Nur mal etwas von der Seele schreiben
Verfasst: 26. Feb 2024, 07:51
Hallo zusammen.
Ich habe gerade gesehen, dass ich mich schon reichlich lange hier nicht mehr angemeldet hatte. Vielleicht kennt mich der oder die eine oder andere hier noch.
Gleich zu Anfang ein Hinweis. Ich weiß, dass ich hier und heute keinen Ratschlag bekommen kann, der mir in meiner Situation irgendwie weiterhelfen könnte. Es gibt nur zwei Wege, aus diesem Dilemma rauszukommen und beide kommen für mich nicht in Frage. Aber ich weiß, dass es hilft, sich solches Zeug von der Seele zu schreiben, und deshalb missbrauche ich euch im Moment etwas dazu. Tschuldigung dafür.
Kurze Vorgeschichte, meine Frau hat seit rund 16 - 18 Jahren Borderline, mit dem ganzen lustigen auf und ab, das scheinbar dazugehört, seit 2009 fast durchgehend mit AD unterstützt.
Seit Januar 2023 hat sie Brustkrebs, OP, Bestrahlung, Chemo, 1 Jahr Antikörpertherapie und noch 5 Jahre Antihormon.
Hier zeigt sich aber auch, dass der liebe Gott Sinn für Humor hat, die Medikamente lösen, laut Beipackzettel, nämlich Depressionen aus. Das ist doch Stand-Up-Comedy vom feinsten.
Waren die Zeiten vor dem Krebs schon mitunter heftig, war das teilweise Kindergarten im Vergleich zu jetzt.
Nein, dass stimmt so nicht ganz, weil meine Frau sich wirklich übermenschlich anstrengt, sich von diese Krankheit nicht bestimmen zu lassen. Aber an und zu kommt es halt doch durch.
Und abbekommen tu es immer ich. Wer auch sonst.
Mittlerweile habe ich eine Art Panzer errichtet, an dem das Meiste abprallen kann, das Problem an der Sache ist nur, das auch meine eigenen Gefühle zurückgehalten werden, positive wie negative. Was ihr und mir natürlich auch nicht gut tut.
So, jetzt geht die Jammerei los: wären wir vor ein paar Jahren nicht in Portugal im Urlaub gewesen, wäre ich jetzt nicht mehr hier. Damals ist einer unserer Hunde gestorben, ich hatte einen massiven, monatelangen Bandscheibenvorfall inklusive einem bunten Cocktail aus Schmerzmittel und einer halben Flasche Vodka intus. Jetzt kann ich ungefähr nachvollziehen, was eine Depression wirklich ist, denn auch meine Medis damals, konnten eine Depression auslösen. Ein paar Gehirnzellen waren damals der Meinung, dass ich meine Frau mit den anderen Hunden nicht mitten in Portugal mit Auto und Wohnwagen stehen lassen könnte, und so bin ich also noch hier.
Seitdem habe ich zwar einen Plan für den Notfall, aber außer einem eher halbherzigen Test ist nichts passiert. Außer, dass ich mir des öfteren wünsche, am nächsten Tag nicht mehr aufwachen zu müssen.
Aber dann kommt sofort das schlechte Gewissen, denn das würde ja bedeuten, dass ich meine Frau mit aller Belastung alleine lassen würde. Und das wird nicht passieren. In der Beziehung kann ich recht hartnäckig sein.
Im Moment ist halt mal wieder alles doof. Stimmungsschwankungen, kein Sex, ich bin immer an allem Schuld, usw. Ihr kennt das ja vermutlich selbst zu genüge. Ich habe gerade nur den Kanal mal wieder richtig voll. Es ist auch ganz interessant zu sehen, 95% der Freunde und Bekannten fragen meine Frau, wie es ihr geht, und vielleicht 5%, wie es mir geht. Und wenn ich dann wage zu sagen <nicht so toll>, dann kommt ein <Mhm, glaub ich. Wisst ihr schon, was ihr trinken wollt?>. Danke für das Gespräch.
Aber keine Sorge, dass war's schon mir dem gezahne, ich höre schon auf.
Wie gesagt, ihr braucht euch keine Mühe machen, darauf zu antworten, wenn ihr nicht wollt. Ich wollte mir nur mal ein wenig Luft verschaffen.
Hat auch jetzt schon gut getan und in meinem Kopf etwas Ordnung geschafft, danke dafür.
