Keine Gefühle

[Blackrabbit]

Hallo zusammen, in meckerstimmung war der Herr auch heute. Das Treffen lief gut. Wir saßen im Café und sind später noch eine Runde durchs Grüne gelaufen. Das Wetter hat ja dazu eingeladen.
Es wurde viel über Gott und die Welt gesprochen. Kein Wort über uns. Kein wie es uns geht oder sonst etwas. Außer zum Ende ein ich vermisse dich/ ich dich auch. Es fanden Umarmungen statt, kein Händchen halten oder sonst was. Ich habe es aber auch nicht versucht. Ob der Tag ihm gefallen hat? Keine Ahnung. Dazu ist auch kein Wort gefallen auch bis jetzt noch nicht. Ob es ihm besser geht? Ich weiß es nicht. Ich kann das alles sehr schwer einschätzen, zuordnen oder sonst was.

Ansonsten weiß ich nicht was ich noch berichten soll. Genießt das Wochenende.

[Undjetzt]

Hallo Blackrabbit,

ob gefallen oder nicht, das würde mir auch derzeit schwer fallen zu sagen. Wenn er es mitgemacht hat, du nicht das Gefühl hattest, er wolle schnell raus aus der Situation, dann war es gut.
Auch schöne Stunden erschöpfen einen schnell.mit dieser Krankheit kostet einfach alles ein Haufen Kraft

Ich habe heute morgen noch mit ihr geschrieben. Ganz locker und nett. Dann ein paar Sachen erledigt, worauf hin aus einem kurzen Ruhen 3.5h Schlaf wurden.
Aber auch das ist ok. Schlaf ist gut.

[Blackrabbit]

Das laufen war auch seine Idee.
Ich vermute es war gut. Zumindest würde ich mich wundern, wenn er es doch anders empfand.
Ja, die Krankheit erschöpft euch, das glaube ich euch gerne. Man liest es hier ja an jeder Ecke und auch er sagt, er ist erschöpft. Regelmäßig fällt erschöpft.
Mich erfreut es dann sogar zu hören, dass er mit Freunden bis spät in die Nacht unterwegs war.
Klar, es macht mich manchmal was traurig, dass er das kann aber mich verlassen hat. Aber ja, die Maske und vielleicht fällt es ihm mit anderen auch einfach nur leichter weil da weniger Verantwortung/ Druck / Erwartung auf ihn wartet. Ich hab es verstanden und akzeptiere es auch.
Und sind wir ehrlich, er meldet sich von alleine, er fragt nach kleinen und kurzen Treffen und so Kleinigkeiten.
Es gab schon schlechtere Phasen.
Durch den Abstand hab ich Zeit für mich und bin wie gesagt aktuell selbst verunsichert. Vielleicht findet man irgendwann wieder zusammen ohne groß drüber zu sprechen.

[Undjetzt]

So ist es. Bei anderen ist es leichter. Aber auch da kostet es enorme Kraft.
Es wird bei dir und mir so sein: Eine richtige Beziehung ist einfach nicht möglich, weil die Gefühle nicht greifbar sind. Und trotzdem sind wir unseren lieben wichtig.

[Liebe1980]

Guten Morgen, ich habe bisher kein einziges Wort mehr gehört. Als hätte es uns nie gegeben. Ich kann das überhaupt nicht fassen und verstehe es auch nicht…Wünsche euch allen trotzdem natürlich einen schönen Sonntag und freue mich für alle, wo es besser läuft.

[Blackrabbit]

Guten Morgen Liebe1980, das tut mir leid. Fühl dich gedrückt. Ich hoffe du findest deinen Weg und siehst es bald leichter. Es ist ein schreckliches Gefühl aufgegeben zu werden. Als hätte es ein uns nie gegeben.
Bei mir ist es tatsächlich so, die Zeit halt Wunden, nicht alle aber viele. Das wünsche ich dir auch.
Ich hab seit dem Treffen nichts mehr gehört oder gelesen aber wie wir alle wissen, vollkommen normal beim Herrn.

[Blackrabbit]

Es wird bei dir und mir so sein: Eine richtige Beziehung ist einfach nicht möglich, weil die Gefühle nicht greifbar sind. Und trotzdem sind wir unseren lieben wichtig.

