Keine Gefühle

DeCiBella
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von DeCiBella »

Hallo Liebe1980,

erstmal herzlich Willkommen bei uns.
Liebe1980 hat geschrieben: 16. Mär 2024, 13:05 Wie haltet ihr das alle aus? Es bricht mir das Herz ihn leiden zu sehen und nicht helfen zu können. Er fehlt mir unbeschreiblich.
Hmmm... es erfordert verdammt viel Kraft. ich weiß nicht, wie sehr du dich durch diesen Thread gelesen hast aber das wichtigste ist, dass du dich in erster Linie um dich selbst kümmerst. Es geht viel zu schnell, dass du auch in den Nebel gerissen wirst. Dem kannst du nur ausweichen, wenn du dich um dich selbst kümmerst. Suche dir eventuell auch Psychologischen Beistand. Auf jeden Fall, darfst du dich selbst nicht vergessen. Treffe Dich mit Freunden, gehe deinen Hobbys nach, mache Sport und ernähre dich gut uns gesund. Das klingt alles so selbstverständlich aber diese Krankheit ist tückisch und zieht dich leider viel zu schnell in seinen Bann.
Liebe1980 hat geschrieben: 16. Mär 2024, 13:05 Es verletzt mich zu erleben, wie er mit Anderen normal redet und mich wie Luft behandelt. Ständig zweifle ich an mir, was ich wohl falsch mache. Kann eine Episode so lange dauern? Warum wird gerade der Partner am meisten weggestoßen? Es tut so unglaublich weh, weil er mir so viel bedeutet und er vor der Zeit einfach das komplette Gegenteil davon war. 😞
Dein Partner setzt eine Maske auf, sobald das Haus verlässt. Sehe es mal so, sobald er zu Hause ist, ist er er selbst. Draußen, bei anderen Menschen die ihm nicht so Nahe stehen wie du es tust, muss er immer eine Rolle spielen. Das ist unglaublich anstrengend und Kräftezehrend. Bei dir muss er sich nicht hinter dieser Maske verstecken und deswegen kommt es dir so vor, als wäre er immer bei dir schlecht drauf. Dabei ist er nur bei dir er selbst. So hart wie es klingt.

Hat dein Partner professionelle Hilfe? Geht er zur Therapie oder nimmt er Medikamente?

Ich wünsche dir alles Glück der Welt.


Liebe Grüße


DeCiBella
"Depressionen sind geschickt. Ist man gesund, kann man sich nicht mehr daran erinnern, wie es war, krank zu sein. Und ist man krank, kann man sich nicht vorstellen, je wieder gesund zu werden."
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von Undjetzt »

Blackrabbit hat geschrieben: 18. Mär 2024, 11:05 Deswegen finde ich die Kontaktsperre auch total hirnrissig aber der Gedanke kam mir gestern, für mich. Um zu heilen. Heute bin ich davon vermutlich ab. Ich selber melde mich aber wieder nicht. Er wollte seine Ruhe, er bekommt seine Ruhe. Es schmerzt trotzdem.
Ich denke, das mit der Trennung und keine Verpflichtung zu haben, passt hier ganz gut. Das das das „Heilmittel“ ist.
Ob er merkt, dass sich dadurch nichts ändert? Man weiß es nicht?
Ich versuche mich an die Fakten zu halten,
Wenn er sich meldet, bin ich im kopf. In wiefern keine Ahnung.
Ein Fakt ist aber auch für mich die Trennung. Die kann ich nicht ausblenden.
Ich denke an dich klingt schön… Ich will alles bloß keinen Druck aufbauen und ihn Stressen oder sonst was.
Wie gesagt, schreibt er dir, dann schreib, wenn du möchtest auch gern zurück. Du hast ihm ja gesagt, du bist für ihn da, wenn er dich braucht. Da wäre es ja komisch, wenn es dann in dem Fall nicht so ist ;) Er wird das eh eher subtil halten, weil er dir gegenüber keine großen Wünsche äußern will/ kann.

