Hallo 747er,
ich kenn das auch. Und ich hab mich ganz schön in die Schuldenfalle treiben lassen mit dem Blödsinn. Wenn ich mal ein wenig Geld hatte, wollte ich mir "halt auch mal was gönnen", aber das Geld war eigentlich nie übrig - ich hätte es für andere Sachen gebraucht und am Schluss hat es mir wieder gefehlt. Als ich eher zufällig an meine erste Kreditkarte kam, war das natürlich sehr verlockend, das Geld mit vollen Händen raus zu hauen - und die Bank hat mir eine Limiterhöhung nach der anderen angeboten und eingestellt...
Mittlerweile hab ich es ganz gut im Griff. Hin und wieder kauf ich zwar auch mal was unnötiges, aber längst nicht mehr so extrem wie früher. Vor allem bleibt es dann bei 1-2 Sachen, die durchaus auch das Budget nicht komplett in den Keller reißen.
Was mir geholfen hat:
1. nen Überblick verschaffen - dazu musste ich auch erst mal alle Schulden auflisten, egal ob Bankkredit, Autokredit, Kreditkarte, Ratenkäufe bei div. Online-Shops etc.
2. ich hab alles auf 1 Kredit zusammenfassen können (was du mit Arbeitslosigkeit wohl nicht kannst und was bei mir auch erst nach vielen Jahren "Löcher stopfen" ging) und zahle somit nur noch 1 monatliche Rate und weiß genau, wieviel das ist und wieviel noch offen ist
3. nen Überblick bzw. eine Aufstellung machen an Einnahmen und fixen Ausgaben - und mal schauen, was dann eigentlich noch übrig bleibt zur freien Verfügung - und das dann noch aufteilen in: was brauch ich davon zum einkaufen, wieviel zum tanken, etc., also Kosten, die nicht so 100% fix sind - und am Schluss sehe ich, was tatsächlich noch für's Vergnügen übrig ist. Das Geld für Einkaufen und Tanken hab ich in eine jeweils extra Kasse getan, statt alles zusammen im Geldbeutel zu haben.
4. ich hab, zumindest ein paar Monate lang, sehr akribisch Haushaltsbuch geführt, schon allein um zu sehen, ob ich mit den Kosten für Essen und Tanken mit dem hinkomme, was ich unter Punkt 3 dafür veranschlagt hab. Und die Einkäufe hab ich da auch noch aufgesplittet in "normale" Lebensmittel, Getränke, Süßigkeiten, Putz- und Waschmittel, Hygieneartikel, Haushaltsbedarf etc.
5. viel bar bezahlen - dann wird einem bewusster, wieviel man grade ausgibt, als wenn man nur die Karte zückt.
6. immer auch nen kleinen Betrag sparen für unvorhergesehene Ausgaben, und wenn es nur 10 Euro im Monat sind. Wenn man das Geld nicht braucht, kann man es trotzdem weiter sparen und z.B. einen Kredit vorzeitig ablösen - und ist damit ggf. schneller schuldenfrei. Was da auch gut funktioniert ist, nur das "Kleingeld" (also z.B. alles unter 1 Euro) aus dem Geldbeutel raus nehmen und in die Spardose stecken - da kommt ganz schön was zusammen, ohne dass man es groß merkt.
7. Geld, das übrig geblieben ist (z.B. vom Einkaufen) nicht anderweitig ausgeben, sondern in der Kasse lassen - oder im Zweifelsfall lieber in die Spardose stecken
8. regelmäßig Kontoauszüge und Haushaltsbuch checken, ob irgendwelche Abbuchungen dabei sind, die unnötig sind: ein ungenutztes Abo für irgendwas? Mitgliedschaft im Sportverein, wo man schon ewig nicht mehr war? Irgendwelche Spenden, die regelmäßig abgehen und die aktuell nicht "drin" sind?
9. und beim Einkaufen/Shoppen mehr auf die Preise achten, auch mal günstigere Alternativen ausprobieren oder bei größeren Anschaffungen Preis-Leistung vergleichen.
Meine weiteren Tricks, die auch mental was bewirkt haben:
1. mir eine extra Kasse einrichten, wo ich Geld rein geb, das ich mit dem Verkauf nicht mehr benötigter Sachen "verdient" habe (z.B. Ebay und wie sie alle heißen) - und nur von dem Geld darf ich mir was neues an Deko etc. kaufen.
2. das gleiche hab ich mit Büchern gemacht (weil ich ca. 1500 Bücher zu Hause hab): eine extra Kasse, Bücher verkauft, und nur das eingenommene Geld für neue Bücher ausgegeben.
3. eine "Declutter-Challenge" gestartet: 1 Monat lang an jedem Tag so viele Dinge aussortieren, wie die Zahl des Tages ist, also am ersten Tag 1 Sache, am zweiten Tag 2 Sachen usw. In einem Monat mit 30 Tagen sortiert man somit 465 Dinge aus - und man spürt die Befreiung von einem "zuviel des Guten" - was dazu geführt hat, dass ich mir auch genauer überlege, ob ich den gewonnenen Platz mit neuen Dingen wieder zustellen will oder lieber nicht, was Spontankäufe weniger werden lässt. Und man merkt mit der Zeit auch, dass all diese Dinge einen auch nicht wirklich glücklicher machen...
4. analysieren, was mich zum Kaufen verleitet - du schreibst z.B. Frust. Gibt es etwas anderes, was du tun könntest, wenn du frustriert bist? Etwas zu kaufen ist dann ja im Endeffekt ein Automatismus, der startet, sobald Frust spürbar ist. Da findet sich aber ggf. auch ein anderer "Kanal" um mit Frust fertig zu werden.
5. Geld, das ich sparen will, auf ein separates Konto (gerne auch bei einer anderen Bank) packen - aus den Augen, aus dem Sinn. Ich seh es nicht jedes mal im Online-Banking, also gerate ich auch nicht so schnell in Versuchung es auszugeben.
Das waren jetzt ganz schön viele Sachen...
Aber das war halt mein Weg. Vielleicht ist ja was dabei, was du mal ausprobieren möchtest.
Ob man für dieses Problem einen Betreuer kriegen kann weiß ich leider nicht. Ich hab es mit sehr viel Disziplin versucht und (meistens auch) geschafft, weil ich auch niemandem davon erzählen wollte. Ich hab mich so geschämt dafür. Aber ich wollte nicht mehr dauernd diesen Stress haben, dass ich nie weiß, ob mein Geld reicht oder dass ich nicht weiß, wovon ich die Miete zahlen oder mir Essen kaufen soll. Das Maß war da einfach irgendwann so voll, dass mir das Anreiz genug war um was zu ändern - und dann eben auch durchzuhalten.
Viele Grüße