Ich hoffe es ist wirklich so. Eine Garantie gibt es nicht aber die Anzeichen sind vorhanden.
Das mit den Gefühlen nicht greifbar haben, kann ich mir einfach nicht vorstellen. Also sie sich das anfühlt etc. Daher fällt mir das auch so schwer das nachzuvollziehen und zu verstehen.

[Undjetzt]

Das ist auch nur schwer zu beschreiben.
Selbst bei Hobbys, die einem Spaß machen, weis man, dass es so ist, man fühlt es aber nicht.
Bei anderen Menschen kommt eben die Schwierigkeit hinzu, dass man Angst hat, der andere merkt, wie kalt einen das alles lässt. Dann fühlt man sich einfach schrecklich. Bei Freunden usw. kann man das noch gut überspielen. Aber Liebe vorspielen ist sout wie unmöglich und dann würde man sich noch viel schlechter fühlen.

[Undjetzt]

So. Heute wieder auf Arbeit. N bisschen komisch, aber auch gut,.. schauen wir was wird. Bin gespannt ob das Stimmungstief, was ich die letzten Tage am Nachmittag hatte, auch auf Arbeit kommt.
Sie war gestern sehr kurzgehalten in Ihren Nachrichten. Aber das kenne ich bei ihr. Da gibt es momentan kein "Gute Nacht" o.Ä.

[DeCiBella]

Hallo zusammen,

heute hat mein Partner das erste Mal seit Monaten wieder einen richtigen scheiß Morgen. Er hat heute morgen einfach alles gehasst und hatte an allem etwas rumzumeckern. Die Angst in mir, das seine Depression zurückkommt, wurde sofort getriggert. Er meint, er hat wohl einfach einen schlechten Tag. In meinem Kopf spielen jetzt natürlich absolute Katastrophenszenarien ab. Nicht gerade sehr hilfreich. Die Ängste haben sich sehr in meinem Kopf manifestiert...

Ansonsten habe ich letzte Woche auf Raten meiner Therapeutin, erst mit einer Kollegin und später die Woche auch mit meinem Chef über meine aktuelle Situation gesprochen. Das hat etwas Druck aus der Sache genommen, war aber auch sehr anstrengend und beängstigend.

[Undjetzt]

Hallo DeCiBella,

das ist wohl nun auch ein Teil des Lebens. Die Angst, jedes mal, bei schlechter Stimmung- oh nein, die Depression ist zurück. Wenn er selbst sagt, er hat einfach einen schlechten Tag, dann ist es wohlmöglich so. Evtl. war es auch das berühmte Morgentief.
Ich kann dich da aber vollkommen verstehen. Wenn meine Partnerin mal wenig spricht, oder eine gedrückte Stimmung hat, geht bei mir auch immer der Alarm los. "Oh nein, es wird schlimmer. " Dann geht das Katastrophisieren los. Das bleibt natürlich auf ewig so, etc. Wobei die Medikamente diesen Effekt sehr reduziert haben.

Mit deinen Kollegen und deinem Chef darüber zu sprechen ist sehr gut! Das habe ich auch gemacht, vollstes Verständnis erfahren und damit ist zumindest eine Sorge gar nicht mehr so groß.

[DeCiBella]

Puh... diese Ungewissheit ist wirklich schrecklich. Ich wüsste nicht, wie wir das alles hinkriegen sollten, wenn es bei ihm jetzt auch wieder losgehen würde. Das wäre unser Untergang... Das macht mir unglaubliche Angst...
Das spürt unser Hund heute extrem. Sie klettert die ganze Zeit auf mir rum und versucht mich zu beruhigen.
Meine Güte, Tiere sind unglaublich toll...

Medikamente bekomme ich nicht. Ich finde einfach keinen Psychiater in meiner Nähe und meine Hausärztin möchte diese nicht verschreiben, da sie davon nicht wirklich Ahnung hat. Meine Therapeutin und ich sind da aber dran. Es ist nur echt schwer...



Das Gespräch mit meinem Chef war wichtig. Ich hatte unglaubliche Angst davor und die Depression hat dieses Gespräch natürlich im Vorfeld zu einer echten Herausforderung gemacht. Ich habe alles dort rein katastrophisiert. Ich bin erst seit einem halben Jahr im Unternehmen, seinem Chef dann schon zu sagen, dass man in seiner Arbeitsfähigkeit sehr eingeschränkt wird, ist natürlich echt schwer.