Ich bin mir bezüglich Trennung sogar inzwischen recht sicher, dass das einfach der letzte Ausweg war, den sie gesehen hat. Ein harter Schnitt. Es fiel ihr auch nicht leicht. Sie hat dabei geweint und mir versucht klarzumachen, dass es nichts mit mir zu tun hat. Leider war ich zu dem Zeitpunkt eben absolut nicht auf den Gedanken gekommen, dass so etwas dahinter stecken könnte. Da kamen tausend Sachen, aber erst als sie selbst so darüber sprach, dann der Einfall..vieleicht liegt es weder an mir, noch an ihr.
Die Trennung solltest du auch gar nicht ausblenden. Du musst sie akzeptieren und respektieren. Er hat es schließlich so entschieden.
Kommuniziert er die denn auch nach außen? Zu Kollegen, gemeinsamen Freunden etc?
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von Liebe1980 »

Liebe DeCiBella,

danke dir für deine Worte❤️

Leider nicht 😕Er schämt sich, sagt immer aktuell nicht…hat das aber glaube ich schon seit Jahren. Er sagte zu Beginn immer, er ist nicht immer gut drauf…das konnte ich da noch nicht einordnen. Ist ja schließlich bei jedem Menschen mal so. Das es sich aber so ändert und nun schon 9 Monate immer tiefer geht und was Depressionen bedeuten, hätte ich mir nie ausmalen können. Es schmerzt mich unfassbar ihn so leiden zu sehen.

Wie oft ich jetzt schon gegoogelt habe…wie lange kann eine Episode dauern…das kann ich gar nicht in Worte fassen 🫤
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von Undjetzt »

Du musst dich leider auf eine Welt voller Ungewissheit einstellen. Die Episode kann morgen schon vorbei sein, oder erst in Monaten..
Du weist nie, wie er im nächsten Moment drauf ist.
Das ist natürlich alles sehr belastend. Daher immer wieder der Tipp, sorg für dich, für ihn kannst du eh kaum etwas tun.
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von Liebe1980 »

So ist es wohl leider. Dieser schmale Grad zwischen „ich warte auf eine Nachricht oder irgendwas“, nicht nerven wollen und ihm nicht das Gefühl geben, dass ich ihn nicht mehr will ist besonders schwer finde ich.
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von Undjetzt »

Wieso meinst du ihm das Gefühl zu geben, dass du ihn nicht mehr willst?
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von Liebe1980 »

Wenn ich mich auch nicht melde oder weniger…weil ich Angst habe selbst mit einem „Ich denke an dich“ zu viel Druck zu machen.
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von Undjetzt »

Es ist sicher gut, wenn du reagierst. Also er den Kontakt sucht und du nur dann antwortest. Ein komplettes Isolieren ist nicht unbedingt nötig. Womit du ihn unter Druck setzt, dass musst du abwägen. Da ist jeder noch einmal für sich unterschiedlich. Ihm zu signalisieren, dass du seine Wünsche respektierst, und für ihn da bist, wenn er dich braucht ist aber sicher nicht falsch.
Du wirst es unmöglich vermeiden können, "Fehler" zu machen. Selbst Therapeuten können das nicht. Menschen sind viel zu unterschiedlich, und zu komplex, als dass es hier allgemeingültige Vorgehensweisen gibt.
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von Blackrabbit »

Liebe1980 hat geschrieben: 18. Mär 2024, 13:14 So ist es wohl leider. Dieser schmale Grad zwischen „ich warte auf eine Nachricht oder irgendwas“, nicht nerven wollen und ihm nicht das Gefühl geben, dass ich ihn nicht mehr will ist besonders schwer finde ich.


Das ist für mich auch quasi das schwierigste im der Situation.

Du wirst nicht alles richtig machen können. Schon alleine, weil du menschlich reagierst wenn etwas passiert.

Das ist wie mein Gedanke an eine Kontaktsperre gestern Abend. Ich weiß das das völliger Blödsinn ist & trotzdem war ich einfach in dem Moment soooo verletzt, das ich daran gedacht habe. Ich weiß ja, dass er seine Ruhe möchte und sich quasi bei niemanden meldet, oder nur so sporadisch und trotzdem plagen mich wie irre die Gedanken.

Jetzt ein paar Stunden später denk ich mir wieder, wie blöd der Gedanke war. Morgen kann der Gedanke wieder da sein.

