Keine Gefühle

DeCiBella
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von DeCiBella »

Ich versuche hier mal kurz einen Einblick in meine gestrige Gedankenwelt zu geben. Mein Partner sagte zu mir, dass er sich nach seiner Arbeit am Freitag noch mit zwei seiner Kollegen für eine Stunde in einen angrenzenden Park setzen möchte um dort gemeinsam ein Bier zu trinken. Alles vollkommen legitim und okay. In meinem Kopf passierte folgendes:
Er will an unserem Freitag lieber was mit seinen Kollegen machen als mit mir. > Er will nicht mehr nach Hause kommen zu mir, zu seiner kranken Partnerin.> Zuhause ist für Ihn nur noch eine Belastung. > Irgendwann kommt er gar nicht mehr nach Hause. > Wenn er Freitag nicht direkt nach der Arbeit nach Hause kommt, bin ich ihm nicht so wichtig wie seine Kollegen. > Er wird merken, dass er mich nicht braucht. > Er wird sich viel besser ohne mich fühlen und mich verlassen. > Ich werde bald allein sein. > In einer viel zu teuren Wohnung. > er wird schnell eine bessere finden, als mich und mich vergessen, > Ich werde hier allein und verarmt sterben.
"Depressionen sind geschickt. Ist man gesund, kann man sich nicht mehr daran erinnern, wie es war, krank zu sein. Und ist man krank, kann man sich nicht vorstellen, je wieder gesund zu werden."
Undjetzt
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von Undjetzt »

Exakt so kenne ich diese Gedankengänge.
Und noch einmal: Für den Betroffenen ist das absolut todernst!

Wie hat dein Mann, oder hätte dein Mann diese Situation "entschärft" . Das das alles nicht so ist, oder man übertreibt ist ja immer das letzte, was man hören will.
DeCiBella
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von DeCiBella »

Puh, das war schwierig.
Die Sätze kamen ja auch nicht so raus wie jetzt.
Nicht so geordnet.
Es war mehr ein wildes aneinanderreihen von Vorwürfen und Beschuldigungen, welche erstmal gar keinen Sinn ergeben haben.

Erstmal hat er dieses Wirrwarr in geordnete Gedanken gebracht und mir dann gesagt, was ich eigentlich sagen will. Ich glaube, dass war das Wichtigste in dem ganzen Gespräch. Er hat mir damit gezeigt, dass er meine Gedankengänge versteht und ernst nimmt. Und er konnte in dem Moment aussprechen, was für mich so nicht möglich war.

Als klar war, dass er damit recht hat, hat er ganz einfühlsam erklärt, dass ein Bier trinken wirklich nur ein Bier trinken ist. Ohne Hintergedanken und ohne Absichten. Er hat mir dabei immer wieder klar gemacht, dass alles was er sich im Leben wünscht ist, zu mir nach Hause zu kommen. Jeden Tag und auch wenn es mal ein bisschen später wird, ändert es nichts daran, dass für Ihn das Highlight des Tages ist, in unsere Wohnungstür zu kommen und mich und unseren Hund zu begrüßen. Damit hat er mich beruhigt und es ging wieder.

Im Anschluss hat er mir noch klar gemacht, dass mein Ausbruch für Ihn okay war. Denn danach kam der nächste mentale Bruch. Ich hatte unseren Abend vollkommen versaut, durch mein Zusammenbruch. Er hat mir versichert, dass er unseren Abend nicht als versaut sieht und keine schlechten Hintergedanken hat. Das er weiß, wie das ist und für Ihn gibt nur das jetzt und nicht das vorhin. Wir machen uns ab jetzt einen tollen Abend und nur das zählt.
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von Blackrabbit »

Das alles verstehe ich und ich weiß, das ich es nicht 100% verstehen kann…. Trotzdem ist es in meinem Kopf so unverständlich. Also ich verstehe es aber kann es trotzdem nicht umsetzen, wisst ihr was ich meine?
Ich selber finde das total dumm von mir 😂

Wie wir schon gesagt haben, wir sind so viel weiter als am Anfang und wir lernen damit umzugehen.
Heute geht’s mir auch wieder gut.
Ich hoffe, bei dir sieht’s heute auch gut aus und du kannst durchatmen.