[Undjetzt]

Tiere merken sowas. Ist bei unserem Kater nicht anders.
Und so blöd wie es klingt. Wenn beide "drin" sind, ist es gar nicht so viel schlimmer. Komischerweise läuft es z.B. bei mir und meiner Partnerin derzeit echt gut. Also der "Untergang" ist bei dir da evtl. auch wieder nur die selbst prophezeite Katastrophe. Zumal es ja wirklich evtl. nur ein schlechter Tag, oder Morgen war.

Bei mir hat der Hausarzt das übernommen. Nehme Sertralin, was mir gut gegen die Grübelei hilft. Auch die Morgentiefs sind kaum noch spürbar. Gegen die davon verursachte Schlafstörung nehme ich derzeit noch Mirtazapin. Funktioniert so, jetzt sehr gut.

Wir haben Fachkräftemangel. Das spielt den Arbeitnehmern derzeit in die Hände. Unternehmen müssen es sich dreimal überlegen, ob sie einen AN gehen lassen.

[DeCiBella]

Kennst du das, dass du dir einbildest deinen Partner besser zu kennen als er sich selbst kennt und du jede Veränderung wahrnimmst, die er noch nicht bemerkt hat? Irgendwie kommt es mir so vor, als wäre das heute so.

Mein Partner war in seiner dunkelsten Phase ja suizidal. Ich bin jetzt nicht mehr so belastbar, wie ich es damals war.
Auch mussten wir mittlerweile ja umziehen und die Wohnung wäre, wenn er wieder nicht arbeitsfähig wäre, für uns viel zu teuer.

Wir sind dran, eine/n Psychiater/in für mich zu finden. Mal gucken wie lange das dauern wird.

Ja, da hast du recht. Trotz Allem sind natürlich psychisch kranke Mitarbeiter eher ein Risiko. Mein Chef ist zum Glück unglaublich empathisch. Ich bin mir sicher, dass mir mein vorheriger Arbeitgeber daraus einen Strick gedreht hätte.

[Blackrabbit]

Ich hab seit dem Treffen am Samstag noch nichts gehört. Kein Wort, keine Nachricht einfach nichts.

[Undjetzt]

Kennst du das, dass du dir einbildest deinen Partner besser zu kennen als er sich selbst kennt und du jede Veränderung wahrnimmst, die er noch nicht bemerkt hat? Irgendwie kommt es mir so vor, als wäre das heute so.

Mein Partner war in seiner dunkelsten Phase ja suizidal. Ich bin jetzt nicht mehr so belastbar, wie ich es damals war.
Auch mussten wir mittlerweile ja umziehen und die Wohnung wäre, wenn er wieder nicht arbeitsfähig wäre, für uns viel zu teuer.

Wir sind dran, eine/n Psychiater/in für mich zu finden. Mal gucken wie lange das dauern wird.

Ja, da hast du recht. Trotz Allem sind natürlich psychisch kranke Mitarbeiter eher ein Risiko. Mein Chef ist zum Glück unglaublich empathisch. Ich bin mir sicher, dass mir mein vorheriger Arbeitgeber daraus einen Strick gedreht hätte.

Das kenne ich durchaus.
Wobei dir die Depri auch hier einen Streich spielen kann. Du nimmst "negative" Veränderungen evtl. deutlich intensiver wahr, als sie eigentlich sind. Das ist ja das Ding mit der Krankheit, alles nicht-Gute wird direkt zur megaschlimmen Katastrophe.
Umzug etc. sind erst einmal Belastungen. Die wollen verarbeitet werden, da muss man sich irgendwie drauf einstellen. Da reagiert die Psyche drauf und man denkt natürlich schnell "Das ist jetzt wieder die Depression".

[DeCiBella]

Das kenne ich durchaus.
Wobei dir die Depri auch hier einen Streich spielen kann. Du nimmst "negative" Veränderungen evtl. deutlich intensiver wahr, als sie eigentlich sind. Das ist ja das Ding mit der Krankheit, alles nicht-Gute wird direkt zur megaschlimmen Katastrophe.
Umzug etc. sind erst einmal Belastungen. Die wollen verarbeitet werden, da muss man sich irgendwie drauf einstellen. Da reagiert die Psyche drauf und man denkt natürlich schnell "Das ist jetzt wieder die Depression".

