Neu hier - brauche Mut…

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SariLu
Beiträge: 2
Registriert: 10. Mär 2024, 17:14

Neu hier - brauche Mut…

Beitrag von SariLu »

Hallo zusammen,

wie es der Titel schon sagt: Ich bin neu hier und brauche Mut. :(

Ich bin weiblich, 32 Jahre alt und kenne psychische Probleme seit meiner frühen Jugend. Mit circa 12 fing die Traurigkeit an, ich habe mich vor allem die frühe Jugend über selbst verletzt, was aber spätestens in der Oberstufe/Abi-Zeit vollständig aufgehört hat. Mit 15 war ich das erste Mal in Therapie; viele Jahre ging es mir dann recht gut, bis ich 2015 dann das erste Mal an einer „richtigen“ Depression/Anpassungsstörung erkrankt bin. In dem Rahmen war ich circa 7 Wochen in einer Tagesklinik und davor und danach in Therapie bei einem älteren Psychiater, der auch Psychotherapie gemacht hat. Ehrlich gesagt hab ich keine Ahnung, welche Therapieform das war - gerade zum Ende hatte ich das Gefühl, dass er eher väterliche, „weise“ Ratschläge gibt als wirklich Ahnung zu haben.
Zwei Jahre später, 2017, geriet ich dann in meine bisher schlimmste Depression. Nachdem jener Psychiater mir monatelang sagte, dass er nicht glaubt, dass ich depressiv bin und mit diversen Medikamenten mit mir experimentierte - Seroquel, Atosil, Tavor - ging es mir immer schlechter. Ich hatte zusätzlich heftige Angstzustände und als ich sagte, dass das Tavor 1mg nicht mehr richtig zu helfen scheint, verschrieb er mir ohne Zögern 2,5mg. Zum Glück habe ich eine sehr gute Freundin, die sich zu dem Zeitpunkt im Psychologie-Studium befand und mit ihrer Dozentin über ihre Sorge um mich sprach - die beiden haben mich dazu gebracht, die Reißleine zu ziehen und mich von dem Psychiater zurückzuziehen. Es folgten drei Monate stationäre Therapie, bei denen ich auf 150mg Venlfaxin und 100mg Trazodon eingestellt wurde. Seitdem war ich depressionsfrei - bis November 2023. Plötzlich überkam mich die Depression wieder und kündigte sich mit einer heftigen Panikattacke an. Ich kämpfte mich raus, im Dezember ging es mir wieder recht gut. Dann sind in meiner Familie einige Dinge passiert - und im Januar war sie wieder da. Wieder kämpfte ich mich raus, der Februar war recht gut. Und nun, seit anderthalb Wochen, stecke ich wieder drin. Ich würde gerne viel mehr Details schreiben, aber ich habe schon einen halben Roman geschrieben.

Ich bin einfach so unendlich traurig. Mir fehlt der Mut. Zwei Mal in kürzester Zeit aus der Depression gekämpft - und nun ist sie schon wieder da. Ich habe so Angst, ich bin so tief unglücklich und verzagt. Wie soll ich da schon wieder rauskommen? Wie meinen Gedanken entkommen? Ich weiß es gerade nicht mehr.
Minima
Beiträge: 52
Registriert: 13. Mai 2020, 20:20

Re: Neu hier - brauche Mut…

Beitrag von Minima »