Zeit für sich, Ablenkung, hobbies sind einfach soooo wichtig.
Und ich habe das Gefühl, wenn ich einen guten Tag habe, geht es ihm auch besser.
Ich weiß es, & und er möchte nicht, dass es mir schlecht geht, das ich traurig bin aber er kann es einfach nicht ändern.
Vielleicht kommt irgendwann der Tag. Ich würde es mir wünschen 🙂
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von Undjetzt »

DeCiBella hat geschrieben: 14. Mär 2024, 11:23 Puh, das war schwierig.
Die Sätze kamen ja auch nicht so raus wie jetzt.
Nicht so geordnet.
Es war mehr ein wildes aneinanderreihen von Vorwürfen und Beschuldigungen, welche erstmal gar keinen Sinn ergeben haben.

Erstmal hat er dieses Wirrwarr in geordnete Gedanken gebracht und mir dann gesagt, was ich eigentlich sagen will. Ich glaube, dass war das Wichtigste in dem ganzen Gespräch. Er hat mir damit gezeigt, dass er meine Gedankengänge versteht und ernst nimmt. Und er konnte in dem Moment aussprechen, was für mich so nicht möglich war.

Als klar war, dass er damit recht hat, hat er ganz einfühlsam erklärt, dass ein Bier trinken wirklich nur ein Bier trinken ist. Ohne Hintergedanken und ohne Absichten. Er hat mir dabei immer wieder klar gemacht, dass alles was er sich im Leben wünscht ist, zu mir nach Hause zu kommen. Jeden Tag und auch wenn es mal ein bisschen später wird, ändert es nichts daran, dass für Ihn das Highlight des Tages ist, in unsere Wohnungstür zu kommen und mich und unseren Hund zu begrüßen. Damit hat er mich beruhigt und es ging wieder.

Im Anschluss hat er mir noch klar gemacht, dass mein Ausbruch für Ihn okay war. Denn danach kam der nächste mentale Bruch. Ich hatte unseren Abend vollkommen versaut, durch mein Zusammenbruch. Er hat mir versichert, dass er unseren Abend nicht als versaut sieht und keine schlechten Hintergedanken hat. Das er weiß, wie das ist und für Ihn gibt nur das jetzt und nicht das vorhin. Wir machen uns ab jetzt einen tollen Abend und nur das zählt.
Nein, geordnet kommt das gar nicht. Wenn man denn überhaupt etwas äußern kann. Ich glaube bei mir kamen auch nur wirre fetzen.
Sie ist damals auch gut auf mich eingegangen. Wer weiß, wie lang das bei ihr schon wächst...
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von Undjetzt »

@Blackrabbit

Ich wünsche mir diesen Tag auch. Und auch dir.
Es ist auch, wenn man das Ganze mal von außen betrachtet, gar nicht so unwahrscheinlich. Ich (bilde es mir evtl ein) spüre, dass da eben doch noch Liebe ist. Sehr leise, wie gedämpft... aber es ist da. Das macht mir Mut.
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von Blackrabbit »

DeCiBella

Danke, das du das so erzählst. Das hilft wirklich.
Ich bekomme immer zu hören, er weiß nicht wie er es ausdrücken kann etc. Also das übliche.

Wenn man das so liest, erklärt das für mich einiges.
Klar, jeder ist anders aber wenn man das nur so als bsp nimmt, kann man sich evtl. Etwas hineinversetzen.

Undjetzt hatte sowas ähnliches ja auch bereits geschrieben.

Und wenn es „nur“ das Aufstehen ist.

Aufstehen, aufräumen etc fällt ihm z.b wirklich schwer.


Ja, auch ich spüre, das da etwas zwischen uns ist, etwas was uns zusammenhält. Die frage ist natürlich was es ist. Das wird halt die Zeit zeigen. Aber das da nichts ist, glaube ich nicht.
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von DeCiBella »

Undjetzt hat geschrieben: 14. Mär 2024, 11:53 Nein, geordnet kommt das gar nicht. Wenn man denn überhaupt etwas äußern kann. Ich glaube bei mir kamen auch nur wirre fetzen.
Sie ist damals auch gut auf mich eingegangen. Wer weiß, wie lang das bei ihr schon wächst...
Deswegen hat mir mein Freund, in dem er diesen wirren Satzfetzen, zwischen schluchzen und heulen, erstmal einen Sinn gegeben hat. Als er das dann ausgesprochen hat und ich bemerkt habe, dass ich genau das sagen wollte, habe ich auch bemerkt, dass es sich so gar nicht mehr so schlimm anhörte, wie in meinem Kopf. Das machte es schwieriger, diese Leiter der Katastrophen weiter zu gehen.