Also auch wenn du mal verletzt reagierst etc, es ist einfach menschlich.
Dafür reißt dir niemand den Kopf ab. Du kannst dich ja nicht einfach abschalten, nur weil er aktuell krank ist. Deine Gefühle sind ja da und die sollte man auch zeigen dürfen.
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von Blackrabbit »

Undjetzt hat geschrieben: 18. Mär 2024, 14:01 Du wirst es unmöglich vermeiden können, "Fehler" zu machen. Selbst Therapeuten können das nicht. Menschen sind viel zu unterschiedlich, und zu komplex, als dass es hier allgemeingültige Vorgehensweisen gibt.


Wir machen alle Fehler, wir sind halt Menschen und keine Maschinen.
Und für jemanden der noch nie diese Krankheit miterlebt hat, ist es ziemlich schwer zu begreifen, was mit den Menschen los ist.
Ich bin ja impulsiv und zeige meine Gefühle. Für mich ist es kaum zu verstehen, wie man nichts fühlen kann. Oder anders fühlt oder oder oder… Ich kann es nichtmal richtig schreiben, so unverständlich ist diese Krankheit für mich.
Und dann reagiert jeder Mensch auch noch anders.
Ich kann nur nach dem Gefühl gehen und wenn es falsch ist, ok… das war dann nicht meine Absicht. Daraus wird er mir hoffentlich keinen Vorwurf machen. Er sagte ja selbst, er wäre erstaunt wie viel Verständnis ich für ihn aufbringe und ihm auch etwas helfe und das andere längst weg wären. Naja, das war selbst nach der Trennung 😅
Ich halte die Hand wenn wir sitzen und reden. Er kann sie jederzeit wegziehen, macht es aber nicht. Das bedeutet für mich, es ist für ihn ok.
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von Liebe1980 »

Was ich auch schwer finde ist, wenn man mal "ich denke an dich" schreibt und es kommt nichts zurück. Da ist man dann direkt wieder in dieser Schleife, ob das zu viel war, ob es bei dem Anderen nicht mehr so ist...Gedanken und nicht zu wissen was ist, sind glaube ich oft das große Problem.
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von Undjetzt »

Dass etwas zurück kommt, oder man immer eine Antwort erhält ist eine Erwartungshaltung, von der man sich leider lösen muss.
Bei ihr ist schon ein Danke selten geworden. Freude über kleine Aufmerksamkeiten gibt es nicht. Bzw. es wird scheinbar nicht bemerkt.
Du kannst nur mitteilen, was du mitteilen willst. Die Kommunikation ist aber größtenteils einseitig.
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von Undjetzt »

Blackrabbit hat geschrieben: 18. Mär 2024, 14:43
Undjetzt hat geschrieben: 18. Mär 2024, 14:01 Du wirst es unmöglich vermeiden können, "Fehler" zu machen. Selbst Therapeuten können das nicht. Menschen sind viel zu unterschiedlich, und zu komplex, als dass es hier allgemeingültige Vorgehensweisen gibt.
Er sagte ja selbst, er wäre erstaunt wie viel Verständnis ich für ihn aufbringe und ihm auch etwas helfe und das andere längst weg wären. Naja, das war selbst nach der Trennung 😅
Ich halte die Hand wenn wir sitzen und reden. Er kann sie jederzeit wegziehen, macht es aber nicht. Das bedeutet für mich, es ist für ihn ok.
Da merkst du es ja. Er nimmt durchaus wahr was du auf dich nimmst. Eine Betroffene hat mir das, wie gesagt ganz deutlich gesagt. Unsere Partner sehen das alles, nehmen das wahr. Nur haben eben keine Emotionen dazu parat. Hand halten... Arm um sie legen o.Ä. will sie z.B. gar nicht. Das muss ich akzeptieren und respektieren. Wenn ich das tue, merkt sie auch das.
Einzig die Vorwürfe, die sie sich bestimmt selbst macht, die kann ich ihr nicht nehmen. Und die triggere ich auch, bestimmt immer wieder, wenn ich irgendetwas für sie tue. Nach dem Motto " Ich bin so schlecht, ich weise ihn so ab, obwohl er mich so umsorgt. ". Voller Unverständnis, wie man einen solchen Menschen denn nur aushalten kann. Ich war erschrocken, als sie mal äußerte, was sie von sich hält. Wie sie sich sieht.
Liebe1980
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von Liebe1980 »

