Hilfe für Angehörige

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Hans Wurst
Beiträge: 2
Registriert: 17. Mär 2024, 18:25

Hilfe für Angehörige

Beitrag von Hans Wurst »

Hallo,

meine Mutter leidet an einer starken Depression.Und hat dazu noch ein Alkoholproblem
vorgeschichte: Auslöser war eine Affäre meines Vaters. Meine Eltern sind vor ca 4 Jahren 3000km weit weg gezogen und ich habe die Post sowie den gang zum notar für sie übernomme. meine mum ist durch einen Behandlungsfehler dazu auch Schwerbehinder und hat nur 20 % Lungenfunktion. Vor 3 Jahren bekamen meine Brüder und ich eine Nachricht von meinem Vater das sie sich selber umbringen will. Ich bin daraufhin direkt hingeflogen um ihr beizustehen und zu versuchen zu einer therapie zu überreden. Das hat leider nicht geklappt obwohl beide mir versprochen haben sich darum zu kümmern als ich noch da war. Stattdessen musste ich mir jeden morgen als erstes am Tag eine sprachnachricht meiner betrunkenen Mutter anhören in der sie über meinen Vater schimpft. Ich habe trotzdem immer versucht ihr gut zuzureden und versucht ihr einen Therapieplatz zu besorgen. Während dieser Zeit hat sie mehrfach mir gegenüber suizid Gedanken geäußert.ich habe eine PatientenVerfügung für meine Mutter und sie hat mir geschrieben das ich dafür sorgen soll das sie wirklich stirbt also nich am Leben gehalten wird.ich bin dann mit meiner Frau hingeflogen wo es zum Streit zwischen meiner mum und meiner Frau kam. Meine Frau die auch unter Depressionen leidet hat daraufhin den Kontakt zu meiner mum abgebrochen. Meine Frau hat meiner mum ca 1 Jahr später noch eine böse Nachricht geschrieben was meine Mutter sehr verletzt hat. Ich hatte deswegen auch des öfteren Streit mit meiner Frau was ich aber auch nicht mehr möchte. Seitdem werden mir von meiner Mutter Vorwürfe gemacht das ich das nicht verhindert habe. Im Sommer letzten Jahres hat meine Mutter den Kontakt ohne jede Ankündigung zu mir und meinen Brüdern abgebroche. zu mir wurde der Kontakt wieder aufgenommen da ich nochmal für die zum Notar sollte. Ich hatte mir im Dezember ein Buch über Depression bestellt aber noch nicht gelese. nun werden mir wieder Vorwürfe gemacht das ich das Buch noch nicht gelesen habe und weiterhin das ich meine Frau nicht dazu bring sich zu entschuldigen. Und ich bekomme wieder Nachrichten mit indirekten Selbstmord Androhunge. gefühlt um mich unter Druck zusetzen. Ich möchte mir keine Vorwürfe mehr machen lassen da ich aus meiner Sicht schon viel getan habe. Ich habe in der hoch Zeit massive Schlaf Probleme und Alpträume gehabt was ich auch nicht mehr möchte. Wie kann ich am besten mit der Situation umgehen? Ich möchte gerne helfen aber selbst nicht daran kaputt gehen.

vielen dank
Freiwasser
Beiträge: 39
Registriert: 16. Jan 2024, 12:26

Re: Hilfe für Angehörige

Beitrag von Freiwasser »

