ausprobieren) und einer guten Therapie stehen die Chancen gar nicht so schlecht, da wieder rauszukommen.
Wichtig ist glaub ich, dass du Hilfe hast von Menschen, die dich wertschätzen und dir zugewandt sind.

LG Senif :hello:
Der Berliner
Beiträge: 2
Registriert: 17. Mär 2024, 22:44

Re: Am Abgrund

Beitrag von Der Berliner »

Danke Leute,
Es ist gut zu wissen das man da nicht alleine ist.
Ich danke euch für eure lieben und motivierenden Antworten.
Ich hoffe wirklich es wird besser. Eure antworten bedeuten mir viel.

Danke Maik4711
Danke Constanze
Danke Senif.

:D :D :D
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