@UndJetzt

Ja, so ist es wohl. Das mit den Kleinigkeiten etc. kenne ich auch. Wenn nur nicht ständig der eigene Kopf grübeln würde…aber das ist wohl ein Lernprozess 🫤
Blackrabbit
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von Blackrabbit »

Liebe1980 hat geschrieben: 18. Mär 2024, 16:07 Was ich auch schwer finde ist, wenn man mal "ich denke an dich" schreibt und es kommt nichts zurück. Da ist man dann direkt wieder in dieser Schleife, ob das zu viel war, ob es bei dem Anderen nicht mehr so ist...Gedanken und nicht zu wissen was ist, sind glaube ich oft das große Problem.
Das unterschreibe ich dir sofort. Da erkenne ich mich leider wieder.
Ich hab mal „ich vermisse dich“ gesagt, da kam ein „ Ich dich auch“
Dann kommt mal gar nichts…. Bzw ein ablenken auf ein anderes Thema
Und einmal kam; wir können ja mal was unternehmen.

Also, es ist immer eine Überraschungstüte. Die Reaktion verletzt mich aber nicht mehr so wie am Anfang.
Klar, wenn ich eh Mega traurig bin, kommen dann die Gedanken, er will mich wirklich nicht mehr.
Und irgendwann legt sich das dann wieder.

Mit der Zeit versteht man damit umzugehen. Es haut mich nicht mehr so um, wie noch vor ein paar Wochen. Die Updates hier der anderen helfen mir auch dabei.

Die Zeit wird es zeigen.

Kopf hoch, wir sitzen hier alle im selben Boot. Keiner von uns weiß wie es ausgehen wird.
Tomml
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von Tomml »

Hallo miteinander,

danke für die freundliche Aufnahme und die netten Worte. Leider ist mir im Nachhinein aufgefallen, dass ich mit meiner Geschichte an sich im "falschen" Forum bin. Ich bin ja kein Angehöriger. Ich möchte hier aber trotzdem noch die Fragen beantworten und bin gerne bereit, meine Sicht der Dinge zu schildern, bzw. Antworten zu geben aus meiner Sicht als Erkranktem. Es leiden beide Seiten. Fakt ist, ich löse es aus. Ungewollt, aufgezwungen von einer Krankheit, welche ich mir nicht ausgesucht habe. Mit der aber alle anderen auch klarkommen müssen.

Meine Frau weiß nicht von Anfang an, an was ich leide. Ich wusste es ja selbst lange nicht. Sehr zeitnah nach der Diagnose habe ich es Ihr gesagt.
Sie beschäftigt sich nicht intensiv damit. Ich habe lange versucht es ihr zu beschreiben. Einfach schwierig und das Thema ist nicht sehr willkommen. Warum sie dann permanent damit belasten ? Ich rede offen darüber wenn es gerade schlimmer ist, damit sie meine Stimmung nicht auf sich bezieht. Ich denke, dass für sie vor allem die wechselnden Stimmungen belastend sind. Obwohl unipolar, gibt es ja doch gute Momente. Normale Momente halt. Und dann geht´s wieder bergab und sie zieht es mit runter. Dann fahre ich z.B. zu einem geplanten Ausflug plötzlich doch nicht mit, weil ich es in dem Moment einfach nicht kann. Ich meine, da wäre ich vielleicht auch sauer... . Das alles schreibe ich, weil ich bei allem nicht vergesse, das nicht nur ich leide. Ich bräuchte emotional einfach mehr Zuspruch. Dass es okay ist, wie es jetzt ist. Dass wir das gemeinsam schaffen. Dass sie sich auf eine Zukunft freut, in der das alles nicht mehr präsent ist. Dass sie noch da sein wird, wenn mit mir wieder alles in Ordnung ist. Und dann kämpfe ich halt doch alleine. Zu zweit wäre es leichter.