Mir danach auch noch zu versichern, dass der Abend ab jetzt beginnt und alles was soeben passiert keine Rolle für unsere gemeinsame Zeit spielte, war dann ein sehr guter Abschluss.

Es ist durchaus denkbar, dass sie schon eine Weile auf die Depression hingearbeitet hat. Das sie es selbst nicht mitbekommen hat und / oder verdrängt hat. Bis jetzt. Bis es so groß werden konnte und jetzt nicht mehr verdrängt und verdeckt werden kann. Das war bei mir genauso. Ich habe es nicht bemerkt, bis ich voll drin war. Ich konnte nicht mehr zurück, ich war zu tief drin. Hätte ich viel früher angefangen, mir selbst zu helfen. Die Gedanken zuzulassen und diese mit einem Therapeuten o.ä. zu besprechen, wäre es sicherlich nicht so schlimm geworden, wie es jetzt ist.
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von DeCiBella »

Blackrabbit hat geschrieben: 14. Mär 2024, 12:02 DeCiBella

Danke, das du das so erzählst. Das hilft wirklich.
Ich bekomme immer zu hören, er weiß nicht wie er es ausdrücken kann etc. Also das übliche.

Wenn man das so liest, erklärt das für mich einiges.
Klar, jeder ist anders aber wenn man das nur so als bsp nimmt, kann man sich evtl. Etwas hineinversetzen.

Undjetzt hatte sowas ähnliches ja auch bereits geschrieben.

Und wenn es „nur“ das Aufstehen ist.

Aufstehen, aufräumen etc fällt ihm z.b wirklich schwer.


Ja, auch ich spüre, das da etwas zwischen uns ist, etwas was uns zusammenhält. Die frage ist natürlich was es ist. Das wird halt die Zeit zeigen. Aber das da nichts ist, glaube ich nicht.
So lange ich auch nur einem Angehörigen dabei helfen kann, das Ganze auch nur ein bisschen zu verstehen, hat es sehr viel gebracht.

So lange ich noch selbst in diesem Nebel stehe und damit noch ziemlich genau sagen kann, was in mir vorgeht, mache ich das auch gern.

Sobald die Depression überwunden ist, fällt das schon schwerer.

Ich habe in einem Buch folgenden Satz gelesen, den finde ich ganz passend:

"Als ich wieder gesund bin, will ich Friedericke erklären, wie Depressionen sind. Aber Depressionen sind geschickt. Ist man gesund, kann man sich nicht mehr daran erinnern wie es war, krank zu sein. Und ist man krank, kann man sich nicht vorstellen, jemals wieder gesund zu werden."
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von Undjetzt »

DeCiBella hat geschrieben: 14. Mär 2024, 12:19
Undjetzt hat geschrieben: 14. Mär 2024, 11:53 Nein, geordnet kommt das gar nicht. Wenn man denn überhaupt etwas äußern kann. Ich glaube bei mir kamen auch nur wirre fetzen.
Sie ist damals auch gut auf mich eingegangen. Wer weiß, wie lang das bei ihr schon wächst...


Es ist durchaus denkbar, dass sie schon eine Weile auf die Depression hingearbeitet hat. Das sie es selbst nicht mitbekommen hat und / oder verdrängt hat. Bis jetzt. Bis es so groß werden konnte und jetzt nicht mehr verdrängt und verdeckt werden kann. Das war bei mir genauso. Ich habe es nicht bemerkt, bis ich voll drin war. Ich konnte nicht mehr zurück, ich war zu tief drin. Hätte ich viel früher angefangen, mir selbst zu helfen. Die Gedanken zuzulassen und diese mit einem Therapeuten o.ä. zu besprechen, wäre es sicherlich nicht so schlimm geworden, wie es jetzt ist.
Dazu hieß es im Buch "Im Schatten der Depression":
Stell dir die Depression als eine Dame vor, die sanft an deine Tür klopft. Weise sie nicht ab. Bitte sie herein, lass sie setzen und höre dir an, was sie zu sagen hat. Evtl. geht sie dann wieder.
Wenn du sie abweist, kommt sie immer wieder. Das Klopfen wird lauter, bis du sie nicht mehr abweisen kannst. Sie wird immer stärker, bis sie dich dazu zwingen kann ihr zuzuhören.
(nicht wortwörtlich)

