Überforderung im Familienalltag
Verfasst: 5. Mär 2024, 15:18
Liebe Forumsmitglieder,
vorab sorry für den langen Text! Ich bin neu hier und suche zunächst einmal nach einer Möglichkeit mich mitzuteilen.
Meine Frau leidet seit Jahrzehnten unter wiederkehrenden, mehr oder weniger funktionalen, Depressionen. Wir haben einen pflegebedürftigen Sohn im Kindergartenalter und haben es dennoch geschafft, meiner Frau einen Aufenthalt in einer Tagesklinik zu ermöglichen, indem wir beide 2 Monate von der Arbeit frei genommen haben. Das ist nun fast 2 Jahre her. Seither arbeiten wir beide in Teilzeit und ich übernehme den Großteil an Haushalt & Ernährung, Einkäufen, Therapien, Tagesplanung, Freizeitgestaltung, Kontakten zu Freunden, Urlaubsplanung, Finanzielles, Reparaturen, Organisation von externer Unterstützung etc. Wenn ich mal einen Tag frei habe, kümmere ich mich um Liegengebliebenes. Für unseren Sohn bin ich sehr gerne die wichtigste Bezugsperson und er fordert und bekommt sehr viel Aufmerksamkeit von mir. Nachts wechselt er in mein Bett und morgens stehen wir beide gemeinsam auf.
Nun ist es leider so: Ich kann nicht mehr Habe mich selbst eine Zeit lang in psychotherapeutische Behandlung begeben und es war die Rede von einem Erschöpfungssyndrom, aber das ist weiter offenbar keine behandlungsbedürftige "Erkrankung."
Ich fühle mich immer sehr müde, habe diverse körperliche Symptome, kann mir aber nie mal einen Tag frei nehmen oder auch nur zum Sport gehen. Alle 2-3 Monate schaffe ich es mal, mich für ein paar Stunden mit alten Freunden zu treffen, aber das war es (bis auf wenige Ausnahmen). Wenn ich Urlaub von meiner recht stressigen Arbeit habe wie heute und etwas nur für mich machen möchte, kommt immer etwas dazwischen.
Heute geht es meiner Frau psychisch so schlecht, dass sie sich krank gemeldet hat. Während unser Sohn in der KiTa ist, kümmere ich mich also darum, dass meine Frau eine AU-Bescheinigung bekommt und irgendwie in den Tag starten kann. Ich habe gerade heute nicht das Gefühl, dass ich sie alleine lassen kann. Denn heute Morgen war meine vielleicht übertriebene Reaktion auf ihr abweisendes Verhalten der Auslöser für einen heftigen Streit, was wiederum den psychischen Zusammenbruch bei ihr ausgelöst hat. Am Nachmittag, wo meine Frau üblicherweise frei hat, werde ich nun vollauf mit Pflege und Betreuung unseres Sohnes beschäftigt sein.
Ich mache alles gerne für meine Familie und empfinde es auch als erfüllend, für sie da zu sein. Aber irgendwie sehe ich selbst immer weniger einen Ausweg. Meine Frau empfinde ich als dauerhaft sehr zurückweisend mir gegenüber. Wir streiten immer öfter sehr heftig und sie sagt mir dann, dass ich alles nur noch schlimmer mache. Ich sage ihr oft, dass mir die Beziehung wichtig ist, und ich wünsche mir seit Langem irgendein deutliches Zeichen, dass dies auf Gegenseitigkeit beruht. Leider fehlt ihr dafür die Kraft.
Es tut mir furchtbar leid, dass ich zunehmend um mich selbst und meine Bedürfnisse kreise, während meine Frau ja diejenige ist, der es sehr schlecht geht. Über die Jahre bin ich vielleicht zu sehr abgestumpft. Jedes Mal, wenn es meiner Frau psychisch schlechter zu gehen scheint, gibt es in meinem Kopf nur noch To-Do-Listen und das Gefühl der Überforderung macht sich breit. Mitleid bzw. das Bedürfnis, zu helfen, treten immer mehr in den Hintergrund.
Ich bin mir auch immer unsicherer, wie ich ihrer Erkrankung begegnen soll. Anerkennen und unterstützen kann man ein paar Monate, vielleicht auch Jahre. Aber ich kann doch nicht für den Rest unseres Lebens alles daran setzen, dass sie sich nicht überfordert fühlt, wenn ich dabei selbst dauerhaft überfordert bin...
Sicher gibt es in diesem Forum Viele mit ähnlichen Erfahrungen. Sicher sind diese Themen hier auch schon sehr oft diskutiert worden. Hoffentlich langweile ich Euch also nicht damit. Danke fürs Lesen und ich würde mich freuen, von euch zu hören!