Zu den Sitzungen möchte sie nicht mitkommen, eine Paartherapie lehnt sie ab. Das akzeptiere ich und werte es nicht als Ablehnung gegen mich als Menschen. Ich würde über meine Gefühle jederzeit stundenlang mit ihr reden, ich würde das alles teilen, sie möchte es halt nicht. Der Versuch es zu forcieren führt dann tatsächlich zu Ablehnung. Also lass ich es nur in kleinen Dosen raus, sage ihr aber auch wenn etwas schön war. Wenn es ein schöner Tag war. Ich bedanke mich dann auch bei ihr. Im Endeffekt weiß ich, dass ich es nur alleine schaffen kann. Und das geht besser, wenn nicht alle genervt sind, da ich mit Ablehnung nicht gut umgehen kann. Weil dann noch die Schuldgefühle dazu kommen. Naja wird schon werden, ich komme da irgendwann raus. Ich nehme Hilfe an, gehe offen mit dem Thema um. Das braucht eben Zeit.

Aktiv lasse ich es hier damit auch gut sein. Es ist das falsche Forum, ich bedanke mich für eure Antworten und den Zuspruch und das Gefühl, nicht alleine damit zu sein. Das ist mir viel Wert. Fragen beantworte ich natürlich weiterhin gerne. Ich wünsche jedem hier ganz viel Kraft und Geduld.
Liebe1980
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von Liebe1980 »

Hey Tommi,

ich finde es großartig, dass du uns auch an deinen Gedanken teilhaben lässt. Und ich denke nicht, dass das Forum falsch ist, sondern es gibt ja auch noch ganz viele andere Rubriken.

Ehrlich gesagt, wäre ich mehr als dankbar, wenn mein Partner seine Gefühle, wie du es gern würdest, mit mir teilen würde und mit zur Therapie würde ich täglich drei Mal gehen, wenn es ihm helfen würde...bzw. er überhaupt Hilfe in Anspruch nehmen würde. Auch das du das Ganze zu zweit durchstehen willst, finde ich absolut richtig. Denn es betrifft den Partner ja eben auch. Schade, dass deine Frau das noch nicht so sieht. Vielleicht ist das aktuell alles zu viel für sie.

Ich wünsche dir von Herzen, dass ihr es gemeinsam schafft und wieder in eine bessere Zukunft schauen könnt.
Blackrabbit
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von Blackrabbit »

Danke Tommi für deine Worte.
Ich wäre auch dankbar wenn der Herr so offen wäre wie du es aktuell bist.
Bleib wie du bist & ich wünsche dir alles alles Gute für deine Zukunft. Vielleicht merkt deine Frau doch noch, dass sie einen Mann an Ihrer Seite hat, der erkrankt ist aber sie soweit wie möglich einbezieht und sie aufklärt.
So viel Offenheit würden sich viele Angehörige wünschen. 🍀
bvs
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von bvs »

Mir würde das auch z.B. sehr helfen, wenn meine Frau mehr und konkreter über ihre Gefühle reden würde.
Danke für deinen Einblick, mir hilft das sehr, die andere Seite zu verstehen.
DeCiBella
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Registriert: 1. Jan 2023, 17:12

Re: Keine Gefühle

Beitrag von DeCiBella »

Hallo Tomml,

erstmal danke, dass du uns an deiner geschichte Teilhaben lässt.
Tomml hat geschrieben: 18. Mär 2024, 18:04 Leider ist mir im Nachhinein aufgefallen, dass ich mit meiner Geschichte an sich im "falschen" Forum bin. Ich bin ja kein Angehöriger.
Du bist hier nicht zwingend falsch. ich selbst bin auch als Betroffene im Angehörigen-Forum. Einfach auch, um zu beschreiben, wie es in mir aussieht.