Ich denke genau so ist es auch. Wir ignorieren oder verdrängen dass es uns schlecht geht. Das liegt an unserer Erziehung. An der Gesellschaft. Was sagt man euch, wenn ihr krank seid? "Werd bitte schnell wieder gesund!" . Warum schnell? Warum muss eine Krankheit immer so schnell wie möglich weg gehen? Fieber wird z.B. oft viel zu schnell bekämpft. Dabei ist es eine ganz normale Funktion des Körpers um Krankheitserreger zu bekämpfen. Was haben wir also von einem schnellen Behandeln des Fiebers? Wir fühlen uns erstmal besser. Das Fieber ist ja weg. Die Krankheitserreger jedoch sind noch da und können es sich so richtig bequem machen.
Bei schlechten Gedanken, schlechter Stimmung handeln wir leider genauso. Die müssen weg! Übertönt werden. Wir müssen uns SOFORT davon befreien.
Wie bei den Depressionen, geben wir uns auch schnell die Schuld. Wer sich einen Schnupfen holt, der war halt schlecht angezogen, ist also selbst Schuld das er krank geworden ist.
So denken es einige, auch wenn sie es nicht aussprechen, über Depressionen. Irgendwas muss derjenige ja falsch gemacht haben. Deswegen ist er krank im Kopf!.
Wenn diese ganze Geschichte vorbei ist, werde ich mich mit Bekannten zusammenschließen. Öffentlichkeitsarbeit betreiben. Damit diese elende Stigmatisierung aufhört und man den Erkrankten endlich die vollkommen unnötige Scham nimmt. Das werde ich nicht sofort schaffen. Aber es ist mir ein Anliegen. Ich will, dass Menschen schneller Hilfe suchen. Dass ihnen schneller geholfen wird. Dass Angehörige sich nicht sofort trennen, weil sie einfach keine Ahnung haben. Das wird dann auch wieder ein harter Kampf, da unsere Gesellschaft absolut nicht dort angekommen ist, wo man akzeptiert, dass jeder Teil des Menschen erkranken kann und es absolut keinen Grund zur Scham gibt!
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von DeCiBella »

Undjetzt hat geschrieben: 14. Mär 2024, 13:15 Wenn diese ganze Geschichte vorbei ist, werde ich mich mit Bekannten zusammenschließen. Öffentlichkeitsarbeit betreiben. Damit diese elende Stigmatisierung aufhört und man den Erkrankten endlich die vollkommen unnötige Scham nimmt. Das werde ich nicht sofort schaffen. Aber es ist mir ein Anliegen. Ich will, dass Menschen schneller Hilfe suchen. Dass ihnen schneller geholfen wird. Dass Angehörige sich nicht sofort trennen, weil sie einfach keine Ahnung haben. Das wird dann auch wieder ein harter Kampf, da unsere Gesellschaft absolut nicht dort angekommen ist, wo man akzeptiert, dass jeder Teil des Menschen erkranken kann und es absolut keinen Grund zur Scham gibt!
Das hört sich sehr gut an. Das habe ich, in der Depression meines Partners auch gemacht. Meine Eltern sind beide "Boomer". Was bedeutet, Ihnen wurden ganz andere Werte vermittelt. Schon allein durch die Erziehung und die damalige Gesellschaft in Ostdeutschland.

Wie oft musste ich so Dinge hören wie: "Das darf sich NAME nicht zu sehr zu Herzen nehmen. Da muss er drüber stehen." Oder auch die ganzen typischen Phrasen.

Einfach, weil es Depressionen zu Ihrer Zeit "nicht gab".

Es hat viel Erklärung und Aufklärung gebraucht um Sie für das Thema zu sensibilisieren.
Als ich Ihnen mitteilte, dass er in eine Klinik gehen wird, hatten sie sofort Bilder von Zwangsjacken und Elektroschocks im Kopf. (Welche im Übrigen bei schweren Depressionen durchaus ein legitimer Therapieansatz ist)

Mittlerweile verstehen Sie, warum mein Partner die letzten 1,5 Jahre so war, wie er war.