Mal gucken wie es heute Nachmittag wird wenn er wieder zuhause ist.

Oh, der Umzug ist schon 5 Monate her, das ist nicht das Problem auf das er sich einstellen muss. Ein Problem wird das alles, wenn er wieder nicht arbeiten kann. Denn dann können wir uns diese Wohnung nicht mehr leisten.

Wir gucken mal, wie es nachher wird.
Ich gehe jetzt erstmal zu meinem Montäglichen Therapietermin...

[Undjetzt]

Nachmittags kann alles schon wieder ganz anders sein.

Ich hab meinen Therapietermin heut morgen schon hinter mich gebracht

[Undjetzt]

Hm. Der Zustand bleibt stabil. Es gab wieder eine recht herzliche Umarmung zur Begrüßung. Wir reden viel miteinander, essen und verbringen den Abend gemeinsam. Auch wenn ich davon nicht viel habe, da ich wieder arbeiten gehe und die Maskerade alle Kraft kostet.
Schauen wir, ob es weiter so geht. Wünschenswert wäre es natürlich.

@DeCiBella
Wie ging es bei ihm weiter?

@Blackrabbit
Gab es inzwischen wieder ein Lebenszeichen? Evtl. tankt er jetzt wirklich erst einmal Kraft?

[DeCiBella]

Guten Morgen Undjetzt,

gestern Abend war die Stimmung irgendwann okay.
Heute morgen war er wieder schlecht drauf. Er konnte schlecht ein- und durchschlafen. War eine Stunde vor seinem Wecker schon wach.
Die Angst, dass es wieder losgeht ist da. Sehr deutlich sogar.

Das alles liegt sehr schwer über meinem Tag heute. Über meiner Stimmung.

[Undjetzt]

Guten Morgen DeCiBella,

das klingt schon ein wenig nach dem Morgentief. Das hat sich bei mir auch immer bis in den frühen Nachmittag gezogen, als es akut war. Wenn er aber aufstehen kann, ist es schon einmal gut.
Damit habe ich derzeit Probleme.
Ich weis, es ist leicht gesagt, aber versuch dich so weit innerlich zu distanzieren, dass dich seine Stimmung nicht mit herunterreist. Dann wird es eine Abwärtsdynamik zwischen euch beiden. Sprich, der eine zieht den anderen runter und umgekehrt. Z.B. wenn ihr schon über die Krankheit redet, weniger davon sprechen was nicht funktioniert, mehr davon sprechen, was funktioniert. Dass er Aufstehen und zur Arbeit gehen kann, ist z.B. ein großer Schritt, von dem andere mit dieser Erkrankung nur träumen können.
Das sage ich mir selbst auch jeden Morgen. "Du bist auf Arbeit! Noch vor 2 Wochen wäre das unmöglich gewesen, jetzt bist du hier und machst deinen Job! " .

[Blackrabbit]

Nein, weiterhin nichts gehört. Langsam bin ich doch etwas traurig. Das ist die längste Funkstille die wir je hatten.
Und eigentlich hatte ich das Gefühl, es lief am Samstag wirklich gut.

[Undjetzt]

Hmm..nichts genaues weis man nicht.
Ihn anschreiben möchtest du weiterhin nicht? Muss ja kein großes "alles ok?" oder sonst was sein. Einfach irgend ein Vorwand.

[Blackrabbit]

Er dachte, ich möchte meine Ruhe genießen vermissen würde er mich ein bisschen. Er wollte dann aber auch direkt telefonieren.
Ein bisschen ist besser als ein Nein aber naja

[Undjetzt]

Sorry.. jetzt musste ich lachen.
Das ist einfach so absurd, .. aber ein so typischer Gedankengang... der könnte von mir sein.
Er dachte du genießt deine Ruhe....
Wahnsinn, wie man such selbst mit diesem Zerdenken im Weg steht.
Da merkt man aber auch, wie wichtig du ihm bist. Sonst würde er sich nicht solche Gedanken machen.