Hallo liebe Sari Lu,

Du hast schon ganz viel geschaft!. Ich kann Deine Mutlosigkeit gut nachvolziehen, da ich eine rezidivierende Depression habe, also auch immer wieder in grösseren und kleineren Löchern lande. Und vielleicht macht es Dir ein bisschen Hoffnung das ganze mal aus einer anderen Perspektive zu lesen. Eine meiner Erfahrungen/ Definitionen für die Löcher ist: es besteht ein Defizit zwischen dem was ich an Fähigkeiten und Ressourcen bräuchte um mit der Situation im Leben/ dem Leben freudig klar zu kommen und dem was ich an Fähigkeiten und Ressourcen gerade habe. Zu Ressourcen zählt alles z.B. auch was schönes machen/erleben oder Therapeutische/Medikamentöse Unterstützung usw. Also ist jedes neue Loch eine Herausforderung die Fähigkeiten und Ressourcen zu erweitern. Ja is harte Arbeit, zahlt sich auf Dauer aus und die Fähigkeiten und Ressourcen werden mehr. Du hast schon die Erfahrung das Du aus mehreren Löchern wieder herausgekommen bist! Du weisst schon das Du Dich raus kämpfen kannst und Du hast schon ein bisschen Erfahrung wie. Dafür darfst Du ich feiern und stolz sein! Du hast die Möglichkeit mit jedem 'Loch' ein bisschen fähiger und ressourcenreicher zu werden. Und Du darfst unglücklich und verzagt sein!, Du darfst traurig sein und Angst haben, das alles gehört ja zu jedem Leben dazu mit und ohne Depri. Manchmal kann man seinen Gedanken nicht entkommen, aber mann muss nicht alles glauben was man denkt und man muss auch nicht alles ernst nehmen was man denkt. Vielleicht ging es Dir in der Abi Zeit so gut weil Du gedanklich ausreichend gefordert warst? was hilft Dir jetzt Deine Gedanken anderweitig einzusetzen?
Ganz liebe Grüße an Dich, man kann auch mit ner Depri ein ganz gutes Leben leben, finde ich.
Katerle
Beiträge: 11224
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Neu hier - brauche Mut…

Beitrag von Katerle »

Hallo Sari Lu,

ersteinmal herzlich Willkommen hier im Forum und auch ich möchte dir etwas Mut zusprechen, auch wenn ich wohl momentan nicht so in der Verfassung bin...
Möchte dir auch sagen, dass du schon ne Menge bewältigt hast seit deiner frühen Jugend... und schließe mich da gerne Minima an, was sie geschrieben hat an dich.
Das ist jetzt wohl auch kein Trost, aber Rückschläge gehören dazu, was auch nicht bedeutet, versagt zu haben, deine Therapien umsonst waren.
Hinfallen ist keine Schande, hauptsache du stehst wieder auf und arbeitest weiter an deiner Veränderung. Auch ich kann nachvollziehen, dass du momentan wieder traurig und mutlos bist. Doch du hast es schon ein paar Mal geschafft, wieder aufzustehen. Nur wer liegenbleibt, hat verloren...
Es könnte evtl. hilfreich sein, sich an Strategien zu erinnern, welche du in der Therapie gelernt hast und sie anwendest, damit es dir wieder besser geht. Ausserdem weißt du ja auch sicher, wo du dir Hilfe holen kannst, denn das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke.

Wünsche dir weiterhin Mut und Kraft,

LG Katerle
Chinchine
Beiträge: 64
Registriert: 26. Mär 2015, 10:41

Re: Neu hier - brauche Mut…

Beitrag von Chinchine »

Liebe Sari-Lu,
ich möchte dir auch Hoffnung machen!

Dadurch, dass du es in der Vergangenheit geschafft hast, die Depression zu überwinden, hast du für dich die Gewissheit, dass es möglich ist und es dir wieder besser gehen kann und wird!

Mir hat mal eine Psychiaterin geschrieben, dass man aus der Depression in Wellen und nicht im Schuss nach oben rauskommt- darum versuch bitte besonders jetzt nachsichtig mit dir selbst zu sein und die momentan schlechtere Phase nicht über zu bewerten.

Mein Psychiater erinnert mich, wenn es mir schlecht geht auch daran, dass sich durch unsere Krankheit die Dinge viel schlimmer anfühlen als sie sind.

Ich wünsch dir alles Gute, viel Kraft und liebe Menschen an deiner Seite!
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