Ich finde, du gibst dir sehr dolle die Schuld für etwas, für das du gar nichts kannst. Du möchtest ja nicht krank sein, du bist es einfach.
Tomml hat geschrieben: 18. Mär 2024, 18:04 Meine Frau weiß nicht von Anfang an, an was ich leide. Ich wusste es ja selbst lange nicht. Sehr zeitnah nach der Diagnose habe ich es Ihr gesagt.
Sie beschäftigt sich nicht intensiv damit. Ich habe lange versucht es ihr zu beschreiben. Einfach schwierig und das Thema ist nicht sehr willkommen. Warum sie dann permanent damit belasten ?
Die Frage daran ist, versteht deine Frau denn, was Depressionen sind? Zu wissen, dass du daran leidest ist die eine Seite aber zu verstehen, was Depressionen sind und was sie mit dir machen, ist eine ganz andere Sache.
Tomml hat geschrieben: 18. Mär 2024, 18:04 Dann fahre ich z.B. zu einem geplanten Ausflug plötzlich doch nicht mit, weil ich es in dem Moment einfach nicht kann. Ich meine, da wäre ich vielleicht auch sauer...
Wäre Sie dir auch sauer, wenn du dir z.B. das Bein gebrochen hättest und du deswegen nicht mitfahren kannst? Oder wenn du plötzlich hohes Fieber bekämst? Du kannst nichts dafür, dass du krank bist. Die Schuldgefühle, die hast, um die geht es hier in diesem Thread sehr ausführlich. Genau diese Gefühle können deine Genesung unglaublich herauszögern.
Tomml hat geschrieben: 18. Mär 2024, 18:04 Das alles schreibe ich, weil ich bei allem nicht vergesse, das nicht nur ich leide. Ich bräuchte emotional einfach mehr Zuspruch. Dass es okay ist, wie es jetzt ist. Dass wir das gemeinsam schaffen. Dass sie sich auf eine Zukunft freut, in der das alles nicht mehr präsent ist. Dass sie noch da sein wird, wenn mit mir wieder alles in Ordnung ist. Und dann kämpfe ich halt doch alleine. Zu zweit wäre es leichter.
Und genau so darfst du auch empfinden. Zuspruch und der Gedanke daran, was ist wenn diese dunkle Zeit vorbei ist und du endlich wieder aus dem Nebel treten kannst, ist doch das, woran wir alle uns klammern. Angehörige, sowie Betroffene.
Tomml hat geschrieben: 18. Mär 2024, 18:04 Zu den Sitzungen möchte sie nicht mitkommen, eine Paartherapie lehnt sie ab.
Eine Paartherapie sollte das ganze auch nicht sein. Eher ein Informationsgespräch um zu verstehen, was diese Krankheit mit dir macht. Das du eben nicht böswillig handelst und das alles zu deinem Krankheitsbild gehört. Ein/e Therapeut/in kann auch helfen Vorgehensweisen zu entwickeln und damit Euren gemeinsamen Weg etwas zu erleichtern.
Tomml hat geschrieben: 18. Mär 2024, 18:04 Also lass ich es nur in kleinen Dosen raus, sage ihr aber auch wenn etwas schön war. Wenn es ein schöner Tag war. Ich bedanke mich dann auch bei ihr. Im Endeffekt weiß ich, dass ich es nur alleine schaffen kann. Und das geht besser, wenn nicht alle genervt sind, da ich mit Ablehnung nicht gut umgehen kann.
Das was du hier schreibst, liest sich eher wie Erfahrungsberichte von den Angehörigen hier im Forum. Es muss für dich unglaublich schwer sein, auf die Gefühle anderer so sensibel einzugehen und immer darauf zu achten, dass es anderen damit gut geht, wenn du selbst im Nebel stehst und deine Gefühlslage verstehen musst. Das sind eigentlich Dinge, die ich als Betroffene von meinem Partner höre, wenn er stolz darauf ist, dass ich es geschafft habe an einem Tag spazieren zu gehen oder wenn wir irgendwas außergewöhnliches getan haben.
Ich hoffe wirklich sehr, dass du dich damit nicht übernimmst.
Kann es sein, dass deine Frau ebenso unter mentalen Erkrankungen leidet? vielleicht nicht diagnostiziert aber eventuell siehst du ja Parallelen zu deiner Erkrankung?
Tomml hat geschrieben: 18. Mär 2024, 18:04 Aktiv lasse ich es hier damit auch gut sein. Es ist das falsche Forum, ich bedanke mich für eure Antworten und den Zuspruch und das Gefühl, nicht alleine damit zu sein. Das ist mir viel Wert. Fragen beantworte ich natürlich weiterhin gerne. Ich wünsche jedem hier ganz viel Kraft und Geduld.
Ich wünsche dir alle Hilfe die du kriegen kannst und alles erdenklich Gute für deine Genesung.