Ich hoffe auch, dass Sie verstehen, warum ich so bin, wie ich bin. Es ist leider immer noch viel zu stigmatisiert. Aber es wird immer mehr darüber geredet. Auch in der Öffentlichkeit und von Prominenten, auch in deren Alter. Wir hoffen einfach, das in ein paar Jahren, diese Krankheit so normal ins Weltbild passt, wie eine Grippe.
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von Undjetzt »

So richtig passt doch die Grippe auch nicht ins Weltbild.
Der, der sich krank zur Arbeit schleppt, ist der harte Kämpfer, der unerschütterliche. Der der zuhause i Bett bleibt und sich ordentlich auskuriert, ist das Weichei, der Krankfeierer, ...
Da erwische ich mich selbst sogar bei. "Ist ja nicht mehr dolle...wird schon gehen". "Ach... eine Woche krankschreiben reicht, ich geh morgen wieder arbeiten *hust, *schnief" . Das ist ganz tief in uns verankert.
Aber die Lage auf dem Arbeitsmarkt spielt uns da gut zu. So schnell fliegt man nicht mehr raus.
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von DeCiBella »

Ja, da hast du durchaus recht. Grippe ist eventuell auch nicht das richtige Beispiel.
Dann nehmen wir eine Klassische Magen-Darm-Grippe. Da fragt niemand weiter nach und jeder weiß, dass das unglaublich unangenehm und das Verständnis, damit nicht zur Arbeit zu kommen ist auch größer.
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von Undjetzt »

Und das ist ja das komische.
Genau wie dieses "Ich würde gern mal einen ganzen Tag, oder das ganze Wochenende im Bett bleiben. Aber naja, schade um die Zeit". Wieso? Derjenige hat in dem Moment gesagt, dass er das GERN machen würde. Also? Rein in die Federn. Da ist dann aber die Stimme im Kopf, die sagt, das geht nicht. Man darf nicht so faul sein.
Wir sperren uns zum Teil selbst ganz schön ein, mit diesen Dogmen. Ich hab da viel drüber nachgedacht, als ich in den letzten Tagen mal tief in mich gegangen bin. Ich werde die Zeit nutzen, dass mal stück für stück zu durchbrechen. Nachmittags in die Wanne, dann ins Bett, warum? Weil es genau das ist, worauf ich grad Lust habe. Mitten in der Nacht spazieren gehen? In der Woche??? Warum? Weil ichs grad schön finde!
DeCiBella
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von DeCiBella »

Let's go!
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von Blackrabbit »

Der Tag geht ist quasi vorbei… ich hatte heute wirklich sehr sehr gute Laune. Mit meiner guten Laune hat der Herr auch gelacht. Er meinte, die Laune ist ansteckend und er freut sich, das ich gut drauf bin.

Ich war bei dem schönen Wetter noch draußen unterwegs und habe den Nachmittag mit einer Freundin verbracht.
Jetzt zu Hause hatte ich eine Nachricht wie denn mein Tag war. Einfach so von ganz alleine, ganz ungezwungen.

Das treibt mir natürlich noch ein weiteres Lächeln ins Gesicht.
SO darf es gerne weitergehen… wird es natürlich nicht, da mache ich mir nichts vor. Es wird auch schlechte Tage geben.. aber anscheinend tut ihm meine Laune auch etwas gut und das freut mich wiederum 😊
Ich war ja eigentlich immer ein positiver und strahlender Mensch. Ich hoffe, ich bleibe jetzt wieder etwas länger so.

Das nächste Update wird zeigen, was sich mal wieder geändert hat. 🙃 (dann bin ich bestimmt wieder am Rande des Wahnsinns)
Lynchburg
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von Lynchburg »

Undjetzt hat geschrieben: 14. Mär 2024, 08:26 "Aus dem Nichts", war es eventuell gar nicht. Auch ich musste mir eingestehen, dass es, teils winzige Anzeichen gab, dass etwas nicht stimmt. Die siehst du in dem Moment wahrscheinlich nicht. Depressionen kommen nicht von heute auf morgen. Die schleichen sich ein.
Er hat seit ich ihn kenne, immer wieder mal melancholische Zeiten und damit bin ich klar gekommen. Ich gab ihm seinen Freiraum und Zeit für sich. Ansonsten ist er der gesellige und witzige Typ.… genau das Gegenteil. Ich bin am Anfang auch von einer hochfunktionale Depression ausgegangen, denn er geht weiterhin arbeiten, obwohl die Psychiaterin ihn gerne eingewiesen hätte. Man merkt es ihm einfach nicht an.
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von Lynchburg »