Viele Grüße aus Schweden
Herr Rossi
Ich habe gerade gesehen, dass ich mich schon reichlich lange hier nicht mehr angemeldet hatte. Vielleicht kennt mich der oder die eine oder andere hier noch.
Gleich zu Anfang ein Hinweis. Ich weiß, dass ich hier und heute keinen Ratschlag bekommen kann, der mir in meiner Situation irgendwie weiterhelfen könnte. Es gibt nur zwei Wege, aus diesem Dilemma rauszukommen und beide kommen für mich nicht in Frage. Aber ich weiß, dass es hilft, sich solches Zeug von der Seele zu schreiben, und deshalb missbrauche ich euch im Moment etwas dazu. Tschuldigung dafür.
Kurze Vorgeschichte, meine Frau hat seit rund 16 - 18 Jahren Borderline, mit dem ganzen lustigen auf und ab, das scheinbar dazugehört, seit 2009 fast durchgehend mit AD unterstützt.
Seit Januar 2023 hat sie Brustkrebs, OP, Bestrahlung, Chemo, 1 Jahr Antikörpertherapie und noch 5 Jahre Antihormon.
Hier zeigt sich aber auch, dass der liebe Gott Sinn für Humor hat, die Medikamente lösen, laut Beipackzettel, nämlich Depressionen aus. Das ist doch Stand-Up-Comedy vom feinsten.
Waren die Zeiten vor dem Krebs schon mitunter heftig, war das teilweise Kindergarten im Vergleich zu jetzt.
Nein, dass stimmt so nicht ganz, weil meine Frau sich wirklich übermenschlich anstrengt, sich von diese Krankheit nicht bestimmen zu lassen. Aber an und zu kommt es halt doch durch.
Und abbekommen tu es immer ich. Wer auch sonst.
Mittlerweile habe ich eine Art Panzer errichtet, an dem das Meiste abprallen kann, das Problem an der Sache ist nur, das auch meine eigenen Gefühle zurückgehalten werden, positive wie negative. Was ihr und mir natürlich auch nicht gut tut.
So, jetzt geht die Jammerei los: wären wir vor ein paar Jahren nicht in Portugal im Urlaub gewesen, wäre ich jetzt nicht mehr hier. Damals ist einer unserer Hunde gestorben, ich hatte einen massiven, monatelangen Bandscheibenvorfall inklusive einem bunten Cocktail aus Schmerzmittel und einer halben Flasche Vodka intus. Jetzt kann ich ungefähr nachvollziehen, was eine Depression wirklich ist, denn auch meine Medis damals, konnten eine Depression auslösen. Ein paar Gehirnzellen waren damals der Meinung, dass ich meine Frau mit den anderen Hunden nicht mitten in Portugal mit Auto und Wohnwagen stehen lassen könnte, und so bin ich also noch hier.
Seitdem habe ich zwar einen Plan für den Notfall, aber außer einem eher halbherzigen Test ist nichts passiert. Außer, dass ich mir des öfteren wünsche, am nächsten Tag nicht mehr aufwachen zu müssen.
Aber dann kommt sofort das schlechte Gewissen, denn das würde ja bedeuten, dass ich meine Frau mit aller Belastung alleine lassen würde. Und das wird nicht passieren. In der Beziehung kann ich recht hartnäckig sein.
Im Moment ist halt mal wieder alles doof. Stimmungsschwankungen, kein Sex, ich bin immer an allem Schuld, usw. Ihr kennt das ja vermutlich selbst zu genüge. Ich habe gerade nur den Kanal mal wieder richtig voll. Es ist auch ganz interessant zu sehen, 95% der Freunde und Bekannten fragen meine Frau, wie es ihr geht, und vielleicht 5%, wie es mir geht. Und wenn ich dann wage zu sagen <nicht so toll>, dann kommt ein <Mhm, glaub ich. Wisst ihr schon, was ihr trinken wollt?>. Danke für das Gespräch.
Aber keine Sorge, dass war's schon mir dem gezahne, ich höre schon auf.
Wie gesagt, ihr braucht euch keine Mühe machen, darauf zu antworten, wenn ihr nicht wollt. Ich wollte mir nur mal ein wenig Luft verschaffen.
Hat auch jetzt schon gut getan und in meinem Kopf etwas Ordnung geschafft, danke dafür.
Viele Grüße aus Schweden
Herr Rossi