LG

DeCiBella
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von Undjetzt »

Lieber Tommi,
du bist hier nicht fehl am Platz. Du erfährst ja im Prinzip selbst, wie wichtig es ist, dass Angehörige sich mit dem Thema auseinandersetzen, um auch nur annährend verstehen zu können, was da gerade im Kopf des Partners vor sich geht.
Da bist du mit deinen Erfahrungen und der Möglichkeit, offen über deine Gefühle zu reden Gold wert. Ich wäre froh, könnte meine Partnerin mir konkret sagen, wie es in ihr aussieht. Was sie fühlt, wo ihre Ängste liegen.
Sicher ist man manchmal auch sauer. Das sollte man aber nicht am Partner auslassen, der das alles ja auch nicht will. Wenn du spontan nicht mit weggehen kannst, dann hat deine Frau zwei Möglichkeiten:
-Sanft und ruhig mit dir reden, geduldig sein und dann klappt es vielleicht doch mit dem Ausflug gemeinsam oder
-Alleine weggehen und akzeptieren, dass du eben nicht mit kannst.

Das Beispiel mit de, gebrochenen Bein ist da recht gut. Wenn ihr immer gemeinsam joggen gehen würdet, wäre sie dann auch böse, weil du mit deinem Gips nicht mitlaufen kannst? Oder würde sie dir gar unterstellen, dass du nicht willst? Ich denke, nicht?

Bleib sehr gern hier, in unserer kleinen Runde. Wir haben das Problem, dass unsere Partner eben nicht so offen reden können. Das macht den Umgang sehr schwer.
Deiner Frau würde ich, wenn es dir besser geht, in einem ruhigen Gespräch einmal ans Herz legen, dass sie die Krankheit, mit all ihren Auswirkungen akzeptieren muss und sie, wie jede Krankheit, dich eben einschränkt. Mal mehr, mal weniger.
Liebe1980
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von Liebe1980 »

Was für mich auch oft schwierig ist, dass man ja wirklich glücklich war. Wir kennen uns ja auch noch nicht so lange und es war in der absoluten Verliebtheitsphase. Es war wunderschön und jetzt ist alles so anders...aber die Gefühle sind ja noch die Gleichen. Eher sogar noch mehr und man weiß, dass der Partner nichts für die Krankheit kann, aber diese Gedanken, ob man es ihm leichter machen würde, wenn man nicht da wäre, ob es an einem selber liegt...was man falsch gemacht hat....Gedankenschleifen, die traurig machen.

Heute und gestern habe ich leider keine Antwort auf "Ich denke an Dich" und "Ich liebe Dich" bekommen. Zwar allgemeine Nachrichten, aber null mit Gefühlen. Die ersten 7,5 Monaten in der Episode war das noch so, aber es wurde immer weniger...und in den letzten 4 Wochen kaum noch. Fehlt ihm nach der langen Zeit vielleicht einfach auch die Kraft? Will er einfach nicht mehr weil alles anstrengend ist? Schämt er sich, weil er weiß, wie ich leide. Man, ich wünschte wirklich, dass man depressiven Menschen helfen könnte. Ich finde es so schlimm, was es den Betroffenen und auch Angehörigen antut. :|
Undjetzt
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von Undjetzt »

Liebe1980 hat geschrieben: 19. Mär 2024, 16:49 Fehlt ihm nach der langen Zeit vielleicht einfach auch die Kraft? Will er einfach nicht mehr weil alles anstrengend ist? Schämt er sich, weil er weiß, wie ich leide. Man, ich wünschte wirklich, dass man depressiven Menschen helfen könnte. Ich finde es so schlimm, was es den Betroffenen und auch Angehörigen antut. :|
Ihm fehlt die Kraft und er KANN nicht! Das musst du unbedingt, dir selbst immer wieder klar machen. Genauso, wie, dass du nichts, wirklich nichts für die Krankheit kannst. Du hast sie nicht bewirkt!
Gehe das im Kopf durch. Frage dich ernsthaft, ob du verantwortlich dafür sein kannst, dass dein Partner krank ist. Kommst du bzgl. der Depression auf ein "ja...vielleicht". Dann frag dich, ob du auch so denken würdest, wenn er eine Grippe, Beinbruch o.ä. hätte. Und dann wieder zurück zur Depression.
Ja. Du bekommst als Partnerin "Alles" ab. Das ist aber von ihm vollkommen unbeabsichtigt und glaube mir, er weiß, dass es für dich schwer ist. Daher distanziert er sich. Er will dir das nicht antun.
Eigentlich ein häufig gelesenes Schema bei Depressionen "Hilf mir! Aber lass mich in Ruhe!" .
Liebe1980
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von Liebe1980 »