Lieber Hans Wurst,
Da gibt’s nur Abgrenzen. Das Verhalten Deiner Mutter kannst Du nicht ändern, und Du kannst keinen Suizid verhindern, wenn sie sich entschließt, einen durchzuführen. Wenn sie durch die Patientenverfügung Dich in ihre Suizidgedanken einbindet, musst Du überlegen, ob es für Dich zu belastend ist, diese Vollmacht zu haben. In der Praxis halte ich es für unwahrscheinlich, dass sie in 3.000km Entfernung einen Suizidversuch macht und das von ihrem Zustand und den Zeitabläufen genau so hinkommt, dass Du dann für ihr Sterben die Entscheidung treffen musst. Letztlich will sie halt sterben. Sie ist körperlich und seelisch schwer krank und ihre Partnerschaft durch eine Affäre belastet. Es ist verständlich, dass sie sterben möchte. Das ist in unserer Gesellschaft auch inzwischen akzeptiert und es gibt legale Sterbehilfe und, eine Stufe darunter, die Verfügungen, wenn man bestimmte Behandlungen ablehnt. Bei Dir sind jetzt zwei Faktoren, die das Ganze kompliziert machen. 1. Die Depression wirft die Frage auf, ob der Sterbewunsch Deiner Mutter ein Krankheitssymptom ist und nicht ihr zu akzeptierender Wille. 2. Als „Kind“ ist es sehr belastend, irgendwelche Verantwortung für das Sterben der Eltern zu tragen. Sie bindet Dich da aber über die Vollmacht ein. Ich würde es fast ein „Psychospiel“ nennen, wenn ich nicht davon ausgehen würde, dass sie es nicht bewusst macht und selber sehr darunter leidet.
Der ganze Knatsch mit Deiner Frau, das ist belastend, aber sowas kommt halt vor.
Ich würde das jetzt so sortieren:
1. Deine Mutter hat Dich in ihren Sterbewunsch eingebunden, indem Du ihre Vollmacht umsetzen sollst, wenn sie nicht mehr für sich selbst sprechen kann. Ist das im Prinzip okay für Dich? Wenn nicht, gib die Vollmacht ab.
2. Deine Mutter artikuliert Gedanken, ihr Sterben aktiv in die Wege zu leiten, und weist Dir über die Vollmacht eine Rolle dabei zu. Ist das okay für Dich? Wahrscheinlich nicht … zumal das In-Beziehung-Treten über das Suizidthema ein jahrelanges toxisches „Spiel“ werden kann. Versuche ihr mitzuteilen, dass Du nicht in irgendwas Suizidales eingebunden sein kannst, und dass Du darüber nicht mit ihr sprechen möchtest. Wenn das nicht funktioniert, sag ihr, dass Du dann nicht ihr Bevollmächtigter sein kannst.
3. Du willst helfen, aber Deine Möglichkeiten sind total begrenzt. Bei den Themen, die Du beschrieben hast, kannst Du nicht helfen. Du kannst sie nicht gesund machen, die Beziehung Deiner Eltern verbessern oder ihren Suizid verhindern. Hilf ihr, indem Du einfach im
Kontakt bleibst. Schick ihr Bilder von Deinem Urlaub, erkundige Dich nach ihr, etc etc. Wenn es in Eurem Kontakt genug andere schöne Themen gibt, „muss“ sie vielleicht auch nicht mehr so Drama machen mit dem Suizidwunsch bzw. dem Streit mit Deiner Frau.
4. Bei dem Thema mit Deiner Frau ist es so wie mit dem Suizid, nur kleiner. Da kannst Du vielleicht das Abgrenzen üben 😁 Es sind zwei erwachsene Frauen, deren Beziehung Du nicht moderieren musst oder auch nur kannst. Deine Mutter soll das mit Deiner Frau direkt klären, oder auch nicht, wenn eine der Beiden nicht will.

Liebe Grüße !
Freiwasser
Beiträge: 39
Registriert: 16. Jan 2024, 12:26

Re: Hilfe für Angehörige

Beitrag von Freiwasser »

Lieber Hans Wurst,
Nachdem ich Deinen Post nochmal gelesen habe, bin ich noch pessimistischer, ob es für Dich überhaupt eine Möglichkeit gibt, mit Deiner Mutter einen guten Kontakt zu pflegen. Sie ist ja nicht nur depressiv und lässt das nicht behandeln, sondern auch noch suchtkrank. Wie Du es beschreibst, geht sie hoch aggressiv mit Dir um, hat schon selbst den Kontakt zu Dir und Deinen Brüdern abgebrochen, und wenn sie in Kontakt tritt, dann nur mit Forderungen, Vorwürfen und Drama. Sie nutzt Dich als Mülleimer und nützlichen Helfer und Boxsack. Das ist bestimmt nicht aus Bosheit. Sie ist ja in einer absolut desolaten Situation, multipel schwer krank und verzweifelt. Nur, Du kannst nichts machen. Absurd, nicht zur Therapie zu gehen, aber dem Sohn vorzuwerfen, dass er das Buch über Depressionen nicht gelesen hat.
Aus der Sucht und der Depression (und eventuell der schlechten Situation mit Deinem Vater) kommt sie nur mit massiver Eigeninitiative heraus, und wenn sie sich alle Hilfe holt, die verfügbar ist. Man soll niemals nie sagen, aber wie es sich liest, wird sie es nicht schaffen.
Mach Dir klar, dass sie Dich benutzt. Dass Du sie da nicht rausholen kannst. Und dass Du auf Dich selbst aufpassen musst. Wie im Flugzeug, erst selbst die Sauerstoffmaske aufsetzen, dann anderen helfen. Wenn Du Dich genug von den Suizid- und Beziehungsthemen abgegrenzt hast, kannst Du versuchen, ihr einen normalen Mutter-Sohn-Kontakt anzubieten mit ab und zu Telefonieren und vom Urlaub erzählen oder was es da bei Euch vielleicht gibt (Enkelkinder? Haustiere ….?). Aber schau, dass Du nicht mehr Mülleimer und Fußabtreter bist.
LG
Hans Wurst
Beiträge: 2
Registriert: 17. Mär 2024, 18:25