Undjetzt hat geschrieben: 14. Mär 2024, 08:26 das wirst du jetzt noch öfter hören, du musst dich in erster Linie um dich kümmern! Pflege Kontakte, geh deinen Hobbys nach, such dir neue Hobbys, mach Fitness, achte auf gesunde und ausgewogene Ernährung. Du wirst alle Energie brauchen, die du bekommen kannst.
Das mache ich bereits und damit habe ich kein Problem. Ich ging 14 Tage nach der Trennung ins Reisebüro und habe mir umgehend eine Kreuzfahrt 🛳️ gebucht.[/quote]
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von Lynchburg »

DeCiBella hat geschrieben: 14. Mär 2024, 13:30
Undjetzt hat geschrieben: 14. Mär 2024, 13:15 Wenn diese ganze Geschichte vorbei ist, werde ich mich mit Bekannten zusammenschließen. Öffentlichkeitsarbeit betreiben. Damit diese elende Stigmatisierung aufhört und man den Erkrankten endlich die vollkommen unnötige Scham nimmt. Das werde ich nicht sofort schaffen. Aber es ist mir ein Anliegen. Ich will, dass Menschen schneller Hilfe suchen. Dass ihnen schneller geholfen wird. Dass Angehörige sich nicht sofort trennen, weil sie einfach keine Ahnung haben. Das wird dann auch wieder ein harter Kampf, da unsere Gesellschaft absolut nicht dort angekommen ist, wo man akzeptiert, dass jeder Teil des Menschen erkranken kann und es absolut keinen Grund zur Scham gibt!
Lynchburg hat geschrieben: 13. Mär 2024, 23:03 Leider hinken auch Firmen bei diesem Thema extrem hinterher. Wie viele trauen sich nicht ihrem Vorgesetzten / Arbeitgeber an. Ich stelle leider fest, dass vor allem Führungskräfte zu wenig oder gar nicht geschult sind! Das gilt auch für andere Themen.
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von Lynchburg »

Blackrabbit hat geschrieben: 14. Mär 2024, 19:06 Der Tag geht ist quasi vorbei… ich hatte heute wirklich sehr sehr gute Laune. Mit meiner guten Laune hat der Herr auch gelacht. Er meinte, die Laune ist ansteckend und er freut sich, das ich gut drauf bin.

Ich war bei dem schönen Wetter noch draußen unterwegs und habe den Nachmittag mit einer Freundin verbracht.
Jetzt zu Hause hatte ich eine Nachricht wie denn mein Tag war. Einfach so von ganz alleine, ganz ungezwungen.

Das treibt mir natürlich noch ein weiteres Lächeln ins Gesicht.
SO darf es gerne weitergehen… wird es natürlich nicht, da mache ich mir nichts vor. Es wird auch schlechte Tage geben.. aber anscheinend tut ihm meine Laune auch etwas gut und das freut mich wiederum 😊
Ich war ja eigentlich immer ein positiver und strahlender Mensch. Ich hoffe, ich bleibe jetzt wieder etwas länger so.

Das nächste Update wird zeigen, was sich mal wieder geändert hat. 🙃 (dann bin ich bestimmt wieder am Rande des Wahnsinns)
Lynchburg hat geschrieben: 13. Mär 2024, 23:03 😊👍🏻🌺
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von Undjetzt »

@Blackrabbit,
jetzt werden die Parallelen gruselig. :D
Gestern war sie relativ gut drauf am Abend hat sie mit ihrem Bruder, sich etwas im TV angeguckt und mich gebeten mich doch zu ihr zu setzen. Also direkt neben sie. Hab ich gemacht. Am Ende saßen wir bis in die Nacht hinein da, haben geredet, gelacht, Videos geguckt,...ich durfte nicht direkt ins Bett gehen, sollte mir unbedingt noch etwas anschauen.
Sie war mir gegenüber null distanziert.
Und ich bin heute morgen wach geworden, und mein Kopf hat versucht mir da etwas negatives draus zu basteln. "Sie ha sich jetzt mit der Trennung abgefunden und betrachtet dich als geselligen, guten Freund", "Das ist nur ein Hoch, morgen sieht es evtl. schon wieder anders aus." Beides ist nicht ausgeschlossen, dennoch freu ich mich einfach über den Abend. Es ist manchmal schwer zu sagen, aber ich denke, sie war wirklich gut drauf, nicht nur dem Umfeld zuliebe.
Über Gefühle, wollte ich gestern, auch unter 4 Augen nicht mit ihr reden. Das hätte den Schalter evtl. mit einem Schlag umgelegt. Es ist schon so viel Zeit vergangen, da muss ich diese schönen Momente nicht gleich wieder damit einreißen.
Hoffen wir mal, dass es für uns so weitergeht. Am Wochenende wollen wir ausgehen. Von ihr aus...