Undjetzt - danke dir. Eigentlich weiß ich es ja auch...es ist nur oft, auch nach jetzt 9 Monaten der Episode schwer für mich zu greifen und ich hätte nicht gedacht, dass es noch schlimmer werden könnte, als es die ersten 7-8 Monate war. Wir sind ja ein Paar, aber es fehlen im Prinzip alle klassischen Dinge, die eine Partnerschaft ausmachen...Nähe, Gespräche, Zärtlichkeit, füreinander da sein...aber die Liebe für ihn ist ungebrochen. Wie gesagt, fast noch mehr, weil ich weiß, dass er im tiefsten Inneren nicht so sein will, aber machtlos ist, aktuell etwas zu ändern. Die plötzliche Distanz macht mir aber schwer zu schaffen. Sonst haben wir uns jedes Wochenende gesehen oder auch mehr Tage...und jetzt seit 16 Tagen nicht mehr. Klar, tat es weh, wenn er nur auf dem Sofa lag nach der Arbeit, nicht mit mir Essen wollte, nicht geredet hat und eigentlich nur existierte...aber ich konnte bei ihm sein. Jetzt fühlt es sich noch schlimmer an, weil ich Angst habe, dass ihm auffällt, dass es ohne mich besser ist...egoistischer Gedanke, denn eigentlich will ich nur, dass es ihm gut geht, aber es würde mir das Herz brechen ihn zu verlieren. Ich hoffe so sehr für uns alle hier und für alle betroffenen Menschen, dass es einen Weg aus dem Nebel gibt. Diese Krankheit ist wirklich böse und doch so unterschätzt in der Öffentlichkeit.
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Re: Keine Gefühle

Beitrag von Undjetzt »

Ich klinge jetzt mal wie ein Therapeut.:D
Du weißt es, aber du kannst es nicht akzeptieren.
Das ist ok. Das ist menschlich, aber es ist auch ein Weg in die Depression. Ich habe dazu gelesen, man sollte sich bei Krankheiten mal nicht fragen, " warum" sondern " wozu".
Am Ende ist die Depression auch eher ein Resultat aus irgendwas. Sie selbst ist nichtmal das eigentliche Problem.
Hier wieder das Beispiel Fieber. Das ist gut, erwünscht, es tötet Krankheitserreger. Daher muss man es auch zulassen. Gefährlich wird es nur, wenn es zu lange und zu intensiv ist.
Irgendwann in unserem Leben, passiert etwas. Wir nehmen es wahr, wir sind traurig darüber, aber wir akzeptieren es nicht. Das kommt dann immer wieder. Immer wieder die Trauer, wir lassen sie aber nicht zu..wir wollen sie weg haben, sie ist ein " schlechtes" Gefühl. Dann kommt das nächste Ereignis, und noch eins... wir fühlen uns auf einmal schlecht, haben schlechte Gedanken. Die lassen wir nicht zu. Das ist die Depression. Wir schieben sie weg, sie darf nicht sein, wir wissen noch nicht einmal, dass sie es ist. Dabei will sie uns nur klar machen- da ist etwas- damit musst du dich auseinandersetzen.
Wir schieben es immer wieder weg. Weil traurig sein und diese schlechten Erinnerungen ja blse sind.
Dann kommt die Depression wieder. Stärker als je zuvor.Diesmal schiebt man sie nicht weg. Diesmal zwingt sie einen. Sie reist alle Schubladen auf, holt alles schlechte hervor und wirft es uns vor. Ungeordnet, unkoordiniert, ununterbrochen!

Damit will ich sagen, du versuchst dir die Schuld zu geben, du suchst Erklärung, du kannst nicht akzeptieren, dass du " egoistisch " bist und einfach wieder Liebe spüren willst.
Mach das nicht. Es ist nicht egoistisch, es ist ein vollkommen normaler Wunsch. Wir alle wollen geliebt werden und es spüren. Wenn wir das nicht bekommen, es nicht spüren, sind wir traurig, vielleicht sogar wütend. Auch das ist normal...

So... wenn ich jetzt keinen Doktortitel bekomme, dann weis ich auch nicht. : D
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