Re: Hilfe für Angehörige

Beitrag von Hans Wurst »

Hallo zusammen,

erst einmal Dankeschön für die lieben Ratschläge. Also Sie ist schon in Therapie aber macht nur Online Sitzungen weil Sie wie erwähnt ein Pflegefall ist.(aus einer Sicht viel zu wenig aber ich bin auch kein Arzt) Sie war auch bereits in einer Klinik in Deutschland wurde da aber wieder rausgejagt weil sie zum Zeitpunkt der Einlieferung Corona positiv war. Supernummer von der Klinik :-(.

Ich habe immer wieder versucht normal mit Ihr in Kontakt zu bleiben was auch eine Zeitlang gut geklappt hat aber leider scheint Sie momentan wieder hoch depressiv zu sein und wieder viel zu trinken.(schwer einzuschätzen aus 3000 km Entfernung) Daher dreht sich eigentlich jedes Gespräch nur um Depression und vorallem den Streit mit meiner Frau. Ein normales Gespräch ist nicht möglich im Moment.

Ich habe Ihr gesagt das ich mir keine Vorwürfe machen lasse daraufhin kommen aber nur weiter Vorwürfe.
Das Buch habe ich nicht gelesen weil ich selber ein paar Sachen um die Ohren hatte und mit in letzter Zeit nicht mit Depressionen beschäftigen wollte.
Das hat Sie leider auch nicht verstanden.

Ich bin der einzige der momentan noch Kontakt zu Ihr hat denn alle Ihre Freunde und auch meine beiden Brüder haben den Kontakt abgebrochen.

Mir ist absulut bewusst das das nicht Sie ist (Sie war immer eine liebevolle Mutter und hätte immer Ihre Kinder gegen alles verteidigt) deswegen mache ich Ihr auch keine Vorwürfe. Aber es ist schon auch echt hart wenn ich ihr vor 2 Monaten sage das mich das mit Ihren Aussagen "ich soll an die Patientenverfügung denken" belastet und Sie jetzt genau damit wieder kommt um mich quasi unter Druck zusetzen.

Das mit der Affäre ist übrigens 4 Jahre und das mit der Nachricht meiner Frau 1 Jahr her.

Vielen Dank nochmal für die lieben Ratschläge.
Maxegon
Beiträge: 2421
Registriert: 25. Mai 2021, 11:33

Re: Hilfe für Angehörige

Beitrag von Maxegon »

Hallo Hans Wurst,

mein Vater trank auch, heftig.

Depressionen, Lebensmüdigkeit waren seine ständigen Begleiter.
Nun ist es müßig, darüber zu philosophieren, ob der Suff die Depressionen auslöste oder mit dem Alkohol die Depressionen bekämpft wurden. (Vater ist mittlerweile verstorben.)
Ich kann dir auch keinen Rat geben, was zu tun ist, was deiner Mutter helfen könnte - ich kenne ihre Situation nicht!

Immer, wenn ich es konnte, versuchte ich meinem Vater zu helfen ...oft beging ich den Fehler, dass ich von mir auf ihn schloss, meine Werte zu seinen machen wollte.
Das funktionierte natürlich nicht.

Nimm' deine Mutter so wie sie ist.
Du wirst sie nicht verändern können, wenn sie es nicht will!

Auch hilfst du weder ihr, noch dir oder deiner Frau, wenn du ihr (Mutter) Problem zu deinem machst.

Du hast Angst, dass deine Mutter sterben wird - verständlich, doch das wird sie sowieso (klingt hart, ist jedoch die Wahrheit).

Wenn du deiner Mama helfen kannst, tu' es.
Akzeptiere es, dass sie so ist, wie sie ist.
Egal was du dir wünschst, du wirst sie nicht verändern können, wenn sie es nicht will.
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