Viele Grüße
vorab sorry für den langen Text! Ich bin neu hier und suche zunächst einmal nach einer Möglichkeit mich mitzuteilen.
Meine Frau leidet seit Jahrzehnten unter wiederkehrenden, mehr oder weniger funktionalen, Depressionen. Wir haben einen pflegebedürftigen Sohn im Kindergartenalter und haben es dennoch geschafft, meiner Frau einen Aufenthalt in einer Tagesklinik zu ermöglichen, indem wir beide 2 Monate von der Arbeit frei genommen haben. Das ist nun fast 2 Jahre her. Seither arbeiten wir beide in Teilzeit und ich übernehme den Großteil an Haushalt & Ernährung, Einkäufen, Therapien, Tagesplanung, Freizeitgestaltung, Kontakten zu Freunden, Urlaubsplanung, Finanzielles, Reparaturen, Organisation von externer Unterstützung etc. Wenn ich mal einen Tag frei habe, kümmere ich mich um Liegengebliebenes. Für unseren Sohn bin ich sehr gerne die wichtigste Bezugsperson und er fordert und bekommt sehr viel Aufmerksamkeit von mir. Nachts wechselt er in mein Bett und morgens stehen wir beide gemeinsam auf.
Nun ist es leider so: Ich kann nicht mehr Habe mich selbst eine Zeit lang in psychotherapeutische Behandlung begeben und es war die Rede von einem Erschöpfungssyndrom, aber das ist weiter offenbar keine behandlungsbedürftige "Erkrankung."
Ich fühle mich immer sehr müde, habe diverse körperliche Symptome, kann mir aber nie mal einen Tag frei nehmen oder auch nur zum Sport gehen. Alle 2-3 Monate schaffe ich es mal, mich für ein paar Stunden mit alten Freunden zu treffen, aber das war es (bis auf wenige Ausnahmen). Wenn ich Urlaub von meiner recht stressigen Arbeit habe wie heute und etwas nur für mich machen möchte, kommt immer etwas dazwischen.
Heute geht es meiner Frau psychisch so schlecht, dass sie sich krank gemeldet hat. Während unser Sohn in der KiTa ist, kümmere ich mich also darum, dass meine Frau eine AU-Bescheinigung bekommt und irgendwie in den Tag starten kann. Ich habe gerade heute nicht das Gefühl, dass ich sie alleine lassen kann. Denn heute Morgen war meine vielleicht übertriebene Reaktion auf ihr abweisendes Verhalten der Auslöser für einen heftigen Streit, was wiederum den psychischen Zusammenbruch bei ihr ausgelöst hat. Am Nachmittag, wo meine Frau üblicherweise frei hat, werde ich nun vollauf mit Pflege und Betreuung unseres Sohnes beschäftigt sein.
Ich mache alles gerne für meine Familie und empfinde es auch als erfüllend, für sie da zu sein. Aber irgendwie sehe ich selbst immer weniger einen Ausweg. Meine Frau empfinde ich als dauerhaft sehr zurückweisend mir gegenüber. Wir streiten immer öfter sehr heftig und sie sagt mir dann, dass ich alles nur noch schlimmer mache. Ich sage ihr oft, dass mir die Beziehung wichtig ist, und ich wünsche mir seit Langem irgendein deutliches Zeichen, dass dies auf Gegenseitigkeit beruht. Leider fehlt ihr dafür die Kraft.
Es tut mir furchtbar leid, dass ich zunehmend um mich selbst und meine Bedürfnisse kreise, während meine Frau ja diejenige ist, der es sehr schlecht geht. Über die Jahre bin ich vielleicht zu sehr abgestumpft. Jedes Mal, wenn es meiner Frau psychisch schlechter zu gehen scheint, gibt es in meinem Kopf nur noch To-Do-Listen und das Gefühl der Überforderung macht sich breit. Mitleid bzw. das Bedürfnis, zu helfen, treten immer mehr in den Hintergrund.
Ich bin mir auch immer unsicherer, wie ich ihrer Erkrankung begegnen soll. Anerkennen und unterstützen kann man ein paar Monate, vielleicht auch Jahre. Aber ich kann doch nicht für den Rest unseres Lebens alles daran setzen, dass sie sich nicht überfordert fühlt, wenn ich dabei selbst dauerhaft überfordert bin...
Sicher gibt es in diesem Forum Viele mit ähnlichen Erfahrungen. Sicher sind diese Themen hier auch schon sehr oft diskutiert worden. Hoffentlich langweile ich Euch also nicht damit. Danke fürs Lesen und ich würde mich freuen, von euch zu hören!
Viele Grüße