Ich merke nur, wie misstrauisch ich solchen Situationen gegenüber geworden bin. AM besten die Erwartungen gaaaaanz runterschrauben um dann nicht wieder enttäuscht zu sein.
Ich nehme mir die positive Energie daraus, akzeptiere mein Misstrauen, lasse mich davon aber nicht lenken. Das war gestern, das war schön, das war gut. Jetzt/ Heute geht es mir immer noch gut.
Undjetzt
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von Undjetzt »

Lynchburg hat geschrieben: 14. Mär 2024, 20:08
Undjetzt hat geschrieben: 14. Mär 2024, 08:26 "Aus dem Nichts", war es eventuell gar nicht. Auch ich musste mir eingestehen, dass es, teils winzige Anzeichen gab, dass etwas nicht stimmt. Die siehst du in dem Moment wahrscheinlich nicht. Depressionen kommen nicht von heute auf morgen. Die schleichen sich ein.
Er hat seit ich ihn kenne, immer wieder mal melancholische Zeiten und damit bin ich klar gekommen. Ich gab ihm seinen Freiraum und Zeit für sich. Ansonsten ist er der gesellige und witzige Typ.… genau das Gegenteil. Ich bin am Anfang auch von einer hochfunktionale Depression ausgegangen, denn er geht weiterhin arbeiten, obwohl die Psychiaterin ihn gerne eingewiesen hätte. Man merkt es ihm einfach nicht an.
Evtl. waren die melancholischen Zeiten schon die Depression, die "angeklopft" hat. Ich finde diese Erklärung, dass, wenn man sich darauf einlässt und es nicht verdrängt, es gar nicht erst schlimm wird sehr aufschlussreich.
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von Blackrabbit »

Erschreckend diese Ähnlichkeiten..
Ich habe heute immer noch recht gute Laune aber eben nicht so wie gestern.
Mein Kopf macht nämlich das gleiche mit mir, wie deiner 🤯
Er ist drüber hinweg und glücklich, dass es freundschaftlich so läuft… wir bleiben einfach Freunde. ob es so ist, man weiß es nicht. Diese Trennung ist halt immer im Kopf und es tut heute auch wieder etwas weh.

Ich denke mir Kopf hoch, abwarten ob er sich meldet und dann einfach drüber freuen.

Meine Gefühle sind halt da, seine man weiß es nicht…
Undjetzt
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von Undjetzt »

Mit diesem "Wir bleiben Freunde" hab ich schon immer Probleme gehabt. Dass hat sich meist mit einer neuen Partnerin bei mir oder einem neuen Partner bei ihr erledigt.
Bis hin dazu, dass ich quasi aus Selbstschutz den Kontakt komplett abgebrochen habe. Damals aus anderen Gründen. Diesmal wohl weil ich es nie wirklich ertragen könnte, nur noch "ein" Freund zu sein. Ich würde da wohlmöglich den Kontakt auf 0 fahren.
Das will sie auf keinen Fall, sagte sie dazu einmal. Ich bin ihr ja sehr wichtig. Auch das hat sie betont.
Klar klingt das wie eine Drohung, aber ich kenne mich. Mit der Option muss sie rechnen.

Und da sind wir beim nächsten: Sie hat gestern oft in der "wir"- form gesprochen... Also abgeschrieben bin ich, ist unsere Beziehung wohl nicht...
Ich kann nur weiter beobachten. Und wenn sie auf diesem Level bleibt mit ihr reden.
Blackrabbit
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von Blackrabbit »

Auch ich bin ihm wichtig und er will weiterhin in Kontakt bleiben … er weiß ja nicht was seine Gefühle sagen. Wie weit es reicht. Es ist halt anders…
Wenn es aber absehbar ist, dass es nur Freundschaft ist, werde ich den Kontakt für mich aber auch abbrechen. Bis dahin läuft das ganze so weiter.
Freundschaft kann ich nicht.

Schwierige Lage aber das war uns ja schon bewusst 😑
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