Umgang mit näherem Umfeld

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Nightsky
Beiträge: 5
Registriert: 27. Jun 2023, 13:04

Umgang mit näherem Umfeld

Beitrag von Nightsky »

Hallo ihr Lieben!

Ich bin mehr und mehr dabei aus meiner mittelschweren Depression rauszukommen, bzw. war mein Therapeut kürzlich der Meinung, dass ich von jetzt an alleine klar komme.
Das stimmt auch soweit, mir geht es gut und ich kann relativ klar denken, kleinere Tiefs kann ich mit den gelernten Methoden schnell überwinden und fühle mich nach sehr kurzer Zeit wieder gut. Ich habe viele Methoden erlernt um mich besser kontrollieren zu können, bei Auseinandersetzungen nicht gleich laut zu werden, auf mich selbst zu achten, GfK usw.
Ich habe immer versucht, das auch meiner Frau ein wenig näher zu bringen, ihr davon zu erzählen, aber ich beiße da total auf Stein.
In Streits will sie immer dominieren, Recht haben, wird laut und teilw. ungerecht. "Ich bin eben so" bekomme ich dann oft von ihr zurück... Das führt im Umkehrschluss wieder dazu, dass ich in die selbe Spirale zurückfalle, Bedürfnisse nicht äußere, Konflikte nicht anspreche usw.

Wie hat euer Umfeld auf Veränderungen von euch reagiert? Haben Menschen in eurem direkten Umfeld auch eine Veränderung durchgeführt? Oder stoßt ihr da, wie ich, auf Unverständnis und eine eher ablehnende Haltung?
Wie könnte ich meiner Frau näher bringe, sich auch mit sich selbst zu beschäftigen, Verhaltensweisen zu überdenken um auch der Beziehung etwas gutes zu tun?

Viele Grüße
Nils
niri76
Beiträge: 75
Registriert: 26. Aug 2022, 10:06

Re: Umgang mit näherem Umfeld

Beitrag von niri76 »

Hallo Nils!

Ich glaube, verstehen kann das keiner, der es nicht selber hat oder hatte. Das erwarte ich auch von niemanden mehr. Was man aber erwarten kann ist Akzeptanz.

Grüße
niri76
lt.cable
Beiträge: 541
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Re: Umgang mit näherem Umfeld

Beitrag von lt.cable »

Ahoi, Nils!

Was kann, was sollte man erwarten? Aus langen Jahren der Erfahrung sagen ich: gar nicht mal so viel. Wenn andere Menschen dann mehr als das geben wollen und können, ist das schön. Das Leben aber richtet sich nicht um einen herum neu aus und das Umfeld hat auch nicht die einzig verbliebene Dauerbeschäftigung, auf uns zu schauen, die Krankheit zu erforschen und zu verstehen sowie permanent an den Rahmenbedingungen für uns zu basteln. Wohlgemerkt: Ich sage lediglich, dass man das alles nicht erwarten kann. Viel Arbeit landet bei einem selbst, zusammen mit Therapeuten und Ärzten.

Miteinander reden, verhandeln, vernünftige Lösungen und Kompromisse finden. Erwarten darfst du dabei, dass du gehört und ernst genommen wirst. Auch Akzeptanz dafür, dass sich bei dir einiges verändert hat und weiterhin verändern wird, geänderte Bedürfnisse, Einschätzungen, vielleicht sogar neu (wieder)entdeckte Bedürfnisse vorhanden sind. Gegenseitige Abgrenzung beider Seiten in diesen Dingen klingt erst einmal gruselig, ist aber für die eigene Gesundheit wie für ein gutes Zusammenleben ziemlich wichtig. Grenzen setzen hält gesund und macht wieder gesünder.

Es grüßt

lt.cable
Ein Nilpferd wollte zum Ballett
als schönster aller Schwäne.
Nur war es fürs Ballett zu fett.
So scheitern viele Pläne.
- Charles Lewinsky
Aurelia Belinda
Beiträge: 7775
Registriert: 23. Aug 2018, 20:03
Wohnort: Mittelfranken

Re: Umgang mit näherem Umfeld

Beitrag von Aurelia Belinda »

Erwartungen anderer erfüllen wollen, aber seine eigenen Grenzen wahren, ist die eine Seite...die zu beachten ist.
Aber auch die eigenen Ansprüche, und Erwartungen gehören überdacht.
Auch daran scheitern viele, bzw. erleiden Rückfälle.....
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Aurelia Belinda
Beiträge: 7775
Registriert: 23. Aug 2018, 20:03
Wohnort: Mittelfranken

Re: Umgang mit näherem Umfeld

Beitrag von Aurelia Belinda »

Es ist manchmal direkt zum Himmelschreien, wenn Angehörige oder das Umfeld glauben, nach einer Therapie, egal ob ambulant oder stationär, sei man urplötzlich gesund & belastbar. Das zeigt auch dass die Komplexität des Hintergrundes, verkannt wird, nicht wahr genommen wird, geschweige den verstanden oder akzeptiert wird.
Weshalb Grenzen setzen notwendig ist.
Auch zeigt es das Bild der Gesellschaft, das Erwarten dass ein jeder möglichst ohne Ausfälle zu funktionieren hat.
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Maxegon
Beiträge: 2431
Registriert: 25. Mai 2021, 11:33

Re: Umgang mit näherem Umfeld

Beitrag von Maxegon »

lt.cable hat geschrieben: 11. Mär 2024, 13:22 Was kann, was sollte man erwarten? Aus langen Jahren der Erfahrung sagen ich: gar nicht mal so viel.
Treffender und bündiger kann man es wohl kaum formulieren.
Wir erwarten oft, die Welt, unser Umfeld müsse/solle sich ändern.
Warum sollte das passieren?

Hallo Herr Nils,

deine Frau hat Recht, wenn sie sagt: "ich bin eben so".
Sie hat Jahre, wenn nicht Jahrzehnte gebraucht, bis sie so ist, wie sie jetzt ist.
Bei dir war's bestimmt ähnlich.

Was dir (nun) verständlich erscheint, gar sinnvoll, bleibt ihr, deinem Umfeld verborgen.
Sie haben andere Sorgen, Prioritäten, vielleicht auch keine Zeit, keinen Nerv, sich mit bestimmten Dingen oder Befindlichkeiten zu beschäftigen.

Die haben "den Kopf voll", wollen auch mal abschalten, ihre Ruhe haben, auch mal keine Rücksicht nehmen müssen.
Ist das denn so schwer zu verstehen?

Veränderungen brauchen oft viel Zeit, auch diese zu akzeptieren.

Wenn deine Frau laut wird, wirst du wissen warum.
Wie kannst du verhindern, dass es überhaupt soweit kommt?
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